Schweitzer Fachinformationen
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Welche Ressourcen, ob angeboren oder erlernt, haben Sportler in schwierigeren Phasen entdeckt bzw. bewusster wahrgenommen, um bestimmte Herausforderungen zu meistern? Wie werden diese Ressourcen noch heute genutzt?
Ressourcen kann man sich erschließen, um auch unter höchster Beanspruchung ('Stress') optimal handlungsfähig zu sein. Gerade in schwierigen Situationen unterstützen uns unsere Ressourcen - oftmals unbewusst - dabei, bestimmte Anforderungen zu bewältigen. Nutzbringend eingebracht und effektiv genutzt, führen uns unsere Ressourcen zu persönlichem und sportlichem Erfolg.
Als am wichtigsten wird die durch den Sport entwickelte Zielorientierung eingeschätzt und deshalb auch am häufigsten genannt. Gerade sie hilft längere Verletzungs- und Reha-Phasen zu überstehen. So zum Beispiel Alexander Schur in der Zeit seiner zweiten schweren Verletzung: "Mein Ziel war, noch einmal auf den Platz zurückzukehren und meine Karriere dort zu beenden."
Hockeyspieler Thomas Burkert spornte während seines Achillessehnenabrisses ebenfalls sein Ziel an: "Ich bin megaehrgeizig. Ich ging nach Stuttgart, weil ich unbedingt Deutscher Meister werden wollte. Mein Ziel war auch während meiner Verletzung immer da. Letztlich war das auch der Grund, warum ich so schnell wie möglich wieder zurückkommen wollte. Was ich wollte, war noch lange nicht erreicht, und das trieb mich an, alles gewissenhaft und schnellstmöglich zu erledigen, um wieder fit zu werden."
Disziplin ist für ihn, der heute als Physiotherapeut selbst viele Sportler durch Reha-Phasen begleitet, unumgänglich: "Man muss ehrgeizig sein. Jeden Tag um 5 Uhr aufstehen, um 6 Uhr beim Physiotherapeuten sein. Laufen gehen, trotzdem abends noch ins Training und zwischendurch voll arbeiten. Da legt man Fleiß, Disziplin und Ausdauerfähigkeit an den Tag, aber das empfand ich als normal. Ich wusste, ich will das und habe es gemacht. Ich kenne aber genug Leute, die sich nicht aufraffen können und irgendwann in der Versenkung verschwinden." Und auch heute brauche er noch immer ein Ziel, auf das er hinarbeiten kann.
Für Pascal Roller zog sich die Ressource Zielfokussierung, die ihm sein Jugendtrainer vermittelte, durch seine ganze Basketballkarriere: "Auf dem Weg in das Try-Out-Camp der Nationalmannschaft sagte mein Jugendtrainer zu mir: 'Da sind 80 andere Jungs eingeladen. Mach dein Ding, lass dich nicht ablenken!' Da war ich vielleicht noch zu jung, um das zu hinterfragen, aber ich nahm mir das ziemlich zu Herzen. Die Fähigkeit, Ziele zu fokussieren und sich durch nichts ablenken zu lassen, zog sich durch meine ganze Karriere."
Marathonläufern Katharina Heinig erwähnt: "Überhaupt dieses Ziel zu haben. Diese Disziplin, früh aufzustehen, zu trainieren, in die Schule zu gehen, nachmittags wieder ins Training. Es war dieser geregelte Tagesablauf, die Struktur, die einen gar nicht auf dumme Gedanken kommen ließ."
Vize-Windsurf-Weltmeister Moritz Martin merkte schon früh, dass der Sport eher förderlich ist, um auch in anderen Lebensbereichen erfolgreich zu sein: "Bereits zur Schulzeit nahm ich wahr, dass ich konkurrenzfähig war, obwohl ich das Wochenende bei einem anstrengenden Wettkampf verbracht hatte, in der Nacht zurück kam und morgens eine Klausur schrieb. Ich schöpfte daraus eine gewisse Kraft. Auch in anderen Lebensbereichen profitierte ich von der Struktur und dem System, das mir der Leistungssport beibrachte und in das man rein wächst."
Grundsätzlich spielt der Sport eine große Rolle in der Persönlichkeitsentwicklung. Ex-Leichtathletin Mona Steigauf formuliert es wie folgt: "In Krisenzeiten lernte ich, immer weiter zu machen und nie aufzugeben. Auch wenn ich mich in ganz tiefen Löchern befand, dachte ich immer: "Ich bin Siebenkämpferin, ich beiße mich durch. Nie aufgeben. So denke ich noch heute. In der Persönlichkeitsentwicklung für mich als Sportlerin war wichtig und hilfreich, dass ich Niederlagen wegstecken und mich immer wieder hocharbeiten konnte. Man hat auch im Beruf und im Privatleben immer wieder Höhen und Tiefen. Hier ist es ebenfalls wichtig, dass man nicht aufgibt und weiß, es geht auch wieder weiter."
Die im Sport trainierten Fähigkeiten werden nach Beendigung der Sportlerkarriere in Alltag und Beruf transferiert. Gerade Ausdauer muss man, laut Burkert, als Selbstständiger öfter beweisen, und: "Ruhig zu bleiben, nicht auszuflippen, Dinge weiter beharrlich voran zu treiben. Vor allen Dingen ist es bei uns ganz wichtig, den Patient um 7 Uhr morgens genauso zu behandeln wie den Patienten abends um 20 Uhr. In einer Sportlerkarriere kann man das ganz gut lernen. Gerade wenn man zusätzlich zu Training und Arbeit selbst durch so eine Rehazeit ging, stärkt einen das sehr. Ich bin morgens um 7 Uhr in der Praxis, eher um 6.30 Uhr, und gehe erst, wenn alles erledigt ist. Während ich das für selbstverständlich halte, ist es das für viele nicht."
