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Seinem Gegner in die Seele zu blicken kann ungeahnte Folgen haben ...
Lucie Tedbury, die junge Anführerin der Frauenrechtsbewegung in Oxford, ist empört. Die Nemesis ihrer Jugend, der berüchtigte Tristan Ballentine, sabotiert ihren Plan, Tausende Leserinnen von Frauenzeitschriften für ihre Sache zu gewinnen. Doch dann macht der junge Adlige ihr ein skandalöses Angebot: Eine Nacht mit ihm, und er wird das Feld räumen. Lucie hätte nicht gedacht, dass sie ihn noch mehr verabscheuen könnte! Bald muss sie sich jedoch eingestehen, dass Tristan ihr Blut nicht nur durch sein unverschämtes Auftreten in Wallung bringt, sondern dass sich hinter ihren Gefühlen für ihn womöglich mehr verbirgt, als sie wahrhaben möchte ...
"Eine fast schmerzhaft schöne Liebesgeschichte, die den Geist der Veränderung und Gleichberechtigung widerspiegelt, der die Kämpfer:innen der Frauenbewegung antrieb." NATASHA IS A BOOK JUNKIE
Band 2 der Rebellinnen von Oxford
Buckinghamshire, Sommer 1865
Eine wohlerzogene junge Dame sollte nicht auf dem Teppich hinter dem Sofa liegen und gegen sich selbst Schach spielen. Sie stopfte sich auch nicht schon vor dem Frühstück den Mund mit Zitronenbonbons voll. Lucie wusste das. Aber die Sommerferien waren ausgesprochen langweilig. So langweilig wie noch nie zuvor. Tommy war als Schnösel von Eton nach Hause zurückgekehrt und sich plötzlich viel zu fein, um mit Mädchen zu spielen. Und ihre kürzlich eingetroffene Cousine Cecily gehörte zu der Sorte Kinder, die bei jeder Kleinigkeit in Tränen ausbrachen. Mit knapp dreizehn Jahren hielt sich Lucie allerdings für viel zu jung, um in schicklicher Manier vor Langeweile zu sterben. Ihre Mutter hingegen würde dieses Schicksal wohl als noblen Tod erachten, der ihrer Ansicht nach in den meisten Fällen jeglichem ungebührlichen Verhalten vorzuziehen war.
In der Bibliothek herrschte eine einlullende Stille, und der Geruch nach Leder und Staub stieg Lucie in die Nase. Die Strahlen der Morgensonne bündelten sich auf dem Schachbrett und tauchten die weiße Königin in einen hellen Schein. Sie war in Gefahr, denn ein verwegener Springer hatte ihr eine Falle gestellt, und Ihre Majestät konnte sich nun entweder selbst opfern, um den König zu schützen, oder zulassen, dass er zu Fall gebracht wurde. Unschlüssig verharrten Lucies Finger über der polierten Elfenbeinkrone.
Das Geräusch schneller Schritte drang aus dem Flur an ihre Ohren.
Etwa Mutters klackernde Absätze? Allerdings rannte ihre Mutter niemals.
Gleich darauf flog die Tür auf.
»Wie konntest du nur? Wie konntest du mir das antun?«
Lucie erstarrte. Die Stimme ihrer Mutter bebte vor Wut.
Die Tür flog knallend ins Schloss, die Dielen erzitterten förmlich von der Wucht.
»Vor aller Augen, der ganze Ballsaal .«
»Oh, bitte, musst du so ein Drama daraus machen?«
Lucies Magen zog sich zusammen. Das war die Stimme ihres Vaters, kühl und gelangweilt.
