1 - Inhaltsverzeichnis [Seite 6]
2 - Vorwort und Danksagung [Seite 14]
3 - Didaktische Struktur des Buches [Seite 18]
4 - Teil I Theoretische Grundlagen kommunikativer Kompetenzen in der Physiotherapie [Seite 20]
5 - 1 Sprache und Professionalität in der Physiotherapie [Seite 22]
5.1 - Sprachlosigkeit und rechtlicher Status der Physiotherapie [Seite 23]
5.2 - Sprache und Professionalisierung [Seite 25]
5.2.1 - Profession [Seite 26]
5.2.2 - Professionalisierung [Seite 27]
5.2.3 - Professionalität (Handlungsebene) [Seite 27]
5.3 - Zusammenfassung [Seite 28]
6 - 2 Kommunikation in der Aus-, Weiterbildung und deutschsprachigen Literatur [Seite 30]
6.1 - Kommunikative Kompetenzen in der Ausbildung [Seite 30]
6.1.1 - Eine Untersuchung zur kommunikativen Kompetenz in der Physiotherapieausbildung in Deutschland [Seite 31]
6.1.2 - Ergebnisse der Untersuchung [Seite 32]
6.1.3 - Diskussion [Seite 36]
6.2 - Kommunikative Kompetenzen in der Weiterbildung [Seite 37]
6.2.1 - Einleitung [Seite 37]
6.2.2 - Fragestellung, Stichprobe, Fragebogen [Seite 38]
6.2.3 - Ergebnisse [Seite 39]
6.2.4 - Diskussion [Seite 41]
6.3 - Das Thema Kommunikation in der deutschsprachigen physiotherapeutischen Fachliteratur [Seite 42]
6.3.1 - Einleitung [Seite 42]
6.3.2 - Die Suchstrategie [Seite 43]
6.3.3 - Die Ergebnisse [Seite 43]
6.4 - Diskussion [Seite 47]
7 - 3 Einführung in die Kommunikationswissenschaften [Seite 48]
7.1 - Was ist Kommunikation? [Seite 50]
7.1.1 - Das Sender-Empfänger-Modell der dialogischen Kommunikation [Seite 51]
7.1.2 - Definitionen von Kommunikation und Interaktion [Seite 53]
7.1.3 - Kommunikation [Seite 56]
7.1.4 - Kommunikationsmissverständnisse [Seite 56]
7.1.5 - Kommunikation und Bezug zum physiotherapeutischen Handeln [Seite 57]
7.1.6 - Verbale und nonverbale Kommunikation [Seite 57]
7.1.7 - Körperkontakt und Distanzzonen in der Physiotherapie [Seite 59]
7.2 - Was sind Kompetenzen? [Seite 61]
7.2.1 - Definition: Kompetenz [Seite 61]
7.2.2 - Sind Kompetenzen «angeboren» oder erlernbar? [Seite 62]
7.2.3 - Kompetenz [Seite 62]
7.2.4 - Die professionelle Handlungskompetenz und die vier Basiskompetenzen [Seite 63]
7.3 - Was sind kommunikative Kompetenzen? [Seite 66]
7.3.1 - Die Ebene der kommunikativen Kompetenzen [Seite 67]
7.3.2 - Eine Ethik der Patientenkommunikation [Seite 68]
7.3.3 - Kommunikative Kompetenzen [Seite 69]
7.3.4 - Zum Erwerb kommunikativer Fähigkeiten [Seite 70]
7.3.5 - Verschiedene Niveaus der kommunikativen Kompetenz [Seite 70]
7.3.6 - Nachtrag: «Schlüsselqualifikationen», «Soft Skills», «Tools» [Seite 70]
7.4 - Zusammenfassung [Seite 71]
8 - 4 Menschliche Kommunikation und ihre Bezugswissenschaften [Seite 74]
8.1 - Anthropologische Aspekte der Kommunikation [Seite 74]
8.1.1 - Das Begrüßungsritual [Seite 75]
8.1.2 - Sprechen und Sprache [Seite 75]
8.2 - Soziologische Aspekte der Kommunikation [Seite 76]
8.2.1 - Soziolinguistik: Sprache und Macht [Seite 76]
8.2.2 - Die informierte Gesellschaft: Information, Gesellschaft und Weltpolitik [Seite 77]
8.2.3 - Der mündige Patient: Partizipation und Kommunikation [Seite 78]
8.3 - Psychologische Aspekte der Kommunikation [Seite 80]
8.3.1 - Wahrnehmung und Kommunikation [Seite 80]
8.3.2 - Bewusstsein und Kommunikation [Seite 83]
8.3.3 - Entwicklung und Kommunikation [Seite 84]
8.4 - Zusammenfassung [Seite 87]
9 - 5 Vier wissenschaftliche Konzepte der therapeutischen Gesprächsführung [Seite 88]
9.1 - Der Beitrag der Psychoanalyse zur Kommunikation [Seite 89]
