Schweitzer Fachinformationen
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Der Geruch nach Asche liegt noch in der Luft, als Charlotte Schneidmann und Peter Käfer im Seniorenstift Sonnenschein ankommen. Einer der Bewohner, der demente Ludger Steinkamp, ist bis zur Unkenntlichkeit verkohlt. Alle Indizien deuten auf Brandstiftung, aber nicht nur das - das Opfer wurde regelrecht zu Tode gefoltert. Grausame Rache? Oder ein letzter Versuch, Informationen von Steinkamp zu erpressen? Die brandgefährlichen Spuren führen Charlotte und Käfer tief in die Vergangenheit des Münsterlandes.
Ein weiterer Fall für die Kommissare Charlotte Schneidmann und Peter Käfer.
eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung!
Weitere Kriminalromane mit Schneidmann und Käfer:
"Schattenfreundin"
"Rachefolter"
"Denn mir entkommst du nicht"
"Kälter als die Angst"
Alle Romane können unabhängig voneinander und in beliebiger Reihenfolge gelesen werden.
Sie hatte Mühe, sich auf den Verkehr zu konzentrieren. Seit einer Stunde verspürte Annette Steinkamp einen stechenden Schmerz in der Magengegend. Ein Gefühl, als zöge sich ihr Magen zusammen wie ein Ballon, aus dem man die Luft gelassen hatte. Sie konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen, seitdem dieser Kommissar in ihrem Laden angerufen hatte. Es war das irritierende Gefühl von Freude und Erleichterung, das ihr so falsch vorkam und sie belastete.
Annette fuhr von der A1 ab und bog auf die Bundesstraße Richtung Steinfurt, die auch nach Horstmar führte. Seit sieben Jahren führte sie die kleine Patisserie in Münster, die nicht nur wegen ihrer Nähe zum Prinzipalmarkt gut lief. Annette wusste, dass sie eine gute Konditorin war. Mit elf Jahren hatte sie ihren ersten Kuchen gebacken, und wenig später waren ihre Törtchen sogar in der Cafeteria der Schule verkauft worden. Heute hatte sich die Qualität ihrer süßen Leckereien längst in der Stadt herumgesprochen, und seit drei Jahren schrieb sie mit dem Petit Törtchen schwarze Zahlen. Ein Erfolg, an den ihr Vater niemals geglaubt hatte.
»Wieso studierst du nicht?«, hatte er sie gefragt, als sie nach dem Abitur ihre Ausbildung zur Konditorin anfangen wollte. »Du hast hervorragende Noten. Aber anstatt BWL zu studieren und was Richtiges zu lernen, willst du so einen Quatsch machen.«
Er hatte sich geweigert, sie während der Ausbildung finanziell zu unterstützen, und auch später, als sie sich selbstständig machte, blieb er skeptisch. Ihre Mutter hatte ihr heimlich Geld zugesteckt und ihr geholfen, wo sie nur konnte. Eine Hilfsbereitschaft, die sie ihrem strengen Vater lieber verschwiegen hatten.
Sie fuhr in den Kreisverkehr und nahm die letzte Ausfahrt nach Horstmar. Es hatte noch in Münster zu regnen begonnen, und inzwischen goss es wie aus Kübeln. Hätte es ein paar Stunden vorher so geregnet, hätte es den Brand vielleicht nicht gegeben, dachte sie und lächelte. Sofort biss sie sich auf die Unterlippe. »Er war immerhin dein Vater!«, sagte sie laut zu sich und fuhr durch den Ortskern, vorbei an den schmucken Burgmannshöfen und der beeindruckenden Kirche, die Horstmar bei den Fahrradtouristen so beliebt machte. Als sie in die kleine Straße bog, die zu ihrem Elternhaus führte, hatte sie Mühe, noch etwas zu erkennen. Die Scheiben ihres alten Rovers beschlugen schnell. Deshalb hatte sie immer ein Frottierhandtuch auf der Rückbank, um sich wenigstens ein bisschen Sicht zu verschaffen.
