Die Art und Weise wie Arbeit ausgeführt wird, ändert sich zusammen mit dem Umfeld der Industrie 4.0. Mit der einhergehenden Digitalisierung müssen sich Unternehmen immer mehr den Herausforderungen der Arbeit 4.0 stellen. Nicht nur Herausforderungen, sondern auch neue Chancen ergeben sich durch die Digitalisierung und heben das "Arbeiten" auf die nächste Stufe.
Im Hinblick auf Arbeit 4.0 ändert sich zunehmend das Unternehmen, denn es arbeitet anders als bisher.
Agile Organisationen und Führungsstile geben einzelnen Mitarbeiter mehr Freiheit und Verantwortung. Bisherige starre Organisationsstrukturen, wie man diese aus bekannten Familienunternehmen kennt, sind nicht mehr zeitgemäß. Auch die Organisation wird durch die Arbeit 4.0 beeinflusst. Diese Änderungen sind nicht zwingend auf die digitale Transformation im Unternehmen zurückzuführen, denn das Unternehmen wird durch interne und externe Faktoren zusätzlich gezwungen in einem stetigen Wandel zu stehen. Faktoren wie:
· Technologie
· das Wesen der Arbeitskraft
· kulturelle Vielfalt
· Wettbewerb
· ökonomische Krisen
· soziale Trends und
· globale Politik
verändern die Arbeitswelt grundlegend und schaffen alte Organisationformen ab.[53]
Der technologische und gesellschaftliche Wandel vollzieht sich sehr schnell und stellt Unternehmen vor neue Herausforderungen. Sowohl kleinere als auch größere Unternehmen haben im Hinblick auf gewachsene Strukturen lange Entscheidungsprozesse, die es aufzubrechen gilt, denn die Anpassung an den stetigen Wandel wird mit einer mangelnden Umsetzungsgeschwindigkeit vollzogen.[54]
Weiterhin spielt mangelndes Vertrauen in externe und interne Partner eine große Rolle. Durch Arbeit 4.0 und die Digitalisierung wird die Kooperation und Kommunikation zwischen Fachbereichen vereinfacht. Auch die Interaktion mit externen Partnern im Umfeld der Industrie 4.0 lässt sich durch vorhandene Software-Lösungen umsetzen. Langfristig lässt sich auf diese Weise die Wertschöpfungskette ausweiten und gewinnbringend implementieren. Zusätzlich lassen sich agile Arbeitsmethoden, auf die im Folgenden eingegangen wird, umsetzen.
Mit der Digitalen Transformation und der Arbeit 4.0 lassen sich im Hinblick auf die Unternehmensorganisation zwei wesentliche Handlungsfelder ausarbeiten:
1. Strukturen der Zusammenarbeit
2. Arbeitsweisen und gelebte Arbeitskultur
De folgende Abbildung verdeutlicht dies:
Abbildung 5: Handlungsfelder der Organisation[55]
"Durch die Digitalisierung vernetzen sich Akteure des Wertschöpfungsprozesses zu- nehmend stärker. Damit einhergehend findet sowohl innerhalb als auch zwischen den Unternehmen ein intensiver Daten- und Wissensaustausch statt. Was kann diese zunehmende Vernetzung konkret im Hinblick auf einen Arbeitsplatz bzw. die Organisation bedeuten?" Mitarbeiter können von ihren festen Arbeits- und Sitzplätzen temporär getrennt werden und Tätigkeiten in das Home-Office verlagern. Dadurch ergeben sich Vor-, aber auch Nachteile für Unternehmen und Mitarbeiter. Die ruhigere Atmosphäre zuhause im Home-Office kann möglicherweise zu einem Produktivitätszuwachs führen. Eine bessere Vereinbarkeit mit Familie und Arbeit ergibt sich hier zudem. Eine erhöhte Mitarbeiterzufriedenheit ergibt sich. Das Unternehmen kann zusätzlich Kosten reduzieren, da weniger Arbeitsraum nötig ist und damit weniger Miete fällig wird.[56]
Damit dies langfristig eine Option wird, müssen "Spielregeln" festgelegt werden. Der Zugriff aus dem Home-Office muss gewährleistet sein. Überarbeitung durch den einfachen Zugang im Home-Office muss vermieden werden, sodass die Work-Life-Balance auch erhalten bleibt.[57]