9.1.1 - Das Unbewusste [Seite 90]
9.1.2 - Die Regression des Patienten [Seite 92]
9.1.3 - Die Übertragung [Seite 93]
9.1.4 - Die Gegenübertragung des Therapeuten [Seite 96]
9.1.5 - Die Asymmetrie der professionellen Gesprächssituation [Seite 99]
9.1.6 - Der Nutzen der Psychoanalyse für die Kommunikation [Seite 99]
9.2 - Der Beitrag der Lerntheorie zur Kommunikation [Seite 100]
9.2.1 - Lernen [Seite 100]
9.2.2 - Eine «Warnung» in eigener Sache [Seite 102]
9.2.3 - Der Behaviorismus [Seite 103]
9.2.4 - Anwendung der Konditionierung in der Desensibilisierung [Seite 107]
9.2.5 - Spiegelneurone - Empathie - Vorbildfunktion [Seite 108]
9.2.6 - Der Kognitivismus [Seite 108]
9.2.7 - Behaviorismus, Kognitivismus und die Kommunikation [Seite 110]
9.2.8 - Der Nutzen der Lerntheorie für die Kommunikation [Seite 113]
9.3 - Der Beitrag der Humanistischen Psychologie zur Kommunikation [Seite 113]
9.3.1 - Die Klientenzentrierte Gesprächsführung nach Carl Rogers [Seite 114]
9.3.2 - Einschätzung und Zusammenfassung [Seite 120]
9.4 - Der kommunikationstheoretische Beitrag [Seite 121]
9.4.1 - Anmerkungen zum systemtheoretischen Ansatz [Seite 121]
9.4.2 - Der konstruktivistische Ansatz [Seite 122]
9.4.3 - Die menschliche Kommunikation nach Paul Watzlawick [Seite 123]
9.4.4 - Kritische Zusammenfassung [Seite 133]
9.4.5 - Angewandte Kommunikationstheorie: Das Kommunikationsmodell von Friedemann Schulz von Thun ( 1981, 2007) [Seite 135]
10 - 6 Kommunikation in Gruppen [Seite 140]
10.1 - Kommunikation als Mehrpersoneninteraktion [Seite 141]
10.1.1 - Gruppendynamische Grundbegriffe [Seite 141]
10.1.2 - Das Verhältnis von Individuum und Gruppe zueinander [Seite 142]
10.1.3 - Zur Entstehung von Gruppen [Seite 143]
10.1.4 - Rollen und Strukturen in der Gruppe [Seite 144]
10.1.5 - Regression und Suggestibilität in Gruppen und Massen [Seite 148]
10.1.6 - Kommunikation in Klein- und Großgruppen [Seite 149]
10.2 - Gruppenarbeit mit der Moderationsmethode [Seite 150]
10.3 - Zusammenfassung [Seite 151]
11 - 7 Interkulturelle Kommunikation [Seite 152]
11.1 - Das Fremde und die Kommunikation [Seite 152]
11.2 - Interkulturelle Kommunikation mit Migranten [Seite 154]
11.2.1 - Migration in Deutschland [Seite 154]
11.2.2 - Generationen, Assimilation und Integration [Seite 155]
11.2.3 - Gesundheitsrisiken und spezifische Barrieren [Seite 156]
11.2.4 - Interkulturelle Kompetenz in der Physiotherapie [Seite 158]
11.3 - Zusammenfassung [Seite 159]
12 - 8 Setting und professionelle therapeutische Beziehung [Seite 160]
12.1 - Definition: Setting [Seite 160]
12.2 - Wesen und Ethik der therapeutischen Beziehung [Seite 161]
12.2.1 - Vertraulichkeit und Datenschutz [Seite 162]
12.3 - Patientenorientierung versus Krankheitsorientierung [Seite 163]
12.4 - Die Bedeutung der personalen Beziehung in der Therapie [Seite 164]
12.4.1 - Die körpernahe Beziehung in der Physiotherapie [Seite 165]
12.4.2 - Der Therapeut als Teil eines «ideellen Gesamttherapeuten» [Seite 165]
12.4.3 - Problem Therapeutenwechsel [Seite 166]
12.4.4 - Therapeutische Beziehung als «Kundenbeziehung» [Seite 166]
12.4.5 - Therapeutische Beziehung als «Klientenbeziehung» [Seite 167]
12.5 - Persönlichkeitsstile und Kommunikation [Seite 168]
12.6 - Die partnerschaftliche Grundhaltung in der Physiotherapie [Seite 171]
12.7 - Die Asymmetrie der therapeutischen Beziehung [Seite 173]
12.8 - «Para-Kommunikation» und professionelle Kommunikation [Seite 173]
