Schweitzer Fachinformationen
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Kommen wir nun zur Lektion 2, »Bildung«. Gemeint ist die Allgemeinbildung im weiteren Sinne. Sie wundern sich womöglich, was Bildung auf einem persönlichen Erfolgsfahrplan zu suchen hat, zumal das Wort »Bildung« keinen ansprechenden Klang genießt. Im heutigen Sprachgebrauch empfinden viele den Begriff als altmodisch. Im Unterton schwingt die Assoziation »eingebildet« mit. Manche Leser werden sich aus dem Geschichtsunterricht an das steife Bildungsbürgertum der Wilhelminischen Ära erinnert fühlen. Andere denken vielleicht an den Heinz-Rühmann-Film Die Feuerzangenbowle mit seiner verstaubten, universitären Professorenverherrlichung.
Lassen Sie sich nicht irritieren. Die Komponente »Bildung« ist zu allen Zeiten - und erst recht heute - einer der wichtigsten Schlüssel für ein erfolgreiches Leben. Dennoch werden Sie abfällige Bemerkungen hören wie diese: »Bildung, ja mein Gott, das ist doch eine Sache für Geisteswissenschaftler. Wozu brauche ich im modernen Zeitalter überhaupt noch Bildung? Hauptsache, ich komme in meinem Job klar. Und alles darüber hinaus, das finde ich doch im Internet.« Diese Sichtweise ist falsch.
Betrachten wir das Thema daher aus einem anderen Blickwinkel. Im Beruf werden Sie auf Kollegen oder Konkurrenten stoßen, die fachlich ihre Arbeit im Griff haben. Diese können genauso gut Texte redigieren, Anfragen beantworten oder Aktenbearbeiten wie Sie. Es wird nicht ausbleiben, dass Spezialisten Ihren Weg kreuzen, die Ihnen auf Ihrem Fachgebiet überlegen sind.
Das ist aber nicht der springende Punkt. Langfristig sind solche fachbezogenen Kriterien nicht entscheidend. Denn Ihre Laufbahn wird ab einer gewissen Stufe in der Hierarchie oder Verantwortung nicht von Aspekten einer Sachbearbeiterbeurteilung abhängen. Ab diesem Moment kommt die (Allgemein-)Bildung ins Spiel. Den Ausschlag für überdurchschnittlichen Erfolg in Ihrer Karriere oder im Unternehmertum macht Ihr Niveau.
Das Niveau Ihrer Persönlichkeit ist das Resultat eines langen Prozesses, bei dem Sie sich - bewusst oder unbewusst - mit Ihrer Allgemeinbildung auseinandersetzen. Das Streben nach Bildung verhilft Ihnen zu einem besseren Durchblick. Salopp formuliert, zu dem Wissen, wie es im Leben wirklich läuft.
Es geht um den Blick über den Tellerrand und um das Verständnis für die Zusammenhänge, die sich jenseits Ihrer tagtäglichen Beschäftigung abspielen. Je besser Sie den Bildungs- und Kulturhintergrund verstehen, je mehr Sie die Gepflogenheiten der gesellschaftlichen Ordnung kennen, umso leichter werden Sie durchs Leben kommen.
Unterschiedliche Startbedingungen
In puncto Bildungsniveau gehen wir alle mit unterschiedlichen Bedingungen an den Start. Niemand kann sich sein Elternhaus und seine Kindheit aussuchen. Wir haben auch keinen Einfluss auf die Gene, mit denen wir zur Welt kommen. Es gibt begünstigte Menschen, die schon früh im Leben mit Bildungsaspekten in Berührung kommen, doch viele andere sind nicht so privilegiert und mussten erst später den Weg zu Themen der Allgemeinbildung finden.
Ich kann Sie beruhigen. Der Unterschied in den Startbedingungen, was Ihre Bildung angeht, ist kein Beinbruch. Wenn Sie es klug anstellen, werden Sie keine Probleme haben, jedes noch so große Bildungsdefizit auszugleichen. Ich möchte Ihnen das konkret veranschaulichen und skizziere dazu kurz meine eigene Erziehungs- und Bildungsgeschichte.
Aufgrund des Berufes meines Vaters bin ich international aufgewachsen: Kindergarten in London, Grundschulbesuch in Hongkong in englischer Sprache, später folgte eine Gymnasialausbildung in einem erstklassigen Internat. Das waren prägende Jahre.
Trotz all dieser ungewöhnlich guten Voraussetzungen hat sich der richtige Zugang zum Thema Bildung bei mir erst spät eingestellt. Ich war ein ziemlicher Ignorant, völlig einseitig auf berufsbezogene Qualifikationen erpicht. Lange Zeit hat es mir an der Einsicht um die Bedeutung eines guten Bildungsniveaus gefehlt. Im Erwachsenenalter hat es dann endlich »klick« gemacht. Ich habe mich fortan bemüht, meinen geistigen Horizont zu erweitern - und das tue ich bis heute mit Freude.
Es gibt keinen Grund, mit der Vergangenheit zu hadern. Auch wenn Sie es noch so schlecht in Ihrer Jugend angetroffen haben, machen Sie Ihrer Familie keine Vorwürfe. Alte Geschichten gehören ins Fotoalbum. Blicken Sie lieber nach vorn.
