Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Wieso machen wir uns eigentlich über das Geldanlegen Gedanken und leben nicht mit unseren, woher auch immer kommenden Einkünften lustig in den Tag hinein? Manchen Volksgruppen wird ja nachgesagt, dass sie eigentlich erst dann wieder an das Arbeiten denken, wenn das Geld verbraucht ist und neue Einkünfte zum Bestreiten des Lebensunterhalts beschafft werden müssen. Für wieder andere reichen die aktuellen Einkünfte gerade aus, um sich über Wasser zu halten, an aktives Sparen können viele gar nicht denken, sie rackern sich im Hamsterrad ab und freuen sich am Monatsende über die schwarze Null auf dem Konto. Im krassen Gegensatz dazu gönnen sich manche Menschen, obwohl sie über ein einigermaßen vernünftiges Einkommen verfügen, kaum etwas mehr an Lebensqualität und legen jeden Cent nahezu sklavisch für später beiseite - manchmal mit einem sehr konkreten Sparziel, manchmal aber auch einfach nur für schlechte Zeiten, die in Zukunft lauern könnten.
Und genau deshalb machen wir uns über das Geldanlegen so viele Gedanken: Was die Zukunft einmal bringen wird, ist und bleibt ungewiss und deshalb wollen wir uns absichern. Dazu gehört die Erfüllung eines Wunschtraums, ein vermeintlich sorgenfreies Leben, die eigene Versorgung im Alter oder die Unterstützung der Familie. Wir wollen Wohlstand schaffen. Das liegt uns in den Genen, das unterscheidet den Menschen vom Tier. Nur der Mensch vermag langfristig, über Dekaden hinweg zu planen und mit strukturierter Vorgehensweise einen Wert für die Zukunft zu schaffen.
Die Welt ist heute komplizierter als noch vor wenigen Jahren. Schaut man über eine Generation zurück, stellt man fest, dass das Prinzip des Wohlstandsaufbaus für unsere Eltern und Großeltern nach einem einfachen Schema erfolgte. Das typische, größte Einzelinvestitionsobjekt war das Eigenheim, das mit einem Darlehen finanziert und fleißig z. T. bis zu Beginn des Rentenalters abgezahlt wurde. Dazu gab es noch eine Lebensversicherung. Das Geld, das nicht unbedingt im tagtäglichen Leben benötigt wurde, floss in einen fahrbaren Untersatz und schöne Urlaubsreisen. Der Rest, so denn noch einer da war, blieb auf der Bank mit einem netten Zinssatz, die sichere und ausreichende Rente kam später mal vom Staat - fertig. Heutzutage sind allein schon die sichere Rente und der schöne Zinssatz passé, ganz zu schweigen vom Wirrwarr der Versicherungsmöglichkeiten und -pflichten und dem regelrechten Geldanlage- und Darlehens-Dschungel. Vermeintlich mit niedrigem Zins finanziert werden (zu große) Autos beschafft, (zu große) Häuser gekauft, (zu teure) Urlaubsreisen bezahlt und sogar alltägliche Dinge bei Bedarf auf Pump gekauft. Diejenigen, denen es gelingt, die Kosten des täglichen Lebens geringer als die Einkünfte zu halten, haben ein anderes Problem: Sie wissen nicht wohin mit dem Geld. Überall locken schwer durchschaubare Anlagemöglichkeiten, von russischen Goldminen, über Bitcoins bis hin zu Photovoltaik-Investments mit vermeintlichen riesigen Renditen. Wer das Risiko scheut (häufig zu Recht), dem bleiben staatliche Anlagemodelle wie z. B. die Riester- oder Rürup-Rente etwas Mutigere erwerben vielleicht Fondsanlagen oder Aktien. Sehr oft landet man am Ende wieder nur beim Festgeld oder einem ertragsmäßig sehr beschaulichen Sparkonto-Zinssatz unterhalb der Inflationsrate.
Wie also Wohlstand geschaffen werden kann, ist die zentrale Frage dieser Publikation. Dabei soll herausgearbeitet werden, weshalb es gerade heute so wichtig ist, einen gewissen Wohlstand aufzubauen, welche Herausforderungen dabei gemeistert werden müssen, wer dabei helfen kann (und wer nicht!) und welche allzu menschlichen Schwächen dabei überwunden werden müssen.
Das Thema »Geld« ist ein Reizthema. Egal, ob nicht genug zum Sparen hängen bleibt, was bei etwa einem Drittel der Deutschen der Fall ist (Berberich, 2013) oder ob sich zu viel auf dem Konto auftürmt. Jeder bekommt bei diesem Thema regelmäßig feuchte Hände und Bluthochdruck. Wie kann ich mich und meine Familie absichern, was soll später einmal werden? Das sind Gedanken, die einen stressen können. Verpasse ich die Mega-Rendite, kann ich meinen Lebensstandard auch in der Zukunft halten oder bin ich der einzige Depp, der beim Geldanlegen alles falsch macht? Mit diesen Gedanken wälzen sich auch Gutverdiener nachts im Bett hin und her. Wer nicht vom Fach ist, dem bleibt eigentlich gar nichts anderes übrig als sich der Gilde von Anlage-, Bank- und Versicherungsberatern zu stellen. Dabei sind gerade diese Berufsgruppen angesichts der geringen Margen ihrer Produkte mehr und mehr gezwungen zu »verkaufen«. Von Beratung im eigentlichen Sinne kann da keine Rede mehr sein. Dass es dem Berater nicht wirklich um das Schaffen von Wohlstand bei seinen Klienten gehen kann, ist zwar bedauerlich, aber fast verständlich. Schon eher bedenklich ist, dass insbesondere Versicherungen das Geschäft mit der Angst schüren, um Kunden zu locken. In der Folge sind die Deutschen entweder über- oder falsch versichert. In fast jedem Haushalt des Landes findet sich ein Wirrwarr an Versicherungspolicen, wohingegen essentielle Versicherungen wie z. B. die Haftpflichtversicherung unterdimensioniert sind oder schlichtweg fehlen. Nach Thieltges (2008) ist das in jedem dritten Haushalt in Deutschland der Fall.
