Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Wie gut kennst du deine Nächsten?
Mitten in London stürzt Ellen Cramer zwanzig Stockwerke tief in den Tod. Die Nachricht vom Selbstmord schockt Freunde und Familie, denn Ellen war nicht nur erfolgreich und beliebt, sondern galt auch als psychisch völlig gesund. Besonders ihre Nichte Saskia ist erschüttert. Als sich herausstellt, dass Ellen ermordet wurde, begibt Saskia sich auf eine riskante Spurensuche. Schon bald wird ihr klar, dass ihre Tante nicht das letzte Opfer bleiben wird und sie sich selbst in tödliche Gefahr gebracht hat ...
Emotional, tiefgründig und spannend - diesen Thriller von Christine Drews kannst du nicht mehr aus der Hand legen.
eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung!
Saskia Flynt schlenderte die Delorme Street entlang und genoss den vollmundigen Schokoladengeschmack, der immer noch auf ihrer Zunge lag. Das Café Bittersweet in der Ellaline Road hatte die besten Muffins Londons, und Saskia hatte noch am Tresen einen von den leckeren Kuchen verspeist, die mit warmer Schokoladensauce gefüllt waren. Zwei weitere hatte sie sich einpacken lassen, vielleicht würde sie Max nachher einen vorbeibringen.
Erst vor zwei Tagen war sie mit Ellen in dem Café gewesen und hatte sich bei diesem Besuch vorgenommen, häufiger dort reinzuschauen und sich eine von den süßen Köstlichkeiten zu gönnen. Bei ihrer Figur konnte sie sich das leisten. Jetzt fühlte sie sich aber mehr als satt und beschloss, ein paar Meter zu Fuß zu gehen, bevor sie an einer der nächsten Stationen in den Bus nach Hause stieg. Die Bewegung würde ihr guttun. Außerdem war das Frühlingswetter so schön, für April fast schon ungewöhnlich warm, dass ein Spaziergang geradezu ein Muss war. Die Straßen waren noch nicht vom Feierabendverkehr verstopft, der in einer guten Stunde einsetzen würde und montags häufig besonders schlimm war. Für Londoner Verhältnisse war es jetzt noch angenehm leer. Saskia atmete die frische Luft tief ein und dachte lächelnd an ihre Verabredung mit Ellen vor zwei Tagen.
Es war so ein schöner Samstagnachmittag gewesen. Saskia genoss die regelmäßigen Treffen mit Ellen sehr. Sie war viel mehr als nur ihre Tante, das hatte sie am Samstag wieder deutlich gespürt. So eng ihr Verhältnis zu ihrem Bruder Max und zu ihrem Vater auch war, mit niemandem konnte sie so vertraut sprechen wie mit Ellen. Auch nicht mit ihren Freundinnen vom College, die vor allen Dingen dann wenig Verständnis zeigten, wenn das Thema auf Männer zu sprechen kam.
»Lass sie doch reden!« Saskia hatte Ellens Worte noch genau im Ohr. »Nur weil die von einem Kerl zum nächsten hüpfen, heißt das doch nicht, dass du es genauso machen musst, Sweetie.«
»Nein, natürlich nicht. Sie meinen halt, ich sollte mich einfach mal auf eine Beziehung einlassen. Der Rest würde sich schon von allein entwickeln«, antwortete Saskia. »Aber mir fällt das irgendwie total schwer. Ist ja nicht so, als wenn ich noch nie verknallt gewesen wäre. Trotzdem, eine Beziehung . Vielleicht habe ich auch einfach noch nicht den Richtigen getroffen.«
Ellen lächelte sie warm an. »Du hast doch noch alle Zeit der Welt! Mit zweiundzwanzig muss man noch nicht den perfekten Mann getroffen haben.«
»Aber du hattest ihn da schon, oder? Warst du in meinem Alter nicht schon mit Onkel George zusammen?«
Ellen drehte ihren perfekt frisierten Kopf zur Seite. Die blonden Locken waren inzwischen von einigen silbergrauen Fäden durchzogen, wodurch ihr Haar aber nur noch schöner wirkte. Saskia beneidete ihre Tante sehr um die wunderbaren Locken. Ihre eigenen hellen Haare waren glatt wie Stroh, weshalb sie sie auch meistens zu einem Zopf zusammenband.
