Schweitzer Fachinformationen
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Eine bewegte Zeit. Eine junge Frau. Eine große Liebe.
St. Ingbert, nahe der französischen Grenze, 1889: Elisabeth und Peter führen ein erfülltes Leben; Peter steht kurz vor seiner Pensionierung. Als eine Streikwelle aus dem Ruhrgebiet auf ihre Heimat überzugreifen droht, soll Peter dabei helfen, die Unruhen im Keim zu ersticken.
Seine jüngste Tochter Frieda ist längst alt genug, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen, und fühlt sich im Haus ihrer Eltern zunehmend eingeengt. Sie musste sich bisher um nichts sorgen, doch langsam wird ihr klar, dass sie mehr vom Leben will als ein Dasein als pflichtbewusste Tochter und Ehefrau. Als sie von den Unruhen unter den Bergleuten hört, ist sie fasziniert: So hat sie vorher noch niemanden reden hören - von Veränderung und Aufbruch ...
Sie fühlt sich hin- und hergerissen. Denn sie hat sich Hals über Kopf in den Bergarbeiter Hanno Siegler verliebt, der einer von genau den Aufrührern ist, die ihr Vater eigentlich stoppen sollte. Und so muss sie sich das erste Mal entscheiden: Soll sie ihrem Vater beistehen, oder folgt sie ihren Idealen - und ihrem Herzen?
Die Fortsetzung der mitreißenden Familiensaga. Der Bergbau im Umbruch. Eine junge Frau zwischen den Verpflichtungen ihrer Familie und dem Ruf ihres Herzens.
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St. Ingbert, 27. April 1889
»Wunderbar!«, schwärmte Peter, lehnte sich auf der mit blauem Samt gepolsterten Sitzbank zurück und legte den rechten Arm um seine Frau, die sich an seine Seite schmiegte. »Genau so hab ich es mir gewünscht.«
»Genau so, was?« Elisa schüttelte langsam den Kopf. »Es ist dir also tatsächlich lieber, mit deiner Familie in unserem Stammcafé ein Stück Kuchen zu essen, anstatt dich bei einem Sektempfang mit Dutzenden Gästen feiern zu lassen, auf dem Reden gehalten werden, die dich und deine Verdienste würdigen?«
Peter nickte heftig. »Und ich sehe immer noch nicht ein, was daran schlimm sein soll, Liebes«, sagte er und strich ihr über den blonden Lockenschopf, der seit einigen Jahren von feinen weißen Strähnen durchzogen war.
»Lass ihn doch, Mama«, mischte sich ihre älteste Tochter Margarete ein, die an der gegenüberliegenden Seite des Tisches neben ihrem Mann Gustav saß. »Du weißt schließlich am allerbesten, dass es keinen Sinn hat, Papa etwas ausreden zu wollen, das er sich in den Kopf gesetzt hat.«
»Hört, hört«, sagte Peter, versenkte seine Gabel in dem dicken Stück Käsekuchen, das vor ihm auf dem Teller lag, und zwinkerte ihr zu. »Von unserer Tochter kannst du noch was lernen, Elisa. Das Mädchen versteht mich einfach.«
»Das Mädchen ist sechsunddreißig Jahre alt, Peter.« Sie beugte sich zu ihm und hauchte einen Kuss auf seine stoppelige Wange. »Manchmal könnte man meinen, bei dir sei die Zeit irgendwann stehen geblieben. Aber zumindest die kannst selbst du nicht überlisten.«
»Ach papperlapapp«, erwiderte Peter. »Vergiss nicht, dass heute mein Ehrentag ist. Und an dem sage ich zu meinen Mädchen eben Mädchen, wenn ich möchte. So viel wird mir ja wohl noch erlaubt sein.«
Elisa musste über die gespielte Empörung in seinen Worten lächeln. Vor allem aber durchflutete sie ein warmes Gefühl, als sie in seine schelmischen und zugleich wachsam funkelnden Augen sah, in die sie sich vor fast vierzig Jahren verliebt hatte. Sicher, auch an Peters Äußerem war die Zeit nicht spurlos vorübergegangen. Sein schwarzes Haar war schon vor gut einem Jahrzehnt vollständig ergraut, und den wilden Bart trug er längst nicht mehr. Zärtlich betrachtete sie die kleinen Fältchen um seine Augenwinkel und um seinen Mund. Trotz allem war er im Inneren eben immer noch ihr Peter. Jener eigensinnige Mann, der jederzeit zu so gut wie allem bereit gewesen war, außer dazu, sich mit seinem Schicksal abzufinden.
