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Einleitung: Dies ist kein Diätbuch
Wenn du so viele Bücher über Ernährung gelesen hast wie ich, ist dir vielleicht auch aufgefallen, dass die Einleitungen immer ziemlich ähnlich klingen. Normalerweise handelt es sich um eine Art Sensationsmeldung, nämlich dass du jetzt endlich die Ernährungsform kennenlernen wirst, auf die du schon lange gewartet hast. Eine solche fiktive Allzweck-Einleitung könnte folgendermaßen lauten:
Einleitung: Die Diät, auf die Sie gewartet haben
Sie haben eine Diät nach der anderen ausprobiert und fühlen sich doch immer noch wertlos und unansehnlich zu dick und irgendwie ungesund? Mit dieser bahnbrechenden und zugleich uralten und bewährten Diät verfügen Sie jetzt endlich über die erprobte, wissenschaftlich fundierte und einfach anzuwendende Ernährungsform, mit der Ihre Träume von Schönheit und Liebe Fitness und Gesundheit wahr werden können.
Und das Beste daran: Wenn Sie sich ganz genau an die Anleitung in diesem Buch halten, werden Sie nie wieder Essgelüste haben. Lassen Sie es sich gesagt sein: Essgelüste sollten in Ihrem Leben überhaupt nicht vorkommen.
Alle Ihre früheren Versuche mit dem Abnehmen haben Ihnen nichts gebracht, weil Sie nicht die richtigen Sachen in den richtigen Mengen gegessen haben. Wie hätten sie da wirken sollen?
Also, mit dem Ernährungsprogramm, das Sie jetzt kennenlernen, wird Ihr Körper so gut funktionieren, dass Sie sich über Ernährungsfragen nie wieder Gedanken machen müssen.
Das hier ist nämlich nicht einfach eine Diät, sondern eine Lebensweise, ein ganz neuer Lifestyle. Sicher, das haben andere Diätbücher auch versprochen, aber war es auch so? Nein, bei diesen handelte es sich in Wirklichkeit um reine Diätbücher. Das ist hier anders. Das hier ist keine Diät, es ist eine Lebensweise.
Sie werden das bereits im ersten Kapitel merken, denn dort erkläre ich Ihnen, wieso alles, was Sie derzeit essen, schlecht für Sie ist.
Du liest das und denkst: »Ah, sieh an. Jetzt werde ich endlich meine Fressgelüste los. Ich hab's so satt, immer Hunger zu haben.« Du deckst dich also mit den erlaubten Lebensmitteln ein und fängst an, konsequent genau das zu essen, was da vorgeschrieben ist - und jeder Tag bringt einen kleinen Adrenalin-Kick, damit du bei der Stange bleibst. Du findest es total toll und spannend, auf diese altbewährte, wissenschaftlich fundierte Ernährungsweise gestoßen zu sein, die dir die Bürde deiner menschlichen Schwäche für Essbares abnimmt. Dein ewig lüsternes Menschsein macht dir so sehr zu schaffen, dass du zu allem bereit bist, um in dieser Gesellschaft nicht mehr Raum einzunehmen als unbedingt nötig.
Dieser wissenschaftlich geprüften Methode der Eliminierung deines Körperfetts und deiner Gelüste widmest du dich drei unwahrscheinlich engagierte Monate lang, und was soll ich dir sagen - es läuft ganz großartig. Du bist voller Energie und so happy, wie du nur sein kannst mit deiner perfekten und perfekt portionierten Ernährung. Es kommt vor, dass du vergisst zu essen; du überlegst, ob du nicht ein Roboter werden könntest, der nur ab und zu ein paar Pellets braucht.
Und das Tollste: Alle deine Beziehungen entwickeln sich prächtig, weil du jetzt in deiner neuen Unabhängigkeit vom Essen so umgänglich bist. Alle lieben dich noch mehr als bisher und haben dich gern um sich. Du gehst mit deinen Freundinnen und Freunden essen und lächelst sie nur an, während sie es sich schmecken lassen, und dabei denkst du, wie großartig dein Leben doch ist. Alle finden dich schön und lustig und ganz toll und wünschen sich heimlich, sie wären mehr so wie du.
Reich wirst du auch, und so etwas wie Langeweile kennst du nicht einmal.
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Keine Sorge, dieses Buch ist anders. Die Fuck-it-Diät ist nämlich in Wirklichkeit keine Diät.
Zwischen den Fressanfällen, heute spricht man von »Binge Eating«, nahm ich es mit meinen Diäten sehr genau, und diese Diätbucheinleitungen fand ich absolut faszinierend.
»Au ja, das mach ich jetzt«, sagte ich mir. »Das zieh ich durch, und dann wird das hier ein anderes Leben, aber hallo.« Ich habe es dann auch wirklich so gemacht, bis ich schließlich nicht mehr konnte und das ganze Engagement vom Fressen-Reue-Jo-Jo abgelöst wurde oder bis ich ein Besäufnis folgen ließ oder bis ich eine neue und natürlich bessere Diät begann.
Das Diäthalten fing bei mir mit vierzehn an, als mir auffiel, dass meine Shorts richtig eng saßen und mein Gesicht ölig und aufgedunsen wirkte und ich mir außerdem richtig große BHs kaufen musste, und zwar die von Oprah empfohlene Marke, weil die von Victoria's Secret zu klein waren.