12.9 - Zusammenfassung [Seite 175]
13 - Teil II Zur Praxis kommunikativer Kompetenzen in der Physiotherapie [Seite 176]
14 - 9 Techniken der Gesprächsführung [Seite 178]
14.1 - Techniken und Setting [Seite 178]
14.1.1 - Ethische Aspekte der Gesprächstechnik [Seite 179]
14.2 - Einzelne Gesprächstechniken [Seite 180]
14.2.1 - Offenes Gespräch versus Befragung [Seite 181]
14.2.2 - Befragung, Exploration [Seite 181]
14.2.3 - Zuhören, aktives Zuhören [Seite 184]
14.2.4 - Pausen und Schweigen im Gespräch [Seite 186]
14.2.5 - Paraphrasieren oder Spiegeln [Seite 187]
14.2.6 - Inhalte ansprechen [Seite 187]
14.2.7 - Emotionale Inhalte ansprechen [Seite 188]
14.2.8 - Nonverbales Verhalten ansprechen [Seite 189]
14.2.9 - Konfrontieren [Seite 189]
14.2.10 - Sondieren [Seite 190]
14.2.11 - Klarifizieren [Seite 190]
14.2.12 - Deuten [Seite 191]
14.3 - Innere Struktur eines Gesprächsverlaufs: Der «Dreischritt» [Seite 191]
14.4 - Gesprächsführung in einer Erstuntersuchung [Seite 193]
14.5 - Schlussbemerkung [Seite 194]
15 - 10 Transkription einer Erstuntersuchung in der Physiotherapie [Seite 196]
15.1 - Vorbemerkung [Seite 196]
15.2 - Ein Beispiel aus der Praxis: Verbatimprotokoll einer Erstuntersuchung [Seite 197]
15.3 - Graphische Darstellung der Gesprächsstruktur [Seite 207]
16 - 11 Vereinbarungen von Therapiezielen in der Physiotherapie [Seite 208]
16.1 - Ziele und Partizipation [Seite 208]
16.2 - Theoretische Grundlagen von Zielsetzungsvereinbarungen [Seite 209]
16.2.1 - Strukturelle Ebene von Zielsetzungskriterien [Seite 210]
16.3 - Kriterien der Zielsetzung auf der Beziehungsebene [Seite 212]
16.3.1 - Prozesskriterien für Partizipationsebene [Seite 212]
16.3.2 - Mittel zur partnerschaftlichen Beziehungsgestaltung [Seite 213]
16.4 - Umsetzung in die Praxis [Seite 215]
16.4.1 - Frage nach dem [Seite 217]
16.4.2 - Im Anschluss daran kann die [Seite 217]
16.4.3 - erfolgen. [Seite 217]
16.4.4 - Frage nach dem [Seite 217]
16.4.5 - Ein klinisches Beispiel [Seite 217]
16.4.6 - Befund [Seite 218]
16.4.7 - Zielvereinbarung [Seite 219]
17 - 12 Nonverbale Kommunikation und Interaktion - Eine klinische Vignette [Seite 222]
17.1 - Einleitung [Seite 222]
17.2 - Eine klinische Vignette [Seite 224]
17.2.1 - Lilly, 17 Monate [Seite 224]
17.3 - Schlussbemerkung [Seite 226]
18 - 13 Zur Kommunikation mit "schwierigen" Patienten [Seite 228]
18.1 - Was heißt «schwierig»? [Seite 228]
18.2 - Schwierigkeiten auf der Ebene Patient [Seite 229]
18.2.1 - Die Krankheit und das Kranksein [Seite 229]
18.2.2 - Komorbidität mit seelischen Störungen [Seite 230]
18.2.3 - Die Persönlichkeit des Patienten [Seite 232]
18.3 - Schwierigkeiten auf der Ebene Krankheit [Seite 233]
18.3.1 - Krankheitsorientierung versus Patientenorientierung [Seite 233]
18.4 - Schwierigkeiten auf der Ebene Physiotherapeut [Seite 234]
18.5 - Schwierigkeiten auf der Ebene der Institution [Seite 235]
18.6 - Schwierigkeiten auf der Ebene Arzt [Seite 236]
18.6.1 - Interdisziplinäre Kommunikation [Seite 236]
18.7 - Schwierigkeiten auf der Ebene Gesundheitssystem [Seite 236]
18.8 - Umgang mit Konflikten [Seite 237]
18.8.1 - Methoden der Konfliktlösung [Seite 237]
18.9 - Schlussbemerkung [Seite 238]
19 - 14 Zur Interaktion mit chronischen Schmerzpatienten [Seite 240]
19.1 - Einleitung [Seite 240]
19.2 - Das Problem des nicht spezifischen chronischen Rückenschmerzes [Seite 241]
19.3 - Einfluss von Kognition und Emotionen auf die Beschwerden [Seite 242]
