Schweitzer Fachinformationen
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Letzten Sommer. Dinge vom letzten Sommer, an die ich mich erinnern kann. Viel in Clubs rumgehangen: The Wire, Nowhere Club, Land's End, The Edge. Aufputschpillen morgens um drei bei Canter's. Von einer Reklametafel auf dem Sunset grinst höhnisch ein riesiger grüner Totenkopf mit Kapuze auf die Autofahrer runter, hält eine Sammelbüchse, winkt mit seinen Knochenfingern. Ein Transvestit im Bikini, der in der Schlange vor einem Kino steht. In diesem Sommer sah ich überhaupt eine Menge Transvestiten. Das Abendessen bei Morton's mit Blair, wo sie mich bat, nicht nach New Hampshire zu gehen. Ein Zwerg, der in einen Renault Corvette klettert. Mit Julian bei einem Konzert von den Go-Go's. Eine Party bei Kim an einem heißen Sonntagnachmittag. B 525 im Radio. Gazpacho, eine spanische kalte Tomatensuppe, Chili von Chasen's, Hamburger, Bananendaiquiris, Sahneeis Marke Double Rainbow. Zwei englische Jungs, die am Pool rumhängen und mir erzählen, wie gern sie bei Fred Segal arbeiten. In diesem Sommer schienen alle jungen Engländer bei Fred Segal zu arbeiten. Ein dünner französischer Junge, mit dem Blair ins Bett geht, raucht einen Joint, steckt seine Füße in den Whirlpool. Ein großer schwarzer Rottweiler beißt ins Wasser und schwimmt durch das Becken. Rip spaziert mit einem Plastikauge im Mund rum. Ich starre immer nur an den Palmen vorbei in den Himmel.
Heute Abend soll im Palace jemand spielen, aber Blair ist betrunken, und Kim entdeckt Lene vor dem Club, und die beiden stöhnen auf, und Blair wendet und fährt zurück. Ein Mädchen namens Angel wollte eigentlich mitkommen, aber heute Nachmittag ist sie in den Abfluss von ihrem Whirlpool geraten und beinahe ertrunken.
Kim sagt, dass die Garage neu eröffnet hat, irgendwo auf der La Brea, und Blair fährt die ganze La Brea entlang und dann die ganze La Brea wieder zurück und dann die ganze Straße noch mal hin und her, und sie kann die Garage nicht finden. Blair lacht und sagt: »So was Albernes« und lässt eine Kassette von Spandau Ballet laufen und dreht voll auf.
»Dann gehen wir halt in das blöde Edge«, brüllt Kim. Blair fängt an zu lachen und sagt dann: »Na gut.«
»Was meinst du, Clay? Sollen wir ins Edge?«, fragt Kim.
Ich hocke auf dem Rücksitz und bin schon betrunken und zucke die Achseln, und als wir endlich im Edge sind, zieh ich mir noch zwei Drinks rein.
Der Discjockey, der heute im Edge die Musik macht, läuft mit freiem Oberkörper rum, und seine Brustwarzen sind durchstochen, und er hat einen Cowboyhut auf, und zwischen den einzelnen Songs murmelt er immer »Hipp-Hipp-Hurra«. Kim sagt zu mir, dass sich der Discjockey offenbar nicht entscheiden kann, ob er auf Macho oder New Wave machen soll. Blair stellt mir eine Freundin von sich vor, die Christie heißt und in einer neuen ABC-Fernsehshow mitmacht. Lindsay, ihr Freund, ist groß und hat unheimliche Ähnlichkeit mit dem Jungstar Matt Dillon. Lindsay und ich gehen die Treppe rauf zur Toilette und ziehen uns auf einem Klo ein bisschen Koks rein. Über dem Waschbecken, auf dem Spiegel, steht in großen schwarzen Buchstaben: »Das Reich des Stumpfsinns.«
Lindsay und ich gehen aus der Toilette und setzen uns an die Bar im oberen Stock, und er erzählt mir, dass nirgendwo in der Stadt besonders viel los ist. Ich nicke und konzentriere mich auf das aus- und angehende Strobolicht, das über die große Tanzfläche zuckt. Lindsay zündet mir die Zigarette an und beginnt, auf mich einzureden, aber die Musik ist laut, und ich kann kaum was verstehen. So ein Surfertyp rempelt mich an und grinst dann und fragt mich, ob ich Feuer habe. Lindsay hält dem Jungen ein Feuerzeug unter die Nase und grinst zurück. Dann breitet sich Lindsay darüber aus, dass er in den letzten vier Monaten keinen Menschen über neunzehn kennengelernt hat. »Das haut dich vom Hocker, was?«, brüllt er über die Musik hinweg.
Lindsay steht auf und sagt, dass er seinen Dealer, eine Frau, entdeckt hat und dass er gleich mal mit ihr reden muss. Ich bleibe allein an der Theke sitzen und mach mir noch eine Zigarette an, bestell mir noch einen Drink. Ein dickes Mädchen sitzt ebenfalls allein an der fast leeren Theke und versucht, sich mit dem Barkeeper zu unterhalten, der genau wie der Discjockey ohne Hemd ist und hinter der Theke zu der Musik tanzt, die aus den riesigen Lautsprechern dröhnt. Das dicke Mädchen hat eine Menge Make-up im Gesicht, und sie trinkt ihr Tab mit einem Strohhalm und trägt lila Calvin-Klein-Jeans und dazu passende Cowboystiefel. Der Barkeeper hört ihr gar nicht zu, und ich kann mir auf einmal genau vorstellen, wie sie irgendwo in der Stadt allein in einem Zimmer hockt und darauf wartet, dass das Telefon läutet. Das dicke Mädchen bestellt sich noch ein Tab. Die Musik unten bricht plötzlich ab, und der Discjockey kündigt an, dass in zwei Wochen eine Minirock-Strandparty in den Florentine Gardens stattfindet.
