Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Räucherstäbchen, Schweiß, Leder, Seife: Ein kerniger Duftmix hängt in der Luft, während Kleider und Tücher made in India, Ketten, Diademe, Hanfschuhe und Nippes aller Art unter Sonnensegeln den Besitzer wechseln. Zwischen den Ständen zwängen sich Menschenmassen hindurch, irgendwo erklingt Livemusik. "Hippiemärkte" wie der von Las Dalias versuchen die Aura des alten Ibiza bewahren, der Blumenkinder, die in den Sechziger- und Siebzigerjahren kamen. In ihrem Sog strömte die internationale Feriengemeinde nach und ließ die Mittelmeerinsel zum Inbegriff von Sun & Fun aufsteigen, von ungezügeltem Drogen- und Alkoholkonsum, Rock 'n' Roll und freier Liebe.
Die im Winter wie jungfräulich daliegenden Straßen und Plätze verwandeln sich zur wärmsten Jahreszeit in heiße Spots: in Schaubühnen und Laufstege der Eitelkeiten, in Anmachmeilen, Tummelbecken von gelifteten Jetsetlern und ergrauten Althippies. Hier geizt man weder mit Reizen, noch spart man an phantasievollen Outfits, an denen sich spannt und hervorlugt, was andernorts schamhaft überdeckt würde. Mit steigenden Promillepegeln sinken die Hemmschwellen. Ibizas legendäre Sommernächte werden zum Tag, der Tag verschwimmt vor Augen. Unter solcherlei Vorzeichen schweben Traveller aus aller Herren Länder unverändert zum Dauer-Event ein. Man vergnügt sich in Gay- und Cocktailbars, tanzt in Szenetreffs und Megadiskos bis zum Umfallen, trifft sich nach den relaxenden Stunden am Strand zu Sundownern und Schaumpartys. Wer hierher kommt, weiß, was er will und sucht - besinnliche Ruhe ganz bestimmt nicht. Oder doch? Denn immer noch gibt es das "andere", das beschauliche Ibiza, das einen Besuch zu jeder Jahreszeit lohnt und das mit seinem Zauber aus Farben, Licht und Gerüchen schon zu Beginn des 20. Jhs. Künstler und Intellektuelle aus ganz Europa in seinen Bann zog. Während im Sommer mancherorts die wildesten Partys toben und das Diskofieber bis zum Delirium steigt, genießt man abseits der vibrierenden Epizentren die Stille und die idyllischen Bilder. Und das selbst während der Saison - eine seltsame Parallelwelt. Natur bleibt halt Natur, Alltag ist Alltag. An den Stränden nutzen die Fischer ihre Bootsschuppen wie vor Urzeiten, staubige Schotterpisten tauchen häufiger auf als vielleicht erwartet. Ideal für die persönliche Auszeit sind Aufenthalte in einsam gelegenen Landhäusern mit urigen Zimmern und erstklassigem Service. Agroturismo, der "sanfte" Tourismus auf dem Land, setzt den Kontrapunkt zur hitzigen Partytime. Frei von wummernden Bässen führen Rad- und Wanderwege durch abgeschiedene Wacholderhaine und Pinienwälder, Berge und Buchten laden zu Entdeckungen ein. Und von der Seeseite bieten sich aus Kajak oder Segelboot ganz andere Ansichten!
Ibiza und Formentera bilden ein faszinierendes Inseldoppel, das vor Spaniens Festlandsküste im Mittelmeer liegt, zu den Balearen gehört und unter dem Begriff Pityusen firmiert. Schon Karthager, Römer und Mauren fühlten sich hier wohl, während sich die wahre Weltgeschichte woanders abspielte. Ibiza und Formentera schwammen allenfalls am Rande mit, weshalb große Kulturschätze heute eher Mangelware sind. Aus frühzeitlichen Epochen haben sich Grabhöhlen erhalten, die klobigen Wachtürme an den Küsten legen Zeugnis von den stets befürchteten Piratenattacken zwischen dem 16. und 18. Jh. ab. Auch viele Kirchen haben Wehrcharakter - häufig verschanzte man sich im Gotteshaus und wehrte Angriffe der Türken unter dem Zeichen des Kreuzes ab. Der steten Furcht vor Angriffen ist die eindrucksvolle Silhouette von Eivissa zu verdanken, der stark befestigten Hauptstadt Ibizas. Das historische Hügelviertel Dalt Vila schließt mit gewaltigen Mauerverbünden und Bollwerken ab und zählt zum Welterbe der Unesco - und das erfüllt alle Insulaner mit Stolz! Wie viele unter den heutigen Ibicencos rein ibizenkisches Blut in den Adern haben, lässt sich kaum ermessen. Offiziell beziffert man die Einwohnerzahl der Inseln auf 140 000 (mit einigem Männerüberhang im Übrigen!), wovon 11 000 auf Formentera entfallen. Längst haben viele Auswärtige auf den Inseln eine neue Heimat gefunden, darunter viele residentes, wie die Zugereisten hier genannt werden; fast ausnahmslos stammen sie aus unterkühlten mittel- und nordeuropäischen Sphären. Im Juli und August schwitzen alle um die Wette, zu Jahresbeginn weiden sie sich am Anblick der Mandelblüte und genießen an manchem Wintertag das Frühstück auf der Terrasse. Der Traum von ewiger Wärme wird allerdings nicht unbedingt wahr: Wohl dem, der im Winter eine Heizung im Haus hat!
