Schweitzer Fachinformationen
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Seelenleiden zu heilen vermag der Verstand nichts,
die Vernunft wenig,
die Zeit viel,
entschlossene Tätigkeit alles.
(Johann Wolfgang von Goethe)
Ein Klingeln durchschnitt die morgendliche Stille und riss Johanna aus einem tiefen, wenn auch traumlosen Schlaf. Sie öffnete die Augen, um sie direkt wieder zu schließen. Dem Brennen und der nächtlichen Dunkelheit im Schlafzimmer nach zu urteilen, konnte sie nicht lange geschlafen haben.
Verdammt. Warum hab ich schon wieder vergessen, das dämliche Handy lautlos zu stellen? Da kann ich ein Mal ausschlafen und dann das!
Als hätte der Anrufer ihre Gedanken gelesen, verstummte das Klingeln.
Gott sei Dank!
Erleichtert kuschelte sich Johanna in ihr weiches Kissen und zog die Decke bis zum Kinn hoch. Der wohlige Seufzer, der ihr entschlüpfte, erstarb und wurde von einem tiefen Knurren abgelöst, als das Handy abermals klingelte.
»Wehe, es ist nicht wichtig«, brummte Johanna und schob ihre Hand unter der warmen Bettdecke hervor. Sofort spürte sie die Kälte und erschauderte. Wenn nachts weiterhin die Temperaturen so absanken, müsste sie bald die Heizung aufdrehen. Johanna verwarf den Gedanken und tastete nach dem Telefon auf ihrem Nachtschrank. Kaum hielt sie es an ihr Ohr, erstarb das nervtötende Klingeln. »Sehr witzig.«
Bevor Johanna sich weiter darüber aufregen konnte, bewies der Anrufer erneut Hartnäckigkeit.
»Ist ja gut!« Ohne ihre Augen zu öffnen, wischte sie über das Display, um das Gespräch anzunehmen. »Was?«, knurrte Johanna.
Der Anrufer schwieg.
»Hallooooo?«
Es blieb weiterhin still. Fast schon beängstigend. Nicht einmal ein Atmen war zu hören.
»Wer ist da? Meggy? Mom? Alles in Ordnung?«
Noch immer keine Antwort. Langsam fand Johanna es nicht mehr spaßig.
»Wenn das ein dämlicher Witz sein soll . Selten so gelacht«, fauchte sie.
Die Müdigkeit machte sich wieder bemerkbar und sie gähnte. Gestern war es spät geworden. Erst die Redaktionssitzung und im Anschluss wurde sie von ihrer Kollegin und besten Freundin Meggy ins Auroom eingeladen. Drei Margheritas und eine Piña Colada später waren sie kurz vor der Sperrstunde aufgebrochen. Es musste schon nach halb drei in der Nacht gewesen sein, als Johanna den Schlüssel ins Schloss ihrer Dachgeschosswohnung gesteckt, die Schuhe achtlos in die Ecke gekickt, ihre Jeans samt Bluse gegen ein Schlafshirt getauscht hatte und erschöpft ins Bett gefallen war. Kein Wunder, dass sie müde und schlecht gelaunt war.
»Letzte Chance«, krächzte sie ins Mikro ihres Handys.
Nichts passierte.
Jetzt reicht's!
Blinzelnd öffnete sie erst ihr rechtes, dann ihr linkes Auge. Johanna wollte wissen, wer die Frechheit besaß, sie zu wecken und sich dann nicht zu melden.
Das Display war schwarz. Typisch!
Mürrisch entsperrte sie das Gerät und stöhnte leise auf, als sie den Grund dafür erkannte. Wie konnte sie nur so blöd sein? Am liebsten hätte sich Johanna in diesem Moment selbst geohrfeigt. Im Halbschlaf hatte sie tatsächlich den Nachrichtenton mit dem sehr ähnlichen Klingelton verwechselt.
Sie blickte auf die Benachrichtigung, die sie über vier Textnachrichten von Meggy informierte.
Und das um 5:24 Uhr.
»Du hast sie doch nicht mehr alle«, schimpfte Johanna und schaltete das Handy aus. Was auch immer ihre Freundin wollte, konnte warten.
Als Johanna die Augen das nächste Mal öffnete, fühlte sie sich deutlich erholter als zuvor. Es war inzwischen hell im Zimmer und ein Blick auf den Fitnesstracker verriet ihr, dass es 10:42 Uhr war. Grund genug für ihren Magen, sich mit einem fordernden Knurren bemerkbar zu machen.
»Ja, ja, schon gut!«, murmelte Johanna und quälte sich aus dem Bett. Noch immer war es verdammt kühl und sie schlüpfte schnell in ihren Bademantel, ehe sie die Heizung aufdrehte. Nach einem kurzen Zwischenstopp im Badezimmer befand sich Johanna endlich in der Küche.
»Na dann wollen wir mal sehen, was wir Leckeres haben«, teilte sie ihrem Magen mit und öffnete die Kühlschranktür.
Ein fast leeres Glas Marmelade, ein harter Kanten Käse, ein Joghurt mit aufgeblähtem Deckel und eine Tomate, auf der sich bereits eine eigene Kultur gebildet hatte, blickten Johanna entgegen. Lecker sah anders aus.
Angeekelt entsorgte sie die Sachen im Mülleimer. So viel zum Thema »gemütliches Frühstück im Bett mit einer Folge Gilmore Girls«.
