Schweitzer Fachinformationen
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und WACK!, wenn wir landeten, landeten wir wie eine Kanone, und ich biss die Zähne zusammen - BAMBAMBAM - für die Nachbeben, und ich sah zu Hand und dem alten Mann hinüber, um einen mitleidsvollen Blick zu ernten - was zum Hen-ker-ker? -, aber keiner beachtete mich. Sie waren beschäftigt, widmeten der Fahrt ihre Aufmerksamkeit, dem Beobachten, wie das Boot voran kam - hilfreich für eine Fahrt ist die Anteilnahme daran, der Glaube an ein Vorwärtskommen, das Erleben der Bewegung. Und ich fuhr auch, es war mir ernst damit. In einem flachen, harten Motorboot muss es einem ernst sein. WACK! Ein Boot wie dieses wirkte irgendwie überzeugend, wie es an der Küste entlangfegte, auf die Wasseroberfläche knallte - drei kleine Wellen vor uns: BAPPITTI! Wir hatten ein Ziel. Und wir bewegten uns nicht einfach bloß, sondern wir bewegten uns schnell - vorbei an Dingen, die sich langsam bewegten oder gar nicht. WACK! Die einzige Bewegung, die ich kannte, war die relative Bewegung, die einzige Geschwindigkeit, die sich wirklich wie Geschwindigkeit anfühlte, war die, wenn ich an Dingen vorbeiraste. WACK! WACK! Ein plötzlicher Schwenk des Bootes.
- Hand, heute hast du mich gerettet, aber was ist mit später?
- Ich werde uns weiter bewegen.
- Was ist mit morgen?
- Ich bewege uns morgen.
Wir rasten durch die Savanne und die Vororte - wir hatten den Boot-Mann und den Boot-Jungen königlich bezahlt - und schafften es bis um elf zum Flughafen. Wir ließen den Wagen vor der Autovermietung stehen, übergaben dem Angestellten die Schlüssel und 50 Dollar Trinkgeld und rannten in den Flughafen. Am Schalter von Air Afrique wollten die drei umwerfenden Königinnen, wieder prächtig in Blau und Gelb und Grün, 400 Dollar in bar pro Ticket nach Casablanca, also setzte ich am Geldwechselschalter meinen Namen unter noch mehr Travellerschecks - ich! ich! wusch! wusch! - und kam zurück und legte das Geld, fünf Zentimeter hoch, der ältesten der drei vor die Nase.
»Ah, dann sind Sie also der Big Boss?«, fragte sie.
»Der was?«, fragte ich.
»Der Big Boss! Sie!«, wiederholte sie.
»Ja, der Big Boss, er da!«, sagte eine andere.
»Aber Sie wollten doch unbedingt Bargeld«, sagte ich mit Händen und Füßen. Ich war verwirrt. Ich wollte kein Big Boss sein.
»Irgendjemand hat den Big Boss geschlagen«, sagte die Dritte und tat so, als wollte sie sich selbst mit lockeren Fäusten schlagen.
Dann lachten sie alle. Lange.
Zwei Stunden in der Luft. Ich saß in der einen Reihe und Hand auf der anderen Seite des Ganges. Wir waren beide in der Reihe vor dem Notausgang, worum Hand gebeten hatte. »Mehr Beinfreiheit«, hatte er zu mir und den Königinnen gesagt, »und wenn wirklich was Großes passiert, sind wir mitten drin im Geschehen.« Meine Sitzreihe war leer, aber Hand saß neben einem jungen Paar, vielleicht Senegalesen. Ich hatte mir vorgenommen zu schlafen - bei dem Geräuschpegel im Flugzeug bestand vielleicht die Chance, mich mit einem gewissen inneren Frieden ausruhen zu können -, also legte ich den Kopf zurück und schloss die Augen. Aber Hand war in Fragelaune, und ich musste mir das Ganze zwangsläufig mit anhören.
»Ihr sprechen Englisch?«, erkundigte er sich.
»Ich, ja«, sagte die Frau neben ihm.
Ich öffnete kurz die Augen, um einen Blick hinüberzuwerfen. Sie sah königlich aus, ebenso wie ihr Begleiter, der auch ihr Bruder hätte sein können. Sie sahen beide wie Models aus, eine Haut wie poliertes Teakholz. Ich schloss die Augen.
»Wo wollt ihr hin?«, fragte Hand.
»Marrakesch. Zum Medizinstudium.«
Eine Stewardess bot mir ein Essen an, aber ich lehnte ab. Hand und seine neuen Freunde nahmen ihres. Als sie ihre Mahlzeiten auspackten, döste ich fast ein, schwamm in Gedanken mit kleinen, bissigen Fischen.
»Stimmt was nicht mit dem Essen?«, fragte die Frau Hand. Sie klang trotzig, als hätte sie es selbst gekocht.
»Ich hab nur nicht viel Hunger. Willst du?«
»Hmm. Nein danke«, sagte sie, und es entstand eine lange Pause. »Bist du Amerikaner?«
»Ja«, sagte Hand.
Ich machte die Augen wieder auf und sah zu ihnen hinüber.
»Dann hasst du uns also«, sprach sie weiter, »wegen unserer Haut?« Sie kniff sich in den Unterarm und hielt ihm ein Stück ihres wunderbar gepflegten Armes hin. Sie klang jetzt neugierig. Sie wollte es wirklich wissen.
»Nein«, sagte Hand lachend. Ihm war anzumerken, dass er einen Witz reißen wollte, sich aber dagegen entschied.
