Schweitzer Fachinformationen
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Ein malerischer Ort in der Provence, unweit der Parfümstadt Grasse. Doch Julia kann die Schönheiten der Landschaft nicht genießen: Ihr Leben ist aus den Fugen geraten, und sie ist auf der Suche nach Wahrheit hierhergekommen .
Nach dem tragischen Unfalltod ihrer Mutter entdeckt Julia in einem geheimen Schließfach ein Paket mit dem Lieblingsparfüm ihrer Mutter, daneben einen Liebesbrief. Absender: ein Parfumeur aus der Provence. Was hat das zu bedeuten?
Kurzentschlossen macht Julia sich auf die Reise in den Süden Frankreichs. Unter der angegebenen Adresse trifft sie auf den Sohn des inzwischen ebenfalls verstorbenen Parfumeurs. In Nicolas findet sie einen verständnisvollen Freund, der ihr Zuversicht schenkt - und Liebe. Doch sie kommen einem unglaublichen Familiengeheimnis auf die Spur ...
Ein fesselnder Roman über die Macht des Schicksals, die Kraft der Liebe, den Mut zum Neuanfang.
Ein halbes Jahr zuvor
Der Wind, der die letzten Tage um die Häuser gefegt war, hatte merklich nachgelassen. Zielstrebig trat Julia aus dem Haus und ging auf ihren silberfarbenen Golf am Straßenrand zu. Um kurz vor fünf - wenn die Straßen noch fast menschenleer waren - erschien ihr Frankfurt wie ein Dorf.
»Fünf ist selbst für dich früh.« Eine Stimme ließ Julia zusammenfahren. Erschrocken drehte sie sich um.
»Maren!«
Ihre Freundin stand im dumpfen Licht einer Straßenlaterne und blickte zu ihr herüber. Im Jogginganzug und ungeschminkt sah sie aus, als käme sie geradewegs aus dem Bett. »Was treibst du in aller Herrgottsfrühe hier auf der Straße?«
Von der Schulzeit abgesehen, die Julia und Maren zum Teil gemeinsam verbracht hatten, konnte Julia sich nicht daran erinnern, Maren je vor neun Uhr morgens zu Gesicht bekommen zu haben. Gewöhnlich arbeitete sie abends länger und las dann bis tief in die Nacht oder sah sich Filme an. Wenn morgens um sieben der Wecker klingelte, gab es nichts Schöneres für sie, als sich noch mal im Bett umzudrehen und weiterzuschlafen.
»Dasselbe könnte ich dich fragen.« Maren war näher gekommen und küsste Julia auf beide Wangen. »Du siehst aus, als hättest du die halbe Nacht kein Auge zugetan.«
Julia ersparte sich eine Antwort. Maren wusste auch so, dass ihr seit dem Tod ihrer Mutter alles Mögliche durch den Kopf ging - vor allem nachts. »Also, wenn du mich fragst, ist es höchste Zeit, diese verdammte Rüstung abzulegen, mit der du neuerdings durchs Leben gehst. Ich weiß, die hast du dir zugelegt, um in einer Welt, in der man Menschen verlieren kann, bestehen zu können. Ich bin mir nur nicht sicher, ob sie ihren Zweck erfüllt.«
Marens Worte sorgten schlagartig für Ernüchterung bei Julia. Die Freundin hatte ins Schwarze getroffen. Egal, was sie tat, um sich besser zu fühlen, es gelang ihr einfach nicht, zu ihrem alten Leben zurückzufinden, zu dem Leben, das sie gehabt hatte, als ihre Mutter noch lebte.
Julia sah in Marens Gesicht und wusste, dass auch die Freundin etwas bedrückte.
»Die Immobilie in der Franz-Rücker-Allee«, entfuhr es beiden Frauen wie aus einem Mund. Sie lächelten, weil es nicht das erste Mal war, dass sie zur selben Zeit dasselbe dachten und es auch aussprachen. Julia wusste, dass der Verkauf der Gründerzeitvilla einen enormen Imagegewinn für Marens Firma bedeuten würde.
»Lenk nicht ab, Julia. Wir reden jetzt nicht über meinen Job, sondern über dich . willst du tatsächlich mitten in der Nacht abhauen?«
»Meine Güte, Maren!« Julia stellte ihre Reisetasche ab, in die sie alles gepackt hatte, was sie für eine Woche Südfrankreich brauchte. »Das klingt, als wäre ich auf der Flucht.«
»So sieht es für Frank auch aus. Er hat mich gestern nach unserem Treffen noch angerufen und gefragt, ob ich glaube, dass du tatsächlich fahren wirst.«
»Bist du deswegen hergekommen?« Julia sah, wie Maren ein Gähnen unterdrückte.
»Ich weiß, Frank hat in letzter Zeit nicht immer die richtigen Worte gefunden. Er ist verletzt, Julia, trotzdem versucht er, stark für dich zu sein. Warum wartest du also nicht, bis er dich nach Frankreich begleiten kann?«
Julia wandte den Blick ab. »Es würde dauern, bis er Urlaub bekäme, und in der Zwischenzeit würde er mir die Reise ausreden. Das will ich nicht.«
Julia hatte Frank im letzten Jahr in einem Bistro kennengelernt. Sie hatten beide an der Theke auf ihre Drinks gewartet und waren ins Gespräch gekommen. Zwei Tage später rief er an, um sie ins Deutsche Architekturmuseum auszuführen, wo ein Event stattfand. Frank war attraktiv, mit blonden, gewollt zerstrubbelt aussehenden Haaren, die einen interessanten Kontrast zu dem Anzug bildeten, den er an jenem Abend trug. Und er war charmant. Julia hatte begeistert zugesagt.