»Alle wussten davon, nur ich habe in seliger Unwissenheit zu Hause das Bett gehütet!«
»Grundgütiger! Warum sich Rochesters Frau als deine Freundin bezeichnet, ist mir unbegreiflich. Sie trägt dir irgendein Gerücht zu, und nun schau dich an, du gebärdest dich wie eine Furie. Ich hätte sie gleich gestern Abend wieder wegschicken sollen. Typisch, dass sie sich selbst einlädt und unangekündigt und obendrein zu solch später Stunde hier auftaucht, so launenhaft, wie sie ist .«
»Sie bleibt«, erwiderte Mama bissig. »Sie muss bleiben, damit mir wenigstens ein aufrichtiger Mensch in dieser Schlangengrube zur Seite steht.«
Lucies Vater lachte. »Lady Rochester und aufrichtig? Hast du dir ihren Sohn mal angesehen? Was für ein seltsamer karottenköpfiger Bursche. Ich wette eintausend Pfund, dass er nicht Rochesters Sprössling ist .«
»Was ist mit dir, Wycliffe? Wie viele Bälger hast du mit deinen Mätressen schon in die Welt gesetzt?«
»Eine solche Bemerkung ist unter deinem Niveau, Frau.«
Bleiernes Schweigen füllte den Raum.
Lucies Herz trommelte so heftig und laut gegen ihren Brustkorb, dass sie befürchtete, ihre Eltern könnten es hören.
Ein Schluchzen durchbrach die Stille und traf sie wie ein Schlag in die Magengrube. Ihre Mutter weinte.
»Ich flehe dich an, Thomas. Was habe ich nur falsch gemacht, dass du mich derart bloßstellst und mir nicht einmal Diskretion gewährst?«
»Diskretion! Madam, dein Gekeife ist meilenweit zu hören.«
»Ich habe dir Tommy geschenkt«, schluchzte ihre Mutter. »Dabei wäre ich fast gestorben, und dennoch schäkerst du mit dieser . dieser Person - in aller Öffentlichkeit.«
»Herr, schenke mir Geduld. Was habe ich getan, dass du mir ein solch theatralisches Frauenzimmer aufbürdest?«
»Ich liebe dich, Thomas. Warum nur kannst du meine Liebe nicht erwidern?«
Ein missbilligendes Stöhnen. »Ich liebe dich durchaus, obwohl du es mir mit deinen hysterischen Anfällen nicht leicht machst.«
»Warum muss es so sein?«, jammerte ihre Mutter. »Warum nur bin ich dir nicht genug?«
»Weil ich ein Mann bin, meine Liebe. Und jetzt möchte ich bitte meine Ruhe haben. In meiner Bibliothek. Allein.«
Ein Zögern, dann ein Seufzen, das wie Resignation klang.
Das erneute Zuschlagen der massiven Tür drang wie aus weiter Ferne zu Lucie. Ihr Puls rauschte ihr in den Ohren. Die sauren Bonbons verklebten ihr die Kehle, und sie musste durch den Mund atmen. Leise. Bloß nicht husten, das würde er hören.
Sie hielt den Atem an.
Das Klicken eines Feuerzeugs. Ihr Vater hatte sich eine Zigarette angezündet. Die Dielen knarrten, Leder ächzte. Er hatte sich in seinen Sessel gesetzt.
Lucies Lungen brannten, und ihre Fingerknöchel traten weiß hervor. Das Muster des Teppichs schwamm vor ihren Augen.
Dennoch verharrte sie reglos; selbst König und Königin auf dem Schachbrett nahm sie nicht mehr wahr.
Sie musste durchhalten.
Schwärze füllte ihr Sichtfeld, kroch allmählich von außen heran, und es kam ihr so vor, als würde sie nie wieder atmen können.
Papier raschelte. Der Graf las die Morgenzeitung.
Zur selben Zeit, ungefähr eine Meile von der Bibliothek entfernt in den kühlen grünen Wäldern von Wycliffe Park, beschloss Tristan Ballentine, der zweite Sohn des Grafen Rochester, sämtliche zukünftigen Sommer in Wycliffe Hall zu verbringen. Womöglich musste er sich dazu mit Tommy, dem größten Schnösel in Eton, anfreunden, aber allein die Morgenspaziergänge wären die Sache wert. Im Gegensatz zum Stammsitz seiner Familie, wo jeder Busch sorgfältig gestutzt war, überließ man in Wycliffe Park das Anwesen der Natur. Die Blätter der knorrigen Bäume raschelten, Sträucher wucherten, und in der Luft lag der süße Duft von Waldblumen. Soeben hatte er einen höchst angemessenen Platz gefunden, um Wordsworth zu lesen: eine kreisrunde Lichtung am Ende eines Hohlweges. Ein großer Stein ragte aufrecht in der Mitte auf.
