Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Polizeichef Truman Daly schlug die Tür seines Chevrolet Tahoe zu und hob eine Hand, um sein Gesicht vor der Hitze des Feuers zu schützen. Er machte einen halben Schritt nach hinten und stieß gegen seinen Wagen. Die alte Scheune war in Flammen gehüllt, die hoch in den schwarzen Nachthimmel aufloderten.
Da ist nichts mehr zu retten.
Er hatte geglaubt, in sicherer Entfernung vom Feuer geparkt zu haben, doch dass seine Wangen förmlich verbrannten, gab ihm zu denken.
Rasch zog er die Krempe seines Cowboyhuts herunter, um sein Gesicht zu schützen, ignorierte die in ihm aufkommenden Erinnerungen an ein früheres tödliches Feuer und lief auf die beiden Streifenwagen des Deschutes County-Sheriffs zu, die vor ihm eingetroffen waren. Die beiden Deputys standen hinter ihren Autos, sprachen in ihre Funkgeräte und beäugten die hoch aufragenden Flammen.
Es gab nichts, was sie tun konnten. In der Ferne jaulte leise eine Sirene, aber Truman wusste, dass die Feuerwehr zu spät kam. Ihr Ziel war es, ein Übergreifen des Feuers auf den Wald und die benachbarten Ranches zu verhindern.
»Hey, Chief«, rief einer der Deputys über das Getöse des Feuers hinweg und trat näher.
Truman erkannte den älteren Deputy. Ralph irgendwas. Den anderen Mann kannte er nicht.
»Haben Sie hier jemanden gesehen?«, fragte Truman, der wusste, dass sie die Scheune auf keinen Fall betreten konnten.
»Nein«, antwortete Ralph. »Wir sind seit fünfzehn Sekunden hier und hatten nicht die geringste Chance, einen Blick hineinzuwerfen.« Der junge Deputy neben ihm nickte nachdrücklich.
»Suchen wir die Umgebung ab«, sagte Truman.
»Sie gehen rechts um die Scheune herum und wir links«, schlug Ralph vor.
Truman nickte und näherte sich der Rückseite der brennenden Scheune, wobei er viel Platz zwischen sich und dem heißen Inferno ließ und die frische Novemberluft begrüßte. Das Feuer ist in den wenigen Sekunden, die ich hier bin, sehr viel größer geworden. In den letzten zwei Wochen hatte es in der Nähe seiner kleinen Stadt Eagle's Nest in Central Oregon drei weitere Brände gegeben. Weder die Polizei noch die Feuerwehr hatten den Serienbrandstifter bisher erwischen können, und dies war das bisher verheerendste Feuer. Zuerst hatte ein verlassenes Auto gebrannt, danach eine Mülltonne. Zuletzt war es ein kleiner Schuppen gewesen.
Er eskaliert.
Der Schweiß lief ihm den Rücken hinunter, und das nicht nur vom Feuer. Ich hasse Brände. Er eilte zwischen den Salbeibüschen und Felsen hindurch und suchte auf dem gut beleuchteten Boden nach Hinweisen auf mögliche Opfer oder Brandbeschleuniger. Etwa fünfzig Meter entfernt ragten mehrere Gelbkiefern in die Höhe, und Truman war sehr dankbar dafür, dass es in unmittelbarer Umgebung der Scheune nichts Brennbares gab. Früher hatten dort ein paar kleine Gehege gestanden, deren Zäune jedoch im Laufe der Zeit zusammengebrochen und fast vollständig verrottet waren. Er bezweifelte, dass die alte Scheune in den letzten zehn Jahren benutzt worden war.
Dieses vierte Feuer brannte mehrere Kilometer außerhalb der Stadtgrenze, aber sobald man ihn benachrichtigt hatte, war er aus dem Bett gesprungen und hatte sich angezogen. Der Brandstifter machte ihn wütend, und Truman nahm nun jedes Feuer persönlich. Er konnte sich die Freude dieses Mistkerls überdeutlich vorstellen, der immer wieder die Polizei und Feuerwehr auf den Plan rief, um sein Werk zu löschen.