»Mir macht es nichts aus, wenn Papa Mädchen zu mir sagt.« Frieda grinste und verzog ihre sommersprossige Nase.
»Du bist ja auch eins«, hielt ihre ältere Schwester ihr entgegen. »Oder hast du jetzt, wo du bald einundzwanzig bist, plötzlich vor, erwachsen zu werden, Nesthäkchen?«
»Ich hab dir schon tausend Mal gesagt, dass du mich nicht so nennen sollst, du .«
»Schluss jetzt!« Elisa hatte ihre Stimme kaum erhoben, aber scheinbar genügte ihr scharfer Ton, denn beide Töchter sahen mit zusammengekniffenen Lippen auf ihre Kuchenteller hinunter.
Margarete fand als Erste ihre Stimme wieder. »Entschuldige bitte, Mama«
»Schon gut.« Elisa winkte ab. »Es ist ja nichts passiert. Esst euren Kuchen auf, und vergesst für einen Nachmittag mal eure kindischen Streitereien. Schließlich geht es hier nicht um uns, sondern wir feiern die anstehende Pensionierung eures Vaters. Peter, willst du noch .« Sie verstummte, als sie bemerkte, wie sich die Miene ihres Mannes verfinsterte, während er quer durch das kleine Café auf zwei ältere gut gekleidete Männer starrte, die durch die Eingangstür getreten waren.
»Na toll«, knurrte er leise. »Wenn die beiden auftauchen, gibt's immer irgendwelche unangenehmen Nachrichten.« Er nippte an seinem Kaffee. »Und dass sie in diesem Moment hier reinspazieren, ist ganz sicher kein Zufall.«
Wer ist das?, wollte Elisa fragen, aber sie kam nicht mehr dazu, denn der Größere der neuen Cafégäste, ein hagerer Mann mit Nickelbrille und einer langen Hakennase, war an ihren Tisch getreten.
»Guten Tag«, sagte er und lüftete seinen schwarzen Hut, sodass sein haarloses Haupt zum Vorschein kam. »Die ganze Familie Lendl. Wie schön!«
»Wir feiern gerade ein wenig.« Peters Stimme klang zwar neutral, aber Elisa kannte ihn gut genug, um den frostigen Unterton herauszuhören. »Im kleinen Kreis.«
»Wir wollen auch gar nicht lange stören«, meldete sich nun der andere Mann zu Wort. Er schien ein wenig jünger als sein Begleiter zu sein und hatte ein rundliches Gesicht, aus dem seine großen nervösen Augen herausstachen. »Geben Sie uns fünfzehn Minuten ihrer Zeit, Herr Lendl?«
»Mama, Frieda, lasst uns doch kurz draußen ein wenig frische Luft schnappen«, schlug Margarete vor. »Das wird uns guttun. Und in der Zeit können die Männer besprechen, was sie zu besprechen haben.«
Die Männer, wiederholte Elisa in Gedanken. Ihre älteste Tochter ging offenbar davon aus, dass ihr Ehemann Gustav auch an dem Gespräch teilnehmen würde. Der ambitionierte Bergmann, der bereits seit gut fünfzehn Jahren in der Grube Luise seinen Dienst tat, war vor Kurzem zum Steiger befördert worden, einer begehrten und gleichzeitig sehr verantwortungsvollen Position, in der er sich nun beweisen musste. Sicher würde es also um die Grube gehen. Aber warum hatten die beiden Herren dann ihren Mann angesprochen, obwohl dieser doch nur noch Tage von seiner offiziellen Pensionierung entfernt war?
»Geht ruhig und vertretet euch etwas die Beine«, sagte sie zu ihren Töchtern. »Ich bleibe hier."
»Frau Lendl«, wandte sich der jüngere der beiden Männer an Elisa, »wir werden sicher nicht lange brauchen. Wenn Sie bereit wären, uns kurz .«
»Sie hat gerade gesagt, dass sie hierbleibt«, fiel Peter ihm ins Wort und legte den Arm um Elisas Schultern. Sein Ton war merklich schärfer geworden. »Also bleibt sie auch. Was Sie mir zu sagen haben, kann auch meine Frau hören.«
Elisa warf ihm einen liebevollen Blick zu und legte ihre Hand sanft auf seinen Oberschenkel. Derweil standen die beiden Töchter auf und verabschiedeten sich mit einem stummen Nicken, während die Neuankömmlinge am Tisch Platz nahmen.
