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Sechs Jahre später
Alexander war wieder da. Immer und immer wieder ließ ich mir Maximilians Worte durch den Kopf gehen. »Meine Ex-Verlobte ist jetzt mit deinem Ex-Verlobten zusammen, und so wie es aussieht, ist sie schon bei ihm eingezogen.«
Konnte ich mich so in Geraldin getäuscht haben? Ich wusste, dass mein Bruder manchmal schwierig sein konnte und dass er nicht gerade für Beziehungen geschaffen war. Na ja, bis Geraldin kam. Ich erinnerte mich noch genau an den Abend, an dem mein Vater mich angerufen hatte.
»Lilith, du wirst das jetzt nicht glauben, aber es ist wirklich wahr. Maximilian hat sich verlobt!«
Zuerst dachte ich, er wolle mich veralbern. Allerdings hörte sich seine Stimme so glücklich an, dass es einfach wahr sein musste. Unser Vater hatte sich so oft gewünscht, dass Maximilian endlich eine Frau kennenlernte, mit der er sein Leben verbringen wollte.
Anfangs war ich sehr vorsichtig, denn ich hatte ein paar von Maximilians Freundinnen kennengelernt. Wobei man sie eigentlich nicht so nennen konnte. Für ihn waren es nur Bekanntschaften mit gewissen Vorzügen gewesen. Ich war mir sicher, dass einige der Schönheiten sich mehr erhofft hatten, Maximilian wollte jedoch immer nur seinen Spaß. Dann kam Geraldin. Er hatte uns zuvor noch nie eine Freundin vorgestellt, geschweige denn sie zu einem Familienessen mitgebracht. Ich war sofort von ihr begeistert gewesen. Sie war so anders als die Frauen, mit denen Max sich sonst immer abgegeben hatte.
In Gedanken versunken rührte ich meinen Latte Macchiato um, der inzwischen kalt geworden war. Genervt schob ich das Glas zur Seite und zog die Zeitschrift heran, die ich auf dem Heimweg gekauft hatte. Auf den Bildern, die Geraldin und Alexander zusammen zeigten, wirkten die beiden sehr vertraut. Eines war offensichtlich in einem Restaurant aufgenommen worden, und Alexander hielt Geraldins Hände in seinen. Auf einer anderen Aufnahme liefen sie Arm in Arm durch eine Straße. Sie wirkten wie zwei Verliebte. Allein der Anblick von Alexander erzeugte bei mir eine Gänsehaut.
Wenn ich ihn mit meinem Mann vergleichen müsste, dann wäre Etienne ein leichter Windhauch und Alexander ein Wirbelsturm. Etienne war etwas kleiner als Alexander und weniger muskulös. Er kleidete sich stets ordentlich, besaß jedoch nicht Alexanders Stilsicherheit. Etienne wirkte auf Unbekannte auf den ersten Blick sympathisch, während Alexander die Menschen mit einem Lächeln in seinen Bann ziehen konnte. Okay, das war unfair gegenüber meinem Ehemann. Obwohl, vielleicht doch nicht, er war eben bodenständig und arbeitete viel. Manchmal bis spät in die Nacht. So war auch die Geschichte mit seiner Sekretärin entstanden.
Ich beugte mich etwas weiter über die Fotos und versuchte anhand von Alexanders Gesichtsausdruck herauszufinden, was er empfand. Ich kannte ihn ziemlich gut und wusste, wie er in gewissen Situationen aussah. Auf dem Foto in dem Restaurant wirkte es, als würde er Geraldin trösten. Aber weshalb?
Alle möglichen Ideen schossen mir durch den Kopf. Ich sah zu dem anderen Bild, auf dem er einen Arm um ihre Schulter gelegt hatte und sie durch irgendeine Straße spazierten. Auf diesem Foto wirkten sie wie ein Liebespaar. Verdammt! Ich dachte, sie wäre die Richtige für meinen Bruder. Ich kaute auf meinem Daumennagel und überlegte, ob ich die beiden zur Rede stellen sollte. Maximilian war verliebt. Vielleicht sogar zum ersten Mal in seinem Leben. Warum tat sie ihm so weh? Er hatte mich damals, nach dem Aus mit Alexander, verteidigt und immer zu mir gehalten. Sollte ich mich jetzt einmischen und mit Geraldin reden?
Irgendwie konnte ich das alles nicht glauben, Alexander war nicht der Typ, der sich in Beziehungen einmischte. Auf der anderen Seite hatte ich Alexander schon mehrere Jahre nicht mehr gesehen. Vielleicht hatte er sich verändert.
Mit zitternden Fingern drückte ich auf den Knopf neben dem Namen Hendrix und wartete kurz, bevor ich mich umdrehte und zurück zur Treppe lief. Was machte ich hier eigentlich? Tat ich das für Maximilian und Geraldin oder tat ich das für mich? Mist! Es war doch keine gute Idee. Ich sollte hier verschwinden.
Ich war schon ein paar Stufen hinuntergelaufen, als sich die Tür hinter mir öffnete. »Lilith?«
Ich schloss kurz meine Augen, bevor ich mich dann doch umdrehte und zu Geraldin sah, die mich verwundert anschaute.
