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Der dritte Band der mitreißenden Familien-Saga!
Lotte ist zufrieden. Doch dann verändert der Krieg alles. Ihre beiden geliebten Brüder melden sich freiwillig zum Militärdienst und müssen an die Front. Plötzlich lasten über ihrem Leben Angst und Ungewissheit. Es quälen sie Gedanken daran, was ihnen zustoßen könnte. Inmitten dieser ständigen Sorge findet Lotte Trost in ihrer Arbeit als Haushälterin bei dem Arzt Emil. Bei ihm fühlt sie sich geborgen, und er behandelt sie mit Respekt. Langsam beginnen sich zwischen den beiden, zarte Gefühle zu entwickeln. Diese geben ihr Hoffnung in diesen schwierigen Zeiten. Doch hat die Liebe eine Zukunft?
Auch Lottes Mutter Frieda kämpft mit ihren eigenen Sorgen. Nach einem Unfall im Bergwerk ist ihr Mann Hanno nicht mehr in der Lage zu arbeiten. Der einst so stolze und starke Mann verfällt immer mehr dem Alkohol. Frieda leidet sehr darunter, und die Last, die nun auf ihren Schultern liegt, wiegt schwer: Sie muss die Familie zusammenhalten, während sich Hanno immer weiter von ihnen entfernt. Gibt es noch eine Chance für die beiden?
Eine mutige Frau kämpft für ihre Träume vor dem Hintergrund des Kriegs. Emotional. Bewegend. Fesselnd.
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Saarbrücken, 4. August 1914 Friedas Haus
Geduldig sah Frieda ihrer Mutter Elisa zu, wie sie sich in ihrem Schaukelstuhl vor und zurück wiegte und dabei aus dem schmalen Fenster an der Südseite ihres Wohnzimmers in den graublauen Himmel blickte. Vom Obergeschoss des Hauses konnte man einige Hundert Meter weit über die Dächer der Häuser in der Nachbarschaft sehen. Nun war die alte Dame schon fast dreiundachtzig Jahre alt und hielt sich noch immer wacker am Leben fest. Ihr einst volles blondes Haar war dünn und weiß wie Schnee geworden, und durch ihr eingefallenes Gesicht zogen sich tiefe Falten. Aber in ihren Augen glühte noch immer ein wacher Funke, der jedem, der genauer hinsah, verriet, dass ihr Verstand scharf war und ihr Geist hellwach.
»Du sagst ja gar nichts, Mama«, stellte Frieda fest. »Hast du gehört, was ich dir erzählt habe?«
»Ich habe dich gehört«, entgegnete Elisa, ohne ihren Blick vom Fenster abzuwenden. »Und jetzt denke ich nach. In meinem Alter muss man sich eben etwas mehr Zeit nehmen. Das wirst du irgendwann auch noch zu spüren bekommen.«
»Vielleicht.« Frieda wusste nicht, ob sie es sich wünschen sollte, so alt zu werden, wie ihre Mutter es nun war. Sie selbst war mit ihren sechsundvierzig Jahren mittlerweile auch nicht mehr die Allerjüngste und konnte schon jetzt deutlich fühlen, dass ihr Körper träger und langsamer geworden war als vor zwanzig Jahren. Wie musste es erst sein, wenn noch einmal drei oder vier Jahrzehnte vergehen würden? In den letzten Jahren, nachdem ihre Mutter ihrer Cousine Désirée ihr Haus vermacht hatte und bei Frieda eingezogen war, hatte diese beobachten können, wie das Alter sich Tag für Tag mehr auswirkte.
»Das Schwert in der Hand«, brummte Elisa und riss ihre Tochter damit aus ihren Gedanken. »Das hat er gesagt?«
»Wie bitte?« Frieda, die bisher am Wohnzimmertisch gesessen hatte, stand auf und rückte ihren Stuhl näher an ihre Mutter heran. Gelegentlich sprach diese so leise, dass man fast das Ohr an ihren Mund halten musste, um sie zu verstehen.
