Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Unsere Knie sind ausgeklügelte Bauelemente aus Bändern, Knochen, Stoßdämpfern und Gleitschichten. Ohne die Knie könnten wir zwar laufen, aber die Wucht beim Aufsetzen der Füße würde jedes Mal ungebremst bis in den Rücken hämmern. Mal ganz davon abgesehen, dass wir nicht mehr geschmeidig über den Catwalk unseres Lebens flanieren, sondern hölzern wie Pinocchio durchs Leben staksen würden.
Das Kniegelenk verbindet insgesamt drei Knochen miteinander: die beiden größten und längsten, Oberschenkelknochen (Femur) und Schienbein (Tibia) sowie die Kniescheibe (Patella). Zwischen Oberschenkel und Schienbein liegen zwei sichelförmige Scheiben, die es zu einer gewissen Berühmtheit gebracht haben - jeder kennt sie, doch gefühlt weiß keiner, wo sie liegen. Darf ich vorstellen: der Innen- und der Außenmeniskus. Der eine innen am Kniegelenk, der andere außen. Hört sich jetzt vielleicht trivial an, ich werde aber immer wieder in der Sprechstunde nach ihrer Lage gefragt. Die umgebende Muskulatur sowie der zugehörige Bandapparat, zu dem das vordere und hintere Kreuzband im Inneren des Gelenkes und die beiden Seitenbänder (Innen-, Außenband) zählen, verleihen deinem Knie Stabilität.
Aufgrund ihrer Baukonstruktion und Lage sind unsere Knie sehr anfällig für Verletzungen und Verschleiß. Nicht nur der Knorpel, sondern auch die Hilfseinrichtungen, Sehnen und sichernden Bänder. Unsere Knie sind zwar dafür gemacht, stabiles Gleichgewicht und Standfestigkeit zu erzeugen, aber sie sind eben auch kleine Mimöschen. Was nicht überrascht, wenn man überlegt, dass wir sie im Schnitt 5200-mal pro Tag beugen und strecken. Zumindest, wenn man die Schrittzahl des typischen Durchschnitts-Deutschen (keine Beleidigung!) zugrunde legt.
Damit wir uns überhaupt in Bewegung setzen können, führt unser Oberschenkel beim Gehen eine Roll-Gleit-Bewegung auf dem Unterschenkel aus. So ermöglicht uns das Kniegelenk den stolzen Gang, einen festen Stand, kleinere Drehungen und abfedernde Schutzmechanismen, verteilt auf mehrere Puffer, wenn wir vor lauter Glück in die Luft springen.
Auch die darüber und darunter liegenden Gelenke sowie unsere Wirbelsäule haben Einfluss auf das Wohlbefinden der Kniegelenke. Vor allem Fußdeformitäten oder unrunde Bewegungsabläufe durch Beschwerden in Sprung- und Hüftgelenken bringen das Glück unserer Knie aus dem Gleichgewicht und führen langfristig zu Binnenschäden wie einer Arthrose. Die heißt übrigens Gonarthrose.
Die Kniegelenksarthrose gehört zu den häufigsten orthopädischen Erkrankungen. Glaub mir, ich freue mich für und über jeden, der mal nicht »Knie« hat. Was natürlich auch daran liegt, dass unsere Praxis-Klinik auf Gelenke spezialisiert ist. Die Kniearthrose entwickelt sich fortschreitend aus einem Missverhältnis zwischen Belastung und Belastungsfähigkeit des Knorpels. Wie bei unseren anderen Gelenken gehören sowohl die Couch-Potatos als auch die hyperaktiven Duracell-Häschen, die nach dem Motto »Don't stop me now« leben, zur bevorzugten Risikogruppe. Aber nicht nur Zwangshaltungen, Inaktivität und Überbelastung zwingen deinen Knorpel in die Knie. Bei jeder Bewegung lastet ein Vielfaches des Körpergewichts auf unseren Scharniergelenken. Teilweise das bis zu Sechsfache: Wiegst du 80 Kilo, wirken auf deine Kniegelenke je nach Belastung also bis zu 480 Kilo ein! Und trotzdem halten sie kurzfristig auch mal solch hohe Belastungsspitzen aus, ohne, na ja, eben in die Knie zu gehen.
Bist du eher Typ Duracell-Häschen
oder eine gemütliche Couch-Potato?
Wer überflüssige Pfunde mit sich herumschleppt, setzt seine großen Beweger zusätzlich unter Druck. Da kommt mir eine adipöse Patientin in den Sinn (120 kg bei knapp 170 cm, Anfang 30), die extreme Knieschmerzen hatte. Strukturell war sogar alles noch ganz gut, von ersten Abnutzungserscheinungen mal abgesehen. Dennoch waren ihre Schmerzen beim Gehen so stark, dass sie kaum noch laufen konnte. Behandelt wurde sie mit Physiotherapie, Injektionen, Akupunktur und Physikalischer Therapie. Und natürlich habe ich ihr ganz dringend zur Gewichtsabnahme geraten, um den Dauerdruck von ihren Gelenken zu nehmen. Entscheidende Faktoren: Eine Gewichtsreduktion zur Behandlung von Arthrose geht immer mit zwei Komponenten einher - antientzündlicher Ernährungsumstellung und Kalorienrestriktion. Das sind Schlüsselworte auf dem Weg zu glücklichen Gelenken, wie du ab > erfährst. Trotz der Schmerzen und ihrer Einschränkungen wollte sie aber ihre Ernährung nicht verändern. Das traurige Ende: Sie verlor ihren Job als Verkäuferin, da sie sich durch die Schmerzen kaum noch auf den Beinen halten und entsprechend auch nicht mehr arbeiten konnte.