19.4 - Einfluss der Einstellung des Therapeuten [Seite 244]
19.5 - Möglichkeiten, einige Störfaktoren aufzudecken [Seite 246]
19.6 - Fazit [Seite 249]
20 - 15 Kommunikation und Interaktion mit behinderten Patienten [Seite 250]
20.1 - Einleitung [Seite 250]
20.2 - Was ist Behinderung? [Seite 250]
20.3 - Kommunikation und Interaktion mit Behinderten in der Physiotherapie [Seite 252]
20.3.1 - Einige Empfehlungen für den therapeutischen Umgang [Seite 252]
20.4 - Die Haltung des Physiotherapeuten [Seite 255]
20.5 - Eine Aufgabe der Physiotherapieausbildung [Seite 256]
21 - 16 Beratung in der Physiotherapie [Seite 258]
21.1 - Was ist Beratung? [Seite 258]
21.2 - Beratung von Patienten [Seite 259]
21.2.1 - Beratungsthemen in der Physiotherapie [Seite 261]
21.2.2 - Formen von Beratung [Seite 261]
21.2.3 - Physiotherapeutisches Selbstverständnis [Seite 263]
21.2.4 - Der Prozess der Beratung [Seite 265]
21.2.5 - Vorbereitung eines Beratungsgesprächs [Seite 266]
21.2.6 - Ablauf eines Beratungsgesprächs [Seite 266]
21.2.7 - Nachbereitung eines Beratungsgesprächs [Seite 268]
21.2.8 - Störfaktoren und Grenzen von Beratung [Seite 268]
21.3 - Beratung unter Kollegen [Seite 269]
21.3.1 - Die Methode der «Kollegialen Beratung» [Seite 270]
21.3.2 - Fallbezogene Teambesprechung [Seite 272]
21.3.3 - Grenzen der Beratung im Team und der interdisziplinären Beratung [Seite 272]
22 - 17 Zum Erwerb kommunikativer Kompetenzen in der Physiotherapie [Seite 274]
22.1 - Methoden des Kompetenzerwerbs [Seite 274]
22.2 - Übung am «standardisierten Patienten» [Seite 275]
22.3 - «Objective Structured Clinical Examination» (OSCE) [Seite 275]
22.4 - Zur Problematik des Rollenspiels [Seite 277]
22.5 - Der reale Patient [Seite 278]
22.6 - Feedback und Reflexion [Seite 279]
22.7 - Zusammenfassung der Methoden [Seite 279]
22.8 - Der Erwerb kommunikativer Kompetenzen am Beispiel des Physiotherapie- Studiums in Fulda/ Marburg [Seite 280]
22.8.1 - Theoretische Grundlagen zum Erwerb kommunikativer Kompetenzen [Seite 280]
22.8.2 - Praktische Übungen zum Erwerb kommunikativer Kompetenzen [Seite 283]
22.8.3 - Weiterentwicklung kommunikativer Kompetenzen nach dem Studium [Seite 285]
22.9 - Schlussbemerkung [Seite 286]
23 - 18 Interdisziplinäre Zusammenarbeit - am Beispiel «Gesundheitszentrum Böttgerstraße, Frankfurt» [Seite 288]
23.1 - Das Konzept und seine Modifikationen [Seite 288]
23.2 - Interdisziplinäre Zusammenarbeit [Seite 289]
23.3 - Schlussbetrachtung [Seite 290]
24 - Literaturverzeichnis [Seite 292]
24.1 - Weiterführende Internetadressen [Seite 302]
25 - Autorenverzeichnis [Seite 303]
26 - Sachwort- und Personenverzeichnis [Seite 307]
12 Nonverbale Kommunikation und Interaktion – Eine klinische Vignette (S. 221-222)
Ute Guckes-Elzer
12.1 Einleitung
Zu mir als Physiotherapeutin mit Bobath-Ausbildung kommen Babys schon im Alter von wenigen Wochen oder Kleinkinder mit den Diagnosen Hypertonus, Hypotonus, Kopfschiefhaltung, Skoliose-Verdacht, motorische Entwicklungsverzögerung, Verdacht auf Spastizität etc. Meine wichtigste Aufgabe ist es zu sehen, ob es sich um eine zerebral bedingte motorische oder um eine – wie auch immer begründete – haltungsbedingte Auffälligkeit handelt. Haltungsbedingte Auffälligkeiten können z. B. durch eine Lageanomalie im Uterus, eine Verschiebung der Schädelnähte unter der Geburt, das Tragen bzw. Liegen im «Maxi-Cosi» oder anderen Tragekörben oder durch einseitiges Handling der Mutter entstehen.
