Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
Jason kratzte sich am Kinn, während er die geheimnisvolle Frau vor sich anschaute. »Na gut . Sind Sie in einem Zeugenschutzprogramm oder so was Ähnlichem?«
Sie schürzte die Lippen. »Eigentlich nicht.«
»Sagen Sie mir, was los ist?« Er sah die Angst in ihrem Gesicht.
»Ich würde gern«, antwortete sie leise.
»Aber Sie trauen mir nicht.«
»Das ist es nicht. Es ist nur . nun ja, zum Teil vielleicht.« Wieder traten ihr Tränen in die Augen.
Jason schwieg kurz, dann fragte er: »Sie sind sich nicht sicher, wem Sie vertrauen können, nicht wahr?«
Sie sah ihn unverwandt an, dann nickte sie langsam, seine Vermutung bestätigend.
»Vor wem laufen Sie weg?«, fragte er.
Lilly blinzelte und errötete. Die Angst in ihren Augen verstärkte sich. Sie griff nach dem Laken, das über ihren Beinen lag, knüllte es zusammen, glättete es wieder. Dann fuhr sie sich mit der Hand durch das dunkle Haar und schüttelte den Kopf. »Vor dem, der mich schließlich doch erwischt hat.«
Als es an der Tür klopfte, zuckte sie zusammen, doch es war nur ein Arzt, ein großer, schlanker Mittfünfziger mit grau meliertem Haar. Hellblaue Augen ruhten kurz auf Jason, dann wandte er sich an Lilly. »Freut mich zu sehen, dass Sie die Augen offen haben.«
Lilly schwieg.
Er zog eine Stiftlampe aus der Tasche. »Ich bin Dr. Fields. Darf ich Sie kurz untersuchen?«
Ohne ihre Antwort abzuwarten, prüfte er ihre Reaktionen und stellte ihr dabei mehrere Fragen. Jason merkte sich die Antworten.
Schließlich richtete Dr. Fields sich auf. »Sie können nicht sehr lange in dem Auto gewesen sein. Gerade lang genug, um das Bewusstsein zu verlieren. Ich glaube nicht, dass Sie bleibende Schäden von dem Kohlenmonoxid davongetragen haben. Sie haben großes Glück gehabt.«
»Ja, das hatte ich wohl . Vielen Dank.«
Der Arzt blinzelte, als hätte ihre Antwort ihn verwirrt. »Ich werde noch den diensthabenden Psychiater verständigen«, sagte er. »Das ist bei einem Selbstmordversuch vorgeschrieben. Das verstehen Sie doch, oder?«
Lillys Antwort kam wie aus der Pistole geschossen: »Ich habe nicht versucht, mich umzubringen.«
Dr. Fields warf Jason einen überraschten Blick zu.
Der zuckte die Achseln und runzelte die Stirn. »Ich schätze, sie sagt die Wahrheit, Doktor«, hörte er sich sagen.
»Nein? Was sollte es dann gewesen sein?« Dr. Fields blickte fragend von einem zum anderen.
Jason sagte nichts.
Der Arzt sog scharf die Luft ein und sein Blick ruhte auf Lilly. »Ein Unfall?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Aber wenn es kein Selbstmordversuch und kein Unfall war .«, er hielt kurz inne. »Wollen Sie damit sagen, dass jemand versucht hat, Sie umzubringen?«
Sie erwiderte tapfer seinen Blick. »Ja. Genau das wollte ich sagen.«
»Ich . äh . ich verstehe«, stammelte der Arzt. »Nun, laut Polizei war es ein Selbstmordversuch, deshalb benötigen wir die Aussage des Psychiaters. Es wird jemand kommen, der Sie zu ihm bringt.«
Lilly wurde blass, nickte aber. »In Ordnung.«
Jason war überrascht, dass sie nicht weiter protestierte.
Als der Arzt das Zimmer verlassen hatte, sah Lilly Jason direkt an. »Ich habe nicht versucht, mich umzubringen.«
Die Bestimmtheit, mit der sie die Worte aussprach, traf ihn. Plötzlich wurde ihm bewusst, dass er ihr glaubte. Absolut. Vollkommen. Und er würde ihr helfen.