»Ich muss das irgendwie hinkriegen. Mit dem Futtern ist jetzt Schluss.« Damit war ich die nächsten zehn Jahre entweder »auf Diät« - und das mit geradezu zwanghafter Regeltreue -, oder ich hatte gerade eine Diät hinter mir, ergab mich dem Heißhunger und fühlte mich ganz grässlich dabei.
Ausprobiert habe ich: Atkins-Diät, South-Beach-Diät, Insulinresistenz-Diät, pH-Diät, Blutgruppendiät, Rosedale-Diät, vegane Rohkostdiät, Schlanke-Linie-Gebet-Diät (etliche Formen), The Secret® (keine Diät im eigentlichen Sinne, aber in der New-Age-Selbsthilfeszene gibt es eigentlich nichts, was nicht auch als Diät fungieren könnte), dann die Ich-werde-jetzt-sooo-gut-auf-meinen-Körper-hören-Diät (auch als intuitives oder achtsames Essen bekannt), die Französinnen-werden-nicht-dick-Diät (eine Kreuzung aus intuitivem Essen und Kaffee-Wein-Diät), Paleo-Diät, GAPS-Diät und was es sonst noch so gibt.
Dann kam es plötzlich. Das große Aha-Erlebnis. An meinem vierundzwanzigsten Geburtstag. Ich hatte neun selbst gebackene Kürbis-»Pfannkuchen« und zwölf zuckerfreie »Cupcakes« aus Mandelmehl verdrückt (außer mir aß sie keiner), und als Blähbauch und Herzklopfen ihren Höhepunkt erreichten, hatte ich eine Erleuchtung. Ich stand in meinem bröckelnden kleinen Bad an der Upper West Side in Manhattan und sprach laut mit meinem Spiegelbild: »Was machst du hier eigentlich? Soll das dein Leben lang so weitergehen?«
Zehn Jahre lang hatte ich meinen Körper richtig gehasst, ich widerte mich selbst an, ich wollte so dringend schlank sein, nichts war mir wichtiger. Und all die Jahre gingen mir Diätregeln im Kopf herum, ständig musste geplant werden, wann ich wieder etwas essen durfte, ununterbrochen mussten Kalorien gezählt und Kohlenhydrate addiert werden. Gewichtskontrolle und die Rettung meiner Gesundheit kosteten mich alle Energie, die ich hatte, aber ich konnte so engagiert ringen, wie ich wollte, es kam doch immer wieder zum Binge Eating. So ging das Jahr für Jahr, ich bekam einfach keinen Fuß auf den Boden.
Zucker und andere Kohlenhydrate, aber auch das Sattessen fürchtete ich wie den Teufel, und überhaupt betrachtete ich alles in meinem Leben unter dem Gesichtspunkt des Körpergewichts. Für gut und schlecht gab es nur diesen einen Maßstab, nämlich die Anzeige der Waage im Verhältnis zu dem, was ich gegessen hatte. Ich glaubte im Sinne meiner Gesundheit zu handeln - Gesundheit und Körpergewicht waren für mich ein und dasselbe.
Alle meine Fantasien kreisten um das Gleiche: Ich bin schlank und rank und hübsch und irgendwie auch noch mit Prinz Harry oder so zusammen, jedenfalls schlank und sehr ansehnlich. Als wäre das wirklich mein Traum, als wäre es das, worauf ich letztlich aus war - als würde es mich glücklich machen, schlank und hübsch zu sein.
Und was war mit meinen tatsächlichen Träumen, die ich begraben hatte oder die in vollkommen weite Ferne gerückt waren? »Na, wenn ich erst schlank bin, kann ich sie endlich verwirklichen. Wenn ich dauerhaft schlank bin, kann ich mich endlich ernst nehmen.«
Aber wenn ich einmal gut abgenommen hatte, war es doch nie genug. Ich fühlte mich dann trotzdem nicht schlank oder schätzenswert, es gab mir kein Selbstbewusstsein. Und wenn ich mich mal schlank genug fühlte? Dann war ich schon wieder in Panik, dass es nicht anhalten würde, und trieb es mit dem Diäthalten eher noch schlimmer.
Zehn Jahre hatte ich alles darangesetzt, etwas Unmögliches zu erreichen: Ich wollte mir durch Abnehmen Selbstachtung und Glück erkämpfen, und das geht einfach nicht!
Schlank sein macht nicht glücklich - frag irgendein Model, frag Leute, die mit ihrer Diät »Erfolg« hatten. Sicher, wenn du dein angestrebtes Gewicht erreichst, bist du erst einmal happy. Aber glaub mir, das hält nicht an. Deshalb ist eines der wichtigsten Themen dieses Buchs die Frage, wie man aus der Suche nach Glück durch schlanke Schönheit etwas Realitätsnahes, Erreichbares und Lebensbejahendes machen kann.
Aber genauso wichtig ist das Thema, dem wir uns zuerst zuwenden werden, nämlich dass Diäten gar nicht erst anschlagen. Die Herrschaft über den Körper zu erlangen ist schon biologisch unmöglich und das Bemühen darum von vornherein verfehlt. Immer wenn wir versuchen, unsere...
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