Auch Pascal Roller nutzt die Ressource Zielfokussierung nach seinem Karriereende und weist auf die effektive Nutzung von Zeit hin: "Heute nutze ich diese Fähigkeit, um Ziele und Aufgaben sehr akribisch und effizient zu bearbeiten. Da lasse ich mich durch nichts anderes ablenken. Ich funktioniere sehr gut unter Druck. So habe ich auch gelernt, Trainingszeiten effizient zu nutzen. Zwei Stunden oder zwei mal zwei Stunden am Tag sind ausreichend, wenn man sie richtig nutzt. Wer diese Zeit nicht richtig nutzt, verschenkt sie." In seine jetzige Tätigkeit kann er zudem Motivation gut übertragen.
Zeiten und Situationen, in denen es nicht so gut läuft, sind eine gute Chance, um Ressourcen weiter zu entwickeln. Hilfreich ist hierbei auch die Frage, welchen Nutzen bestimmte Handlungsmuster haben.
Auch Bernd Reisig lernte in Krisen, immer die Ruhe zu bewahren: "Morgens geht man aus dem Haus und denkt, man hätte alles geklärt. Man ist noch nicht im Büro angekommen, steht irgendwas in der Zeitung, das den ganzen Tag durcheinander bringt. Irgendwas ist immer. Dadurch wird man erfahrener. Am Anfang dachte ich, die Welt ginge unter. Mittlerweile weiß ich beim Einschlafen, dass die Welt mit Sicherheit am nächsten Morgen noch da ist, und wenn nicht, liegt es nicht an meinem Problem." Eine gewisse Sturheit gehört für ihn dazu: "Sonst lässt man sich permanent von den eigenen Ideen abbringen. An jeder Ecke gibt es jemanden, der sagt, es funktioniert nicht."
Ruhe und Realismus waren für Guido Kratschmer während seiner Sportlerkarriere ausschlaggebend. Er wusste, dass er ein guter Wettkämpfer war. Leistung konnte er immer dann abrufen, wenn sie gebraucht wurde und er gut trainiert war. Diese Fähigkeit müsse man seiner Meinung nach haben, habe aber nicht jeder. "Ich war kein Trainingsweltmeister, sondern, wenn es darauf ankam, Wettkämpfer." In schlechteren Phasen, zum Beispiel wenn er sich verletzte, konnte er immer realistisch damit umgehen und kam dadurch auch gut mit der Situation zurecht: "In dieser Zeit kann man nichts weiter tun, als gesund zu werden. Danach kann man wieder angreifen. Das war für mich okay. Verletzungen waren meistens meine Schuld. Ich ging nicht vernünftig mit meinem Körper um, trainierte zu viel."
Laut Kratschmer solle man die Fehler immer bei sich suchen. "Das machen viele nicht. Ich erlebe oft, dass Athleten die Fehler bei anderen suchen, das ist eindeutig verkehrt." Durch diese Einstellung war der ehemalige Zehnkämpfer in seinem ganzen Leben immer zufrieden. Seine Aussage, "Ich hatte nie große Ansprüche, es lief alles so wie ich wollte - bis auf die Verletzungen - aber das gehört halt zum Leben dazu", spiegelt seine Ruhe und seinen Realismus wieder.
Wieland Speer entwickelte als Ressource die Selbststeuerung. Er erinnert sich: "Schwierigere Situationen für mich als Sportler waren Zeiten, in denen ich mich nicht gut selbst steuern konnte. Als Jugendlicher schmiss ich auch mal einen Schläger und wurde dafür natürlich bestraft. Das war eine wichtige Erfahrung, die mir zeigte, dass man so etwas unterlässt."
Später lernte er durch den Prozess der Trainerausbildung, solche Dinge anders zu bewerten und einzuschätzen. Als er als Trainer für andere verantwortlich war, musste er dafür sorgen, dass seine Spieler sich auch bei einer Niederlage ordentlich benehmen. Hierbei half ihm, von eigenen Erlebnissen zu berichten. Sich und anderen einzugestehen, dass man nicht fehlerfrei ist, aber aus Fehlern gelernt hat. So spielt man langfristig besser: "Wenn man sich mit einem negativen Erlebnis zu lange beschäftigt, kann es passieren, dass man der Vergangenheit nachhängt, obwohl man sich auf den nächsten Ball konzentrieren und auf die Aktion des Gegners reagieren müsste. Das ist das Wichtige im Spiel. Gerade im Tischtennis. Die Addition der Bälle bzw. Punkte führt letztlich zum Satz- oder Spielerfolg."
Weitere wichtige Ressourcen, die durch den Sport erschlossen werden können, sind Selbstvertrauen und Zuversicht, wie Oliver Roth berichtet: "Zunächst hatte ich ein ganz tiefes Selbstvertrauen, Geduld, Beharrlichkeit und ein hohes Maß an Zuversicht, dass ich nicht alles schaffen werde, aber vieles schaffen kann. So konnte ich unbelastet immer wieder neue Herausforderungen angehen, um herauszufinden, was möglich ist. Wenn man schon etwas geschafft hat, kann man noch was anderes, Neues probieren und seine Fähigkeiten erweitern. Niederlagen und Rückschläge sind dafür da, zu wissen, es darf auch mal etwas nicht funktionieren. Schließlich gibt es viele Dinge, die man kann, und darüber sollte man...
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