Schweitzer Fachinformationen
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»Vorab bitte schon mal eine große Flasche kaltes Mineralwasser, mit Gas, und zwei Gläser«, bestellte Mike und nahm die Menükarte entgegen, die ihm die Servicemitarbeiterin überreichte. Er blickte über den Tisch zu Nina, die ebenfalls zu einer Karte griff, und murmelte: »Und noch ein erholsames Wochenende dazu, bitte.«
Nina lächelte. »Ja, gerne. Damit wäre ich schon zufrieden. Was für ein Tag!« Sie schüttelte ihren Kopf. »Es tut mir leid für die Verspätung, aber unser Workshop in der Schule wollte kein Ende nehmen. Als er dann spät endlich endete, eilte ich gleich hierher. Schau, ich bin ganz verschwitzt vom Hetzen bei dieser frühsommerlichen Hitze.«
»Kein Stress. Ich bin ebenfalls erst vor fünf Minuten eingetroffen«, erklärte Mike. »So einen mühsamen Freitag wie heute habe ich im Büro schon lange nicht mehr erlebt. An unserer monatlichen Sitzung mit dem gesamten Team hörten die Diskussionen nicht auf. Jeder und jede wollte noch ein Anliegen besprechen und gleich lösen. Das Ganze natürlich mit Dutzenden von Folien untermauert. Die Sitzung dauerte und dauerte.«
Still beobachteten beide eine Weile das Hin und Her der Passanten auf dem Bärenplatz in der Berner Altstadt. Berufstätige auf dem Weg nach Hause, Einkaufende mit ihren gefüllten Taschen, Flanierende, die die Stadt besuchten. Allmählich füllten sich die wenigen freien Tische um Mike und Nina herum mit Gästen.
Nina nahm das Thema wieder auf. »Es scheint, dass wir beide einen ähnlich mühsamen Tag hinter uns haben. In der Schule kam unser Workshop so, wie ich es voraussagte. Niemand war vorbereitet. Die erste Stunde verbrachten wir mit dem Lesen der Unterlagen, die wir bereits im Vorfeld hätten lesen sollen. Das hatten die meisten wieder mal nicht getan. Zum Glück wissen unsere Schüler und Schülerinnen nicht, wie ihre Lehrkräfte heute arbeiten. Sie wären nicht wirklich beeindruckt. Manchmal ist es mit meinen Kollegen und Kolleginnen zum Verzweifeln.«
Die Servicemitarbeiterin schenkte zwei Gläser Mineralwasser ein und setzte die mit Kondenswasser angelaufene Flasche auf den Tisch.
»Wir brauchen noch einen Moment«, sagte Nina, als sie ihre Bestellung aufnehmen wollte.
Mike und Nina griffen beide zu den Gläsern und tranken sie leer.
»Ah, das tut gut bei der Hitze. So fühlt sich Wochenende an«, lächelte Mike. »Weißt du schon, was du bestellst?«
»Die Spaghetti aglio et olio hören sich gut an, morgen ist Samstag, da kann ich nach Knoblauch stinken.«
»Das sagst du«, erwiderte Mike und grinste. »Ich freue mich auf eine Pizza aus dem Holzofen. Eine Prosciutto e Funghi und ein Glas offener Roter. So fühlt sich Wochenende an.«
»Für Rotwein ist es mir zu warm. Ich nehme lieber ein Glas kühlen Rosé.«
Beide legten ihre Menüs auf den Tisch, und Nina füllte die Gläser erneut mit Mineralwasser auf.
»Jetzt ist der Arbeitstag aber vorbei, es ist endlich Feierabend, das Wochenende steht bevor, und das Wetter soll herrlich werden. Jedenfalls versprach das der Meteorologe heute Morgen im Radio. Es ist Zeit, um herunterzufahren und zu entspannen«, freute sich Nina.
Die Servicemitarbeiterin kehrte zurück, bückte sich unter dem Sonnenschirm über den Tisch zu Mike und Nina, legte Besteck und Servietten hin und nahm ihre Bestellung auf.
»Nina, wir haben bereits mehrmals darüber gesprochen, ein langes Wochenende zusammen wegzufahren. Nach einem mühsamen Tag wie heute ist es höchste Zeit zu planen. Ich finde, wir brauchen beide eine Pause vom Alltagsstress. Ich denke an eine Städtereise, übernächstes Wochenende oder das Wochenende danach. Donnerstag bis Sonntag. Du und ich zusammen, einfach wegfahren, genießen und erholen. Was meinst du dazu?«
Nina nickte und lächelte begeistert. »Du sprichst mir aus der Seele. Nach dem heutigen Workshop kann ich dazu nur ja sagen. Ich werde einen Donnerstag freinehmen, Freitag arbeite ich eh nicht. Dann haben wir vier Tage am Stück zum Wegfahren. Milano. Shoppen, feine Pasta. Entspannen.«
»Ich kann zwei Tage Urlaub beantragen, Ruedi wird sicherlich nichts dagegen haben. Du sagst Milano? Vor zwei Wochen veröffentlichten wir in der Zeitung einen Artikel zur deutschen Universitätsstadt Marburg. Die wunderschöne Altstadt ist noch erhalten, und ein Besuch soll sich lohnen. Auch das Schloss soll sehenswert sein. Nach Marburg können wir mit dem Zug über Frankfurt fahren. Was sagst du zu Marburg anstatt Milano?«
Bevor Nina antworten konnte, servierte die Servicemitarbeiterin Ninas Spaghetti und Mikes Pizza und stellte die Gläser mit dem Rotwein und dem Rosé auf den Tisch. Mit einem »en Guete mitenand«, drehte sie sich um und widmete sich den Gästen am Nachbartisch.
