Schweitzer Fachinformationen
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Ich feiere in letzter Zeit ein mittelprächtiges Comeback.
Hier eine Italo-Festa, da ein bisschen Bargeklimper. Und ein grandioooser Auftritt bei einem Aids-Fernsehmarathon - mit meiner »Lady of Spain« fuhr ich zehn Mille an Spenden ein und kam obendrein in den Genuss einer Studentin, die Zuschaueranrufe entgegennahm, wenn sie mir in der Garderobe nicht gerade einen blies. Daddy-O ist auf Video erschienen, und Filmkritiker mit einem Faible für 50er-Jahre-Kitsch nerven mich mit Interviewwünschen.
Bei ihren Fragen schlägt mein Gedächtnis Purzelbäume. Es ist wieder 1958 - und ich bin ein Akkordeonspieler/Sänger, der für ein paar lumpige Kröten die Hauptrolle in einem B-Movie übernommen hat. Haben Sie »Rock Candy Baby« und »Angel Act« selbst geschrieben? Hatten Sie was mit Ihrer Partnerin, der Blondine aus der Mark-C.-Bloome-Reklame? Von wem stammten Ihre Kostüme, und wer war Ihr Stunt-Double? Wie haben Sie den 51er Ford zum Schweben gebracht, mit den Bullen dicht auf den Fersen - die Einstellung wirke zwar echt, sei aber doch ziemlich schlampig in den Film geschnitten?
Ich versuche, ehrliche Antworten zu geben.
Ich verkaufe den schwebenden Wagen als Spezialeffekt.
In Wahrheit habe ich diese aufgemotzte/hochfrisierte/tiefergelegte Scheißkarre zum FLIEGEN gebracht. Und dazu gibt es eine Geschichte - mein liebevoller Abschied vom damaligen L.A.
Ich ging baden.
Und zwar mit Pauken und Trompeten: schweißnasse Hände, leichter Tatterich. Meine Begleitband schien zu schwimmen - dabei war ich kurz vorm Ertrinken. Das GROSSE MUFFENSAUSEN packte mich bei den Eiern; Schlagzeilen in Riesenlettern: »Contino bringt Crescendo-Publikum zum Gähnen!«
»Contino vergeigt Sunset-Strip-Premiere!«
Vom »Bumble Boogie« zu »Ciriciribin« - eine Akkordeon-Breitseite ins Auditorium. Ich knautschte den Balg aus Leibeskräften; mein Gehirn gab meinen Fingern einen falschen Befehl. Meine Finger gehorchten - ich hämmerte das Finale von »Tico Tico«. Eine ansteckende Krankheit: Meine Band stieg ein mit einem Thema aus der »Rhapsody in Blue«.
Ich stand da wie angewurzelt.
Das Saallicht ging an. Ich sah Leigh und Chrissy Staples, Nancy Ankrum, Kay Van Obst. Meine Frau, meine Freunde - und einen Haufen Premierentiger, denen das Entsetzen ins Gesicht geschrieben stand.
Hinter mir verröchelte die »Rhapsody in Blue«. Das GROSSE MUFFENSAUSEN packte mich bei den Eiern und DRÜCKTE ZU.
Ich versuchte es mit einem lockeren Spruch. »Ladies und Gentlemen, das war der >Dissonance Jump<, ein neues, experimentelles Zwölftonstück.«
Meine Freunde gickelten. Ein Trottel mit Legionärsfotze auf dem Kommisskopp grölte: »Drückeberger!«
Totenstille hallte durch den Saal. Ich musterte Joe Patriot: schnapsgerötete Visage, Legionärsmütze, Legionärsarmbinde. Meine Rechtfertigungsarie stand wie eine Eins: Ich war in Korea, bin ehrenvoll entlassen und von Harry S. Truman begnadigt worden.
Nein, besser: »Du kannst mich. Deine Mutter kann mich. Und dein Köter kann mich auch.«
Der Legionär erstarrte. Ich erstarrte. Leigh erstarrte zu einem tiefgefrorenen Lächeln und sah, wie (mindestens) zwei Wochen à zwei Mille sich in Rauch auflösten.
Der ganze Saal erstarrte.
Ich wurde mit Cocktailresten bombardiert: mit Rumfrüchten, Oliven, Eis. Von meinem Akkordeon tropften Maraschinokirschen - ich streifte es ab und verstaute es hinter einem Bühnenscheinwerfer.
Mein Gehirn gab meinen Fäusten einen falschen Befehl: Joe Patriot die Fresse polieren. Ich sprang von der Bühne und stürzte mich auf ihn. Er kippte mir seinen Drink ins Gesicht; reiner Alkohol verätzte mir die Augen, und auf einmal war ich blind. Ich spotzte, blinzelte und schlug wild um mich. Drei Schwinger gingen daneben; der vierte saß - der Treffer hatte eine solche Wucht, dass ich wie Wackelpudding zitterte. Meine Sehkraft kehrte zurück - und vor mir stand Mr America und spuckte Zähne.
Irrtum.
Joe Legionär war weg. An seiner Stelle krümmte sich, mit einer zentimetertiefen Wunde in der Wange, die mein über und über mit falschen Steinen besetzter Ehering verursacht hatte: Cisco Andrade, der aussichtsreichste Anwärter auf den Weltmeistertitel im Leichtgewicht.
