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So etwas haben Charlotte Schneidmann und Peter Käfer noch nie gesehen: eine Leiche in einem mittelalterlichen Folterinstrument! Das Opfer ist Max Wenke, Musterschüler auf dem Elite-Internat Schloss Lemburg. Handelt es sich um einen besonders bizarren Selbstmord? Oder wurde der blendend aussehende und hochbegabte Max ermordet? Lehrer und Schüler erscheinen seltsam gleichgültig. Erst ein schockierendes Detail sprengt die Mauern des Schweigens - mit alptraumhaften Konsequenzen für Charlotte...
Ein weiterer Fall für die Kommissare Charlotte Schneidmann und Peter Käfer. Dieser Roman ist zuvor unter dem Titel "Tod nach Schulschluss" erschienen.
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Weitere Kriminalromane mit Schneidmann und Käfer:
"Schattenfreundin"
"Phönixkinder"
"Denn mir entkommst du nicht"
"Kälter als die Angst"
Alle Romane können unabhängig voneinander und in beliebiger Reihenfolge gelesen werden.
Verdammt, jetzt würde das Schloss schon wieder in die Schlagzeilen geraten. Morgen würde den ganzen Tag das Telefon klingeln, das wusste er jetzt schon. Dr. Thomas Berg hatte die Schnauze voll von Berichten über sein Internat, jedenfalls solange sie nicht positiv waren - und in letzter Zeit waren sie das nur noch äußerst selten gewesen.
War es falsch, wenn er für seine Schule nur das Beste wollte? Wohl kaum. Er hatte sich dieser Einrichtung mit Leib und Seele verschrieben, selbst seine Ehe hatte er Schloss Lemburg geopfert. Er empfand es als seine Berufung, ja womöglich als den Sinn seines Lebens, Kinder und Jugendliche mit Disziplin und Strenge auf das Leben vorzubereiten. Seine Pensionierung rückte immer näher, und er wollte nicht, dass sein Lebenswerk auf den letzten Metern noch Risse bekam. Thomas Berg war davon überzeugt, dass jeder Schüler auf Schloss Lemburg mit dem idealen Fundament ausgestattet wurde, um ein erfolgreiches Leben darauf aufbauen zu können. Auch wenn seine Exfrau der Meinung war, er würde es mit der Disziplin übertreiben und wäre zu einem unerträglichen Despoten geworden, so wusste er es doch besser. Schließlich hatte er am eigenen Leib erlebt, was Disziplin aus einem Menschen machen konnte. Er hatte wahrlich keine Lust, dass diese von Vorurteilen getriebenen Boulevardreporter mit ihren Lügen und Verleumdungen alles kaputtmachten, was er so mühevoll aufgebaut hatte.
Am liebsten wollte er gar nicht mehr mit der Presse reden. Als vor nicht allzu langer Zeit in anderen Elite-Einrichtungen der Republik reihenweise Schüler missbraucht worden waren, hatten die Reporter dauernd bei ihm vor der Tür gestanden und ihn gefragt, wie die Situation auf Schloss Lemburg war. Perfekt sei sie, hatte er immer gesagt. Hier gebe es keine Probleme, hatte er beteuert.
So war es ja auch, im Großen und Ganzen. Und die überdurchschnittlich wohlhabenden Eltern würden ihm den Garaus machen, falls es hier jemals einen Skandal geben würde. Die Kinder waren ja ihr höchstes Gut, ihre Nachfolger, die Erben, die die Familientradition weiterführen würden. Ob der Nachwuchs dabei glücklich war, war da doch erstmal zweitrangig. Da waren sich Thomas Berg und die meisten der Eltern, die ihre Kinder nach Schloss Lemburg schickten, einig.
Glück wurde seiner Meinung nach sowieso total überschätzt. Das wusste er aus eigener Erfahrung. War ich vielleicht ein glückliches Kind?, dachte er. Nein, natürlich nicht. Der Dickwanst der Schule war er gewesen, fette Qualle hatten sie ihn genannt, ihn regelmäßig in den Müllcontainer gesteckt und fertiggemacht, wo sie nur konnten.