Auf den Pityusen bleibt alles in überschaubarem Rahmen. Ibiza bringt es auf 572 km2, Formentera misst gerade einmal 82 km2. Autobahnen sucht man auf beiden Inseln vergebens. Formentera hat - kurios, aber wahr - nicht einmal Ampeln! Ibiza und Formentera liegen in Sichtweite voneinander, zwischen den Inseln herrscht reger Fährverkehr. Strände gibt es ohne Ende, allein auf Ibizas Karten sind über 50 verzeichnet. Allerdings reihen sich die Strandareale nicht nahtlos aneinander. Manche sind nur zu Fuß erreichbar, liegen in kleinen Buchten und sind von Klippen begrenzt. Das wohl temperierte Wasser glänzt hellblau bis türkis, draußen ankern Yachten, aus den Strandbars strömen betörende Düfte, die Appetit machen. Für Kontraste sorgen Täler im Inland und eine vielfältige mediterrane Pflanzenwelt mit Lavendel, Thymian, Wacholder, Kiefern, Wildkräutern, Kakteen, Agaven. Feigen-, Mispel- und Johannisbrotbäume, Mandel- und Orangenhaine und Weingärten fügen sich harmonisch ins Bild. Sieht man einmal von Eivissa, Sant Antoni und Santa Eulària ab, fällt die verstreute Besiedlung auf. Als stille Wahrzeichen sind die kalkweißen Häuser allgegenwärtig, Siedlungen wie Santa Agnès de Corona und Sant Mateu d'Albarca pflegen ihr Dorfidyll.
Der Natur wird auf Ibiza und Formentera ein besonderer Stellenwert zugemessen, weite Gebiete stehen unter Schutz. So wie die alten Salinen, die auf beiden Inseln als Vogelschutzzonen dienen. Am höchsten hinaus geht es auf Ibizas Berg Sa Talaia, einem bewaldeten Buckel von 475 m Höhe mit herrlichem Blick über die umliegenden Hügel und das Meer. Formentera hingegen zeigt sich von flacherer Gestalt und ganz auf Natur geeicht. Im Norden schieben sich die Strände bis an das vorgelagerte Eiland Espalmador heran, im Osten wirft sich das Hochplateau La Mola um den Berg Sa Talaiassa auf bescheidene 192 m auf.
Zum Glück steht noch nicht alles im Zeichen des Fremdenverkehrs, der den Inseln mit alljährlich 8 bis 8,5 Mio. Übernachtungen den Stempel aufdrückt und die mit Abstand wichtigste Einnahmequelle bildet; bei den Übernachtungen hatten Briten und Deutsche in den letzten Jahren die Nase vorn, gefolgt von (Festlands-)Spaniern und Italienern. Abstoßende Bettenburgen sind zum Glück nur punktuell gestreut, und Unternehmungslustige entdecken noch erstaunlich unbeleckte Dörfer. Hier begegnet man noch Alten, die durch die Gassen schlurfen und Fremde freundlich grüßen. In ihrer Traditionspflege stehen die Einheimischen den übrigen Spaniern in nichts nach; sie feiern ihre Feste mit Hingabe, pflegen ihre Bräuche, formieren sich bei Patronatsfeiern in ihren Trachten zu Tänzen, treffen sich zum Palaver auf dem Platz. Und das erfolgt meist auf català, versteht sich, der hier verbreiteten katalanischen Sprache. Ansonsten spricht jeder auch Spanisch, im Tourismusbusiness manch einer sogar Deutsch. Auch auf kulinarischem Gebiet lauern keine großen Tücken: Der einheimischen Küche können Sie bedenkenlos vertrauen. Zu den Spezialitäten zählt arròs amb peix, der typische Fischreis. Dazu empfiehlt sich ein ibizenkischer Wein: vollmundig, körperreich, ein ehrlicher Tropfen. Und dann geht's mit frischen Kräften auf zu neuen Entdeckungen!
Um 1600 v. Chr.
Für Ibiza ist eine Siedlung im Inselosten nachgewiesen
654 v. Chr.
An der Stelle des heutigen Eivissa gründen Karthager ihre erste Siedlung
1. Jh. v. -5. Jh. n. Chr.
Römische Herrschaft auf den Inseln
Ab dem 8. Jh.
Die Mauren breiten sich auf den Pityusen aus
1235
Eroberung der Inseln durch die Katalanen
1555-85
Neue Anlage des Befestigungsrings von Eivissa
17./18. Jh.
Ständige Bedrohungen durch Piraterie, geringe Besiedlung
1936-39
Spanischer Bürgerkrieg; nach der Niederlage der Republikaner folgen Jahrzehnte...
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