Tau nässte seine Hosenbeine, als er den Monolithen umkreiste. Er sah verdächtig nach einem Feenstein aus, verwittert und konisch, schon seit Hunderten von Jahren hier. Natürlich war Tristan mit zwölf Jahren schon zu alt, um an Feen und andere Märchenwesen zu glauben. Das hatte sein Vater ihm klipp und klar eingetrichtert. Auch Poesie war in Ashdown Castle verboten. Romantik widersprach dem Familienmotto der Ballentines - Vigor et Valor. Tatkraft und Ritterlichkeit. Aber wer würde ihn hier schon sehen? Wer würde Zeuge dessen werden, dass er Gedichte las? Die Balladen von Wordsworth und Coleridge lagen schon bereit.
Er schlüpfte aus dem Mantel und breitete ihn auf dem Gras aus, dann legte er sich bäuchlings darauf nieder. Der feine Stoff seiner Hose rieb dabei unangenehm wie ein Kettenhemd über die geschundene Haut seiner Kehrseite, und er stieß ein Stöhnen aus. Sein Vater untermauerte seine Lektionen gern mit dem Stock. Gestern war der Graf mal wieder übereifrig gewesen. Aus diesem Grund hatte seine Mutter Tristan geschnappt und er sich seine Bücher, und sie beide hatten ihre Koffer gepackt, um kurzentschlossen den Sommer bei Mutters Freundin, Lady Wycliffe, zu verbringen.
Tristan versuchte, eine bequemere Position zu finden, drehte sich von links nach rechts und gab schließlich auf. Ohne viel Federlesens schob er die Hosenträger von den Schultern und knöpfte die lästige Hose auf. Im nächsten Moment erbebte der Boden unter ihm.
Einen Herzschlag lang erstarrte er.
Rasch griff er sich seinen Mantel und versteckte sich hinter dem Stein. Im selben Moment galoppierte ein schwarzes Pferd den Hohlweg hinunter. Ein schönes Tier, das Fell glänzend von Schweiß. Die Art von Hengst, die Könige und Helden ritten. Es kam so abrupt auf der Lichtung zum Stehen, dass Erdbrocken unter den Hufen hochflogen.
Verblüfft schnappte Tristan nach Luft.
Der Reiter war kein König. Kein Held. Nicht einmal ein Mann.
Es war ein Mädchen.
Sie trug Stiefel und eine Hose wie ein Junge, und sie ritt auch nicht im Damensattel. Aber es war zweifellos ein Mädchen. Eisblondes Haar ergoss sich wie ein Wasserfall über ihren Rücken und umgab sie wie ein seidener Schleier.
Starr vor Ehrfurcht verharrte er. War sie real? Ihr Gesicht war makellos. Elfenhaft und herzförmig, mit fein geschwungenen Augenbrauen und einem spitzen Kinn, das ihr eine rebellische Ausstrahlung verlieh. Eine Fee.
Ihre Wangen waren jedoch wutrot und ihre Lippen zu einer schmalen Linie zusammengepresst. Sie sah aus, als wolle sie auf dem mächtigen schwarzen Pferd in den Krieg ziehen .
Das Mädchen ließ sich aus dem Sattel gleiten, und er duckte sich rasch hinter den Felsen. Er sollte sich zeigen. Sein Mund war strohtrocken. Was sollte er sagen? Was sagte man zu jemandem, der so erschreckend bezaubernd war?
Mit dumpfem Geräusch kamen ihre Stiefel auf dem Boden auf. Sie murmelte dem Hengst etwas zu, dann herrschte Stille.
Er verrenkte sich den Hals. Das Mädchen war fort. Vorsichtig stahl er sich hinter dem Stein hervor. Dort im Gras lag sie, die schlanken Arme weit ausgebreitet.
Womöglich war er noch ein Stück näher gekrochen . und noch ein Stück. Er richtete sich auf und betrachtete sie.
Ihre Augen waren geschlossen, die Wimpern berührten, dunklen Fächern gleich, ihre bleichen Wangen. Die glänzende Haarmähne umgab sie wie ein Strahlenkranz.
Sein Herz raste. Eine heftige Sehnsucht stieg in ihm auf,...
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