Auch wenn es damals nicht leicht gewesen war, den Druck seiner Eltern auszuhalten, hatte er es doch einzig und allein ihren Drills und ihrer Strenge zu verdanken, dass er die überflüssigen Pfunde losgeworden war. Hätte er sonst jemals diese Karriere machen können? Wohl kaum. Wer gab schon einem Fettwanst eine Führungsposition? Niemand. Dicksein war in seinen Augen fleischgewordene Schwäche. Nur durch Disziplin und Ehrgeiz hatte Berg es geschafft, ein schlanker und erfolgreicher Mensch zu werden - und diese Werte gab er seit Jahrzehnten an seine Schüler weiter.
Er riss das Fenster auf und atmete die kühle Nachtluft ein. Immer diese bescheuerten Diskussionen über Leistungsdruck. Irgendwo in Bayern hatte sich ein Schüler umgebracht, weil er mit dem Druck nicht mehr klargekommen war, und schon hatte wieder jemand von der Zeitung bei ihm im Büro gestanden. Ob Leistungsdruck auch hier ein Thema sei, hatte der Reporter wissen wollen. Himmel! Was dachten sich diese Idioten eigentlich? Glaubten die, die Eltern seiner Schüler wären bereit, fast viertausend Euro im Monat zu zahlen, wenn ihr hochwohlgeborener Nachwuchs nur seinen Namen tanzen lernen würde? Lemburg war eine Kaderschmiede, so war es nun mal. Und ohne Leistungsdruck keine Elite.
Nächste Woche war er zu einer Podiumsdiskussion an der Uni Münster eingeladen. Direktoren von anderen Internaten aus ganz Norddeutschland würden vor Ort sein. »Neue Disziplin« war das Thema, und er, Dr. Thomas Berg, würde als einer der Hauptredner auf der Bühne sitzen, sollte die Diskussion sogar eröffnen. Da galt es, sein Internat zu repräsentieren, ohne den Hauch eines Zweifels aufkommen zu lassen, und was er da gar nicht gebrauchen konnte, waren Negativschlagzeilen. Er musste alles dafür tun, damit die Sache mit Max aus der Presse rausgehalten wurde.
Er hielt kurz inne. Und wenn ihm das nicht gelingen würde? Egal, bei der Podiumsdiskussion würde er einfach behaupten, es sei ein tragischer Unfall gewesen. Über die Umstände würde er sich ausschweigen, ja genau. »Aus ermittlungstechnischen Gründen darf ich mich dazu nicht äußern«, würde er behaupten. Das war gut. Vielleicht war es ja sogar möglich, die Öffentlichkeit komplett aus der Sache rauszuhalten. Das würde er auf jeden Fall mit den Polizisten besprechen. Für den Ruf des Internats war dieser unangenehme Zwischenfall wahrlich nicht förderlich.
Berg blickte in den Nachthimmel und dachte an seinen toten Schüler. Er spürte nicht die geringste Betroffenheit in sich. Im Gegenteil, er war froh, dass das Problem aus der Welt war. Denn Max Wenke hatte Probleme gemacht, genau wie sein Vater. Beide hatten die Werte der Schule verraten. Wie konnte man nur so undankbar sein? Wer es hierher schaffte, hatte schließlich eine große Karriere vor sich, das war die logische Konsequenz nach einem Lemburg-Abitur. Macht, Ansehen und Geld, das waren die drei Dinge, die jeder Absolvent irgendwann sein Eigen nennen konnte. Natürlich war das Niveau extrem hoch, und es wurde viel von den Schülern verlangt, aber wer ganz nach oben wollte, der musste eben auch Leistung bringen. Und Opfer. Schlechte Schüler tolerierte man auf Schloss Lemburg nicht, und Probleme konnte niemand gebrauchen. Wem das nicht passte, der konnte eine staatliche Schule besuchen. Er zwang niemanden hierzubleiben. Zumal es neben dem hohen schulischen Niveau mindestens genauso wichtig war, dass die Elite von morgen unter sich blieb. Hier entstanden die Freundschaften, die den Schülern auch später noch nützlich sein würden, hier fanden erfolgreiche Manager von morgen ihre ebenso erfolgreichen Karrierefrauen, die sie heiraten konnten. Standesgemäß, versteht sich. Das perfekte Netzwerk gab es auf Lemburg eben als Dreingabe zum tadellosen Lebenslauf und dem bestmöglichen Notendurchschnitt, es war sozusagen im Preis inbegriffen, und Berg wusste genau, wie wichtig das den Eltern seiner Schüler war. Keiner von denen wollte, dass sein Sprössling mit einem Hartz-IV-Kind um die Aufmerksamkeit des Lehrkörpers buhlen musste - oder es gar mit nach Hause brachte.
