Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Ein Tag im Juli. Es knistert und blendet, rund 30 °C im Schatten seit mehr als drei Wochen. Ich mache mich auf den Weg zum Geflügelauslauf, wo unsere Enten und Hühner den Großteil des Tages im Schatten, versteckt unter dem Stall und den Weinstöcken, verbringen und sich auf das frische kühle Wasser freuen, das ich ihnen gleich bringen werde. Mein Weg führt zuerst über den Hitzepol unseres Gemeinschaftshofes, den großen asphaltierten Innenhof, der noch auf seine klimafitte Umgestaltung wartet, dann öffnet sich die Kulisse und bietet Ausblick auf die weite Ebene, in der sich unser Garten, die Wiese und die Ackerflächen befinden, mitten in der intensiv industriell und landwirtschaftlich genutzten Landschaft nordöstlich von Wien.
Was hier knistert, ist das trockene Gras unter meinen Sandalen und der leichte Wind, der durch die Gräser streift. Der Ausblick ist beeindruckend weit, es gibt viele Äcker, Windräder, Stromleitungen, Gewerbegebiete, Einkaufszentren und dazwischen einige hübsche Dörfer mit Kirchtürmen und Kellergassen. Erst nach mehr als 50 km Luftlinie wird der Blick am Horizont durch die Hügel der kleinen Karpaten in Tschechien eingefangen - an klaren Tagen wie dem heutigen, denn es gibt ja auch die staubigen -, aber dazu später. Was ich hier nur spärlich sehe, sind schattenspendende und kühlende Elemente wie Wälder, Hecken, Teiche - der schützende Einfluss des Wienerwaldes ist nördlich der Donau nicht mehr zu spüren, dafür umso deutlicher der Wind, der über die pannonische Landschaft pfeift. Während es vielerorts im Lande schon seit Wochen sehr viel - oft zu viel - regnet und Überschwemmungen und Murenabgänge an der Tagesordnung stehen, sind wir hier im Osten Österreichs, im pannonisch geprägten Weinviertel, in der üblichen sommerlichen Dürrezeit angelangt. Faszinierend und erschreckend zugleich, wie nah dieses Zuviel und Zuwenig an Wasser doch beieinanderliegen können ...
Vor eineinhalb Jahren sind mein Partner, Andreas Voglgruber, und ich hierhergezogen, haben den SONNENTOR Frei-Hof im Waldviertel, den wir sieben Jahre lang bewirtschaftet und umgestaltet haben, seiner Bestimmung als Biodiversitäts-Hof und Naturgarten übergeben und sind mit unserem Permakultur-Bauernhof-Team - sprich den Enten, Hühnern, Katzen, Bienen und vielen, vielen Pflanzen - ins Weinviertel gezogen. Warum? Es war nicht unbedingt des Weines wegen, sehr wohl aber ein bisschen wegen dem sogenannten Weinbauklima. Der Hauptgrund war aber dieser besondere Ort vor den Toren Wiens und seine besonderen Menschen, die uns dazu bewegt haben, noch einmal ganz neu anzufangen. Hier amGUT mit seiner vielfältigen Hofgemeinschaft aus einer Demeter-Imkerei, einer Permakultur-Landwirtschaft und den Menschen, die hier wohnen und werken, wollen wir Schritt für Schritt auch die Biodiversität wieder einziehen lassen, also die Vielfalt an Lebensräumen, Pflanzen- und Tierarten mit all ihrer genetischen Variabilität. Wir haben ehemals konventionell bewirtschaftete Flächen übernommen und versuchen nun, ihnen Schritt für Schritt neues Leben einzuhauchen - mit der Schaffung von Strukturen zur Wiederbesiedelung durch Wildpflanzen und -tiere, durch schonenden Umgang mit dem Boden, ebenso wie mit einem neuen Wassermanagement zur Rehydrierung der Fläche. Denn Wasser sehen wir als Schlüsselressource, von der vieles - wenn nicht fast alles - abhängt. Und das ist nicht nur hier so!
Ebenes Land mit viel Himmel - so sieht vielerorts das Weinviertel aus, in dem sich dasGUT befindet. Umso mehr kommen Wälle, Teiche und Hecken zur Geltung, bereichern die Landschaft und entfalten ihre Wirkung.
dasGUT am Wasser: Um das Grundstück langsam wieder zu rehydrieren, haben wir uns entschlossen, die Dach- und Oberflächenwässer der versiegelten Fläche nicht mehr in den Abflussgraben abzuleiten, der südseitig an der Grundstücksgrenze verläuft, sondern das Wasser gezielt in den Garten zu führen, dort zu speichern, es zu nutzen und Überschüsse dort versickern zu lassen.
In diesem Buch geht's um Wasser! Und zwar, weil es als Schlüsselressource in Gärten, auf land- und forstwirtschaftlichen Grundstücken, in Siedlungsräumen und generell auf Landschaftsniveau besondere Beachtung verdient. Warum?
Weil wir alle Wasser tagtäglich brauchen und es lebensnotwendig ist.
