Schweitzer Fachinformationen
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Nahezu alle Körperteile sind mit der Funktionsfähigkeit der Stimme verbunden. Wie wir stehen, wie wir gehen, die gesamte Körperaufrichtung, die Atmung und die Muskeln im Hals- und Kopfbereich - alles beeinflusst unsere Stimme. Sie können sie unterstützen und zu großer Leistungsfähigkeit und Schönheit führen. Sie können aber auch die Funktion so sehr einschränken, dass am Ende sogar die Sprechstimme leidet.
Die Tätigkeit "Singen" nimmt selbst bei Berufssänger:innen nur einen kleinen Teil im Alltag ein. Wir leben unser Leben mit diesem Instrument. Wir tun alle möglichen Dinge mit unserem Körper, die mit Singen oder unserem Sprechen zunächst mal nichts zu tun haben. Und dennoch beeinflussen alle unsere Bewegungen die Funktionsfähigkeit unseres Stimmapparats. Spätestens wenn wir unsere Stimme zum Singen nutzen möchten, spielt es eine große Rolle, wie wir stehen, atmen und uns bewegen. Dann wird es relevant, wie wir unseren Körper organisieren, damit unser Singen eine mühelose Freude für uns (und unser Publikum) werden kann.
In diesem ersten Kapitel verschaffen wir uns einen Überblick über unser stimmliches Instrument. Wir gehen von unten nach oben durch die einzelnen Körperteile und machen uns mit ihren Aufgaben im stimmlichen Kontext vertraut. Lassen Sie uns diese erste Kontaktaufnahme praktisch angehen. Wir nehmen unser Instrument selbst in die Hand. Wir fühlen seine Form, seine Struktur und erleben die Muskulatur unter unseren Händen.
Jedes Instrument ist unterschiedlich und Einschränkungen sind normal. Passen Sie alle Übungen an Ihr persönliches Instrument an. Sie können Ihre Stimme auch entwickeln, wenn Sie z. B. im Rollstuhl sitzen.
Die großen Muskeln unserer Beine sorgen für unseren aufrechten Stand und sind die Basis für eine sängerische Einatmung. Unsere Stimme profitiert von einer guten Grundspannung dieser Muskulatur.
© shutterstock | Nerthuz
Stabile Beine sind eine wichtige Voraussetzung für eine gute Körperaufrichtung. Sie bilden die Basis für eine vollständige, sängerische Einatmung. Die Beine unseres Instruments sollten zugunsten unserer Stimmfunktion gerade, aber nicht fixiert sein. Die Muskulatur der Beine hat idealerweise eine gute Grundspannung, einen leicht erhöhten Muskeltonus, aber die Beine sind nicht unbeweglich und starr. So bilden sie eine kraftvolle, bewegliche Basis für Körperaufrichtung und Atmung.
Fühlen Sie die Flexibilität der Fußsohlen. Genießen Sie den Kontakt zum Fußboden.
Tasten Sie die großen Muskeln Ihrer Beine unter Ihren Händen. Diese Muskeln sind kraftvoll und flexibel. Spannen Sie die Beinmuskeln etwas an und lösen Sie sie wieder. Fühlen Sie ihre Kraft, die Ihnen Standfestigkeit und Fortbewegung ermöglicht. Bewegen Sie die Gelenke Ihrer Beine. Sie verschaffen Ihnen Stabilität und Beweglichkeit.
© 2024 Thieme
In dieser Ansicht schauen wir von vorne auf die Innenseite unserer Wirbelsäule. Die Körpervorderseite ist entfernt. Das Bild zeigt mit Zwerchfell und Zwischenrip-penmuskeln die wichtigsten Einatmungsmuskeln auf einen Blick.
Die Ausrichtung des Beckens im Raum bestimmt die Aufrichtung der Wirbelsäule, sie hat einen großen Einfluss auf die Aktivität der Einatmungsmuskula-tur. Am Übergang zwischen Lenden- und Brustwirbelsäule begegnen wir dem Kraftzentrum Ihrer Stimme. Dem Maschinenraum für unsere Atmungsfunktion. Das Zwerchfell ist unser wichtigster Einatmungsmuskel und das Kraftzentrum für unsere Atmungsfunktion. Unablässig hebt und senkt es sich, bringt mit jeder Senkung Luft in die Lunge und sorgt für den lebenswichtigen Sauerstoff. An dem Massagepunkt zwischen Brust- und Lendenwirbelsäule befinden sich die hinteren Anteile Ihres Zwerchfells, die mit der Wirbelsäule verbunden sind. Deshalb ist diese Stelle von großer Bedeutung für unsere Einatmung und Stimmfunktion. Ist das Becken leicht aufgerichtet, können die hinteren Teile des Zwerchfells aktiver im Atmungsablauf werden. Wir werden ihnen noch öfter im Verlauf dieses Buches begegnen.