In dieser Publikation soll es also um das Schaffen von mehr Wert, also eines nachhaltigen Wohlstands gehen. Unterstützt wird dieses Buch durch Materialien, die auf der Webseite www.fair-value.org zu finden sind. Der Begriff Fair Value ist aus der internationalen Rechnungslegung übernommen worden, weil er den Nagel auf den Kopf trifft. Fair Value bedeutet übersetzt so viel wie »angemessener Zeitwert« und soll die faire Bewertung eines Vermögensgegenstands darstellen (Rüthers, 2018). Genauso wie Vermögen geschaffen oder erworben wird, verliert es im Zeitverlauf wieder an Wert. Wer also sein erschaffenes Vermögen in Form von Bargeld einfach unter das Kopfkissen legt - oder im Kühlschrank deponiert, wie angeblich jeder vierte Deutsche (Jeimke-Karge, 2016) - der darf sich nicht wundern, dass dieses Geld nach einigen Jahren durch die voranschreitende Inflation an Wert verloren hat. Ebenso sollte sich der extrem risikofreudige Anleger, der jeden verfügbaren Cent in immer neuere Kryptowährungen, hochkomplexe und mit normalen Menschenverstand nicht mehr durchschaubare Finanzderivate oder riskante internationale Technologie-Start-ups gesteckt hat, nach einigen Jahren nicht fragen, weshalb er ohne Wertzuwachs oder im schlimmsten Fall ohne Geld oder sogar mit Schulden dasteht. Der eine hat zu wenig, der andere zu viel riskiert und der »faire« Wert, der geschaffen wurde, ist häufig negativ. Jeder verdient einen fairen Wert und deshalb ist es sinnvoll, sich mit der spezifischen Logik der Geldanlage vertraut zu machen und den dabei wirksamen Faktor Risiko besser zu verstehen. Genau dies soll mit dieser Schrift erreicht werden. Darum sollen die Probleme zunächst nochmals deutlicher herausgearbeitet und die Herausforderungen der staatlichen Sicherungssysteme dargestellt werden. Die Rente ist alles andere als sicher, wie dies Politiker von Zeit zu Zeit behaupten, denn unsere Gesellschaft hat sich verändert. Andere Lebensmodelle sind entstanden, der klassische Familienverbund als Anker einer Wohlstandsmehrung ist für viele Menschen nicht mehr gegeben oder gewollt. Und schlussendlich stehen wir uns zuweilen bei Fragen um das liebe Geld selber im Weg. Ob beim Lotto, sonstigem Glücksspiel oder dem vermeintlichen Super-Aktientipp - den Traum vom Reichwerden ohne etwas dafür tun zu müssen, den hat jeder schon mal geträumt, oder? Auf der anderen Seite kann sich unser Wohlstand nur mehren, wenn es wirtschaftlich bergauf geht, doch gerade in Deutschland stehen viele der Wirtschaft kritisch gegenüber, wenn es um Geldanlage geht. Nicht umsonst ist im internationalen Vergleich die Anlageform Aktien in Deutschland relativ unpopulär (Palte et al., 2016).
Wie funktioniert das staatliche Rentensystem und warum kann es nicht langfristig und nachhaltig für Wohlstand sorgen? Das ist folglich die Kernfrage. Welche Alternativen bietet der Staat, welche die Banken- und Versicherungsbranche? Die Intention der Finanzdienstleister ist klar, sie wollen Geld verdienen. Aber kommt der Kunde dann noch »fair« davon oder wird ihm jedes, wie auch immer geartete Finanzprodukt aufgedrängt, Hauptsache die Provisionen stimmen? Genau dieses Thema soll im Weiteren ebenfalls näher beuchtet werden.
Die Frage nach mehr Wohlstand kann nicht gelöst werden ohne neue Konzepte. Im darauffolgenden Kapitel wird deshalb ein Soll-Konzept vorgestellt, das es jedem ermöglichen sollte, seinen fairen Wohlstand zu erreichen. Dazu ist es zunächst wichtig zu verstehen, wem ich...
Dateiformat: ePUBKopierschutz: Wasserzeichen-DRM (Digital Rights Management)
Systemvoraussetzungen:
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet - also für „fließenden” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Mit Wasserzeichen-DRM wird hier ein „weicher” Kopierschutz verwendet. Daher ist technisch zwar alles möglich – sogar eine unzulässige Weitergabe. Aber an sichtbaren und unsichtbaren Stellen wird der Käufer des E-Books als Wasserzeichen hinterlegt, sodass im Falle eines Missbrauchs die Spur zurückverfolgt werden kann.
Weitere Informationen finden Sie in unserer E-Book Hilfe.