Schweitzer Fachinformationen
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"Verständnis braucht keine Wahrheit. Die besten Lügen sind die, die wir glauben zu verstehen."
"Kommunikation" gilt heute als eine ganz selbstverständlich, aber eben auch inflationär genutzte Begrifflichkeit. Dabei begann die fundierte Analyse und Definition von kommunikativen Prozessen erst gegen Ende der 1960er Jahre. Die Kommunikationswissenschaft war geboren. Und mit ihr die Erklärung: Kommunikation bedeutet, Information zu vermitteln, um dafür Verständnis zu erzeugen. Nun blieb es nicht bei dieser einfachen Grundlagendefinition. Vor allem ökonomischen Interessen war es letzten Endes geschuldet, dass wir immer detailliertere Diagnosen für nahezu jeden sozialen Interaktionsbereich erhielten. Die explodierende Produktpalette der 1970er und 1980er Jahre wollte ja schließlich ihr Zielpublikum verständlich erreichen. Public-Relations-(PR-)Strategien strebten nach der Maximierung ihrer Treffsicherheit. Servicekontakte sollten möglichst effizient strukturiert, Konsumentenerwartungen möglichst exakt erklärbar sein. Und dem nicht genug, revolutionierte gleichzeitig auch noch die Computerentwicklung das mediale Miteinander. Es brauchte also Leit- und Richtlinien, praktikable Verhaltensmuster und Analysemodelle, kurz: eine möglichst umfassende Kompetenz, kommunikative Wege und Inhalte richtig einschätzen zu können. Bis heute hat dieses Vorhaben nichts an Bedeutung verloren. Im Gegenteil.
Jede Regung, jedes Tun, jede Initiative, ja sogar das bloße Zusammenspiel von technischen Gerätschaften wird mittlerweile als ein kommunikativer Akt betrachtet und als solcher prozessanalysiert. Unsere bloße physische Anwesenheit gilt demnach bereits als ein kommunikatives Signal. Paul Watzlawick resümierte dies in der für ihn bekannt pointierten Art. Er kam zum Schluss: Man kann einfach nicht nicht kommunizieren.14 Diese Omnipräsenz der Begrifflichkeit verwässert allerdings die Ursprünglichkeit ihrer Bedeutung.
Gemeinsam ist uns unsere Verschiedenheit
Der Begriff "Kommunikation" bezieht sich - grundsätzlich gesprochen - auf ein bewusstes oder unbewusstes Sich-Mitteilen und Sich-Verstehen. Eine fundamentale Wechselwirkung entsteht, indem eine Sendeposition Information produziert und eine Empfangsposition diese konsumiert. Die Deutung dieser so vermittelten Information führt empfängerseitig zu "Verständnis". Die Kommunikationswissenschaft stellt dazu fest, dass Verständnis, das Ziel einer jeden kommunikativen Handlung, dann erreicht ist, wenn die Kommunikationspartner die Bedeutung von Information "miteinander teilen". Und das führt uns zurück zur ursprünglichen Wortbedeutung, zum lateinischen communicare, was übersetzt "gemeinsame Werte teilen" bedeutet.
Bis zu diesem Punkt eine vielleicht nicht wirklich prickelnde Erkenntnis. Die Tatsache allerdings, dass all diese kommunikativen Prozesse auf Gesetzmäßigkeiten von Aktion und Reaktion beruhen, verleiht dem Thema plötzlich Brisanz. Denn es versetzt uns ja offensichtlich in die Lage, Einfluss auf das Ergebnis von Kommunikation zu nehmen, Verständnisprozesse zu steuern und damit bewusst eine, von uns gewünschte, Wirkung zu erzielen. Wir manipulieren Stimmungslagen, Gesprächsverläufe oder die gesamte Atmosphäre eines Zusammentreffens von Menschen. Stoßen Sie sich nicht am Wort Manipulation und seiner landläufig negativen Assoziation (Assoziation: geistige Verknüpfung zu bekannten Vorstellungen). Auch hier steht die Ursprünglichkeit der Wortbedeutung über ihrem historisch gewachsenen Negativimage. Das lateinische manipulare bedeutet "etwas zum Positiven bewegen". Wenn wir uns demnach bemühen, unsere Inhalte möglichst verständlich, gewinnend, sympathiegeladen, also positiv zu vermitteln, manipulieren wir automatisch den kommunikativen Verlauf. Von Objektivität keine Spur, stimmt. Aber zu echter Objektivität sind wir kognitiv ja ohnehin nicht fähig. Also sind unsere Informationsprodukte immer subjektiv, repräsentieren unsere lückenhafte Sicht der Dinge. Was wir als eine Erkenntnis wahrnehmen, ist immer Ergebnis eines vielstufigen Verarbeitungsprozesses, in den unsere Emotionen, persönlichen Erfahrungen und bereits gespeicherten Vorstellungen mit einfließen. Alles Aspekte, die für jeden Menschen unterschiedlich zusammenspielen. Jeder Mensch sieht seine Welt dementsprechend individuell mit seinen Augen.15
"Professionalität" von Kommunikation erklärt sich nun dadurch, wie bewusst (oder unprofessionell eben unbewusst) wir diese Manipulationsmöglichkeiten, besser gesagt: diese Optionen für eine ergebnisorientierte Informationsvermittlung, nutzen. In der Regel beobachten wir: Je spontaner wir uns mitteilen, desto privater und natürlicher der Eindruck. Wir wirken authentisch. Je überlegter die Wortwahl, je gezielter der Einsatz von Gestik oder Mimik, desto professioneller, aber eben auch unnatürlicher wirken wir.
