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Eine unwahrscheinliche Liebe zu Zeiten der Belagerung Gibraltars.
1778: Olivias Leben gerät aus den Fugen, als ihr Vater nach Gibraltar versetzt wird. Auf der Überfahrt trifft sie auf den Offizier Sir John Retallick. Überrascht stellt sie fest, dass ein Teil ihrer Familie John bereits zu kennen scheint. Aber niemand will darüber sprechen.
In Gibraltar angekommen, drängt John sie zur Heirat. Trotz der widrigen Umstände entwickelt Olivia Gefühle für ihn. Doch als Gibraltar belagert wird, spitzt sich ihr Schicksal dramatisch zu. Welches Geheimnis teilt John mit Olivias Familie? Während Olivia versucht, das herauszufinden, wird sie immer tiefer in ein Spiel aus Rache, Intrigen und Verrat hineingezogen ...
Eine opulente Familiensaga um Verrat, Hass, Lügen, Vergebung und Liebe. Laila El Omari schreibt auch unter den Namen Anna Jonas, Nora Elias und Hannah Conrad.
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Wenn Olivia Gefühle als Farben hätte beschreiben können, so wären die ihren grau mit silbrig-blauen Schlieren gewesen, wie der regenschwangere Himmel, den das von sanften Wellen gekräuselte Wasser spiegelte - ein Spiegelbild ihrer selbst, das um das Schiff herum zerfloss bis an den Horizont.
Sie hatten erst vor wenigen Minuten abgelegt, und Olivia hielt eisern an dem Entschluss fest, die Reise nicht mit Blick zum Ufer anzutreten. Abschied hatte sie bereits vor Wochen genommen, hatte jede Blume im Garten ihrer Eltern berührt, auf ihre eigenen Schritte gelauscht, auf das Geräusch ihrer Schuhe auf den Londoner Straßen, Bekanntes mit Blicken abgetastet. Portsmouth war die erste Etappe ihrer Reise, und es war ihr fremd gewesen, ein erster kleiner Schritt ins Unbekannte, aber dennoch vertraut genug, um noch Heimat genannt werden zu dürfen. Während nun ihre ganze Familie mit den übrigen Fahrgästen den am Kai drängenden Freunden, Bekannten oder auch einfach nur Schaulustigen zuwinkte, war sie über das Deck nach vorne gegangen, denn es fühlte sich falsch an, einem neuen Leben mit dem Rücken voran zu begegnen.
Der Bug des Schiffes wälzte sich durchs Wasser und grub eine Schneise, die sich hinter dem Heck wieder schloss. Feiner Sprühnebel benetzte Olivias Gesicht, während sie unter ihren Fingerspitzen das glatte Holz der Reling spürte. Sie lehnte sich so weit nach vorne, dass die Stangen ihres Schnürleibchens gegen ihre Rippen drückten, und sah in das aufgewühlte Wasser, wo das Meer aufgerissen wurde wie eine Wunde.
»Wenn du dich an dieser Stelle vom Schiff stürzt, gerät dein Körper direkt unter den Bug, und du würdest unbemerkt einfach verschwinden. Kein sehr eindrucksvoller Abgang«, spottete ihr Zwillingsbruder Stanley, der leise hinter sie getreten war.
Sie richtete sich auf und drehte ihm den Kopf halb zu. »Vielleicht überlebe ich es auch und schwimme einfach an Land zurück - unbemerkt von allen.«
Er zuckte mit den Schultern. »Wäre auch kein großer Verlust.« Kurz darauf wandte er sich ihrer älteren Schwester Ruby zu, die in diesem Moment zu ihnen trat, und jeder Spott in seinem Gesicht wich Zärtlichkeit und Besorgnis. Ihre Großtante hatte einmal zu Olivia gesagt: »Du und Stanley habt alles an dunkler Schönheit bekommen, was diese Familie zu bieten hatte, während Ruby wirkt, als habe sie alle Helligkeit aufgesogen.«
Wenn Ruby jemals etwas Sonnengleiches gehabt hatte, war davon nun, im Angesicht ihres nahenden Todes, nicht mehr übrig als ein Abglanz. Aber selbst dieser zauberte Röte auf ihre Wangen und Glanz in ihre Augen, die nur jemand, der sie kannte, als fiebrig bezeichnen würde.