An der Lendenwirbelsäule entspringt der große Lendenmuskel (M. psoas major), der sich mit dem Darmbeinmuskel (M. iliacus) am Oberschenkelkopf zum Lenden-Darmbeinmuskel (M. iliopsoas) vereinigt. An seinen Ursprüngen reicht er an die hinteren Zwerchfellanteile heran und stellt eine direkte Verbindung zwischen Ihrem Stand, der Position des Beckens und der Aktivität des Zwerchfells her. Die flexible Stabilität in den Beinen, die wir uns für unser sängerisches Instrument wünschen, ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass das Zwerchfell kraftvoll arbeiten kann.
©2024 Thieme
Wir sehen die kuppelförmige Struktur des Zwerchfells - eine dünne Muskel-Sehnen-Platte. Es trennt den Brust- vom Bauchraum und ist unser wichtigster Einatmungsmuskel.
Wenn Sie etwas unter den Brustkorbrand greifen, können Sie den seitlichen Verlauf ihres Zwerchfells tasten. Das Zwerchfell liegt quer eingespannt in unserem Brustkorb und ist seitlich mit den unteren Rippen (achte bis zehnte Rippe) verbunden. Durch eine kleine, haftende Schicht zwischen Lunge und Zwerchfell vergrößert jede Senkung des Zwerchfells Ihr Lungenvolumen. Wenn das Zwerchfell in der Einatmung kontrahiert und sich weit absenkt - was wir uns für unser sängerisches Instrument in der Einatmung wünschen - vergrößert es seine Fläche und erweitert seitlich die unteren Rippen. Nur wenn diese Rippenerweiterung durch die darüberliegende Bauchmuskulatur erlaubt wird, ist eine vollständige, sängerische Einatmung möglich. In der Einatmung senkt sich das Zwerchfell nach unten bis auf Höhe der siebten Rippe, kommt also auch in einem vollständig gesenkten Zustand nicht bis zum "Bauch". In der Ausatmung kann das Zwerchfell nach oben bis zur vierten Rippe steigen, und die Kuppel befindet sich dann auf Höhe unseres Brustbeins.
Häufig sind wir überrascht, wie weit nach unten unser Brustkorb seitlich reicht. Der Abstand zwischen Beckenkamm und zehnter Rippe ist meistens deutlich geringer als in unserer Vorstellung.
Wenn Sie die Hände seitlich an die unteren Rippen legen und sich in einer großen Einatmung die Rippen zur Seite bewegen, fühlen Sie ganz konkret Ihr Zwerchfell in action. Sie fühlen, wie es sich abflacht, die Rippen dadurch erweitert, Ihre Lunge sanft und kraftvoll nach unten zieht und so Luft in die Lunge saugt.
Wir atmen aus, wenn das Zwerchfell seine Kontraktion abgibt und wieder nach oben steigt. Die unteren Rippen bewegen sich langsam wieder nach innen. Die Ausatmungsphase beginnt bereits mit dem Ende der Einatmungsaktivität. Die Luft fließt nach außen und zu Beginn der Ausatmung oder des Singens reicht die Rückstellkraft des Lungengewebes für ein sanftes Ausströmen der Luft aus. Erst bei einer längeren oder forcierten Ausatmung bzw. einer längeren Gesangsphrase werden die Ausatmungsmuskeln aktiv und unser Zwerchfell hebt sich sehr weit nach oben an.
Machen wir uns mit weiteren Einatmungsmuskeln vertraut, die den für uns wichtigen Sauerstoff in die Lunge befördern, aber auch unsere Stimme mit viel Energie versorgen.
Die Rippen des Brustkorbs sind durch viele kleine Zwischen-rippenmuskeln in zwei Schichten miteinander verbunden. Die äußeren vergrößern den Abstand der Rippen und sorgen damit für eine Einatmung. Die inneren verkleinern ihn und werden in einer verstärkten Ausatmung aktiv. Die äußeren Zwischenrippenmuskeln können auch während des Singens aktiv bleiben und reduzieren damit den angewendeten Luftdruck - zum Wohle unserer Stimme.
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