Schweitzer Fachinformationen
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»Die Schöpferkraft Gottes wird den Geschöpfen so mitgeteilt, dass auch von ihrer Lebenskraft gesprochen wird, wenn von der ruah die Rede ist. Es ist nicht falsch, vom Geist als vom >von Gott geweckten Trieb< und >Instinkt< zu sprechen.« (Moltmann, 55) Verwobener lässt sich von einer Nähe zwischen Gott und Mensch nicht sprechen. Gott rückt uns mit seinem Geist unmittelbar auf die Pelle, geht unter die Haut, findet übers Stammhirn in mein Herz. Gottes Geist kennt seine von ihm begeisterten Lebewesen in- und auswendig. Für den modernen, autonomen Menschen mag das eine beängstigende Vorstellung sein. Für die, die sich nach Geborgenheit und Gemeinschaft sehnen, ist es eine frohe Botschaft.
Neben der ruach wird das Herz (hebr. = lew) zum Kommunikationsort Gottes, zum Lebenszentrum, zur Kraftquelle des Menschen. »Und Gott der Herr rief Adam und sprach zu ihm: Wo bist du?« (1. Mose 3,10) »Adam« kommt aus dem Hebräischen, von adamah und bedeutet so viel wie Erdling. Aus Erde sind wir geschaffen. Zur Erde werden wir zurückkehren. Auf Erden sind wir von Gott gefragte Wesen. Wie lautete Adams Antwort nach dem Apfel-Debakel? »Und er sprach: >Ich hörte dich im Garten und fürchtete mich; denn ich bin nackt, darum verstecke ich mich.<« (1. Mose 3,11) Hören, fürchten, nackt sein, sich verstecken - das sind die vier ersten Wesenszüge des Menschen nach seinem Fall. Die Krone der Schöpfung wird von der Bibel als Angsthase in die Weltgeschichte eingeführt. Evolutionsgeschichtlich überlebten die Angsthasen. Denn sie legten sich nicht mit dem Säbelzahntiger an, sondern ergriffen rechtzeitig die Flucht. Nach dem Sündenfall stand der Mensch nackt vor Gott da. Nichts Heldenhaftes hatte er vorzuweisen.
Gott gab Adam aber nicht auf, sondern ging ihm nach. Gott hätte es sich anders gewünscht: furchtloser, schamfreier, zuvor allerdings auch ohne das menschliche Verlangen, wie Gott sein zu wollen. Ein energiegeladener Spannungsbogen entlädt sich schon in den ersten Kapiteln der Bibel: von der Schöpfung, der Erschaffung des Menschen, bis zu dessen Fall. So sehen es jedenfalls die urzeitlichen Autoren des Buches Genesis. Uralte Metaphern für Urmenschliches werden uns da in einem unerschöpflichen Bilderreichtum vor Augen gemalt. Bis ins letzte Kapitel der Bibel zieht sich eine Überzeugung als roter Faden durch: Wir sind der Ton, nicht der Töpfer! Wir sind Gottes Geschöpfe. Alles, was lebt, webt und atmet, ist Gottes Werk. Unser Herz, unsere Blut-Seele, Lebensnerven und Lebenszentrum schuf ein Gott, der weiß, was für Wesen wir sind.
