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Das Tao-Tê-King ist das am häufigsten übersetzte und am häufigsten kommentierte Buch der Welt. Es ist also fraglich, ob ich noch etwas Neues dazu sagen kann.
Die 81 Gedichte habe ich aus verschiedenen Übersetzungen zusammengestellt und aufgrund der verschiedensten Kommentare zu einzelnen Übersetzungen zum Teil neu formuliert - in der Hoffnung, damit dem, was Lao-tse sagen wollte, näher zu kommen.
Das, was ich - meiner eigenen Einschätzung nach - Neues dazu tun kann, ist der Blickwinkel der Magie, der in so gut wie allen Übersetzungen und Kommentaren vollständig fehlt. Zudem werden manche Zeilen auch deutlicher, wenn man sie vor dem Hintergrund der damaligen Mythologie betrachtet - was bisher nur selten geschehen ist.
Letztlich kann man den Wert eines Buches natürlich nur daran messen, in welchem Ausmaß es das eigene Leben zum Besseren verwandelt. Zumindestens mein eigenes Leben hat Lao-tse wohltuend beeinflußt.
Lao-tse hat im 6. Jahrhundert v.Chr. in China gelebt. Über sein Leben ist nichts Sicheres bekannt. Auch sein Name, der schlicht "Alter Meister" bedeutet, hilft nicht weiter.
Das Tao-Tê-King ist möglicherweise erst um ca. 400v.Chr. aufgeschrieben worden. Seine heutige Form hat es recht sicher erst um 150 v.Chr. erhalten.
Wenn man dies alles zusammennimmt, ist es ungewiß, ob Lao-tse tatsächlich ein realer Mensch gewesen ist, oder ob das Tao-Tê-King eine Sammlung von chinesischen Weisheiten gewesen ist.
Für die Auffassung des Lao-tse als eines konkreten Menschen spricht hingegen, daß um 600 v.Chr. in ganz Eurasien Weisheitslehren und Mysterienkulte entstanden sind, die alle die Eigenständigwerdung des einzelnen Menschen zum Ziel haben: (der vermutete) Lao-tse, Dschuang-tse, Kunfu-tse, Buddha, Patanjali, Jaina, Zarathustra, Zalmoxis, Pythagoras, die Mysterien von Eleusis und von Samothrake, der Kult des Mithras, des Orpheus und des Sol invictus, die Einweihungsrituale der Kelten und der Germanen usw.
Die Lehren des Lao-tse gehören auf jeden Fall in diesen Gesamtzusammenhang - egal ob Lao-tse nun ein konkreter Weiser gewesen ist oder eben sozusagen viele einzelne Weise.
Der Name "Tao-Tê-King" bedeutet "Buch über den Weg der Magie".
Das Wort "Tao" bedeutet sowohl "Weg" als auch "ursprüngliche Einheit". Es ist hier also das Leben im Einklang mit der ursprünglichen Einheit gemeint.
Die Wirkung dieser Lebensweise ist das "Tê", das man am besten mit "Magie" übersetzen kann, da es die Verzauberung der Welt beschreibt. Mit dieser Verzauberung ist gemeint, daß sich die Ereignisse für den, der im Zustand des Tê ist, sinnvoll fügen.
Das Wort "King" bedeutet schlicht "Buch". Dies ist dasselbe Wort wie das Wort "Ging" in dem Begriff "I Ging", der "Buch der Wandlungen" bedeutet.
Ein weiterer wichtiger Begriff aus dem Taoismus ist das "Wu-Wei", das "Nicht-Tun" bedeutet. Damit ist das Streben nach dem Einklang mit dem Tao gemeint.
Zwei Begriffe, die sowohl für das Tao-Tê-King als auch für das I Ging von großer Bedeutung sind, sind "Yin" und "Yang". Yang ist das Diesseits, der Leib, das Leben, der Süden, die Wärme, der Tag, die Helligkeit und die Trockenheit; Yin ist das Jenseits, die Seele, der Tod, der Norden, die Kälte, der Tag, die Dunkelheit und die Feuchtigkeit. Das ursprüngliche Tao hat sich in diese beiden Gegensätze polarisiert und die Mischung dieser beiden Ergänzungs-Gegensätze läßt alle Dinge in der Welt entstehen - dies wird ausführlich im I Ging betrachtet und beschrieben.
Ein weiteres interessantes Detail ist die Anzahl der Sprüche in dem Buch "Tao-Tê-King". Warum gerade 81 Sprüche?
Zahlen sind damals in der Regel nicht zufällig gewählt worden. So findet sich z.B. in den indischen Schriften und auch in der germanischen Überlieferung die "108" im Zusammenhang mit dem Sonnengott-Göttervater. Diese "108" setzt sich aus "1·2·2·3·3·3" zusammen, was man auch als "11·22·33" schreiben kann. Die Sonne war eine Einheit ("1"), deren Leben zwei Phasen, d.h. Tag und Nacht, Leben und Tod enthält ("2"), und die eine endlose Wanderung, einen endlosen Zyklus durchläuft ("3").