Eines Tages wird er jemanden verletzen.
Die Sirenen der Feuerwehrautos wurden lauter, und auf einmal übertönten zwei Schüsse das Getöse der Flammen.
Truman ließ sich auf den Bauch fallen und rollte sich hinter einen Felsen, zog dabei auch gleich seine Waffe. Wer schießt denn da? Er erstarrte, lauschte und versuchte, das Dröhnen in seinen Ohren zu ignorieren.
Zwei weitere Schüsse.
War das ein Schrei?
Mit rasendem Herzen wählte er den Notruf, meldete Schüsse und wies die Zentrale an, sofort die näher kommenden Feuerwehrfahrzeuge zu verständigen. Er beendete den Anruf und bewegte sich langsam aus seinem Versteck hinter dem Felsen heraus, hielt dabei allerdings die Augen nach dem Schützen offen. Wer hat da eben geschossen?
Die Officers aus Eagle's Nest hatten bei den vorherigen Bränden nie jemanden am Tatort angetroffen. Warum ist es diesmal anders?
Truman setzte den Rundgang um die Scheune fort und behielt die Waffe im Anschlag und den Blick auf die Schatten des Geländes hinter der Scheune gerichtet. Das Licht der Flammen reichte noch einige Meter in die Dunkelheit hinein, aber jenseits davon war es stockdunkel. Dort konnte durchaus jemand unbemerkt lauern. Truman schlug einen etwas größeren Bogen, um die Schatten als Deckung zu nutzen.
Sein Hemd war schweißgetränkt, und seine Sinne waren in höchster Alarmbereitschaft, als er die Rückseite der Scheune umrundete und zwei reglose Gestalten auf dem Boden entdeckte.
Im flackernden Licht erkannte er die Uniformen des Deschutes County.
Bei Gott, bitte nicht!
Er verschmolz noch mehr mit der Dunkelheit und suchte überall angestrengt nach dem Schützen. Die Flammen ließen in alle Richtungen zuckende Schatten entstehen, und sein Blick huschte von einer falschen Bewegung zum nächsten irritierenden Schatten. Er verdrängte seine Angst, da er wusste, dass er nachsehen musste, ob die Officers noch am Leben waren, selbst wenn er sich dadurch in Gefahr brachte.
»Scheiß drauf.« Truman rannte über die freie Fläche, spürte, wie die Hitze sein Hemd versengte, und landete neben dem nächsten Körper auf den Knien. Er rüttelte an Ralphs Schulter, schrie und tastete an seinem Hals nach dem Puls. Der Officer hatte einen Kopfschuss erlitten, und Truman wandte den Blick ab, nachdem er die klaffende Austrittswunde an der Wange bemerkt hatte.
Ich sollte keine Zähne sehen können.
Er konnte keinen Puls finden.
Geduckt eilte er zum nächsten Officer. Aus dem Hals des jungen Deputys floss Blut, und sein verzweifelter Blick begegnete Trumans. Er hatte die Augen weit aufgerissen und bewegte hektisch die Lippen, ohne einen Ton von sich zu geben, während seine Arme und Beine ruhig dalagen. Anscheinend konnte der Deputy nur mit den Augen kommunizieren, und er war eindeutig verängstigt.
Eine Wirbelsäulenverletzung?
Er weiß, dass es schlecht um ihn steht.
Truman riss sich den Mantel vom Leib und drückte ihn auf die Wunde am Hals des Deputys. Die Feuerwehrfahrzeuge mit den großen Wassertanks kamen über die lange, zerfurchte Straße auf die Scheune zu, und Truman suchte seine Umgebung abermals nach dem Schützen ab.
Ich sitze hier wie auf dem Präsentierteller.