Die beiden stellten sich ebenfalls an die Reling, nahe beieinander, als wollten sie Geheimnisse austauschen. Zwischen Stanley und Olivia hingegen war zwei Schritte breit Platz, was zwar sicher unbeabsichtigt, aber bezeichnend dafür war, wie es immer schon gewesen war. Stanley hatte Ruby immer nähergestanden als seiner Zwillingsschwester. Ruby, die Lebenslustige, die Abenteuerhungrige, an die er sich von klein auf gehängt hatte, als hungere er nach dem Leben, das sie ausstrahlte. Olivia hingegen hatte sich vor dem aufbrausenden Temperament ihrer älteren Schwester stets in Distanziertheit geflüchtet. »So schön ist sie«, hatte Olivia ihre Großtante einmal über sich sagen hören, »aber Mädchen von ihrem Schlag haben kein Herz.« Und die schöne Olivia ohne Herz wusste, sie sollte Mitleid haben mit der lebenshungrigen Ruby, die nun, anstatt vom Leben zu zehren, von diesem aufgezehrt wurde.
Es hatte sich seit einigen Monaten jedoch eine seltsame Kühle zwischen Ruby und Stanley geschlichen, nach einer Reise an die Küste von Cornwall, die Ruby unternommen und während der Stanley sie kurz vor ihrer Rückkehr besucht hatte, um die restliche Zeit mit ihr zu verbringen. Rubys Distanziertheit hatte gleichwohl etwas Verzweifeltes, als wolle sie Stanleys Bemühen um sie nachgeben, könne es jedoch nicht, ohne sich selbst zu verraten.
Ihre Mutter stellte sich nun in die Lücke zwischen Olivia und Stanley, ihre Lieblinge. Zwischen ihr und Ruby hatte es nie Nähe gegeben, und ihr Zusammenleben war geprägt von Streitereien bei Tisch und Rubys Widerstand gegen alles, was das gesellschaftliche Leben vorschrieb. Was auch immer es war, das von ihr verlangt wurde, sie wollte es nicht, und oftmals schien es, als begehre sie auf nur um des Aufbegehrens willen. Mit ihrem Vater verstand sie sich gut, dieser jedoch war ständig gedanklich abwesend und sagte stets auf Rubys tränenreiche Bitten, ihr beizustehen: »Deine Mutter weiß, was sie tut.«
War das Verhältnis zwischen ihrer Mutter und ihrer Schwester schon immer von Spannungen geprägt, so hatten sich diese kurz vor Rubys Abreise nach Cornwall auffallend zugespitzt. Ruby und Stanley hingegen schienen einander zu jenem Zeitpunkt näher gewesen als je zuvor. Niedergedrückt hatte Stanley gewirkt, ohne jeden ersichtlichen Grund. Zu der Zeit hatte es angefangen, dass Ruby immer blasser wurde, kränkelte und schließlich zur Erholung, wie man Olivia sagte, nach Cornwall geschickt wurde. Bis zu ihrer Abreise suchte sie Stanleys Nähe, und einmal hatte Olivia sie heimlich dabei beobachtet, wie sie weinend an seiner Brust lag.
Ein rasselndes Husten ertönte. Als Olivia sich nach links wandte und leicht vorbeugte, um an ihrer Mutter und Stanley vorbei ihre Schwester anzusehen, bemerkte sie, wie diese sich in Hustenkrämpfen leicht krümmte, den Arm ihres Bruders um die Schultern. Auch ihre Mutter drehte den Kopf zu ihrer Ältesten hin.