Wer von Gottes Geist durchdrungen ist, muss seine Zeit nicht sinnlos totschlagen. »Woher nimmst du die Kraft für dein Tun?« werde ich oft gefragt. Ich finde die Frage seltsam. Schlafwandler sollen auf ihren Ausflügen nicht geweckt werden. Der Zustand des Unbewussten hat sein Recht, erlaubt, Schritte zu gehen, die wir im Wachzustand nie wagen würden. Das Bedürfnis, auf alles eine Antwort haben zu wollen, kann hier zum Stolperstein werden. Denn es gibt die andere Seite in mir: die müde, erschöpfte, ängstliche. Die Stubenhockermentalität meiner inneren Sicherheitsbehörde, mein Perfektionsministerium. Die glänzen nicht gerade durch Mut, Veränderungsbereitschaft und geistreiche Vorhaben. Doch den Kopf in den Sand stecken, sich hinter alten Mustern verschanzen, in Schockstarre verharren hilft auch nicht weiter. Denn die Zeit läuft weiter, will beim Schopf gepackt werden, bewusst wie unbewusst. Die Zeit ruht nicht, lässt keinen in Ruhe. Wer sich nicht bewegt, im Fluss der Zeit nicht mitschwimmt, wird vom Lauf der Zeit überholt. Jeder Stillstand hängt einen von der Zukunft ab. Zur Ruhe kommen ist etwas anderes, still werden auch. Was aber tun, wenn das Gefühl dich beschleicht, neben der Spur zu sein? Wie komme ich zu der Quelle, aus der Ruhe und Zufriedenheit strömt? Ein Pinguin vermag mit der Energie eines Liters Benzin 2500 km im Meer zurückzulegen. Einzige Voraussetzung: Er befindet sich in seinem Element, springt ins Wasser, um seine volle PS-Zahl auszufahren. Mit angezogener Handbremse am Ufer stehen hilft ihm nicht weiter. Was hindert uns, in unserem Element zu sein, Erfahrungen mit einem Geist zu machen, der aus Wüsten Gärten macht? Kostenlos wie die Sonnenergie will Gottes Geistkraft uns durchströmen, in unser Leben einfallen wie ein unverhoffter Sommerregen nach Zeiten der Dürre. Vermeide es, beim nächsten Regen dich ins Schneckenhaus deiner Angst zu verkriechen. Wir haben keinen Einfluss darauf, wann der Regen fällt und die Sonne scheint. Aber wir können uns beweglich zeigen, uns dem Himmel aussetzen, oder uns in die Höhle unserer Selbstbezogenheit einigeln.
Also: Wie finde ich Zugang zur Lebenskraft des Geistes?
Bin ich von einer Sache ergriffen, vergehen die Stunden wie im Flug. Belastet mich etwas, spielt sich das Leben in Zeitlupe ab. Macht mein Tun Sinn, kommen mir Kräfte zugeflogen. Die Pflichterfüllung unwesentlicher Arbeiten kostet hingegen Kraft, macht müde. Begeisterung und Pflichtbewusstsein sind wie Feuer und Wasser. Beides ist notwendig. Nur es befeuert sich nicht gegenseitig. Die Frage, die ich mir stelle: Muss jede Pflicht sein? Oder ist es ein Untertanengeist, der mich im Land der Untertanen viel mehr im Griff hat, als es nötig wäre? Sind die Glaubenssätze meiner Eltern, die mich glauben lassen, erst die Pflicht, dann das Vergnügen, Irrglaubenssätze? Wer seinen Standort kennt, kann besser Haltung einnehmen. Wer geistreich lebt, stirbt erfüllter. Wem seine Lebenszeit geistlos zerrinnt, dem bleibt weniger, worauf sich dankbar zurückblicken lässt. Dankbarkeit ist der größte Schatz der bleibt, wenn Abschied ansteht.