Ellen nahm einen Schluck Espresso, wobei sie ein wenig davon verschüttete, als sie die Tasse wieder abstellte. Dann betrachtete sie ihre rotlackierten Fingernägel. »Stimmt. George und ich waren damals schon zusammen.«
Es schien ihr unangenehm zu sein, dass sie ihren Mann in einem Alter getroffen hatte, in dem Saskia fast noch ein jungfräuliches Mauerblümchen war - auch wenn das natürlich so nicht ganz stimmte.
»Ist doch schön«, sagte Saskia deshalb etwas übertrieben fröhlich.
Ellen hob den Blick und lächelte. »Klar.«
»Das ist kein Problem für mich«, betonte Saskia. »Im Gegensatz zu dir bin ich halt ein Spätzünder.«
Ihre Tante trank erneut von ihrem Espresso, wobei sie wieder etwas von der braunen Flüssigkeit verschüttete.
»Sag mal, zitterst du?«, fragte Saskia daraufhin und fügte schmunzelnd hinzu: »Gestern zu viel getrunken?« Ihr Blick fiel auf Ellens Oberarm, auf dem ein großer blauer Fleck prangte. »Und dann irgendwo die Kurve nicht gekriegt?«, sagte sie und zeigte auf den Fleck.
Ellen schüttelte lachend den Kopf. »Im Moment ist viel los, bisschen stressig gerade«, sagte sie. »Vielleicht hab ich deshalb fahrige Hände. Und an dem blauen Fleck ist meine Autotür schuld.« Dann redete sie von der Kreuzfahrt, die sie und Onkel George bald machen wollten und die ihr bei dem ganzen Stress gerade recht kam.
»War er eigentlich deine erste große Liebe? Also so mit allem Drum und Dran?«
Jetzt sah ihre Tante sie überrascht an. »Du meinst, ob ich vorher keinen Sex hatte?« Sie lachte laut auf. »Ich bin ein Kind der Achtziger, Sweetie! Natürlich hatte ich vorher andere.« Dann musterte sie Saskia prüfend.
»Ich auch«, sagte die deshalb schnell. »Das weißt du doch. Nach meinem ersten Mal hab ich dich schließlich angerufen.«
Ellen nickte. Ein feines Lächeln umspielte ihre Mundwinkel. »Ich weiß. Und wenn ich mich richtig erinnere, war es so lala.«
Saskia kommentierte lachend: »Ist es das beim ersten Mal nicht immer?«, und Ellen stimmte in ihr Lachen ein.
Für einen Moment überlegte Saskia, ob sie ihrer Tante wirklich die Frage stellen sollte, die ihr gerade durch den Kopf ging. Aber dann verwarf sie den Gedanken schnell wieder. Sie konnte Ellen alles fragen, da brauchte sie nicht lange zu überlegen.
»Wie viele Männer hattest du vor George, Ellen?«
Wieder betrachtete sie ihre Fingernägel, und Saskia dachte für einen Augenblick, dass ihr die Frage vielleicht doch unangenehm war.
»Einen«, antwortete Ellen schließlich.
Das überraschte Saskia. »Wow. Ich dachte, du bist ein Kind der Achtziger?«
Ellen verzog das Gesicht. »Ganz genau. Und nicht der Siebziger. Bei uns wurde Aids gerade zum großen Thema, da hüpfte man nicht mehr durch alle Betten.«
Sie unterhielten sich eine Weile darüber, wie das früher gewesen war, als Aids zu einer übermächtigen Angst geworden war, die die Clubszene in London mehr und mehr beherrscht hatte. Saskia hatte das überaus interessant gefunden. Für sie selbst war Safer Sex immer eine Selbstverständlichkeit gewesen. Umso ungewöhnlicher kam es ihr heute vor, dass ihn früher so viele Leute abgelehnt hatten, weil sie ihn für eine Einschränkung ihrer persönlichen Freiheit hielten.
Schön, dass Ellen so offen über alles sprach, dachte sie. Sie empfand es als großes Geschenk, dass es zwischen ihr und ihrer Tante keine Tabus gab. Verbunden mit der Liebe und Wärme, die zwischen ihnen bestand, füllte Ellen die Lücke fast aus, die Mums Tod hinterlassen hatte.
