Schweitzer Fachinformationen
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Für Gesundheit und Wohlbefinden ist die Schilddrüse unentbehrlich. Ein Kontrollsystem sorgt dafür, dass alles in Balance ist.
Die Schilddrüse ist ein kleines, schmetterlingsförmiges Organ im Halsbereich. Vermutlich haben Sie bereits davon gehört, dass dieses kleine, scheinbar unauffällige Organ sehr wichtig ist. Doch anders als bei Organen wie Lunge, Herz oder Darm haben die meisten Menschen bei der Schilddrüse nur eine vage Vorstellung von deren Aufgaben im Körper. Kein Wunder, denn diese sind sehr vielfältig und komplex.
Wie stark Gesundheit und Wohlbefinden vom reibungslosen Funktionieren unserer Schilddrüse abhängen, bemerken wir meist erst, wenn etwas schiefläuft. Dann rückt das kleine Organ plötzlich ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Die Schilddrüse kann sich aber auch nur vergrößern, und es können sich Knoten bilden. Bei beiden Fehlentwicklungen der Schilddrüse, den Funktionsstörungen (Unterfunktion, Überfunktion) und den Wachstumsstörungen (Struma, Knoten), gibt es viele Fragen. Auch vieles, das wir noch immer nicht genau wissen.
Möglicherweise haben Sie deshalb zu diesem Buch gegriffen: Vielleicht plagen Sie Beschwerden, die, wie Sie gehört oder gelesen haben, mit der Schilddrüse zusammenhängen können. Oder aber, Ihre Hausärztin oder Ihr Hausarzt hat einen entsprechenden Verdacht geäußert oder bereits auffällige Werte bei Ihnen festgestellt. Es kann jedoch auch sein, dass bei Ihnen rein zufällig eine Veränderung der Schilddrüse, etwa ein Knoten, entdeckt wurde, und Sie sich nun fragen, was das für Sie bedeutet und worauf Sie sich in Zukunft einstellen müssen. In all diesen Situationen lautet die gute Nachricht: Die allermeisten Schilddrüsenerkrankungen sind gut behandelbar!
Dieses Buch will Ihnen dabei helfen, Ihre Erkrankung und Beschwerden besser zu verstehen und so gut informierte Entscheidungen für Ihre Behandlung und Ihre Gesundheit zu treffen. Der erste Schritt dazu: die Schilddrüse selbst, das unbekannte Organ, genauer zu verstehen. Denn um eine kranke Schilddrüse zu behandeln, muss zunächst einmal klar sein, was eine gesunde Schilddrüse leistet - und das ist eine ganze Menge!
In einem Satz: Die Schilddrüse produziert lebenswichtige Hormone. Genauer gesagt wirken Schilddrüsenhormone alters- und geschlechtsabhängig im Prinzip auf alle Energie- und Stoffwechselprozesse, Organe und Zellen. Am bekanntesten ist die Bedeutung der Schilddrüsenhormone für Hirn und Herz. Nicht weniger wichtig sind die Schilddrüsenhormone für die Magen-Darm-Funktion, die Leber, Sinnesorgane, Knochen und Fettstoffwechsel. Vereinfacht könnte man also sagen: Schilddrüsenhormone werden (fast) überall im Körper gebraucht. Vor diesem Hintergrund überrascht es nicht, dass eine Störung dieser Hormonproduktion sehr umfassende und vielfältige Folgen haben kann. Mehr über die möglichen Symptome von Schilddrüsenerkrankungen erfahren Sie ab Seite 20.
Die beiden wichtigsten, in der Schilddrüse gebildeten Hormone sind zwei Aminosäuren, das heißt, Eiweißbausteine, auch "Bausteine des Lebens" genannt, mit Namen L-Thyroxin, genauer: Tetrajodthyronin (T4), und L-Trijodthyronin (T3). Wie der Name der Hormone schon vermuten lässt, benötigen beide Hormone Jod als essenziellen Bestandteil. T4 benötigt vier Jod-Atome, T3 drei Jod-Atome. Da der Körper selbst der Schilddrüse nicht genug Jod zur Verfügung stellen kann, ist eine ausreichende Jodzufuhr durch die Nahrung Voraussetzung für eine bedarfsgerechte Produktion von Schilddrüsenhormonen.
Was passiert, wenn die Jodaufnahme unzureichend ist, sieht man vor allem in Jodmangelgebieten, in früheren Zeiten vor Einführung der Jodsalzprophylaxe insbesondere in Bergregionen: Es kommt dann vermehrt zum sogenannten Kropf (Struma), das heißt zur kompensatorischen Zell- und Gewebezunahme der Schilddrüse und im längeren Verlauf auch zu Knotenbildungen. Die Jodmenge, die eine Kropfbildung verhütet, ist individuell und regional unterschiedlich, sie sollte jedenfalls 150 Mikrogramm täglich nicht unterschreiten.
WIE STEHT'S UM UNSERE JODVERSORGUNG? Deutschland war früher ein Jodmangelgebiet, mit der Folge, dass auch heute noch vermehrt Jodmangelkröpfe in der Bevölkerung auftreten. In den letzten Jahren hat sich die Jodversorgung gebessert. Sie liegt mittlerweile bei durchschnittlich 120 bis 150 Mikrogramm täglich.