»Also, meine Herren«, sagte Peter, lehnte sich zurück und warf einen misstrauischen Blick in die Runde. »Was ist so wichtig, dass wir es unbedingt an diesem schönen Samstagnachmittag besprechen müssen?«
»Ich entschuldige mich nochmals für die Störung«, erwiderte der hagere Mann mit der Hakennase und sah über die dünnen Ränder seiner Brille hinweg zwischen Peter und Elisa hin und her. »Außerdem möchte ich mich kurz vorstellen, Frau Lendl - ich glaube nicht, dass wir uns schon einmal begegnet sind.«
»Das sind wir nicht«, antwortete Elisa und bemühte sich, ebenso gefasst und abgeklärt zu wirken wie Peter. Innerlich spürte sie jedoch, wie sich eine gewisse Anspannung in ihrer Magengegend breitmachte. Irgendwie strahlten die beiden ungebetenen Gäste eine seltsam gedrückte Stimmung aus, die ihr nicht gefiel. »Ja, mein Name ist Lendl. Elisabeth Lendl. Und mit wem habe ich das Vergnügen?«
»Conrad Hiegmann.« Er stützte sich auf seinen kunstvoll gearbeiteten Gehstock und neigte kurz den Kopf. »Und das ist mein Kollege, Herr von Brügghoff. Wir beide unterstehen direkt dem Bergwerksvorsitzenden. Das Vergnügen ist ganz auf unserer Seite, Frau Lendl.« Er sah zu seinem jüngeren Kollegen, der jedoch keine Anstalten machte, etwas hinzuzufügen, und räusperte sich dann, wobei er sich Peter zuwandte. »Nun, Herr Lendl, lassen Sie mich zuerst sagen, dass sowohl wir beide als auch unser Vorgesetzter ihnen sehr dankbar für Ihre Leistungen in den letzten achtunddreißig Jahren sind.«
»Vierzig«
»Wie bitte?«
»Es waren nicht achtunddreißig, sondern genau vierzig Jahre«, stellte Peter klar und stürzte den letzten Schluck Kaffee aus seiner Tasse in einem Schwung hinunter. »Wenn ich morgens aufstehe, kann ich jedes Einzelne davon in meinem Rücken spüren. Das können Sie mir glauben.«
»Ach so . hm«, murmelte Hiegmann, »also vierzig Jahre, Herr Lendl. Eine beachtliche Leistung.« Er warf nochmals einen Seitenblick zu seinem Begleiter und rückte seinen Hemdkragen zurecht. »Und, wie ich gehört habe, haben sie im Verlauf ihres Berufslebens an vielen verschiedenen Standorten gearbeitet und verfügen über viele Verbindungen?«
»Ich war schon in jeder Grube an der Saar.« Peter nickte. »Hab sie alle gesehen.«
»Beeindruckend«, schaltete sich Herr von Brügghoff ein. »Und sicher verfolgen Sie auch die aktuellen Entwicklungen. Nicht wahr? Ich meine das politische Geschehen in diesem Bereich.«
Peter gab ein unzufriedenes Brummen von sich, das Elisa nur allzu gut kannte. Die beiden Herren strapazierten offenbar seine Geduld.
»Hören Sie«, sagte er, »Sie haben jetzt sicher schon mehr als fünf Minuten damit zugebracht, sich vorzustellen und um den heißen Brei herum zu reden. Eigentlich wollten wir in einer Viertelstunde fertig sein. Wie wäre es, wenn Sie langsam zum Punkt kommen?«
»Nun gut.« Hiegmann holte tief Luft. »Dann sage ich Ihnen eben ganz direkt, worum es geht: Streiks, Herr Lendl. Sie greifen an allen Ecken und Ende des Reiches um sich und schaden empfindlich der Wirtschaft. Deshalb sind wir hier.«
»Streiks«, wiederholte Peter. Er nahm seinen Arm von Elisas Schultern, beugte sich über den Tisch und sprach mit gedämpfter Stimme weiter. »Ich habe davon gehört. Meine Tochter Kathrin lebt seit ungefähr zehn Jahren in England, wissen Sie? Etwas westlich von London. Sie schreibt uns...
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