Neben der Struktur der Zusammenarbeit ändert sich auch die Arbeitsweise und die Arbeitskultur. "Das Ziel ist hier vor allem mit der Geschwindigkeit des technologischen Wandels schrittzuhalten sowie flexibel auf sich verändernde Rahmenbedingungen und Zielsetzungen reagieren zu können. In diesem Zusammenhang ist es entscheidend, dass Neues ausprobiert, bewertet und im Zweifelsfall auch aus Fehlern gelernt werden kann. Dieses agile Arbeiten und die erhöhte Fehlertoleranz ebnen den Weg für das Hinterfragen eingefahrener Strukturen und Prozesse, woraus sich angepasste und leistungsfähigere Ansätze ergeben können. Es ist folglich zwingend notwendig, eine agile Unternehmenskultur zu schaffen und die Digitalisierung in dieser zu verankern."[58]
Durch das Internet und die Digitalisierung wird im Rahmen der Arbeit 4.0 ein Beitrag zur geografischen Verlagerung der Arbeit geleistet. Neue Wahlmöglichkeiten im Hinblick auf den Standort der Arbeit ergeben sich. Arbeit wird dabei organisatorisch neu eingebettet und neu verteilt. Innerhalb von Unternehmen werden Teile der Wertschöpfungskette umstrukturiert. Durch die Dynamik der Organisation werden Unternehmen national oder gar transnational. Gesamte Wertschöpfungsketten werden über Grenzen hinweg betrachtet. "Von IBM heißt es zum Beispiel, dass das Unternehmen bereits seit 2012 mehr Personen in Indien beschäftigt als in den USA. Österreichische Banken haben Unternehmensfunktionen, wie das Rechnungswesen oder Rechenzentren, an mittelosteuropa¨ische Standorte verlegt."[59]
Durch die Digitalisierung ist eine Modularisierung von Unternehmensfunktionen möglich. Funktionen oder bestimmte Tätigkeiten eines Projekts oder Unternehmens werden herausgelöst. Schnittstellen zum Unternehmen sind durch Digitalisierung vorhanden. So können beispielsweise der Kundensupport, die Buchhaltung oder andere Projekte an einem anderen Ort verlagern und geografisch vom Unternehmensstandort angesiedelt und sich eventuelle Kostenersparnisse verschafft werden. "Die Kodifizierung von Wissen wiederum stellt sicher, dass möglichst wenige Informationen und Kenntnisse an Personen gebunden sind. Sind sie niedergeschrieben und auf Datenträgern verfügbar, kann von verschiedenen Orten aus auf sie zugegriffen werden. Schließlich erleichtert Digitalisierung von Information das ortsunabha¨ngige Arbeiten, wenn nämlich Informationen nicht auf Papier, sondern elektronisch gespeichert werden. Unter diesen Voraussetzungen wird Arbeit innerhalb von Unternehmen geografisch gesehen immer "beweglicher"."[60]
Vor allem findet dadurch eine Möglichkeit des "Offshore-Outsourcing" statt. So können Tätigkeiten nicht nur innerhalb des Unternehmens verlagert werden, sondern durch elektronische Medien auch an ganz andere Unternehmen, also Dienstleister, übermittelt werden. So werden nochmals die Lohnunterschiede und Kompetenzen in anderen Ländern genutzt.[61]
Durch den technologischen Wandel wird auch die Art des Arbeitens verändert. Prozesse und Projekte werden durch neue Formen wie das agile Arbeiten disruptiv verändert. Massenproduktion und Massenprodukte werden immer weniger. Produkte werden immer individueller und personalisiert. Losgrößen von eins und digitale Geschäftsmodelle, die physische Produkte und digitale Produkte vereinen, werden immer wichtiger und sind heutzutage essentiell, um den Kundenwünschen gerecht zu werden. Trends wie Künstliche Intelligenz und Fortschritte in der Robotik erhöhen die Geschwindigkeit von Produkteinführungen.
Steigende Komplexität erfordert agile Arbeitsmethoden, sodass schnelle Entscheidungen treffbar sind und Beschäftigte und Kunden dazu einladen, an der Produktentwicklung teilzuhaben. "Schlagworte wie agiles Arbeiten und die dazugeho¨rigen Rahmenwerke und Methoden (bspw. Scrum oder Design Thinking) sind in diesem Zuge in aller Munde - es gibt unzählige Bücher, Artikel und Ratgeber zu diesen Themen. Vielen Führungskräften und Mitarbeitern fehlen allerdings die Übersicht und konkrete Ansatzpunkte zur Einfu¨hrung agiler Denk- und Handlungsweisen in ihre Unternehmen oder ihre Abteilungen. Häufig bleibt eine Unklarheit zurück, weil Agilita¨t keine Ansammlung von Checklisten ist, sondern eine auf Prinzipien basierende Geisteshaltung, die sich in Unternehmen sehr individuell...