Mike und Nina begannen hungrig zu essen. Nach den ersten Bissen legte Nina ihr Besteck ab und hob ihr Glas. »Also, von Marburg bin ich noch nicht ganz überzeugt, aber das lösen wir noch. Prost. Auf das bevorstehende, hoffentlich erholsame Wochenende, und auf ein baldiges verlängertes Wochenende zusammen, weg von hier.« Auch Mike hob sein Glas und prostete Nina zu.
»Egal, wo wir hinfahren«, sagte Nina, »unsere Joggingausrüstung nehmen wir aber mit. Jetzt, wo du endlich mit Joggen begonnen hast, darfst du dein Training nicht unterbrechen, sonst schimpfen Sven und Madeleine mit dir.«
»Ich weiß. Es dauert aber noch elf Monate bis zum nächsten Berner Grand Prix Rennen, da habe ich noch viel Zeit, um zu trainieren. Sven und Madeleine müssen ja nicht wissen, dass wir in Marburg nicht trainieren werden.«
Nina hob ihre Augenbrauen und lächelte Mike zu. »Du meinst wohl Milano, oder?«
»Themenwechsel«, antwortete Mike und schmunzelte.
»Nicht so schnell, Mike. Im Mai hast du Sven, Madeleine und mir am Grand Prix zugeschaut und hast uns angefeuert. Dann hast du laut verkündet, am nächsten GP würdest du teilnehmen und mit uns rennen. Seit damals trainieren wir gemeinsam. Du darfst nicht bereits nach vier Wochen aufgeben.«
»Es geht noch ewig bis zum nächsten GP. Du kannst ja deine Joggingkleider nach Marburg mitnehmen und für uns beide trainieren«, witzelte er.
In Ninas Tasche klingelte es. »Oh, es tut mir leid, ich habe vergessen, es auf Stumm zu schalten.« Sie legte ihr Besteck ab und nahm das Handy aus der Tasche. »Es ist Madeleine. Ich werde ihr gleich verraten, wie an diesem Tisch über unser Joggingtraining gesprochen wird.«
»Hallo, Madeleine. Nur ganz kurz, denn Mike und ich sitzen an der Front und genießen den Feierabend mit Pizza, Spaghetti und einem Glas Wein.«
Nina hörte Madeleine zu. Auf einen Schlag wurde ihr Gesicht ernst und bleich.
»Was sagst du?«, wollte sie laut wissen. Mike blickte sie fragend an.
»Nein, das kann doch nicht wahr sein. Was ist denn geschehen?«
Mit entsetztem Blick schaute Nina zu Mike, deckte das Handy mit der Hand ab und flüsterte: »Es ist Sven.« Mike erkannte in Ninas Augen, dass etwas Schreckliches vorgefallen sein musste. Sein Blick verwandelte sich von fragend zu alarmiert.
»Wann ist es denn geschehen, Madeleine?«
»Nein! Ich kann es nicht glauben. Ist es wirklich dein Ernst?«
»Sven von der Münsterplattform gestürzt und tot?«
Mike erschrak sichtlich und legte sein Besteck ab.
»Selbstmord?«, fragte Nina laut genug, dass sich das Paar am Nachbartisch zu ihr umdrehte. »Nein, hör auf. Das kann doch alles nicht wahr sein! Warte einen Moment.«
Sie nahm das Handy vom Ohr und wandte sich zu Mike. »Es ist ganz fürchterlich. Wir müssen sofort zu ihr fahren.« Dann hob sie das Handy wieder ans Ohr. »Madeleine, wir kommen gleich zu dir.«
»Bist du sicher? Wir kommen wirklich gerne.«
»Aha, ich verstehe. Klar.«
»Oh, Madeleine, wie fürchterlich. Das kann doch alles nicht wahr sein. Es ist ein Albtraum.«
»Wirklich? Also bis morgen. Wenn du sprechen möchtest, rufe einfach an. Jederzeit. Die ganze Nacht. Du weißt, wir sind für dich da.«
»Ja, bis morgen. Unsere Gedanken sind bei dir. Tschüss.«
Nina legte das Handy zurück in ihre Tasche und schaute Mike mit Tränen in den Augen an. »Ich kann es nicht glauben. Die Polizei hat sie gestern Abend benachrichtigt. Sven wurde unterhalb der Münsterplattform gefunden. Tot.«
»Wir bezahlen und fahren gleich zu ihr«, sagte Mike sofort.
»Nein. Sie sagte, sie wäre dankbar, wenn wir sie erst morgen besuchen. Ihre Eltern sind unterwegs zu ihr, und sie sind für heute Belastung genug. Du weißt, dass sie eine schwierige Beziehung zu ihnen hat. Das wird für sie kein einfacher Nachmittag.«
Mike und Nina blickten auf den Rest des Essens auf dem Tisch. Beide hatten ihren Appetit schlagartig verloren. Von einem verlängerten Wochenende in Milano oder Marburg war keine Rede mehr.
»Sven tot. Ich kann das nicht glauben. Das kann doch nicht wahr sein«, sagte Mike mit bedrückter Stimme. »Was ist denn geschehen?«
»Madeleine hat nicht viel mehr erzählt. Die Arme konnte vor Weinen fast nicht sprechen«, antwortete Nina leise.
Nach einer Pause, während der beide versuchten, die schreckliche Neuigkeit zu fassen, fuhr sie fort. »Madeleine war schon während unseres Studiums an der Pädagogischen Hochschule meine beste Freundin. Seit du und ich uns kennen, machen wir so vieles zu viert. Ich finde das toll, dass sich meine Freundschaft mit Madeleine auf dich und Sven erweitert hat. Wir gehen sogar regelmäßig zusammen joggen. Und jetzt das .« Nina versagte die Stimme.
»Es ist schön für mich, Svens Freund zu...
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