Hochwertig professionelle Kommunikation steht dementsprechend für die erfolgreiche Verschränkung dieser beiden Wirkungswelten. Ziel ist es, überlegt zu agieren und trotzdem authentisch aufzutreten.
Leistungsträger Effektivität, Kompetenz und Sympathie
Damit definieren wir bereits erste, zentrale Leistungsaspekte unserer kommunikativen Handlungen: Wie effektiv erreichen wir unser Verständnisvorhaben bei gleichzeitig maximaler Authentizität? Stehen wir uns zum Beispiel persönlich gegenüber, erzeuge ich Effektivität durch mein situativ passendes Erscheinungsbild und meine argumentative Qualität. Glaubwürdigkeit erreiche ich, indem es mir gelingt, gleichzeitig Kompetenz und Sympathie mit auszustrahlen. Jetzt haben wir bereits die wichtigsten Schlagworte für den erfolgreichen Einsatz kommunikativer Techniken festgehalten: Effektivität, Kompetenz und Sympathie. Nahezu jeder kommunikative Kontakt orientiert sich qualitativ an diesen Parametern beziehungsweise setzt sich diese zum Ziel. Das ist keine rein wissenschaftliche Feststellung, das ist einfach nur gelebte Praxis: Komme ich rasch auf den Punkt und strahle dabei Selbstsicherheit und Herzlichkeit aus, ist es eine Freude, mit mir zu kommunizieren.
"Ich verbrachte letzten Sommer meinen Urlaub in Griechenland, auf einer kleinen Insel. Sonnige zwei Wochen, ständig wolkenloser Himmel, das Wasser klar und in allen Blautönen; die Häuser an der Küste mit ihren typisch kalkweißen Fassaden, die salzige Meeresbrise, das Rauschen der Wellen am Strand, es war einfach herrlich!"
Und? Haben Sie mich verstanden? Wissen Sie, wovon ich hier rede beziehungsweise schreibe? Rhetorische Frage. Natürlich! Sie sagen, Sie verstehen mich, Sie wissen sogar ganz genau, was ich meine. Sie sind der Überzeugung, Sie können sich gut in meine Sicht der Dinge hineindenken, ja vielleicht sogar hineinfühlen. Aber was wissen Sie nun tatsächlich und was haben Sie nun auch tatsächlich verstanden?
Das Bild zur Sache
Ich habe Sie leider in Ihrer Überzeugung zu korrigieren, denn Sie missverstehen, und zwar gründlich. Warum? Nun, das erklärt sich durch das eben tatsächlich Durchlebte. Folgendes ist nämlich passiert: Sie lesen meine Ausführungen zu einer griechischen Insel. Ab den ersten Reizworten wie Sommer, Urlaub, Griechenland oder Insel beginnen Sie automatisch und zwangsläufig zu assoziieren. Mit unfassbarer Geschwindigkeit durchblättern Sie Ihren persönlichen Erinnerungskatalog und werden in der Regel in weniger als 0,8 Sekunden auch fündig. Es gibt "passende" Bilder und ähnliche Gefühlsmomente in Ihrem Kopf, die Ihnen meine Ausführungen scheinbar zuverlässig erklären. Eigene Urlaubserlebnisse, Reiseprospekte, eine Fernsehdokumentation zum Thema Griechenland. Egal welcher Erinnerung Sie sich bedienen, jetzt verstehen Sie. Oder besser gesagt: Sie machen sich im wahrsten Sinn des Wortes nun "ein Bild zur Sache".
Missverstehen als Regelfall
Nun stellt sich natürlich die Frage: Was hat Ihr Bild mit dem meinen gemein? Wie viel Deckungsgleichheit erzielen wir?
Wie hoch schätzen Sie die Schnittmenge an Details, die wir auch wirklich 1:1 gleich sehen: 10 Prozent, 50 Prozent oder mehr? Ein erster, kleiner Witz der Kommunikation: lupenreine 0 Prozent - und die reichen aus. Denn trotzdem, ja, Sie verstehen mich, aber eben in Ihrer ganz individuellen Interpretation der Dinge. Missverstehen ist also - wenn Sie so wollen - der Regelfall. Aber gerade dieser Umstand eröffnet uns völlig neue Freiheiten und kommunikative Gestaltungsmöglichkeiten. Es ist nicht nur...
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