Diese drei Zahlen (1, 2, 3) standen auch für die damals üblichen drei grammatischen Numerus-Formen "Singular", "Dual" (Zweizahl) und "Plural". Diese drei Numerus-Formen wurden z.B. in der Hieroglyphen-Schrift durch einen, zwei bzw. drei senkrechte Striche dargestellt.
Der Singular war die Einheit, der Dual der Ergänzungs-Gegensatz und der Plural, also die "3" die Vielzahl und somit auch der Zyklus sowie die Sonne als dem Urbild eines zyklischen Vorgangs.
Wenn man nun die "81" betrachtet, zeigt sich, daß sie eine "9·9" oder "92" bzw. eine "3·3·3·3" oder "34" ist. Was ist damit gemeint?
Die "3" ist allgemein der Zyklus und die Sonne. Somit wäre die "81" ein Hinweis auf das Strahlen der Sonne auf dem Weg der Sonne - dabei könnte der zyklische Lauf der Sonne dem Tao entsprechen.
Die "9" hat allgemein die Symbolik der Zerstörung der "8". Die "8" ist wiederum "die große Zahl", da es in dem Zahlensystem der späten Altsteinzeit nur die Zahlen "1, 2, 4 und 8" gegeben hat. Aus diesen Zahlen setze man alle anderen Zahlen zusammen - z.B. "8+4+1 = 13". Größere präzise Zahlen brauchte man damals noch nicht . Die "8" als die größte dieser Grundzahlen erhielt daher auch die Symbolik der "Größe", dann die der "Vollständigkeit" und schließlich auch der "Vollkommenheit".
Aus diesem Grunde haben alte Darstellungen der Sonne oft acht Strahlen, hat das I Ging 8·8=64 Hexagramme, hat das Schach- und Dame-Brett 8·8=64 Felder, wurden die ägyptischen Götter oft in 8er-Gruppen zusammengestellt usw.
Es ist somit einleuchtend, wenn Systeme 8·8=64 Felder haben - das ist die Darstellung der Vollständigkeit. Doch warum 9·9=81 Felder?
Die "9" ist die Zahl, die die "8" zerstört - so wie auch die "13" die Vollkommenheit der "12" zerstört und daher Judas der dreizehnte Apostel ist und die "13" als Unglückszahl und Todeszahl angesehen wird - im Tarot ist daher die 13. Karte der "Tod". In Japan und in China findet sich z.B. auch der neunschwänzige Fuchs als Jenseitsbote.
Ist die "9" in der Anzahl "81" der Sprüche des Lao-tse ein Hinweis auf die Vergänglichkeit ("9") jedes harmonischen Zustandes ("8")? Falls dies zutreffen sollte, wäre die "81" geradezu eine programmatische Erklärung zu den Sprüchen des Laotse, die besagt, daß sich alle Dinge ständig ändern und daß man daher jederzeit mit dem "Tod" seiner liebgewonnenen Lebensumstände rechnen sollte und jederzeit für die "kleinen Tode" in seinem Leben und für den "großen Tod" am Ende seines Lebens bereit sein sollte.
Wenn diese Deutung zutreffen sollte, wäre die "81" dieselbe Aussage wie das "I" in "I Ging": der ständige Wandel aller Dinge. Genau das ist auch eine der Grundaussagen im Tao-Tê-King.
Das Hexagramm-Quadrat
Im I Ging sind die 8·8=64 Hexagramme nach einem bestimmten Muster in ein Quadrat eingefügt worden. Es ist leicht zu sehen, daß jeweils gegensätzliche Zeichen nebeneinander stehen, d.h. daß bei den Hexagrammen mit geraden Zahlen die durchgezogenen Linien und die unterbrochenen Linien gerade umgekehrt sind wie bei den Hexagrammen links neben ihnen mit den ungeraden Zahlen.
Ob diese 32 Paare in einer logischen Weise angeordnet sind, ist schwer zu erkennen - links oben sind immerhin die beiden Zeichen, die nur aus durchgezogenen oder nur aus unterbrochene Linien bestehen - und rechts unten sind die beiden Zeichen, die aus abwechselnd durchgezogenen und unterbrochene Linien bestehen.
Es wäre denkbar, daß auch die 9·9=81 Felder, in die man die Sprüche des Tao-Tê-King einfügen könnte, eine Ordnung aufweisen, aber das ist schon deshalb schwer zu erkennen, weil diese Sprüche keine graphischen Symbole, sondern eben Verse sind. Und selbst bei dem Quadrat des I Ging ist bis heute keine schlüssige Ordnung entdeckt worden .
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Die 81 Sprüche des Tao-Tê-King haben eine klassische Anordnung, die im Folgenden der Nummerierung der Sprüche von 1 bis 81 entspricht.
Da sich das Wesen der Weltanschauung, die hinter diesen Sprüchen steht, meines Erachtens jedoch nicht in dieser Folge am...
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