»Der Kaiser«, antwortete Elisa, und ihr Ton wurde im gleichen Maß ungeduldiger wie ihre Stimme lauter. »Hat er in dieser Rede wirklich von einem Schwert gesprochen?«
»Ach so«, sagte Frieda, »ja, das hat er. Man drückt uns das Schwert in die Hand, so hat er sich ausgedrückt. Und dann kam etwas in der Art, dass man den Gegner schnell zur Einsicht bringen solle, weil es sonst Opfer geben und Blut fließen würde.«
»Aha.« Elisa schürzte ihre schmalen Lippen. »Dabei sollte man doch annehmen, dass der Gegner es heutzutage eher mit Kanonen und Gewehren zu tun bekommt als mit Schwertern. Letzteres wäre doch reichlich altmodisch, nicht wahr?«
»Ja, schon.« Frieda zog angesichts dieser eigentümlichen Bemerkung eine Augenbraue in die Höhe und betrachtete ihre Mutter, die in gleichbleibendem Tempo mit ihrem Stuhl vor und zurück schaukelte. »Ich gehe davon aus, dass das eher als Metapher gemeint war. Bildlich sozusagen.«
Ihre Mutter wandte ihr den Kopf zu. »Das weiß ich auch. Und genau darum geht es mir doch, Frieda. Macht es dir nicht auch Sorgen, dass gleich Reden von Schwertern, Opfern und Blut geschwungen werden? Warum stürzen wir uns kopfüber in einen Krieg, statt zu versuchen, erst einmal den ganzen Tumult zu überblicken?«
»Eine gute Frage.« Frieda nickte langsam und legte ihrer Mutter eine Hand auf die knochige Schulter, die sie durch den Stoff ihrer Jacke hindurch fühlen konnte. Das Wort Tumult schien ihr angesichts der Ereignisse, die sich Tag für Tag überschlugen, durchaus angebracht zu sein. Zuerst hatte es in Sarajewo dieses schreckliche Attentat auf Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau gegeben. Von diesem Tag an hatte sich die Welt scheinbar in zwei Lager aufgeteilt, und man konnte nur noch für Serbien oder für Österreich sein. Und weil auf das Deutsche Reich Letzteres zutraf, titelten die Zeitungen Ende Juli: Der Krieg mit Serbien, und das Land stürzte sich mitten hinein in diese Auseinandersetzung, die den Frieden auf der ganzen Welt zu gefährden schien.
»Sie haben nichts gelernt, und sie werden es auch nie lernen«, seufzte Elisa. »So manchen Älteren steckt der Krieg von 1870 noch in den Knochen. Wir sind hier kaum ein paar Tausend Schritte von den ehemaligen Schlachtfeldern in Spichern entfernt. Dort liegen noch genug Knochen von Soldaten, denen man damals schon das Schwert in die Hand gedrückt hatte, wie unser werter Kaiser es formuliert.«
»Mama«, mahnte Frieda in leicht tadelndem Tonfall, »also bitte.« Sie wusste, dass diese so redete, wie sie es wollte, ohne auf mögliche Konsequenzen zu achten. Das war wohl eine der wenigen Annehmlichkeiten des hohen Alters. Sie selbst allerdings fuhr unweigerlich zusammen, wenn jemand abfällig über den Kaiser sprach oder sich über ihn lustig machte. Das gehörte sich nicht, und außerdem konnte man sich gesellschaftlich sehr rasch unmöglich machen, wenn die Worte an die falschen Ohren drangen.
Dennoch wusste sie, dass ihre Mutter mit ihrer Kritik richtiglag. Und vielleicht war es hier an der Saar sogar die Nähe zum letzten Krieg, der die Menschen in falscher Zuversicht wiegte. Schließlich hatte man damals im Spätsommer 1870 in kurzer Zeit die französischen Truppen zurückgedrängt und so der deutschen Seite den Sieg gesichert. Das veranlasste einige wohl zur Annahme, dass ein weiterer Krieg ebenfalls in nur wenigen Wochen zu gewinnen sei. Frieda war sich da nicht so sicher.
»Du solltest jedenfalls bald die Kartoffeln aufsetzen«, bemerkte ihre Mutter ernst. »Es ist ja schon gleich eins. Wo kommen wir denn da hin?« Sie klang, als wäre diese Angelegenheit ebenso wichtig für die Zukunft des Heimatlandes wie das, was die beiden zuvor besprochen hatten. Trotz ihrer angespannten Stimmung musste Frieda schmunzeln.
»Ja doch«, sagte sie und ging zum Herd in der angrenzenden Küche. »Du sollst deine Kartoffeln haben, Mama.« Sie wusste, dass die alte Dame kaum zwei oder drei Bissen essen würde, weil sie mehr nicht herunterbekam. Im Kern ging es ihr wohl auch mehr darum, dass ihr eine gewisse tägliche Routine dabei half, sich sicherer zu fühlen.