Sir John Retallick stand an einen Mast gelehnt, sah von weitem über die Reling hinweg bis zum Horizont, während ihm der Wind dunkle Haarsträhnen ins Gesicht wehte und die Bänder, die sein Haar im Nacken zusammenhielten, flattern ließ. Er verengte die Augen leicht, als könne er dadurch dem, was er sah, noch mehr Schärfe verleihen. Seine Blicke ruhten nun auf der Familie, die nur wenige Schritte von ihm entfernt stand, ihn jedoch nicht bemerkte. Die Mutter war, als sie zur Reling trat, sogar so nah an ihm vorbeigekommen, dass John sich wunderte, dass sie ihn nicht gesehen hatte.
Erst hatte die jüngste Tochter allein dort gestanden, den Rücken durchgedrückt, so gerade, als wolle sie sich selbst Stärke beweisen. Während er sie beobachtete, hatte er sich zum ersten Mal gefragt, wie wohl alles gekommen wäre, hätten sie und ihr Bruder Stanley sich so nahegestanden, wie Zwillinge dies normalerweise taten.
Als Ruby sich plötzlich krümmte und sich mit einer Hand an der Reling festhielt, während sie die andere Hand mit einem Taschentuch an den Mund führte, beobachtete John die Mutter eindringlich. Aus ihrem Profil ließ sich keine Gefühlsregung ablesen, doch war sie nie eine Frau gewesen, die ihre Emotionen zeigte. Sieh genau hin, dachte er, so fühlt es sich an, sein Kind zu verlieren.
*
Die Ostindienfahrer segelten im Auftrag der East India Company zwischen Europa und Indien hin und her. Auf dem Weg nach Indien wurden verschiedene Häfen angelaufen, darunter auch Gibraltar, wo die Reise von Olivia und ihrer Familie ihr Ende finden würde. Es waren die größten Handelsschiffe, die derzeit auf den Meeren verkehrten, massiv und aus gut abgelagertem, sehr haltbarem Holz gefertigt. Sie waren dafür gebaut, sowohl Handelsgüter als auch Passagiere zu transportieren, und fuhren schwer bewaffnet, um sich gegen Piratenüberfälle zur Wehr zu setzen. Die Athena war mit drei Decks in der Länge von hundertfünfundsiebzig Fuß und fünfzig Kanonen ausgestattet. Es war ein imposanter Anblick gewesen, als das Schiff vor Portsmouth vor Anker gelegen hatte. Auf dem Rückweg von Indien würde es beladen sein mit Waren wie Seide, edlen Stoffen, Baumwolle, Opium und Gewürzen.
Olivia schlenderte über das Deck, das vom Regen der vorhergehenden Nacht feucht glänzte. Wind rauschte in den Segeln. Gibraltar. Wer wollte schon ins karge Nirgendwo? Indien, Arabien - das wäre eine Reise wert gewesen. Versetzte man nicht nur Offiziere nach Gibraltar, die sich etwas hatten zuschulden kommen lassen? Ihre Mutter hatte sie zwar diesbezüglich beruhigt, aber Olivia war dennoch nicht überzeugt. Zu plötzlich war alles gekommen.
Sie ging wieder an den Bug des Schiffes, hielt sich an einem Tau fest und lehnte sich vor, um in das schäumende Wasser zu sehen, schiefergraue Tiefe unter bleigrauem Himmel. Die Meerluft schmeckte salzig auf den Lippen, und Gischtspritzer benetzten ihre Wimpern. Sie hatte die Nacht hindurch wenig geschlafen, weil sie Ruby durch die dünne Wand, die ihre Kabinen trennte, immer wieder hatte husten hören. Sie fragte sich, ob ihre Schwester den Tod an ihrem Bett lauern sah. Der Gedanke an einen wartenden Tod auf der anderen Seite der dünnen Wand brachte auch Olivia um den Schlaf.
Irgendwann hatte sie eine Männerstimme gehört - unzweifelhaft die ihres Bruders. Es war ungehörig, bei Nacht zu seiner Schwester ins Zimmer zu gehen, aber wer sollte ihn dafür schelten? Erst hatte er geredet, und falls Ruby geantwortet hatte, dann so leise, dass nichts zu hören...
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