Saskia hatte die Everington Street verlassen und inzwischen das Gefühl, als hätte sich der Muffin-Kloß in ihrem Magen einigermaßen aufgelöst. Sie ging zur nächsten Bushaltestelle und wartete dort auf den Bus, der sie nach Wandsworth bringen würde, wo ihr Apartment lag.
Gedankenverloren spielte sie mit den Fingern an dem Anhänger, der an einer silbernen Kette um ihren Hals hing.
»Für dich«, hatte Ellen vor zwei Tagen im Café gesagt und ihr die kleine Schatulle überreicht.
»Aber ich hab gar nicht Geburtstag!«, rief Saskia überrascht.
»Man kann auch mal was außer der Reihe schenken«, meinte Ellen lächelnd.
Saskia freute sich wie ein kleines Kind, als sie die Schatulle öffnete. »Wow«, sagte sie, als sie den großen Anhänger herausnahm. Es war ein außergewöhnliches Schmuckstück, gefertigt aus glänzendem Silber und schwarzem Onyx.
»Kennst du die Bedeutung des Zeichens?«, fragte Ellen.
Saskia nickte. »Yin und Yang. Steht das nicht für gemeinsame Kräfte?«
»So ungefähr. Es soll die entgegengesetzten, aber dennoch aufeinander bezogenen Kräfte symbolisieren. Ich will es dir schenken, weil ich finde, dass es so viel über uns beide aussagt. Über unsere Beziehung, die so eng ist, obwohl die Voraussetzungen dafür wahrlich nicht die besten waren.«
Saskia war gerührt. »Du meinst, weil Dad mit George verkracht ist? Ach, Ellen! Das ist so süß von dir!« Mit Tränen in den Augen hatte sie ihre Tante in den Arm genommen und innig an sich gedrückt.
Als der Bus vor ihrer Nase hielt, sprang Saskia beschwingt die Stufen hoch und hielt kurz ihr Ticket vors Lesegerät. Ellen hatte recht. Dass es ihnen gelungen war, eine so enge Beziehung zueinander aufzubauen, war wirklich etwas Wunderbares. Trotz aller Familienstreitigkeiten um sie herum hatten sie es geschafft, zueinanderzufinden. Yin und Yang. Ellen und Saskia. Eine Symbiose, die kein Streit um Geld oder andere Nichtigkeiten zerstören konnte. Sie telefonierten mehrmals in der Woche und trafen sich normalerweise mindestens einmal am Wochenende zum Lunch, zum Spazieren oder einfach nur auf eine Tasse Tee. Oder auf einen leckeren Muffin, so wie am Samstag. Erst in letzter Zeit waren ihre Treffen etwas unregelmäßiger geworden, und sie hatten sich beide vorgenommen, in Zukunft wieder mehr Zeit füreinander freizuschaufeln. Manchmal hatte Saskia ihrem Dad gegenüber fast ein schlechtes Gewissen, weil sie sich mit Ellen so gut verstand, während er mit Onkel George kaum noch ein Wort wechselte und dadurch auch zu Ellen wenig Kontakt hatte. Erst recht, seitdem Dad aus der Firma ausgeschieden war. Aber dann sagte sie sich immer, dass das nicht ihr Problem war. Es war schließlich nicht ihre Fehde, die Dad und Onkel George seit Jahrzehnten austrugen.
Saskia schob sich durch den schmalen Gang des Busses, ließ sich auf eine Bank fallen und blickte lächelnd aus dem Fenster. Sie konnte sich wirklich glücklich schätzen, einen Menschen wie Ellen in ihrem Leben zu haben.
Noemi Redcliff schloss die Augen und gab sich dem Rausch hin. Sie hatte die Musik extra heruntergedreht, damit sich keiner der Nachbarn belästigt fühlte und womöglich auf die Idee kam, an der Wohnungstür zu...
Dateiformat: ePUBKopierschutz: Wasserzeichen-DRM (Digital Rights Management)
Systemvoraussetzungen:
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet - also für „fließenden” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Mit Wasserzeichen-DRM wird hier ein „weicher” Kopierschutz verwendet. Daher ist technisch zwar alles möglich – sogar eine unzulässige Weitergabe. Aber an sichtbaren und unsichtbaren Stellen wird der Käufer des E-Books als Wasserzeichen hinterlegt, sodass im Falle eines Missbrauchs die Spur zurückverfolgt werden kann.
Weitere Informationen finden Sie in unserer E-Book Hilfe.