Nur das Beste vom Besten, all das hätten Max und Alexander Wenke haben können. Aber sie haben es mit Füßen getreten, dachte Berg. Dafür hatten beide ihre gerechte Strafe bekommen.
*
Sie gingen ein weiteres Mal durch die Eingangshalle und folgten dem Schild mit der Aufschrift »Internatsleitung«.
Käfer sah sich in dem menschenleeren Flur um. »Ich weiß nicht. Wenn hier vor ein paar Stunden genauso viel los war, bin ich mal gespannt, wie viele Zeugen wir finden.«
Ein leises Wimmern ließ Charlotte innehalten. Es kam aus einem Zimmer, dessen Tür nur angelehnt war und auf der »Sekretariat« stand.
»Ich kann Ihnen natürlich noch etwas Stärkeres geben, aber ich möchte Sie ungern sedieren. Sie müssen noch eine Aussage machen, und dafür wäre es nicht ratsam, wenn Sie unter derart starken Beruhigungsmitteln stünden.«
Die Putzfrau, dachte Charlotte und betrat den Raum.
Eine schmale, vielleicht fünfundzwanzigjährige Frau mit Kopftuch und grauem Kittel saß in der Ecke und weinte. Der Saum ihres Kittels war mit Blut bespritzt, und als Charlotte die rotbraun verschmierten Schuhe sah, war ihr klar, wer die Fußabdrücke im Keller hinterlassen hatte.
Vor der Frau kniete der Notarzt und klebte ihr ein Pflaster in die Armbeuge, wo er ihr vermutlich gerade eine Spritze gesetzt hatte. Ein uniformierter Beamter stand neben ihm und nickte Charlotte und Käfer zu.
Charlotte stellte sich vor und erkundigte sich, ob die Frau in der Lage sei, ihnen ein paar Fragen zu beantworten.
Unter Tränen nickte sie, und als sie sich etwas beruhigt hatte, begann sie schließlich in aktzentfreiem Deutsch zu sprechen. »Mein Name ist Dina Arrat«, antwortete sie auf Käfers Frage nach ihren Personalien. »Ich bin vierundzwanzig Jahre alt und wohne in Münster.«
»Erzählen Sie uns bitte, wie Sie die Leiche gefunden haben. Versuchen Sie, sich an jedes Detail zu erinnern, auch wenn es Ihnen noch so unwichtig vorkommen mag.«
»Dass ausgerechnet heute so etwas passieren musste .« Dina Arrat hatte Mühe, die Fassung zu wahren. »Wissen Sie, ich putze den Kellerbereich nicht täglich. Die Folterkammer kann man nur an zwei Tagen in der Woche besichtigen, ansonsten ist sie für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Nur Dienstag und Freitag, dann ist sie nachmittags geöffnet.« Sie atmete hörbar aus.
»Und nur an den Tagen putzen Sie dort?« Käfer machte sich eine Notiz.
»Genau.« Dina Arrat zitterte immer noch, aber langsam schienen die Beruhigungsspritze zu wirken und der erste Schock etwas nachzulassen. »Freitags bin ich immer etwas später dran, weil es oben so viel zu tun gibt. Meistens komme ich gegen halb zehn nach unten. So auch heute. Ich habe wie immer die Treppe geputzt, den Flur und mich weiter bis zur Folterkammer vorgearbeitet.«
Charlotte musste an die Unmengen von Spuren denken, die die fleißige Putzfrau dadurch vernichtet hatte.
»Ich bin in den Museumsbereich rein, habe zuerst in der Ahnengalerie geputzt, dann bin ich zur Folterkammer. O Gott .« Sie hielt sich die Hand...
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