»Warten Sie kurz.« Mit einem Satz war er bei der Tür und riss sie auf. Die Wache stand am Ende des Gangs und schäkerte mit einer der Schwestern. In ihrer Nähe war der Arzt mit zwei anderen Weißkitteln in eine Krankenakte vertieft. »Dr. Fields?«
Der Arzt drehte sich um. »Ja?«
Jason lief zu ihm. »Miss Peterson braucht keine Prüfung durch einen Psychiater. Ich werde mich um sie kümmern.«
Lilly blinzelte verwirrt, als Jason so plötzlich verschwunden war, doch sie nutzte die Gunst der Stunde, schlug die Decke zurück, schwang die Beine aus dem Bett und stellte sie auf den Boden. Prompt wurde ihr schwindelig. Sie schloss die Augen und stützte die Arme fest auf die Matratze, bis das Zimmer aufhörte, sich zu drehen. Dann durchquerte sie auf zittrigen Beinen den Raum und öffnete die Schranktür. Da hingen ihre Kleider. Sie rochen nach Rauch, doch fürs Erste mussten sie genügen.
So schnell sie konnte, zog sie sich an, musste allerdings alle paar Sekunden innehalten und warten, bis ihr Husten aufhörte und ihre Kräfte zurückkehrten. Ihr Arm pochte, doch das ignorierte sie. Fertig angezogen, stellte sie ihre Tennisschuhe aufs Bett und sank auf den Stuhl daneben. Völlig erschöpft schloss sie die Augen und legte ihren Kopf einen Moment gegen die Lehne.
Doch sie war zu angespannt. Die Ereignisse der Nacht lagen im Nebel. Der Versuch, sich genau daran zu erinnern, was geschehen war, verursachte ihr Kopfschmerzen. Sie wusste nur, dass sie in Gefahr war und hier fort musste. Bevor irgendjemand zurückkam.
Und die Wache? Wie sollte sie an dem Mann vorbeikommen? Sie würde eine Ohnmacht vortäuschen müssen oder etwas Derartiges. Langsam formte sich ein Plan in ihrem Kopf. Sie brauchte ihn nur noch auszuführen. Leider hatte sie keine Kraft mehr, auch nur aufzustehen.
Wieder ging die Tür auf. Sie stöhnte innerlich. Zu spät. Sie hatte zu lange getrödelt.
Sie schlug die Augen auf und sah den Mann im weißen Arztkittel an. »Ich komme nicht mit zum Psychiater«, sagte sie bestimmt.
Ohne ein Wort zu sprechen, trat er näher.
Lilly schaute ihn misstrauisch an. Noch bevor sie einen weiteren Gedanken fassen konnte, packte er sie blitzartig am Arm und warf sie aufs Bett. Sie hatte nicht einmal Zeit zu schreien, da presste er ihr auch schon ein Kissen aufs Gesicht.
Jason merkte schnell, dass er den Arzt nicht überzeugen konnte. Hätte er sich eigentlich ja denken können. Er gab den Versuch auf und ging zurück zu Lillys Zimmer. Als er sah, dass die Wache immer noch nicht wieder da war, runzelte er die Stirn und beschloss, das zu melden. Dann klopfte er und öffnete die Tür. Was er sah, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren. Jemand beugte sich über Lilly, nein, er beugte sich nicht einfach über sie, er versuchte, sie zu ersticken.
Mit einem Satz war Jason am Bett, packte den Mann und riss ihn von Lilly herunter. Einem kräftigen Fausthieb des anderen wich er geschickt aus. Er duckte sich, trat zurück, wirbelte herum und trat zu. Sein rechter Fuß traf den linken Wangenknochen des Angreifers. Der Mann brach zusammen und sein Kopf schlug dumpf auf dem Fliesenboden auf.
Jason richtete seinen Blick wieder auf Lilly. »Sind Sie in Ordnung?«
Sie hatte sich aufgesetzt und rang nach Luft. Als Antwort auf seine Frage nickte sie nur kurz, doch sie war beinahe so weiß wie das Kissen, das beinahe ihr Leben beendet hätte.