»Weißt du noch, wie aufgeregt du mich angerufen hast, nachdem du Frank kennengelernt hattest? Wie angetan du warst, weil er sich gemerkt hatte, wofür du dich interessierst, und wie viele Gemeinsamkeiten ihr entdeckt habt. Endlich ein Mann, der nicht nur klasse aussieht, sondern auch aufmerksam ist, hast du gesagt.«
Wehmut packte Julia. Die Intensität ihrer Gefühle hatte sie damals völlig überrascht. »Natürlich weiß ich das noch . als wäre es gestern gewesen. Es schien, als würde uns kaum etwas voneinander unterscheiden. Schon verrückt!«
»Diese Erinnerungen solltest du nicht verdrängen, nur weil das Leben dir gerade eine Menge abverlangt!« Maren konnte ihre Zunge kaum im Zaum halten. »Du musst um dein Glück kämpfen, Julia. Gib nicht auf, hörst du. Und davon abgesehen, denk auch mal an mich.« Nun grinste sie verschmitzt. »Woran kann ich denn noch glauben, wenn ihr beide, du und Frank, es nicht hinbekommt?«
»Ach Maren!« Julia war gerührt. Sie war so sehr mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt gewesen, dass ihr darüber entgangen war, wie sehr Maren mit ihr fühlte. »Manchmal kommt es mir vor, als wäre die Zeit vor dem Unfall komplett aus meinem Gehirn gelöscht. Du hast schon recht, das darf ich nicht zulassen.«
Es war noch nicht lange her, da hatte Julia ein Leben gehabt. Ihre Familie, Frank, eine Handvoll Freunde und ihre Arbeit hatten ihr jeden Tag das Gefühl gegeben, ein sinnerfülltes, glückliches Leben zu führen. Bis ihre Mutter bei einem Autounfall ums Leben gekommen war.
Nach der Beerdigung verließ Julia kaum noch ihre Wohnung. Ein schleichender Prozess, der rasch zur Gewohnheit wurde, weil ihn anfangs niemand ernst nahm - vor allem Julia selbst nicht. Auch zu Hause war die Stimmung meist gedrückt.
»Ich verstehe, dass jeder anders mit Trauer umgeht«, hatte Frank Julia eines Tages aufzurütteln versucht. »Manche weinen nächtelang, bis sie genug davon haben, einige machen eine Gesprächstherapie, wieder andere melden sich zum Yoga oder zum Boxen an. Verstehst du, sie machen etwas, Julia!«
»Soll das heißen, du glaubst, ich packe das Leben nicht mehr an?«
»Nenn es, wie du willst. Jedenfalls kannst du dich nicht für den Rest deines Lebens zu Hause verkriechen. Weißt du überhaupt noch, wer du bist? Ich kannte mal eine Frau, deren Träume nie groß genug sein konnten, die immer für das Leben war, nie dagegen.«
Julia war weit davon entfernt, an ihr voriges Leben anzuknüpfen. Da war diese bleierne Müdigkeit, die eher ihren Kopf als ihren Körper betraf und die sich wie eine dunkle Wolke auf sie legte und verhinderte, dass sie wieder Tritt fasste.
»Hast du schon mal daran gedacht, dass ich dein Verhalten auch als Verweigerung mir gegenüber ansehen könnte? Es ist nicht nur deine Trauer, dein Leben, sondern auch unseres . es ist auch meins!« Frank hatte gekränkt geklungen, sogar aufgebracht.
»Und wie geht's jetzt weiter?«
Julia tauchte aus ihren Gedanken auf und sah Maren mit großen Augen an. »Das Wichtigste ist jetzt für mich, herauszufinden, was hinter dieser Karte steckt, die ich in dem Päckchen mit der Parfümschachtel gefunden habe.« Maren sah Julia zweifelnd an.
»Es sieht dir gar nicht ähnlich, deswegen gleich in den Wagen zu steigen, um nach Frankreich zu fahren. Du behältst doch sonst in jeder Situation einen kühlen Kopf. Der Hitzkopf von uns beiden bin ich.« Marens Augen waren vor Müdigkeit zusammengekniffen.
»Manchmal ändern sich Dinge, vielleicht nicht für immer, aber zumindest phasenweise«, sagte Julia. Sie bemühte sich, Maren zu erklären, in welche Richtung ihre Gedanken gingen. »In letzter Zeit werde ich das ungute Gefühl nicht los, meine Mutter gar nicht richtig gekannt zu haben. Warum mietet sie ein Postfach, lässt sich ihr Lieblingsparfüm dorthin schicken und sagt niemandem etwas davon?« Julia wartete nicht auf Marens Antwort. »Das tut man nur, wenn man irgendetwas unter allen Umständen für sich behalten möchte.«
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