Schweitzer Fachinformationen
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Bärenklau von der Wiese lindert Atembeschwerden und fördert den Juckreiz.
»Kannst du mir einen Gefallen tun?« Fast hätte Anja verpasst, dass Gerd sie meinte, so vertieft war sie darin, das letzte Foto auf dem Display der Kamera zu vergrößern, um die Schärfe zu kontrollieren. Irgendetwas war ihr schon beim Fotografieren aufgefallen, das wollte sie überprüfen.
»Ich höre gerade, dass unser Fotograf bei einem anderen Tatort ist und erst später kommen kann, ich will aber die Tote abtransportieren lassen. Hier sind mir einfach zu viele Menschen.«
Anja seufzte. Dass Männer immer so lange ausholen mussten, ehe sie zur Sache kamen. »Und jetzt willst du, dass ich ein paar Tatortfotos mache. Sag das doch gleich!«
»Genau! Wir brauchen die gesamte Szene, alles, was du siehst, und am besten noch ein bisschen mehr. Die Spurensicherung macht auch Fotos, aber mir ist es lieber, wenn ich noch welche von einer unabhängigen Person habe.« Gerd lachte. »Die Spusi hat doch nur ihre Spuren im Blick. Aber vielleicht liegt das Geheimnis ganz woanders.«
Anja dachte an das Durcheinander mit den Sitzplätzen und den Tassen. Möglicherweise lag darin die Lösung des Falles.
»Wenn einer weiß, dass der äußere Schein häufig trügt, dann bin das wohl ich.« Nach diesen Worten ließ Gerd Anja stehen und ging den Gang hoch zum Ausgang.
Nachdenklich schaute Anja ihm nach. Da war es wieder, dieses Geheimnis, das Gerd Neubert umgab und das sie seit ihrer ersten Begegnung zu entschlüsseln suchte. Auch jetzt war keine Gelegenheit, die Zuschauer wurden unruhig und fragten den Kommissar klagend, wie lange sie noch warten müssten und wann sie endlich gehen dürften.
Also stieg Anja die drei Stufen zur Bühne hinauf und ging durch die Tür in den Bereich hinter den Kulissen, der sonst nur Theaterangehörigen vorbehalten war. Sie wusste, dass von dort aus eine Treppe ins Obergeschoss führte und darunter eine Art Garderobe war, in der die Schauspieler sich manchmal umzogen.
Anja fotografierte die weit geöffnete Tür zur Bühne, die jemand mit einem Holzkeil gestoppt hatte, damit die Beamten freien Zugang hatten. Auch den Aufstieg ins Obergeschoss, wo sich die Küche befand, lichtete Anja gewissenhaft ab und wollte schon wieder die Bühne betreten, als ihr etwas einfiel. In den Regalen neben dem Treppenaufgang standen weitere Requisiten, darunter einige Tassen, wie sie in dem Stück zum Einsatz gekommen waren. Ob bereits jemand den Tisch abgeräumt hatte? Sie konnte sich nicht daran erinnern und entschied, sicherheitshalber Fotos von den Tassen zu machen.
»Was gibt es denn da zu fotografieren?«, ertönte die heisere Stimme eines Mannes hinter ihr. Da stand der Schauspieler, der den Mann mit den verschiedenfarbigen Pantoffeln spielte. Selbst wenn sie ihn ohne die Koteletten nicht erkannt hätte, ein Blick auf die Füße verriet ihn.
»Oh, stehe ich Ihnen im Weg?« Anja ging zur Seite, weil sie dachte, der Mann wolle sich umziehen. »Ich bin auch schon verschwunden.«
Der Mann lachte. »Lassen Sie nur. Ich muss bloß die Schuhe wechseln.« Er stockte. »Nachdem Annegret uns auch noch die Premiere versaut hat.«
»Wenn Sie das so nennen wollen!«, sagte Anja, weil ihr keine andere Entgegnung einfiel. Die Formulierung des Mannes fand sie angesichts des Todesfalls befremdlich.
»Ich weiß. De mortuis nil nisi bene. Nichts Schlechtes über Tote! Aber diese Frau war eine Nervensäge erster Güte, es gab keine Probe, bei der sie nicht versucht hat, ihren Kopf durchzusetzen.« Er schnaufte verächtlich. »Und die Regisseurin hat sich das gefallen lassen.«
Anja rief sich ihre Begegnungen mit Annegret Bäumler in Erinnerung. Mehrere Situationen kamen ihr in den Sinn, in denen sie ihre Mitarbeiterin hatte ablösen und bremsen müssen, weil Annegret Bäumler Sonderwünsche äußerte oder sich gar über die Geschenkverpackung beschwerte. Und das, obwohl Britta sich für die Queen des Geschenkeverpackens hielt. Wäre ihre Mitarbeiterin im Theater gewesen, hätte man sie auf jeden Fall in die Reihe der Verdächtigen einfügen müssen. Wenn die Unternehmerin mit dem großen Geldbeutel und dem kleinen Geist sich hier genauso aufgeführt hatte wie im »Mord & Ortschlag«, gab es in der Theatergruppe sicher mehr als eine Person, die ihr eins auswischen wollte. Aber würde jemand sie wegen einer verbalen Verletzung umbringen?