Liegt der Verdacht nahe, dass eine zerebral bedingte Schädigung vorhanden sein könnte, prüfe ich den Muskeltonus, die Hand-Hand-, die Hand-Mund-, Hand- Augen- und Hand-Fuß-Koordination sowie die Gesamtbewegungsformen. Auf diese Weise kann ich sehr früh erkennen, ob es sich um etwas «Ernsthaftes», schwer zu Korrigierendes (z. B. Spastizität, hypotones Bewegungsmuster, Hemiplegie) oder um eine weniger schwerwiegende Beeinträchtigung handelt. Haltungsbedingte Auffälligkeiten bei Kindern spiegeln sich häufig in einer besonderen Interaktion zwischen Mutter und Kind wider.
Eine gestörte Interaktion manifestiert sich sogar als somatisch fassbarer oder funktioneller Befund. Gleich welche Ursache zugrunde liegt, bin ich der Ansicht, dass jede therapeutische Intervention in die Sensomotorik zugleich ein Eingriff in die sensomotorische Reifung und die psychische Entwicklung des Kindes darstellen kann. Die Hypothese lautet, dass der Muskelhypertonus eines kleinen Kindes auch ein Ausdruck einer gestörten Beziehung zur Mutter sein kann. Dieser Blickwinkel ist nicht typisch für die Ausbildung und die Berufspraxis in der Physiotherapie, in der somatische und objektive Perspektiven dominieren und psychodynamische und psychosomatische Konzepte sowie unbewusste Beziehungskonflikte nicht reflektiert werden. Die Diagnostik beginnt mit folgenden Beobachtungen im Sinne einer szenischen bzw. situativen Informationsgewinnung: ,
- Wie kommt die Mutter mit ihrem Baby in die Praxis und wie trägt sie es: am eigenen Körper, wie ein Fremdkörper, quasi im «Einkaufskorb» etc.? ,
- Wie ist das Baby angezogen: zu eng, zu viel, kindgemäß, als Statussymbol etc.? ,
- Wie ist die Kommunikation zwischen Mutter und Baby: Blickkontakt zwischen Mutter und Kind, zwischen Mutter und Therapeutin, zwischen Kind und Mutter, zwischen Kind und Therapeutin? ,
- Wie sehen mikroskopische Trennungssituationen zwischen Mutter und Baby aus, wenn die Mutter ihre Aufmerksamkeit vom Baby abwenden muss z. B. sich die Schuhe auszieht? (Ich bitte Mütter prinzipiell darum, ihre Schuhe vor dem «Babyzimmer » auszuziehen und sich mit mir auf den Teppichboden zu setzen, die Behandlung von Babys und Kleinkindern findet bei mir in der Regel auf dem Boden als natürlichem Erlebnis- und Erfahrungsraum statt, das Babyzimmer ist zudem recht klein.)
- Wie wird das Baby ausgezogen: schnell angefasst, auf die Schwere des Kopfes geachtet, Sprech- und Blickkontakt zwischen Mutter und Kind etc.? Wenn das Baby im Kinderzimmer dann auf der Behandlungsmatte liegt, sind altersspezifische Reaktionen zu beobachten: Kleine Babys bis zum 7. oder 8. Lebensmonat schreien in der Regel nur aus Hunger, Müdigkeit und Unwohlsein. In diesem Fall trete ich als Fremde in den Hintergrund und bitte die Mutter, das Kind zu stillen, zu füttern und mir dabei etwas über ihr Kind zu erzählen.