Sie sollten mit Ihrem täglichen Speiseplan unterstützend helfen, sich ausreichend mit Jod zu versorgen. Mehr darüber erfahren Sie ab Seite 151. Aber Vorsicht: Es gibt bei Jod auch ein Zuviel - vor allem dann, wenn eventuell eine Schilddrüsenerkrankung vorliegt. Insbesondere bevor Sie jodhaltige Nahrungsergänzungsmittel nehmen, sollten Sie sich daher ärztlich beraten lassen und etwaige Schilddrüsenerkrankungen abklären.
"Kontrolle ist das halbe Leben" - eine Binsenweisheit, die aber für alle Vorgänge im Körper von enormer Bedeutung ist. Ohne Selbstkontrolle kein Leben. Doch kein Organ im Körper funktioniert für sich allein. So auch die Schilddrüse: Die von der Schilddrüse produzierten und in der "Peripherie" des Körpers, den Organen und Zellen, wirkenden Hormone werden von der der Schilddrüse übergeordneten Hirnanhangdrüse (Hypophyse) gesteuert. Ein ausgeklügeltes, fein abgestimmtes Kontrollsystem, das verhindern soll, dass der Körper durch die Schilddrüse mit zu wenig oder zu viel Schilddrüsenhormonen versorgt wird. Doch wie funktioniert das Ganze?
Eine Schlüsselrolle spielt dabei ein weiteres Hormon namens TSH (Thyreoidea stimulierendes Hormon, Thyreotropin). Es ist ein Hormon der Hirnanhangsdrüse, das die Jodaufnahme in die Schilddrüse sowie die Produktion der Schilddrüsenhormone in den Thyreozyten (Schilddrüsenzellen) und ihre Abgabe in das Blut und damit die Hormonversorgung aller Zielorgane steuert. Das Grundprinzip der hormonellen Selbstkontrolle nennt man negativer Rückkopplungs- beziehungsweise Feedbackmechanismus. Klingt kompliziert, ist aber einfach: Wenn die Schilddrüse aus unterschiedlichen Gründen (mehr dazu später) zum Beispiel zu viel Schilddrüsenhormone produziert, werden die "übergeordneten Dienststellen" informiert. Die zu hohen Hormonkonzentrationen melden an den der Hirnanhangdrüse übergeordneten Hypothalamus (ein Teil des Zwischenhirns und wichtiges Steuerungszentrum des vegetativen Nervensystems), dass zu viel Hormon im Blut ist. Der Hypothalamus entsendet dann sein Hormon TRH (Thyreotropin Releasing Hormon) an die Hypophyse, um sie über die Hormonstörung in Kenntnis zu setzen. Die Hypophyse drosselt daraufhin ihr Hormon TSH, sodass die Schilddrüse weniger T3 und T4 produziert und in das Blut abgibt. Umgekehrt kommt es zu einer vermehrten TSH-Ausschüttung, wenn die Schilddrüse zu wenig Hormone produziert. Hat sich alles wieder eingependelt, kehrt auch der TSH-Wert in den Normbereich zurück.
Was heißt das praktisch? So wie wir uns an manchen Tagen mal etwas besser oder mal weniger gut, aber insgesamt noch nicht mies fühlen, wir unser Befinden als (noch) normal ansehen, haben auch die Schilddrüsenhormone einen "Normalbereich" (medizinisch: Referenzbereich) wie alle Blutwerte. Bei der Schilddrüse beträgt der obere Referenzwert etwa das Zehnfache des unteren Referenzwertes. Die Schilddrüsenfunktion ist also ein sehr robustes System.
Wenn es zu einer Unterfunktion der Schilddrüse kommt, etwa im Rahmen einer Hashimoto-Thyreoiditis, steigt als negativer Rückkopplungsmechanismus der Wert des Steuerungshormons TSH an. Ziel ist, die Schilddrüsenzellen zu einer vermehrten Hormonproduktion zu stimulieren, um den Mangel an Hormonen wieder auszugleichen. Umgekehrt kommt es bei einer Überfunktion zu einer verminderten TSH-Abgabe aus der Hypophyse, das heißt, wir sehen einen niedrigeren TSH-Wert, da versucht wird, die Hormonproduktion in der Schilddrüse zu bremsen.
DEN TSH-WERT LESEN: Vom TSH-Wert haben Sie vermutlich schon gehört, denn er wird bei Untersuchungen der Schilddrüse in der Regel ermittelt. Liegt der TSH-Wert niedriger als der Referenzbereich, sind zu viele Schilddrüsenhormone im Blut, was auf eine Überfunktion hindeutet. Erhöhtes TSH bedeutet zu wenige Schilddrüsenhormone, das heißt eine Unterfunktion.
Die negative Rückkopplung zwischen der Hormonkonzentration im Blut und der TSH-Sekretion der Hirnanhangdrüse ist damit ein höchst effektiver Mechanismus, um einem Zuviel oder Zuwenig an Schilddrüsenhormonen im Blut entgegenzuwirken. Wenn dieses System gut funktioniert, gelingt es so, eine Störung der von den Schilddrüsenhormonen abhängigen Organe bestmöglich zu...
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