Wenn Sie Ihren derzeitigen Bildungsstand analysieren, dann werden Sie auf Lücken und Schwachstellen stoßen. Um diese sollten Sie sich kümmern. Dazu brauchen Sie ein »Korrekturprogramm«, das auf Sie persönlich zugeschnitten ist. Aus dem Kreis meiner Geschäftsfreunde habe ich dazu ein Beispiel für Sie.
Mein Freund, ein erfolgreicher Unternehmer, 76 Jahre alt, ist für mich ein Vorbild. Er stammt aus einer Handwerkerfamilie. Kurz vor dem Abitur verstarb sein Vater. Der Familienbetrieb hatte expandiert. Ein neues Geschäftshaus steckte mitten in der Bauphase. Der Tod des Vaters war eine Katastrophe, denn die Bankschulden drückten und die Bauten waren noch nicht fertiggestellt. Mein Freund musste in dieser prekären Notsituation sofort von der Schule abgehen. Tag und Nacht ackerte er auf der Baustelle. Es gelang ihm die Firma zu retten, die Bauten wurden fertiggestellt und er übernahm die Leitung des Handwerksbetriebs.
Während seine ehemaligen Klassenkameraden an Universitäten studierten und ihre Karrieren antreten konnten, steckte mein Geschäftsfreund in dem kleinen Gewerbebetrieb fest. Und dies, obwohl er in seiner Schulklasse der intelligenteste Schüler gewesen war. Er fühlte sich vom Schicksal benachteiligt. Doch statt sein Los zu beklagen, analysierte er seine Situation messerscharf und entwickelte seinen Korrekturplan.
Er wollte mit dem Handwerksbetrieb seine Existenz absichern, doch die Einkommensmöglichkeiten waren limitiert und daran war nichts zu ändern, selbst mit noch so viel Fleiß. Mit diesen Aussichten war er nicht zufrieden. Deshalb bemühte er sich um internationale Projekte. Diese ermöglichten es ihm, bei bezahlten Kosten die Welt kennenzulernen, Kontakte zu knüpfen und Sprachen zu lernen. So baute er ein Netzwerk an internationalen Kontakten auf. Dieses pflegte er mit viel Einsatz. Er war zudem ein großzügiger Gastgeber. Im Gespräch mit seinen ausländischen Freunden hörte er gut zu. Er war an allem interessiert, was es über Land und Leute zu erfahren gab.
Um der finanziellen Enge seines Handwerksbetriebs zu entkommen, begann er an Wochenenden mit dem Bau einer zusätzlichen Gewerbeimmobilie. Durch geschickte Organisation und dank guter Bauqualität konnte er diese nach kurzer Bauzeit mit erheblichem Gewinn veräußern. Das Kapital investierte er in den folgenden Jahren in den Aufbau eines Gewerbeparks. Um seine Mieter und die Pflege der Anlage kümmerte er sich selbst. Ich schätze sein Privatvermögen inzwischen auf 50 Millionen Euro.
Als Ausgleich für seine fehlende Bildung startete er frühzeitig sein eigenes, systematisches Bildungsprogramm. Bis heute liest er bis zu vier Stunden am Tag querbeet alles, was ihm in die Finger kommt: Politik, Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft, Auslandsnachrichten und alle nur denkbaren Interessensgebiete. Sein Credo lautet: lesen, lesen, lesen. Ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass mein Geschäftsfreund zu den gebildetsten Personen gehört, die ich kenne. Und dies, obwohl er nie eine Universität von innen gesehen hat. Heute geht er auf dem internationalen Parkett ein und aus. Auf Auslandsdelegationsreisen kann er es in Diskussionen mit jedem Minister, Konzernvorstand oder Universitätsprofessor aufnehmen. Übrigens: Seinen Handwerksbetrieb hat er heute immer noch.
Wenn Sie Ihre Potenziale im Leben richtig ausschöpfen möchten, brauchen Sie neben einer gründlichen Ausbildung ein gehöriges Maß an Allgemeinbildung. Wie Sie auf pragmatische Art und Weise dazu kommen, erfahren Sie in den folgenden Abschnitten.
In Lektion 1 erwähnte ich bereits das Stichwort »Wanderjahre«, die hinsichtlich der Allgemeinbildung vielleicht von noch größerer Bedeutung sind. Nicht von ungefähr gingen Handwerksgesellen, Köche und Angehörige anderer Berufe in früheren Zeiten auf Wanderschaft.
Mein Großvater väterlicherseits kam als Zimmermannsgeselle zu Fuß durch die Schweiz und Tschechien. Das war vor dem Ersten Weltkrieg. Die vielfältigen Erfahrungen, die er dabei sammelte, und sein Interesse an Kultur und Geschichte der Länder bildeten die Basis für seinen späteren Erfolg als Architekt und Professor. Er erzählte mir, wie er erst bei seinen vielen Stationen in den Meisterbetrieben und privaten Haushalten begriffen habe, wie unterschiedlich Menschen im Beruf und im Privatleben sein können. Mit diesen Beobachtungen fand er als junger Mensch seine Orientierung.
Bei hanseatischen Kaufleuten gehörte es jahrhundertelang zum guten Ton, nach einer absolvierten Lehre am Stammsitz der Firma...
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