Dieses extreme Beispiel zeigt, dass eine erfolgreiche Therapie ohne deine Mithilfe nicht möglich ist. Wird die Ernährung bei Arthrosebeschwerden ausgeklammert, kommen wir leider auch mit einem multimodalen Therapiekonzept an Grenzen. Einzelne Maßnahmen schaffen zwar immer wieder kurzfristig Abhilfe, die Knie waren aber einfach dauerhaft überlastet und hatten keine Chance, den starken Druck auszugleichen.
Bereits eine geringe Gewichtsreduktion von fünf Kilo Körpergewicht führt validen Studien zufolge zu einer messbaren Schmerzreduktion an den Kniegelenken! Andersherum steigt pro Kilo Übergewicht das Risiko einer Kniegelenksarthrose um circa zehn Prozent.
Neben Übergewicht und altersbedingten Verschleißerscheinungen können auch Achsfehlstellungen, also X- oder O-Beine, zur Veränderung der Tragachse des Beines beitragen und somit die einseitige Überbelastung des Knorpels bedingen.
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Beinfehlstellungen müssen behandelt werden, um schlimmere Folgekrankheiten zu vermeiden.
Alte Knieverletzungen, Gicht und Entzündungen wie chronische Polyarthritis, bei der die wuchernde Kniegelenkinnenhaut den Gelenkknorpel zerstört, können ebenfalls zum fortschreitenden Knorpelverschleiß führen. Bei der Diagnosefindung müssen neben dem Kniegelenk die Nachbarstrukturen zwingend mit untersucht werden.
Therapeutisch gibt es speziell bei der Kniearthrose heutzutage im nicht operativen Bereich eine große wirksame Bandbreite verschiedenster Behandlungsverfahren, die Schmerzen und Steifigkeit verringern, das weitere Voranschreiten der Arthrose verhindern und sehr häufig Operationen vermeiden oder über Jahre hinauszögern können.
Beinfehlstellungen müssen behandelt werden, um schlimmere Folgekrankheiten zu vermeiden
Entscheidend ist neben der Multimodalität, dass die Therapien - wie immer - zum Befund der Patienten passen. Und dafür macht man mal ein MRT. Ich verstehe nicht, warum sich manche Kollegen vor der Untersuchung gerade am Knie so zieren. Wir haben weder im Röntgen noch in der Sonographie die Möglichkeit, uns die Knorpelstruktur im Detail anzusehen. Immer wieder sehe ich Kniegelenke, in die ohne vorherige Bildgebung auf gut Glück eine Hyaluronserie injiziert wurde. Wenn die Patienten dann kommen und sagen, dass sich ihr Schmerz nach den Spritzen nicht verändert hat und ich nach Durchführung eines MRT bereits auf eine Knorpelglatze blicke, muss man sich ernsthaft fragen: Was soll der Quatsch?! Glaubt manch einer, Hellseher zu sein? Ich will nicht zu viel vorwegnehmen, Hyaluronsäure kann in der Therapie der Gonarthrose hilfreich sein, aber ist bei viertgradigen Knorpelschäden meist nicht mehr ausreichend! Dann sind ACP (>) oder die Fettzelltherapie (>) deutlich erfolgreicher und das Geld für die Hyaluronsäure hätte man sich sparen können. Zudem muss grundlegend an der Ursache gearbeitet werden und das klappt mit der Manuellen Therapie am besten, um Gelenkspiel, Funktion und Kraft zu verbessern. Spritzen allein reichen da nicht.
Und natürlich gibt's auch wieder ein paar einfache Maßnahmen, mit denen du selbst deine Knie glücklich machst. Bewegende Tipps sind: Flats vor Stilettos, der Speck muss weg und eine antientzündliche Ernährung kommt auf den Tisch.
»Drahtesel statt Kniebeuge«, bei der unsere Gelenke enorm belastet werden, gilt als Antwort auf eine weitere Standardfrage der Patienten in der Praxis: »Darf ich denn Kniebeugen machen?« Leute, warum seid ihr so scharf auf die Squats (Kniebeuge im hippen englischen Sprachmantel), wenn es andere Übungen und Sportarten genauso bringen, ohne die Gelenke dabei unter Druck zu setzen? Besonders effektiv sind neben dem Radeln propriozeptive Übungen mit dem eigenen Körpergewicht, die Muskulatur und Koordination gleichzeitig trainieren und ohne großen Aufwand in den Alltag integrierbar sind. Zwei Beispiele zeige ich dir direkt mal.
Stelle dich auf das schmerzende Bein, dabei das Knie leicht beugen. Oberschenkel, Popo & Bauch anspannen. Schiebe nun mit dem gesunden Bein ein Putztuch über den
Boden: so weit du kannst zur Seite & hole es dann wieder heran. So trainierst du das Zusammenspiel der kleinen Muskeln rund ums Knie und putzt dabei noch durch.
Rolle dir ein Handtuch zusammen und stelle dich mit einem Bein darauf. Alternative: Balance Pad. Dein Oberkörper ist dabei aufrecht. Putze dir nun die Zähne. 2 Minuten den Flamingo-Stand halten, dann ist die andere Seite dran. Wer keine Zähne mehr hat, föhnt sich die Haare.
DIY: Radfahren, Gewichtsreduktion, antientzündliche Ernährung, Wärme (chronische...
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