Jason zog sein Handy aus der Hosentasche und rief seinen Bruder an.
Nolan nahm beim zweiten Klingelton ab. »Was gibt's?«
»Ich hab grade ganz knapp einen Mord verhindert.«
Eine kurze Stille folgte. »Was?«
»Ich bin im Krankenhaus, Zimmer vier der Notaufnahme. Der Kerl liegt auf dem Boden, im Moment noch bewusstlos, aber ich brauche dich. Du musst ihn verhaften.«
»Ruf den Sicherheitsdienst des Krankenhauses. Ich schicke sofort jemanden.« Nolan legte auf. Zeit für Abschiedsfloskeln wollte er nicht verschwenden. Er wusste, sein Bruder würde bei so einer Angelegenheit nicht scherzen.
»Der Sicherheitsdienst hätte eigentlich vor der Tür stehen sollen, als das passiert ist. Hat bisher also nichts genützt«, sagte Jason wie zu sich selbst, als er das Handy wieder einsteckte. »Die Polizei ist unterwegs«, informierte er Lilly, die gerade versuchte aufzustehen.
»Gut. Aber ich muss hier weg. Helfen Sie mir hier heraus, bevor sie mich in die Psychiatrie einweisen. Wenn ich erst eingesperrt bin und nicht mehr weg kann, bin ich so gut wie tot.«
Während sie das Wort »tot« aussprach, regte sich der Mann auf dem Boden. Jason und Lilly starrten ihn alarmiert an. Doch im selben Moment flog die Tür auf und zwei Polizeibeamte traten ein, die Hände an der Waffe.
Jason sah den ersten Beamten an. Er kannte ihn. »Robby?« Er hatte den Mann vor ein paar Monaten beim alljährlichen Softballturnier der Polizei kennengelernt, mit dem Geld für das örtliche Kinderkrankenhaus gesammelt wurde.
»Jason?«
»Ja. Wie kommt es, dass ihr so schnell hier seid?«
»Wir waren schon im Krankenhaus wegen einer anderen Sache und wurden über Funk alarmiert. Was geht hier vor?«, fragte er und sah dabei den Mann an, der neben Jason auf dem Boden lag. Sein Kollege kniete nieder und prüfte seinen Puls.
»Er lebt«, sagte Jason. »Ich kam ins Zimmer zurück, nachdem ich auf dem Gang mit einem Arzt gesprochen hatte, da hat der Typ hier ein Kissen auf ihr Gesicht gedrückt und versucht, sie zu ersticken.«
Robby sah Lilly mit hochgezogenen Brauen an.
Sie schauderte. »Er verfolgt mich seit Wochen«, sagte sie.
»Ein Stalker?«
Lilly nickte. »Ich kann ihn nicht abschütteln. Wo ich auch hingehe, taucht er auf.«
»Und diesmal hat er offenbar beschlossen, das Objekt seiner Begierde endgültig auszulöschen«, murmelte Jason. »Eigentlich sollte eine Wache vor der Tür stehen, doch der Mann war zu beschäftigt damit, mit den Schwestern zu turteln.«
Der Mann am Boden stöhnte und fasste sich mit der Hand an den Kopf.
»Ich habe nicht nachgesehen, ob er eine Waffe hat«, sagte Jason.
Der Beamte durchsuchte den Mann mit geübtem Griff....
Dateiformat: ePUBKopierschutz: Wasserzeichen-DRM (Digital Rights Management)
Systemvoraussetzungen:
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet - also für „fließenden” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Mit Wasserzeichen-DRM wird hier ein „weicher” Kopierschutz verwendet. Daher ist technisch zwar alles möglich – sogar eine unzulässige Weitergabe. Aber an sichtbaren und unsichtbaren Stellen wird der Käufer des E-Books als Wasserzeichen hinterlegt, sodass im Falle eines Missbrauchs die Spur zurückverfolgt werden kann.
Weitere Informationen finden Sie in unserer E-Book Hilfe.