Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Das Ziel der Sicherung des internationalen Friedens ist von den wirklich bedeutenden Menschen früherer Generationen in seiner Wichtigkeit erkannt worden. Die Entwicklung der Technik in unserer Zeit aber macht dies ethische Postulat zu einer Existenzfrage für die heutige zivilisierte Menschheit und die aktive Teilnahme an der Lösung des Friedensproblems zu einer Gewissenssache, der kein der moralischen Verantwortung bewußter Mensch ausweichen kann.
Man muß sich klarmachen, daß jene mächtigen Gruppen der Industrie, die an der Produktion der Waffen beteiligt sind, in allen Ländern einer friedlichen Regelung der internationalen Streitfragen entgegenwirken und daß die Regierenden nur dann jenes wichtige Ziel erreichen können, wenn sie der tatkräftigen Unterstützung der Majorität der Bevölkerung sicher sind. In unserer Zeit demokratischer Regierungsform ist das Schicksal der Völker von diesen selbst abhängig; dessen muß jeder einzelne stets eingedenk sein.
Meine Beteiligung bei der Erzeugung der Atombombe bestand in einer einzigen Handlung: ich unterzeichnete einen Brief an Präsident Roosevelt, in dem die Notwendigkeit betont wurde, Experimente im großen anzustellen zur Untersuchung der Möglichkeit der Herstellung einer Atombombe.
Ich war mir der furchtbaren Gefahr wohl bewußt, die das Gelingen dieses Unternehmens für die Menschheit bedeutete. Aber die Wahrscheinlichkeit, daß die Deutschen am selben Problem mit Aussicht auf Erfolg arbeiten dürften, hat mich zu diesem Schritt gezwungen. Es blieb mir nichts anderes übrig, obwohl ich stets ein überzeugter Pazifist gewesen bin. Töten im Krieg ist nach meiner Auffassung um nichts besser als gewöhnlicher Mord.
Solange aber die Nationen nicht dazu entschlossen sind, durch gemeinsame Aktionen den Krieg abzuschaffen und durch friedliche Entscheidungen auf gesetzlicher Basis ihre Konflikte zu lösen und ihre Interessen zu schützen, sehen sie sich genötigt, sich auf einen Krieg vorzubereiten. Sie sehen sich dann genötigt, alle, auch die verabscheuungswürdigsten Mittel vorzubereiten, um im allgemeinen Wettrüsten nicht überflügelt zu werden. Dieser Weg führt mit Notwendigkeit zum Krieg, der unter den heutigen Verhältnissen allgemeine Vernichtung bedeutet.
Unter diesen Umständen hat die Bekämpfung der Mittel keine Aussicht auf Erfolg. Nur die radikale Abschaffung der Kriege und der Kriegsgefahr kann helfen. Dafür soll man arbeiten und dazu entschlossen sein, sich nicht zu Handlungen zwingen zu lassen, die diesem Ziel zuwiderlaufen. Dies ist eine harte Forderung an das Individuum, das sich seiner sozialen Abhängigkeit bewußt ist. Aber es ist keine unerfüllbare Forderung.
Gandhi, der größte politische Genius unserer Zeit, hat den Weg gewiesen und gezeigt, welcher Opfer Menschen fähig sind, wenn sie den richtigen Weg erkannt haben. Sein Befreiungswerk für Indien ist ein lebendiges Zeugnis dafür, daß der von fester Überzeugung beherrschte Wille stärker ist als die scheinbar unüberwindliche materielle Macht.
Meine Damen und Herren!
Es freut mich, daß Sie mir Gelegenheit geben, ein paar Worte zu Ihnen über das pazifistische Problem zu sprechen. Die Entwicklung der letzten Jahre hat wieder gezeigt, wie wenig wir dazu berechtigt sind, den Kampf gegen die Rüstungen und gegen den kriegerischen Geist den Regierungen zu überlassen. Aber auch die Bildung großer Organisationen mit vielen Mitgliedern kann allein uns dem Ziel nur wenig näherbringen. Nach meiner Überzeugung ist hier der gewaltsame Weg der Militärdienstverweigerung der beste, gestützt durch Organisationen, welche den mutigen Kriegsdienstverweigerern in den einzelnen Ländern materiell und moralisch beistehen. So können wir es dahinbringen, daß das pazifistische Problem akut wird, ein wirklicher Kampf, zu dem sich starke Naturen hingezogen fühlen. Es ist ein illegaler Kampf, aber ein Kampf um das wirkliche Recht der Menschen gegen ihre Regierungen, soweit diese verbrecherische Handlungen von ihren Bürgern fordern.
Viele, die sich für gute Pazifisten halten, werden einen solchen radikalen Pazifismus nicht mitmachen, indem sie patriotische Gründe geltend machen. Auf solche aber kann in ernster Stunde doch nicht gerechnet werden. Dies hat der Weltkrieg zur Genüge bewiesen.
Ich danke Ihnen herzlich dafür, daß Sie mir Gelegenheit gegeben haben, Ihnen meine Ansicht mündlich mitzuteilen.