Aber er konnte den Deputy nicht einfach hier liegen lassen. Er schaute dem Mann direkt in die Augen. »Sie werden wieder gesund. Eben ist Hilfe eingetroffen.«
Der Mann blinzelte ihn an, hielt seinen Blick und schnappte nach Luft. Truman entdeckte sein Namensschild an seiner Uniformjacke. »Halten Sie durch, Deputy Sanderson. Sie schaffen das.«
Die Lippen des Mannes bewegten sich, und Truman beugte sich weiter zu ihm herunter, aber aus Sandersons Mund drang kein Laut. Truman ignorierte die zunehmende Hitze in seinem Rücken und zwang sich zu einem beruhigenden Lächeln. »Es wird alles gut.« Er blickte auf und war dankbar, dass sich zwei Feuerwehrmänner vorsichtig näherten, einen großen Bogen um das Feuer machten und die Umgebung sorgfältig absuchten.
Sie haben von dem Schützen erfahren.
Ein gewaltiger Luftstoß traf ihn von hinten, hob ihn hoch und schleuderte ihn an Deputy Sanderson vorbei. Er schlug mit dem Gesicht voran auf dem Boden auf, wobei ihm die Wucht den Atem raubte und sich Kies in seine Wange und seine Lippen bohrte. Erst dann erreichte ihn das Geräusch der Explosion und raubte ihm fünf Sekunden lang das Gehör. Er lag im Dreck, und seine Ohren klingelten, während er verzweifelt versuchte, sich zu orientieren. Ein alter Schrecken stieg aus den Tiefen seines Unterbewusstseins empor. Mühsam kämpfte er ihn nieder und machte eine mentale Bestandsaufnahme seines Körpers, wobei er den Sand ausspuckte.
Ich bin am Leben.
Sanderson.
Er stemmte sich auf die Hände und zitternden Knie und drehte sich um, damit er den verletzten Mann sehen konnte, über den er hinweggesegelt war.
Leere Augen starrten an ihm vorbei. Die Lippen bewegten sich nicht länger.
»Neiiiin!« Truman stürzte sich auf den Deputy und schüttelte ihn, doch der Mann hatte sein Leben ausgehaucht.
Das Feuer wütete weiter.
Am Morgen nach dem Brand starrte Special Agent Mercy Kilpatrick auf den rauchenden Haufen aus verbrannten Brettern. Die alte Scheune hatte keine Chance gehabt. Sie war schon zu Mercys Kindheit uralt, brüchig und trocken gewesen. Demzufolge wunderte es kaum, dass sie jetzt, zwei Jahrzehnte später, in Flammen aufgegangen war, als hätte man sie mit Benzin getränkt.
Eine Freundin aus Kindertagen hatte einst auf dieser Farm gelebt, und Mercy hatte viele Stunden damit verbracht, in der Scheune und auf dem umliegenden Gelände herumzustöbern, nach kleinen Tieren zu suchen und so zu tun, als sei die Scheune ihr Schloss. Nachdem ihre Freundin weggezogen war, hatte Mercy diesen Ort bis zum heutigen Tag nicht wieder aufgesucht.
Jetzt war sie FBI-Agentin und untersuchte den Mord an den beiden Officers. Und sie war eine sehr wütende FBI-Agentin. Dafür hatte die kaltblütige Ermordung ihrer in Blau gekleideten Kollegen gesorgt - und ebenso wie ihr ging es jeder...
Dateiformat: ePUBKopierschutz: Wasserzeichen-DRM (Digital Rights Management)
Systemvoraussetzungen:
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet - also für „fließenden” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Mit Wasserzeichen-DRM wird hier ein „weicher” Kopierschutz verwendet. Daher ist technisch zwar alles möglich – sogar eine unzulässige Weitergabe. Aber an sichtbaren und unsichtbaren Stellen wird der Käufer des E-Books als Wasserzeichen hinterlegt, sodass im Falle eines Missbrauchs die Spur zurückverfolgt werden kann.
Weitere Informationen finden Sie in unserer E-Book Hilfe.