»Wann kommen denn die Buben heim?«, fragte Elisa. Durch die offene Küchentür konnte Frieda sehen, wie sie ihre Lippen spitzte. »Es ist doch Dienstag, da müssten sie eigentlich schon hier sein.«
Stimmt, dachte Frieda. Üblicherweise saßen ihre siebzehnjährigen Zwillinge Carl und Conrad zu dieser Zeit am Küchentisch und warteten darauf, dass das Mittagessen aufgetischt wurde. Heute war allerdings noch nicht die geringste Spur von den beiden auszumachen. Dabei sah es ihnen nicht ähnlich, auf dem Heimweg von der Schule zu trödeln.
»Wie es halt so ist«, sagte sie und zog das blau-weiß karierte Stofftuch von einem großen Topf, sodass die geschälten Kartoffeln darin zum Vorschein kamen. »Sie sind bestimmt irgendwo aufgehalten worden. Vielleicht spielen sie drüben bei Buchners auf der Wiese noch eine Runde Fußball.«
»Ach was, Fußball.« Elisa winkte ab. »Die Buben sind doch dieses Jahr wieder in die Höhe geschossen. Und genauso zuverlässig, wie sie wachsen, so lassen sie nie eine Mahlzeit aus. Wenn die also nicht pünktlich zum Mittagessen kommen, dann muss es schon was Wichtiges sein.« Ihre leicht rissigen Lippen verzogen sich zu einem verschmitzten Lächeln. »Vielleicht ein Mädchen. Das wäre doch mal was.«
»Allerdings.« Elisa füllte Wasser in den gusseisernen Topf, den sie in Händen hielt. »Wobei ich dann hoffe, dass es zwei Mädchen gibt. Wenn es nämlich nur eines wäre, in das sich beide verguckt hätten, das wäre mal ein Schlamassel, und ich will mich gar nicht erst vorstellen, wie .«
Sie hielt inne, als sie hörte, wie die Haustür eine Etage tiefer aufgeschoben wurde. Sekunden später ertönte auch schon das bekannte Trampeln von vier Füßen auf der schmalen Holztreppe, welche die beiden Stockwerke des Hauses miteinander verband.
»Da seid ihr ja«, begrüßte Frieda die Neuankömmlinge, ohne aufzusehen. »Glück gehabt, es gibt gleich Mittagessen. Kommt, setzt euch schon mal an den Tisch und erzählt eurer Großmutter, was es in der Schule Neues gibt.«
»Hallo, Mama«, sagte Carl und warf einen kurzen Blick zu ihr in die Küche. »Hallo, Oma. Wie geht es dir denn so? Macht dir die Hitze immer noch zu schaffen?«
»Ach, es ist mal so und mal so«, antwortete die Großmutter und schüttelte leicht den Kopf. »Wenn man erst mal so alt ist wie ich, dann kann man die ganzen kleinen und großen Beschwerden, die man hat, kaum noch zählen. Und wenn man sich über jedes Wehwehchen beklagen wollte, hätte man den ganzen Tag sonst nichts mehr zu tun.« Sie verstummte für einen Moment, und Frieda konnte mit einem Blick über ihre linke Schulter sehen, wie die alte Dame die beiden Enkel von oben bis unten musterte. »Ihr setzt euch ja gar nicht. Habt ihr Hummeln im Hintern, oder was?«
Als Frieda den Topf auf dem Herd abstellte und ins Wohnzimmer zurückkehrte, bemerkte sie, dass Conrad mit angespannter Miene zu Boden sah und seinen Zwillingsbruder mit dem Ellenbogen nach vorne schob. Das war mal wieder typisch. Schon als die beiden noch ganz klein gewesen waren, hatte Carl immer den Mund aufgemacht, wenn sein Bruder still blieb, und war den ersten Schritt gegangen, während der andere noch zögerte. Manchmal sah sie in den sommersprossigen Gesichtern der hochgewachsenen jungen Männer, die mittlerweile schon die ersten blonden Barthaare zierten, immer noch die kleinen Knirpse, die sie einmal gewesen waren.
»Ich weiß nicht, ob man das so ausdrücken kann«, sagte Carl,...
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