Während sie über die Scheibe wischte, fuhr sie die Einfahrt zu ihrem Elternhaus hoch und parkte den alten Rover neben einem schwarzen BMW, den sie noch nie zuvor gesehen hatte. Der hellblaue Beetle ihrer Mutter stand wie immer unter dem Carport, den ihr Vater in den Achtzigerjahren zusammen mit dem großen Anbau hatte errichten lassen und der das weiß geklinkerte Walmdachhaus noch protziger aussehen ließ. Annette dachte daran, dass früher nur sein Mercedes Coupé unter dem Dach hatte stehen dürfen, niemand sonst hatte dort geparkt. Glücklicherweise hatte er das goldfarbene Coupé zu Schrott gefahren, kurz bevor er ins Pflegeheim kam.
Mechanisch warf Annette einen Blick in den Rückspiegel und kontrollierte ihren Pferdeschwanz, zu dem sie ihr schulterlanges braunes Haar gebunden hatte. Der Kajalstift, mit dem sie die grünen Augen betonte, war etwas verschmiert. Als hätte sie geweint. Hatte sie aber nicht. Annette wischte ihn weg und dachte, dass sie nicht aussah wie eine trauernde Tochter. Und sie stellte mit einem lakonischen Lächeln fest, dass sie das ja auch beim besten Willen nicht war. Sie schnappte sich ihre Handtasche und stieg aus. Schnellen Schrittes eilte sie durch den Regen zur Haustür.
»Schatz, da bist du ja!« Ihre Mutter ging auf sie zu und nahm sie in den Arm.
»Hallo, Mama.« Annette drückte sie kurz an sich, zog dann die nassen Stiefel aus und stellte sie in die Ecke. »Alles okay?«, fragte sie und sah ihre Mutter prüfend an. Beruhigt stellte sie fest, dass sie in dem perfekt geschminkten Gesicht keine Spuren von Tränen finden konnte. Genau wie Annette hatte sie die grauen Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden. Sie trug ein rotes, vermutlich sehr teures Kleid und eine goldene Kette um den Hals, und wie immer dachte Annette, dass ihre Mutter ausgesprochen gut aussah.
»Ja. Zwei Polizisten sind hier. Sie warten im Wohnzimmer. Komm rein, Schatz.«
Annette folgte ihrer Mutter in das großzügige Wohnzimmer, das ihr früher als Kind immer so riesig vorgekommen war. Nach wie vor empfand sie den Raum als viel zu groß, aber heute störte sie vor allen Dingen die Einrichtung, die auf den fürchterlichen Geschmack ihres Vaters zurückging. Hauptsache teuer. Der Couchtisch bestand aus einer riesigen Glasplatte, die von zwei Elefantenstoßzähnen getragen wurde, und den sie als Kind noch nicht mal hatte berühren dürfen. Er wurde von drei großen Sofas flankiert, die in dunklen Farben wild gemustert waren und auf denen sie mit Björn manchmal heimlich herumgehüpft war, damals, als sie noch klein waren und sich ihre Streitigkeiten nur darum drehten, wer am höchsten springen konnte. Zum Glück waren sie nie erwischt worden.
Zwischen den Sofas standen drei knallrote kleine Sessel, auf denen sie früher ebenfalls nicht sitzen durften, weil die Polster zu empfindlich waren. Dasselbe galt für den roten Ohrensessel und die schwarze Chaiselongue. Sie standen vor einer riesigen Bücherwand, die ihrem Vater (und vermutlich auch den seltenen Besuchern) das Gefühl vermitteln sollte, er besäße so etwas wie eine Bibliothek. Annette konnte sich allerdings nicht daran erinnern, ihn jemals mit einem Buch in der Hand gesehen zu haben.
In dem roten Ohrensessel, in dem nur ihr Vater Platz nehmen durfte, saß jetzt eine schlanke Frau mit kurzen dunklen Haaren. Sie stand auf, um Annette zu begrüßen. Annette schätzte die Frau auf Mitte dreißig, vielleicht auch ein bisschen älter, und staunte über ihren sehnigen Unterarm, der zum Vorschein kam, als sie ihr die Hand reichte. Sie schien eine Menge Sport zu treiben.
»Guten Tag, Charlotte Schneidmann, Kripo Münster. Mein Beileid.«
Annette schüttelte ihr die Hand und nickte.