Gottes ruach hat den Menschen zum Menschen gemacht. Licht der Welt, Salz der Erde sind nicht die anderen. Wir sind das Licht der Welt, sollen Salz der Erde sein. Schauen wir gut hin, wie Begeisterung in die Welt kam, Gottes Feuer zu brennen anfing. Nachdem Gott uns als Ebenbilder erschaffen hatte und sah, dass alles sehr gut war, zog er Adam und Eva eine einzige Grenze. Diese wurde überschritten - so sahen es die Genesis-Autoren -, deshalb haben wir uns mit Mühsal von den Früchten des Ackers zu ernähren, gebären Frauen unter Schmerzen Kinder. »Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis du wieder zu Erde werdest, davon du genommen bist.« (1. Mose3,19) Keine schönen Aussichten sind das, obwohl alles so gut anfing. Die Bibelverfasser sahen, dass des Menschen Verhältnis zur Arbeit eine Schlüsselfrage ist, um sein Selbst- und Weltverhältnis zu klären. Die Sinnhaftigkeit seines Tuns, die Zufriedenheit im Alltag sind eng verbunden mit dem Erleben der Arbeit. Wer die Arbeit als üble Nachwehe eines aus paradiesischen Verhältnissen Vertriebenen ansieht, muss sein Dasein entfremdet, geistlos und feindlich erleben. In solch einer Welt will keiner leben. Da heißt es: irgendwie über die Runden kommen, sich durchboxen, im Lebenskampf bestehen. Begeisterungserlebnisse fallen da spärlich aus; ein inspiriertes Leben stellt sich so nicht ein.
»Die Einzigartigkeit des Menschen besteht darin, dass er in bewusstem Kontakt zu dieser Ursprungsenergie treten kann. Er kann sie anrufen, aufnehmen und erkennen durch sein Leben, seine Ausstrahlung, durch seine Begeisterung und Liebe.« (Boff, 89) Für Leonardo Boff, den lateinamerikanischen Befreiungstheologen, nimmt der Geist uns ins große Ganze hinein. Ohne Offenheit geht da gar nichts! Ohne Offenheit keine Verbundenheit mit dem Geist, der ordnenden und alles verbindenden Kraft Gottes, ohne die nur Chaos herrschen würde. Vor 3,8 Milliarden Jahren entstand das Leben, vor sieben bis neun Millionen Jahren unser Bewusstsein. Der Astrophysiker und Kosmologe Feeman Dyson formuliert: »Wenn wir ins Universum hinausblicken und erkennen, wie viele Zufälle in Physik und Astronomie zu unserem Wohle zusammengearbeitet haben, dann scheint es fast, als habe das Universum in gewissem Sinn gewusst, dass wir kommen.« (zit. n. Boff, 91?f.)
Was macht den Menschen zum Menschen: sein Bewusstsein, seine Intelligenz, sein Geist? Was unterscheidet uns von der Tier- und Pflanzenwelt? Die Bibel nennt die Energie: Wind, Atem, Hauch, Sturm. Gottes Geistkraft zeigt sich in allen Zeichen des Lebens, der Bewegung, des Ausbruchs unkontrollierbarer Kräfte. »Genau dies ist charakteristisch für die ruach: unvorhersehbar und vom Menschen nicht kontrollierbar zu sein.« (Boff, 80) Damit werden zwei Kriterien für Gottes Wirken benannt: Unvorhersehbarkeit und Unkontrollierbarkeit. Denn: »Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit.« (2. Kor 3,17) Gottes Geist ist Energie, die von Polaritäten und Spannungsfeldern lebt. Als heilsamer Geist vollbringt er Heilvolles wie Unvorhersehbares. Es gibt Wirkweisen, da haben wir ein Geheimnis als Geheimnis, ein Rätsel als Rätsel, offene Fragen als offene Fragen auszuhalten. Für Unvorhersehbares und Unverfügbares gibt es keine Versicherungspolicen und Garantiescheine.
Der Geist, der in der mythopoetischen Erzählung der Genesis über Wassern schwebte, zeigt sich als ein energiegeladener Unruheherd. Unruhe kann zur Quelle von Begeisterung werden, zum Anstoß für Aufbruch, Veränderung, Reformation und Revolution. Im Zustand der Unruhe sehnen wir uns nicht selten nach Ruhe; im Erleben der Endlichkeit wächst die Sehnsucht nach Ewigkeit. Schlafstörungen als Preis fortwährender Ruhestörungen sind in unserer Müdigkeitsgesellschaft zur Regel geworden. Chronische Ruhestörungen können zu Warnsignalen des Geistes werden. Sie nehmen einen in Besitz, wie den dämonisch Besessenen vor den Toren...
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