»Stellen Sie sich vor, sie wollte das ganze Stück ändern. Dabei spielen wir eine Kurzgeschichte von Agatha Christie. >Die mörderische Teerunde<. In letzter Minute wird der Mord verhindert. Aber das passte ihr nicht. Bei der Generalprobe kam sie sogar mit einer Riesenstaude Bärenklau um die Ecke. Damit wollte sie auf der Bühne das Thema Gift hervorheben, um die Zuschauer zu verwirren. Na, Sie hätten mal erleben sollen, wie Samantha da ausgeflippt ist. Sie hat sogar damit gedroht, dass Annegret nicht mitspielen darf.« Ein Grinsen schob sich für einen kurzen Moment über das Gesicht des Mannes. »Das wäre auch richtig gewesen und unproblematisch, weil Clarissa sich ja das gleiche Kostüm hat schneidern lassen, für den Fall, dass sie einspringen muss.« Er senkte die Stimme und sah sich um. »Wenn Sie mich fragen, kann das nur Clarissa gewesen sein. Die beiden haben sich doch um die Rolle gestritten wie sonst nur Hausfrauen um ein Küchengerät im Discounter!«
Anja blickte an ihm vorbei auf die Bühne, wo Gerd erschienen war und ihr ein Zeichen gab, dass sie endlich die Fotos machen sollte, damit die Leiche weggeschafft werden konnte. Sie entschuldigte sich schweren Herzens bei Tom Adison, wie sie den Mann in Gedanken nannte, weil sie seinen echten Namen nicht wusste. »Ich muss schnell ein paar Fotos machen und komme dann wieder.«
Damit zwängte sie sich an Gerd, der inzwischen im Rahmen der Bühnentür stand, vorbei und fotografierte systematisch jedes Fleckchen auf der Bühne. Wenn Gerd nur nicht auf die Idee kam, ihre Speicherkarte zu beschlagnahmen. Die Fotos boten eine ideale Ausgangsbasis, um der Polizei mit ihrem Wissen unter die Arme zu greifen. Sie grinste bei dem Gedanken an die Entführung der kleinen Hanna, die ohne ihre Ideen vielleicht niemals aufgeklärt worden wäre. Eigentlich war sie schon lange nicht mehr als Hagener Miss Marple unterwegs gewesen. Miss Marple in jungen Jahren natürlich und ohne Dutt und Mister Stringer.
»Ich denke, das reicht.« Gerd tauchte unvermittelt neben Anja auf. »Mit deinen Bildern von der Vorstellung können wir uns einen guten Eindruck verschaffen, was hier geschehen ist.« Er streckte bereits die Hand aus und Anja ahnte, dass er darauf wartete, dass sie ihm ihre SD-Karte hineinlegte. Während sie darüber nachdachte, wie sie das umgehen konnte, riefen von verschiedenen Seiten Beamte nach Gerd und er verschwand - ohne ihre Fotos.
Anja wollte gerade die Bühne verlassen und sich auf die Suche nach Oliver manchen, als sie eine hohe Frauenstimme hörte, die ihr völlig unbekannt war.
»Was hattest du an der Seite der Bühne zu tun? Du hattest deinen Auftritt längst hinter dir und solltest oben warten bis zur Pause«, schimpfte die Frau.
Anja vermutete, dass die Stimme aus dem Regieraum kam. Vielleicht gehörte sie der Mitarbeiterin in der Technik. Sie hob die Kamera ans Gesicht und ging fotografierend am Vorhang entlang über die Bühne. Niemand hielt sie auf. Gerd hatte seine Kollegen und die Spurensicherung gut instruiert.
Je näher sie dem Regiepult kam, umso deutlicher wurden die Stimmen. Sie klappte das Display der Kamera aus und schwenkte den Fotoapparat auf Hüfthöhe so lange, bis sie auf dem kleinen Bildschirm den Technikraum erblickte. Eine junge Frau saß vor dem Regiepult. Neben ihr stand eine Frau in den 40ern, die ihre Haare streng nach hinten gebunden hatte. Anja hatte die Regisseurin auf der Bühne das erste Mal gesehen, als sie nach Annegrets Zusammenbruch geschimpft und Lars Wollenweber angefahren hatte. Rosina hatte ihr unter dem bösen Zischen ihres Nachbarn zugeflüstert, dass die Regisseurin in Dortmund arbeitete und im Theater an der Volme lediglich die Leitung des Theaterprojektes übernommen hatte.
Die Frau neben der Regisseurin dagegen erkannte Anja sofort. Es war Clarissa Möllmann, die in der ersten Szene eine Bedienung und Verkäuferin gespielt hatte. Interessant, dass Clarissa während der Terrassenszene keinen Auftritt hatte und dennoch kurz hinter dem Vorhang zu sehen gewesen war, bevor Annegret stürzte. Gab es nicht sogar in den Agatha-Christie-Geschichten Fälle, bei denen Menschen mit Giftpfeilen getötet wurden? Oder war das bei Edgar Wallace? Sollte der Verdacht aufkommen, dass Annegret Bäumler durch einen Giftpfeil gestorben war, würde Clarissa Möllmann auf jeden Fall weit oben auf der Liste der Verdächtigen stehen. Aber vielleicht hatte sie auch länger in dem Treppenhaus gestanden und Gift in Annegrets Tasse gefüllt.
Anja blickte sich um, der Körper der Toten wurde gerade angehoben und in einen Zinksarg gelegt. Vor den Augen der Zuschauer? Erleichtert bemerkte Anja, dass diese inzwischen das Theater verlassen hatten. Sie schaute auf die Stelle, an der gerade noch die Leiche gelegen hatte. Auf dem schwarzen Boden war fast nichts zu sehen. Ein feuchter Fleck, der entstanden sein konnte, als Annegret Bäumlers Teetasse herunterfiel, die nun zerbrochen am Boden lag. Möglicherweise war es auch ein Blutfleck, der von dem Sturz stammte. Eine Blutlache, wie sie eine Waffe erzeugt hätte, mit der Organe verletzt worden wären, gab es nicht. Anja war sich sicher, dass Annegret vergiftet worden war, wie es dieser Doktor Zielcke vermutet hatte. Anja dachte an den bitteren...
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