»Das ist mein Kollege, Hauptkommissar Peter Käfer.«
»Wir haben telefoniert. Noch mal mein Beileid«, sagte der Mann und schüttelte ihr ebenfalls die Hand.
Annette musterte ihn. Im Gegensatz zu seiner Kollegin wirkte er weniger drahtig und durchtrainiert, aber trotzdem schlank. Wie alt mochte er sein? Keine vierzig, dachte Annette, dafür hatte er zu wenig Falten. In erster Linie waren es aber seine strahlend blauen Augen, die ihr sofort auffielen. Selten hatte sie ein solch strahlendes Blau gesehen.
»Danke.«
»Haben Sie Ihren Bruder inzwischen erreichen können?«, fragte Kommissar Käfer.
»Ja. Er müsste gleich hier sein«, sagte Annette. »Wissen Sie schon mehr über die Umstände, wie mein Vater ums Leben kam?«
»Bisher noch nicht. Wir wissen nur, dass er bei dem Brand starb. Wann haben Sie Ihren Vater zum letzten Mal gesehen?«, fragte Charlotte Schneidmann.
Annette zuckte mit den Schultern. »Weiß ich nicht genau. Vor einem Jahr vielleicht.«
Die Kommissarin warf ihrem Kollegen einen bedeutungsvollen Blick zu.
Natürlich, dachte Annette. Jetzt bin ich wieder die Rabentochter, die ihren pflegebedürftigen Vater nie besucht hat.
»Gibt es einen Grund, warum Sie ihn nicht häufiger gesehen haben?«
»Ist das wichtig?«
»Vielleicht«, sagte die Kommissarin. »Im Moment kann alles wichtig sein.«
Annette setzte sich seufzend und suchte nach den richtigen Worten.
»Meine Tochter ist beruflich stark eingespannt«, kam ihre Mutter ihr zu Hilfe. »Sie hat ein eigenes Geschäft, was sehr zeitintensiv ist. Und durch die Erkrankung meines Mannes konnte man ihn nicht einfach mal so zwischendurch besuchen.«
»Warum nicht?«, fragte der Kommissar. »Er hat Sie doch noch erkannt, oder?«
»Ja, schon. Glaube ich jedenfalls. Aber Alzheimer ist eine Krankheit, die auch oder vielleicht sogar in erster Linie die Angehörigen belastet. Das war für uns alle nicht leicht. Zuerst hat er nur häufiger was vergessen, Sachen durcheinandergebracht und rechts mit links verwechselt. Doch dann wurde es immer schlimmer. Manchmal konnte er richtig aggressiv werden.«
»Als wenn das an der Krankheit lag«, unterbrach Annette sie empört. »Die Krankheit hat ihn doch eher milde gestimmt.«
Kommissar Käfer sah sie überrascht an, aber Annette wich seinem Blick aus.
Klar, dachte sie. Die kommen hier hin und denken, sie müssen eine traurige Nachricht überbringen, und dann ist keiner traurig. An deren Stelle würde ich mich auch wundern.
Während die Kommissare ihre Mutter nach dem genauen Krankheitsverlauf ihres Vaters befragten, dachte Annette daran, wie die letzte Begegnung mit ihm verlaufen war. Wie sie ihm den dicken Wintermantel gebracht hatte, den er bei seinem Auszug nicht hatte mitnehmen wollen, weil er sich sicher war, im Winter wieder zu Hause zu sein. Wie sie ins Pflegeheim kam und sein Zimmer betrat.
»Papa?«, hatte sie vorsichtig in das leere Zimmer gerufen.
»Ich bin hier!«
Annette hatte die Badezimmertür geöffnet und gesehen, wie ihr Vater mit heruntergelassenen Hosen vor der Toilette stand und versuchte, seine Windel mit der Klobürste in die Schüssel zu stopfen. Dabei hatte er so energisch und ernsthaft ausgesehen, als würde er gerade eine wichtige Aufgabe erledigen.
Sie erinnerte sich noch genau daran, wie sie ihrem Vater die Klobürste aus der Hand gerissen hatte. »Was machst du denn da?«
»Wieso?«, hatte er gefragt. »Das muss doch ins Klo! Das muss doch weg!« Seine Stirn hatte sich in Falten gelegt, und in...
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