»Wir hören nämlich immer, dass Amerikaner Schwarze hassen«, sagte sie. Ich fragte mich noch immer, ob sie nur Spaß machte. Sie sollte nur Spaß machen. Ich wollte, dass sie nur Spaß machte.
»Nein«, sagte Hand, »vielleicht ein paar Leute, denke ich. Extremisten, Schwachköpfe. Zum Beispiel Leute, die es mit Tieren tun.« Hand machte eine dezente Sex-mit-Tieren-Geste, als hielte er ein Pferde- oder Ziegenhinterteil fest. Ich war entsetzt. »Kennst du so Leute?«
Sie lachte. »Ja. Kenn ich.«
»Aber keine wirklichen Leute. Hasst ihr uns wegen unserer Haut?« Auch er zog nun seine Haut zeltförmig vom Arm, was ich vielleicht etwas übertrieben fand.
»Nein. Nein, nein«, sagte sie lächelnd.
»Woher kommst du?«, fragte er.
»Kinshasa, Kongo. Weißt du, wo das ist?«
»Selbstverständlich«, sagte er. Ich hatte vergessen, dass er das immer sagte. Wenn man ihn fragte, ob er dies oder jenes wisse, sagte er selbstverständlich, wo normale Menschen einfach Ja sagen würden.
Die Frau lächelte noch immer. Ihre Zähne waren verblüffend weiß, lückenlos und ohne jeden Makel. Ich hoffte, dass Hand keinen Kommentar dazu vom Stapel lassen würde, aber -
»Deine Zähne«, sagte er, »sind bemerkenswert.«
Sie dankte ihm.
»Hast du schon mal gehört«, sprach er weiter, »dass Mobutu eine >reine Naturzahnpasta< exportieren wollte, weil die Zähne der Kongolesen erheblich besser waren als in der übrigen Welt?«
Sie lächelte wieder, schüttelte aber den Kopf. Ich entschied, dass ihr Begleiter doch ihr Bruder sein musste, weil sie und Hand miteinander flirteten und der Begleiter stur geradeaus starrte, nichts sagte, mit einer Haltung, als sei er an ihre Mätzchen gewöhnt und lasse sie stoisch über sich ergehen. Ich schaute wieder nach vorn und schloss die Augen.
»Bist du verheiratet?«, fragte sie.
Hand lachte. »Nein.«
»Dann könntest du auch eine Afrikanerin heiraten?«
Er stieß kräftig die Luft aus. »Äh, klar. Du willst also -?«
Hatte er sich gerade verlobt? Ich hatte das Gefühl, dass sie ihn möglicherweise verarschte. Aber so unverblümt, wie sie gewesen war, hielt ich es für wahrscheinlicher, dass sie es ernst meinte.
»Ich hab eine Freundin«, fügte er hinzu.
»Oh«, sagte sie enttäuscht.
- Du solltest mit uns kommen.
- Das würde ich gern.
- Aber es scheint so kompliziert.
- Stimmt.
- Ich möchte mit dir und deinem Bruder gereist sein, aber ich möchte nicht das Risiko eingehen, dass wir dich nicht mögen werden. Ich möchte, dass alles gut abgelaufen ist, ohne einen Tag mit dir zu riskieren.
- Das steht im diametralen Gegensatz zu eurer Mission.
- Ich weiß. Ich weiß. Aber einen Tag riskieren! Wie können wir denn einen Tag riskieren?
»Und?«, sagte Hand, um das Thema zu wechseln. »Es gibt viele Probleme bei euch, seit tot ist Mobutu?«
An dieser Stelle verstand ich Hands Gründe für seine unbeholfene Ausdrucksweise, aber ich verstand nicht, warum er sie ein- und ausschaltete. Eben hatte er noch gesprochen wie ein richtiger Mensch.
»Nein«, sagte sie. »Nicht da, wo wir wohnen.«
Ich schielte zu ihr hinüber. Ihr Bruder war immer noch völlig desinteressiert.
»Wird es jetzt besser sein, ohne Mobutu?«, fragte Hand.
»Nein, nein. Ich glaube nicht. Mobutu war ein {sie macht eine Schlagende-Faust-Geste} starker Mann.« Ihr Bruder nickte beifällig. Es war das erste Anzeichen dafür, dass er zuhörte. »Er hat dafür gesorgt, dass die Leute sich benehmen«, sagte sie.
»Dann habt ihr Mobutu gemocht!« Hand war entgeistert.
»Ja«, sagte sie. »Es ist traurig, dass er weg ist.«
Jetzt wandte Hand sich mir zu. Als er sah, dass ich wach war und alles mitbekam, warf er mir einen schielenden Ist-das-zu-fassen?-Blick zu.
Ihr Bruder zeigte auf Hands Kopfhörer, die ihm um den Hals hingen. »Was für Musik ist das?«, sagte er.
»Jede Menge Musik«, sagte Hand. »Was hörst du gern?«
»Prince«, sagte er.
»Wie viel kostet das in den USA?«, fragte die Frau und zeigte auf Hands Walkman, ein Durchschnittsmodell, aber immerhin ein Sony.
»Der Walkman? So um die hundert Dollar.«
Sie berührte das Gerät, als wäre es eine Perlenkette. »Ich möchte es dir abkaufen«, sagte sie.
»Gibt's denn in Marokko keine Walkmans?«, fragte Hand.
»Nicht so welche. Nicht diese Qualität. Die Marke ist nicht dieselbe. Für wie viel verkaufst du ihn mir?«
»Scheiße«, sagte Hand und sah wieder zu mir herüber, Hilfe suchend. »Ich könnte ihn dir schenken, aber dann hätte ich keinen mehr für den Rest der Reise. Ich will dein Geld nicht....
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