Weil Wasser in Bezug auf unsere Bedürfnisse oft entweder im Mangel oder im Überfluss vorhanden ist und der Umgang mit dem Wasserthema deshalb eine zentrale Aufgabe und Herausforderung ist.
Weil Wasser als wichtigstes globales Lösungsund Transportmittel Materialien, Substanzen und Energie aufnimmt, verteilt und im Wasserkreislauf alles miteinander verbindet.
Weil der Klimawandel den globalen Wasserhaushalt stark beeinflusst und wir uns auf Wetterextreme einstellen müssen, die wir bisher nicht in dem Ausmaß erlebt haben.
Und weil wir Menschen viele Flächen und ganze Landstriche und Regionen, in denen sich unsere Siedlungen und Infrastruktur befinden, so stark baulich und intensiv landwirtschaftlich verändert haben, dass Wasser zum Problem wird: Es kann nicht mehr aufgenommen, gespeichert und verteilt werden, ohne dass wir uns dabei selbst in Gefahr bringen.
Genau hier setzt dieses Buch an. Denn bei der Gestaltung von Flächen, ob dem eigenen kleinen oder größeren Garten, den Grünflächen in der Gemeinde oder auch auf größeren landwirtschaftlichen Flächen, haben wir sehr viel Gestaltungsspielraum und spüren die positiven Auswirkungen am eigenen Leib, wenn wir uns um ein funktionierendes Wassermanagement kümmern.
Hier kommt die Permakultur ins Spiel, ein ganzheitliches Gestaltungskonzept, von dem ich und viele andere überzeugt sind:
Die Permakultur beschäftigt sich nämlich besonders intensiv mit dem Thema Wasser - genau aus den oben genannten Gründen - und bietet eine gut gefüllte Werkzeugkiste an Methoden und Elementen, um Grundstücke so zu gestalten, dass sie optimaler mit Wasser versorgt sind und Zeiten mit zu wenig oder zu viel Niederschlag möglichst schadlos überbrücken können.
Und wie immer, wenn es um Prozesse in der Natur und ihre Wechselwirkungen geht, brauchen wir einiges an Vorwissen und die Bereitschaft, wieder und wieder auf Beobachtungstour zu gehen, denn von der Natur als Vorbild können wir sehr viel lernen. Die Permakultur beruht auf ökologischen Grundlagen und hat Gestaltungsprinzipien entwickelt, mit denen Flächen zukunftsfähig gemacht werden können. Es lohnt sich, diese zu kennen, denn sie helfen beim Beobachten, Interpretieren, Planen und Entscheiden über den jeweils passenden Umgang mit dem Wasser.
Also let's go, oder auch:
WASSER MARSCH!
Der Grund für dieses Buch? Das Thema Wasser steht häufig im Mittelpunkt der Krisen, die wir Menschen erleben: Der Klimawandel und die massive Umgestaltung der Erdoberfläche, die wir im Laufe der letzten Jahrzehnte, Jahrhunderte vorangetrieben haben, machen uns verletzlich und verändern unsere Lebensbedingungen.
Der Klimawandel bringt tiefgreifende Veränderungen mit sich. Rekordsommer, Dürre, Überschwemmungen - Begriffe wie diese prasseln nahezu täglich auf uns ein. Städte, die im Sommer zu unerträglichen Hitzeinseln werden, landwirtschaftliche Betriebe, deren Ernte aufgrund ausgetrockneter Böden und Wasserknappheit verdorrt beziehungsweise bei stärkeren Regenfällen weggeschwemmt wird. Im Garten zeigt sich ein ähnliches Bild. Was können wir tun, wie dagegenhalten?
Zuallererst ist es wichtig zu verstehen, dass wir und unsere Gärten und alle Flächen, die wir bewirtschaften und die uns umgeben, Teil eines großen Ganzen sind. Jede Fläche ist Teil einer Kulturlandschaft, die - wenn sie vielfältig und resilient gestaltet und erhalten wird - die Auswirkungen des Klimawandels besser meistern kann, die den häufigen Extremwetterereignissen besser standhalten kann.
Der Nutzen für uns Menschen liegt also nahe, wenn wir in vielfältige Landschaften und Gärten investieren:
Lebensfreundliches Mikroklima durch Temperaturpuffer, Windschutz, Sonnenschutz
Hochwasserschutz und Abmilderung von Hitzewellen und Dürre
Mehr Ertragssicherheit und höhere Produktivität auf unseren Flächen
Siedlungsnahe Erholungsgebiete, die Naturbeobachtung ermöglichen und Lebensqualität sowie Gesundheitsförderung bringen
Alle Elemente einer Landschaft, aber im kleineren Stil auch alle Elemente eines Gartens, werden durch den Wasserhaushalt geprägt, der in dem jeweiligen Gebiet vorherrscht. Wir Gärtner*innen haben sehr viele Möglichkeiten, den Wasserhaushalt zu unseren Gunsten zu beeinflussen, denn wir sind glücklicherweise an der Schlüsselstelle tätig: Wir arbeiten mit dem Boden, mit den Pflanzen, mit dem verfügbaren...
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