Die letzten Generationen haben uns in der hochentwickelten Wissenschaft und Technik ein überaus wertvolles Geschenk in die Hand gegeben, das Möglichkeiten der Befreiung und Verschönerung unseres Lebens mit sich bringt, wie sie keiner der früheren Generationen geboten waren. Dies Geschenk bringt aber auch Gefahren für unsere Existenz mit sich, wie sie noch niemals schlimmer gedroht haben.
Mehr als je hängt das Schicksal der zivilisierten Menschheit von den moralischen Kräften ab, die sie aufzubringen imstande ist. Deshalb ist die Aufgabe, die unserer Zeit gestellt ist, nicht etwa eine leichtere als die Aufgaben, welche die letzten Generationen gelöst haben.
Es kann der Bedarf der Menschen an Nahrungsmitteln und Gebrauchsgütern mit einem weit geringeren Aufwand an Arbeitsstunden geschaffen werden als früher. Dafür aber ist das Problem der Verteilung der Arbeit und der produzierten Güter viel schwieriger geworden. Wir alle fühlen, daß das freie Spiel der wirtschaftlichen Kräfte, das ungeordnete und das ungezügelte Besitz- und Machtstreben der Individuen nicht mehr automatisch zu einer erträglichen Lösung dieser Probleme führt. Es bedarf einer planmäßigen Ordnung der Erzeugung der Güter, der Verwendung der Arbeitskräfte und der Verteilung der produzierten Waren, um der bedrohlichen Ausschaltung wertvoller produktiver Arbeitskräfte und der Verarmung sowie der Verwilderung großer Teile der Bevölkerung vorzubeugen.
Wenn schon der unbeschränkte »sacro egoismo« im Wirtschaftsleben zu verderblichen Folgen führt, so ist er ein noch schlechterer Führer in den Beziehungen der Nationen untereinander. Die Entwicklung der militärischen Technik ist eine derartige, daß das Leben der Menschen sich als unerträglich erweisen wird, wenn diese nicht bald den Weg zu einer Verhütung der Kriege finden werden. So wichtig das Ziel ist, so unzureichend sind die Bemühungen, die bisher zu dessen Erreichung verwendet worden sind.
Man sucht die Gefahr durch Beschränkung der Rüstungen und durch beschränkende Regeln für die Kriegführung zu vermindern. Krieg ist kein Gesellschaftsspiel, bei dem sich die Partner brav an Regeln halten. Wenn es um Sein oder Nichtsein geht, werden Regeln und Verpflichtungen machtlos! Nur die bedingungslose Abkehr vom Krieg überhaupt kann da helfen. Hier genügt nicht die Schaffung einer internationalen schiedsrichterlichen Instanz. Es muß durch Verträge auch Sicherheit dafür geboten werden, daß die Entscheidungen dieser Instanz von allen Nationen gemeinschaftlich durchgesetzt werden. Ohne eine solche Sicherheit werden die Nationen niemals den Mut haben, ernsthaft abzurüsten.
Stellen Sie sich zum Beispiel vor, die amerikanische, englische, deutsche und französische Regierung würden unter Androhung eines Warenboykotts von der japanischen Regierung die sofortige Einstellung der kriegerischen Aktion gegen China verlangen! Glauben Sie, daß sich in Japan eine Regierung finden würde, die es auf sich nehmen wollte, ihr Land in ein so gefährliches Abenteuer zu stürzen? Warum geschieht dies nicht? Warum muß jede Person und jede Nation um ihre Existenz zittern? Weil jede ihren armseligen momentanen Vorteil sucht und ihn dem Wohl und Gedeihen der Gemeinschaft nicht unterordnen will.
Deshalb sagte ich Ihnen anfangs, daß das Schicksal der Menschheit heute stärker als je zuvor von ihren moralischen Kräften abhängt. Überall führt der Weg zu frohem und glücklichem Dasein über Verzicht und Selbstbeschränkung.
Woher können die Kräfte für eine solche Entwicklung kommen? Nur von denen, welchen die Möglichkeit geboten wurde, in jungen Jahren durch Studium den Geist zu stärken und den Blick frei zu machen. So sehen wir Ältere auf euch und hoffen von euch, daß ihr mit euren besten Kräften strebt und erreicht, was uns versagt blieb.
Aus einem Brief
Statt Deutschland die Einführung der Dienstpflicht zu erlauben, sollte man diese lieber allen wegnehmen und zunächst keine anderen Heere zulassen als Söldnerheere, über deren Größe und Ausrüstung man dann zu verhandeln hätte. Dies wäre auch für Frankreich vorteilhafter, als die...
Dateiformat: ePUBKopierschutz: Wasserzeichen-DRM (Digital Rights Management)
Systemvoraussetzungen:
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet - also für „fließenden” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Mit Wasserzeichen-DRM wird hier ein „weicher” Kopierschutz verwendet. Daher ist technisch zwar alles möglich – sogar eine unzulässige Weitergabe. Aber an sichtbaren und unsichtbaren Stellen wird der Käufer des E-Books als Wasserzeichen hinterlegt, sodass im Falle eines Missbrauchs die Spur zurückverfolgt werden kann.
Weitere Informationen finden Sie in unserer E-Book Hilfe.