»Hallo.« Ich räusperte mich. »Entschuldige, ich hätte dich vorher anrufen sollen.«
»Kein Problem.« Sie versuchte zu lächeln. »Möchtest du vielleicht reinkommen?«
Ich sah die Traurigkeit in ihrem Blick. Um mein Herz wurde es etwas leichter, denn in dem Moment wurde mir klar, dass ich mich nicht in Geraldin getäuscht hatte. »Ich wollte nicht stören.«
Sie schüttelte ihren Kopf. »Du störst mich nicht, ich wollte dich sowieso noch anrufen«, erklärte sie mir und wartete, bis ich in der Wohnung stand.
Nachdem sie die Tür geschlossen hatte, nahm ich sie in die Arme. »Wie geht's dir denn?«
Sie atmete tief durch und ich bemerkte, wie sie mit den Tränen kämpfte. »Ehrlich gesagt, ging es mir schon mal besser.«
Ich sah sie an und strich ihr über die Wange. »Ja, du siehst ziemlich fertig aus. Genau wie Max.«
Geraldin schnaubte verbittert. »Das glaube ich kaum. Du hättest ihn mal erleben sollen. Er war nicht gerade sehr nett, und als er mir die Bilder zeigt, ist er so richtig ausgeflippt. Er hat sie dir bestimmt ebenfalls gezeigt - die Fotos aus dieser Zeitschrift?«
»Ja.« Ich nickte und folgte ihr in den Wohnbereich. Die Wohnung sah super aus. Alexander hatte immer schon ein Händchen gehabt, Räume in Szene zu setzten. Es war sein Traum gewesen, Räume oder Häuser zu gestalten. Natürlich hatte ich heimlich seine Karriere in den Medien verfolgt. Er hatte viele Preise gewonnen und war sehr erfolgreich. Er arbeitete mit seinem Bruder Marc in der Firma, die sein Vater aufgebaut hatte. Sie kauften alte Gebäude, renovierten sie und ließen sie in neuem Glanz erstrahlen. Sie waren damit so erfolgreich, dass sie auf der ganzen Welt Zweigstellen betrieben. Alexander hatte sich damals entschieden, die Leitung der Firma in den USA zu übernehmen, ob sich das inzwischen geändert hatte, wusste ich nicht. Marc kümmerte sich zusammen mit ihrem Vater um den europäischen Markt.
Geraldin wischte sich über die Wange. »Alexander wollte mir nur helfen. Wir haben uns einen Laden angesehen, der mich interessiert hat. Für meine Kunstbar«, fügte sie hinzu und setzte sich auf das große Sofa.
Also war Alexander deswegen mit ihr unterwegs gewesen. Ich wusste, dass es Geraldins größter Traum war, ihre eigene Kunstbar zu eröffnen, in der unbekannte Künstler ihre Werke ausstellen und sie ihre Gäste mit kleinen Köstlichkeiten verwöhnen konnte. Ich setzte mich neben sie. »Und dabei hat euch jemand fotografiert?«
Geraldin nickte. »Ja, wir haben das überhaupt nicht bemerkt. Alex hat es nicht verdient, dass so etwas über ihn geschrieben wird, er wollte mir doch nur helfen. Aber Maximilian hat das total falsch verstanden und ist völlig ausgeflippt. Er vertraut mir nicht«, sagte sie traurig.
»Er liebt dich!«, verteidigte ich meinen Bruder.
»Nein! Das glaube ich nicht.«
Ich nahm ihre Hand und setzte mich näher zu ihr. »Doch, das musst du mir glauben. Maximilian hatte noch nicht viele feste Beziehungen. Wenn ich mich recht erinnere, dann gab es da nur eine. Aber ich habe ihn mit dir erlebt. Du hast ihn verändert, Geraldin. Er sitzt zu Hause wie ein Häufchen Elend. Bitte gib ihn noch nicht auf.«
Geraldin wischte sich die Tränen von ihrer Wange. »Ich bedeute ihm nichts, sonst hätte er sich doch bestimmt längst gemeldet.«
Ich lachte kurz auf. »Wir reden über Maximilian. Bisher waren die Frauen, mit denen er sich getroffen hat, oberflächlich und nur hinter seinem Geld her. Du bist anders, und ich denke, dass er Angst vor dem hat, was er für dich empfindet. Außerdem verliert er nicht gerne. Sein Ego steht ihm im Weg.«
Ein kleines Lächeln huschte über ihr Gesicht, was mich freute. Ich mochte sie und hoffte, dass sie irgendwann doch noch meine Schwägerin werden würde.
»Wie geht es dir eigentlich? Hat dein Ehemann immer noch etwas mit seiner Sekretärin?«
Ich atmete tief durch. »Ja, sie ist inzwischen sehr oft bei uns und verbringt Zeit mit Etienne. Im Grunde ist daran nichts Falsches, schließlich sind wir getrennt, auch wenn wir noch nicht geschieden sind. Trotzdem fühle ich mich seltsam dabei.«
»Oh Gott!«
»Ich kann diese Frau nicht ertragen. Wenn du wüsstest, wie oft ich schon versucht habe, mit Etienne zu reden, damit wir eine Lösung finden, wie wir vielleicht freundschaftlich auseinandergehen können. Doch mir kommt es so vor, als würde Annabel das verhindern. Dabei denke ich doch vor allem an Jamie.«
»Das tut mir leid. Wie geht es Jamie damit?«
»Komischerweise findet er es nicht so schlimm, dass sein Papa keine Zeit für ihn hat.«
»Und du? Vermisst du Etienne?«
Darüber brauchte ich nicht lange nachzudenken. »Nein. Ich finde es nur...
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