Die Situation im Kühlschrank bedeutete: Einkaufen! Johannas Blick wanderte zum Fenster. Dicke Regentropfen liefen an der Scheibe herab und der graue Oktoberhimmel sah nicht wirklich einladend aus. Keine verlockende Aussicht, um rauszugehen.
Also nur Kaffee, entschied Johanna. Vielleicht hörte es ja später auf zu regnen, dann könnte sie noch immer zum Supermarkt um die Ecke laufen. Aber bei dem Wetter bekamen sie keine zehn Pferde vor die Tür. Zur Not gab es immer noch Smileys mit den besten Pizzabrötchen der Welt. Bei dem Gedanken lief Johanna schon das Wasser im Mund zusammen.
Fünf Minuten später balancierte Johanna einen Pott Kaffee zusammen mit ihrem Laptop ins Schlafzimmer. Sie schnappte sich ihr Kissen, stopfte es hinter den Rücken und machte es sich gemütlich im Bett. Den inzwischen aufgeklappten Laptop klemmte sie sich zwischen den Bauch und die angewinkelten Knie und schaltete ihn ein. Während Johanna darauf wartete, dass der Rechner endlich hochfuhr, pustete sie auf den Kaffee, bevor sie einen zaghaften Schluck nahm.
Na endlich!
Johanna schwor sich, dass sie sich vom Weihnachtsgeld definitiv einen schnelleren Laptop kaufen würde. Dieser war eine lahme Krücke, der seine besten Zeiten schon lange hinter sich hatte und nur noch für E-Mails und zum Schreiben zu gebrauchen war.
Ein Pling ertönte und verkündete neue Post im E-Mail-Eingang.
Dann wollen wir doch mal sehen, wer heute was von mir will, dachte Johanna, während sie die E-Mails abrief.
Werbung von Ikea, eine angeblich unbezahlte Rechnung, eine Erbschaft von einem Fremden aus Schottland, eine Versandbestätigung der Online-Apotheke und eine Mitteilung von Meggy.
Meggy!
Die Störung heute Nacht. Die Textnachrichten.
Johanna schlug sich gegen die Stirn.
Wie konnte ich das bloß vergessen?
Noch während sich Johanna ärgerte, schnappte sie sich ihr Handy und schaltete es ein.
Meggy 5:20. »Bist du noch wach und hast zufällig die E-Mail gelesen???«
Meggy 5:21. »Hoffe, ich hab dich jetzt nicht geweckt. Falls du noch schläfst, unbedingt meine E-Mail lesen!«
Meggy 5:21. »Weißt du eigentlich, dass du die Beste bist? Sorry, bin gerade total aufgedreht. *kicher*«
Meggy 5:22. »Mäuschen, das ist wirklich die letzte Nachricht! Versprochen. Wollte mich nur noch mal bedanken!«
Bedanken? Wofür?
Das bedeutete nichts Gutes! Trotzdem oder gerade deshalb öffnete Johanna die E-Mail und bereute es bereits nach dem ersten Satz.
»War ja klar!«, empörte sie sich lautstark und stellte ihren Kaffee eine Spur zu heftig auf den Nachtschrank. »Au! Verdammt!«
Ein Schwall heißer Brühe ergoss sich erst über ihre Hand und dann auf den Fußboden. Wenn etwas schiefging, dann richtig.
Vor Wut schnaubend wälzte sich Johanna umständlich aus dem Bett, um Haushaltstücher und Allzweckreiniger zu holen.
»Du sagst auf all ihre Bitten: Nein. Egal was kommt, die Antwort lautet: Nein!«, beschwor sich Johanna selbst, während sie die Sauerei beseitigte. »Am besten gar nicht erst lesen, sondern direkt löschen. Sonst wirst du nur schwach.«
Genau - so werde ich es machen!
Bei dem Gedanken musste Johanna grinsen.
Kaum saß sie jedoch wieder am Laptop, verspürte sie dieses Kribbeln.
Was, wenn es megawichtig war?
Okay, nur ein kurzer Blick, dann weiß ich, wozu ich Nein sage.
»Hallo Hanna-Maus,
kannst du mir einen Gefallen tun? Der ist wirklich winzig. Ich würde dich niemals bitten, wenn es kein absoluter Notfall wäre. Das weißt du, oder?
Du musst unbedingt meinen Auftrag übernehmen. Bitte, Maus! Carlos hat mich eben angerufen und ich muss dir nicht sagen, wie selten es vorkommt, dass er Zeit hat. Seit er nach Hamburg versetzt wurde, kann ich unsere Wochenenden an einer Hand abzählen. Jetzt hat er spontan frei bekommen und für uns einen Kurzurlaub gebucht. Seine Frau ist passenderweise mit einer Freundin verreist. Manchmal muss man einfach Glück haben!
Ich bin schon auf dem Weg zum Flughafen. Es geht in Richtung Lissabon. Shoppen! Was hältst du davon, wenn ich dir eine neue Handtasche mitbringe?
Zurück zum Auftrag - und DANKE! Meyer braucht bis Montag, 15:00 Uhr, einen Beitrag zum 175-jährigen Jubiläum dieses Waldfriedhofs. Du weißt schon. Nichts Dramatisches. Ein paar Zahlen, ein paar fachkundige Worte und die traurige Geschichte. Ich glaube 500 Worte dürften ihn zufriedenstellen. Das schaffst du locker in einer halben Stunde. Bist doch eh die Beste.
Ach so, das Wichtigste hab ich vergessen. Heute um 15:00 Uhr ist ein Interview mit einem Historiker,...
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