Die County-Bullen stürmten den Saal und schwärmten aus. In ihrem Schlepptau: Deputy Dot Rothstein, ein gut 100 Kilo schweres Mannweib mit einer Schwäche für meine Freundin Chris Staples.
»Du dämlicher Vollidiot«, sagte Andrade.
Ich weinte Gin; meine linke Hand pochte. Plötzlich nahm der Hauptsaal des Crescendos surreale Züge an:
Hier Leigh, die den Cops die alte Platte von »Dick Contino, McCarthy-Opfer« vorspielt. Da der Legionär, der meinem Saxofonisten ein Autogramm abluchst. Dot Rothstein hängt die Nase in den Wind - mein Drummer hat sich mit einem Joint hinter die Bühne verzogen. Chrissy macht einen großen Bogen um Big Dot - seit Chris für die Polente eine Lesbe geködert hat, ist Dotty höllisch spitz auf sie.
Schreie. Finger zeigten auf mich. Mickey Cohen mit seiner Bulldogge Mickey Cohen jr., die ihre Schnauze prompt in einer Schale Cocktailnüsse versenkte. Mickey sen. - der Heilige Vater der Bumslokale - steckte dem Einsatzleiter ein Bündel Scheine zu. Andrade drückte meine lädierte Hand - mir kamen die Tränen. »Du spielst bei der Geburtstagsfeier von meinem Sohn. Und zwar als Chucko, der Clown, verkleidet, er fliegt nämlich auf Clowns. Dann sind wir quitt. Kapiert?«
Ich nickte. Andrade ließ meine Hand los und betupfte seine Wunde. Mickey Cohen gab sich die Ehre und setzte noch eins drauf. »Dann könntest du doch eigentlich auch bei der Geburtstagsparty meiner Nichte auftreten, als Davy Crockett verkleidet, mit Waschbärmütze und allem Drum und Dran. Nicht wahr?«
Ich nickte. Die Polypen verließen einer nach dem anderen den Saal - ein Deputy zeigte mir den Stinkefinger und brummte: »Drückeberger!«
Mickey Cohen jr. schob mir die Schnauze zwischen die Beine. Ich versuchte ihn zu streicheln - das Mistvieh schnappte nach meinem Sack.
Leigh und Chris erwarteten mich im Googie's. Nancy Ankrum und Kay Van Obst kamen nach - wir quetschten uns zu viert an einen Tisch.
Leigh holte ihren Notizblock aus der Tasche. »Steve Katz war stinksauer. Er hat seinen Buchhalter angewiesen, deine Abendgage um die Hälfte zu kürzen.«
Meine Hand pochte noch immer - ich fummelte das Eis aus Chrissys Wasserglas. »Fünfzig Piepen?«
»Vierzig und ein paar Zerquetschte. Sie schenken dir keinen Penny.«
Dämonen lauerten: Leighs Geburtshelfer, der Repoman von Yeakel Olds. Ich sagte: »Das Baby können sie uns wohl schlecht wieder wegnehmen.«
»Nein, aber den Starfire 88, mit dessen Raten du drei Monate im Rückstand bist. Ach, Dick, musste es denn unbedingt ein Continental Kit mit >Kustom-King<-Sitzen und diesem grässlichen Akkordeon auf dem Kühler sein?«
Chrissy: »Typisch Italiener. Buddy Greco hat die gleiche Karre, da konnte Dick natürlich nicht nachstehen.«
Kay: »Mein Mann hat auch einen 88. Er sagt, die >Kustom-King<-Sitze sind so weich, dass er auf dem San Bernardino Freeway fast mal eingeschlafen wär.«
Nancy: »Chester Boudreau, mein absoluter Lieblings-Sexkiller, schwor auf Oldsmobiles. Er meinte, die rundliche Form des Oldsmobile hätte vor allem die Kinder magisch angezogen.«
In schönster Harmonie: mein Damentrio. Chrissy sang bei Buddy Greco und dealte mit Dexedrin; Nancy spielte in Spade Cooleys Frauencombo die Posaune und verkehrte - brieflich - mit der Hälfte aller Perversen in San Quentin. Kay: Landesvorsitzende des Dick-Contino-Fanklubs. Wir kennen uns seit meiner Army-Affäre: Kays Mann Pete leitete das FBI-Kommando, das mich damals wegen Fahnenflucht hochgenommen hat.
Unser Essen kam. Nancy schwärmte vom »Würger von West Hollywood« - irgendeinem Tier, das nur ein paar Ecken weiter, in einer Seitenstraße des Strip, zwei turtelnde Liebespärchen erledigt hatte. Chris bejammerte meine Crescendo-Schlappe und greinte, weil Buddys Mocambo-Engagement in vierzehn Tagen auslief.
Nancy fiel ihr ins Wort: Das Würgerfieber hatte sie gepackt. Sie schloss jetzt schon Wetten ab: Der Würger werde als Psychokiller Nr. 1 des Jahres 1958 in die Geschichte eingehen.
Leigh ließ mich in ihren Augen lesen:
Deine Freunde unterstützen deine Mätzchen. Ich nicht.
Dein männliches Imponiergehabe hat uns vier Mille gekostet. Wenn du mit Fäusten gegen deinen Ruf als FEIGLING kämpfst, machst du alles nur noch schlimmer.
Radioaktive Augen - ich entging ihnen via Small Talk. »Chrissy, hast du gemerkt, wie Dot Rothstein dich angegafft hat?«
Chris würgte einen Bissen...
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