»Heut Nacht ist ja wirklich was los«, erzählt das dicke Mädchen dem Barkeeper.
»Ja, wo denn?«, fragt der Barkeeper.
Das Mädchen schaut einen Moment lang verlegen auf den Boden und bezahlt ihr Tab, und ich kann es kaum verstehen, als sie »Irgendwo halt« murmelt, und dann steht sie auf und macht den obersten Knopf von ihrer Jeans zu und geht weg, und irgendwann später an diesem Abend wird mir klar, dass ich noch zwei Wochen zu Hause vor mir habe.
Der Psychiater, zu dem ich gehe, erzählt mir, dass er eine neue Idee für ein Drehbuch hat. Statt ihm zuzuhören, lege ich ein Bein über die Lehne von seinem schicken riesigen schwarzen Leder-Bürostuhl und zünde mir eine Zigarette an, eine Nelkenzigarette diesmal. Der Typ redet endlos auf mich ein, und alle paar Sätze streicht er sich mit den Fingern über den Bart und schaut mich an. Ich habe meine Sonnenbrille auf, und er weiß nicht ganz genau, ob ich ihn auch anschaue, aber das tu ich. Der Psychiater redet immer weiter, und irgendwann spielt es überhaupt keine Rolle mehr, was er sagt. Er legt eine Pause ein und fragt mich dann, ob es mir Spaß machen würde, ihm dabei zu helfen. Ich erkläre ihm, dass ich kein Interesse daran habe. Der Psychiater sagt so was Ähnliches wie: »Clay, du weißt doch, dass wir beide uns gemeinsam gefragt haben, wie du mehr Aktivität entwickeln könntest, statt immer so passiv zu sein, und ich glaube, es wäre eine gute Idee, wenn du mir bei diesem Drehbuch helfen würdest. Zumindest könnte das ein Behandlungsschritt sein.«
Ich murmel irgendwas, blas den Rauch von meiner Nelkenzigarette in seine Richtung und schau aus dem Fenster.
Ich stelle mein Auto vor Trents neuem Apartment ab, dem Apartment, in dem er während des Semesters wohnt, das nur wenige Minuten von der U.C.L.A. entfernt ist. Rip kommt an die Tür; schließlich ist er ja Trents neuer Dealer, schließlich hat Trent es ja nicht geschafft, Julian zu finden.
»Rat mal, wer hier ist«, sagt Rip zu mir.
»Wer?«
»Rat mal.«
»Sag's mir endlich.«
»Ein junger, reicher Iraner - steht ganz zu deiner Verfügung.« Rip schiebt mich ins Wohnzimmer. »Da ist er: Atiff.«
Atiff, den ich seit dem Examen nicht mehr gesehen habe, sitzt auf der Couch. Er trägt Slipper von Gucci und einen teuren italienischen Anzug. Atiff studiert im ersten Semenster an der U.S.C. und fährt einen schwarzen 380er SL.
»Oh Clay, wie geht's dir, mein Freund?« Atiff erhebt sich von der Couch und schüttelt mir die Hand.
»Ganz gut. Und dir?«
»Oh, sehr, sehr gut. Ich bin gerade erst aus Rom zurückgekommen.«
Rip geht aus dem Wohnzimmer und in Trents Zimmer und schaltet MTV ein und dreht die Lautstärke auf.
»Wo ist eigentlich Trent?«, frage ich und überlege mir, wo die Hausbar sein könnte.
»Unter der Dusche«, sagt Atiff. »Du siehst hervorragend aus. Wie war's in New Hampshire?«
»Ganz gut«, sage ich und grinse rüber zu Trents Mitbewohner Chris, der am Küchentisch sitzt und gerade telefoniert. Er grinst zurück und steht auf und fängt an, ganz nervös in der Gegend rumzulaufen. Atiff redet über Clubs in Venedig und darüber, auf welche Weise er in Florenz einen Louis-Vuitton-Koffer verloren hat. Er zündet sich eine dünne italienische Zigarette an.
»Ich bin vorgestern Abend zurückgekommen, weil man mir gesagt hat, dass die Seminare bald wieder anfangen. Ich weiß nicht genau, wann, aber es soll doch ziemlich bald sein.« Er unterbricht sich. »Diese Party von Sandra gestern Abend, bei Spago, bist du zufällig da gewesen? Nein? War auch nicht so gut.«
Ich nicke und sehe rüber zu Chris, der den Hörer aufknallt und »Scheiße« brüllt.
»Stimmt was nicht?«, fragt Atiff.
»Meine Gitarre ist mir geklaut worden, und ich hatte ein bisschen Desoxyn drin versteckt, aber das Zeug war für jemand anders.«
»Was machst du eigentlich?«, frage ich Chris.
»Ach, ich häng so 'n bisschen an der U.C.L.A. rum.«
»Haste irgendwas Bestimmtes belegt?«
»Ja, glaub schon.«
»Chris komponiert auch«, sagt Trent, der plötzlich ins Zimmer kommt, nur in Jeans, mit nassen Haaren, die er...
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