Schweitzer Fachinformationen
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Es hatte Vorzeichen gegeben. Anfang Mai 2203 erregten sich die Nachrichtenmaschinen wegen eines Schwarms weißer Krähen über Schweden. Eine Serie unerklärlicher Brände zerstörte halb den Oiseau-Lyre-Hügel, eines der wesentlichen industriellen Zentren des Systems. Kleine runde Steine gingen in der Nähe von Arbeitslagern auf dem Mars nieder. In Batavia, dem Direktorat der Neun-Planeten-Föderation, wurde ein zweiköpfiges Jersey-Kalb geboren - ein eindeutiges Zeichen, dass sich etwas von unglaublicher Tragweite zusammenbraute.
Jeder interpretierte diese Zeichen auf eigene Weise - Spekulationen darüber, was die Zufallskräfte der Natur beabsichtigten, waren ein allgemein beliebtes Thema. Jeder stellte Vermutungen an, beratschlagte und diskutierte über die Flasche - das sozialisierte Instrument des Zufalls. Die Wahrsager des Direktorats waren über Wochen ausgebucht.
Aber was für den einen ein Vorzeichen ist, ist für den anderen ein bedeutsames Ereignis. Die erste Reaktion des Oiseau-Lyre-Hügels auf diese begrenzte Katastrophe war, für die Hälfte seiner klassifizierten Beschäftigten die totale Katastrophe zu schaffen. Lehenseide wurden aufgehoben und eine Anzahl qualifizierter Forschungstechniker rausgeworfen. Auf die Straße gesetzt, wurden sie zu einem weiteren Symptom für den sich nähernden >Punkt-von-Bedeutung<. Die meisten der entlassenen Techniker verkamen, gingen unter, verloren sich in der unqualifizierten Masse. Aber nicht alle.
Ted Benteley rupfte seine Entlassungsnotiz direkt von dem Brett, als er sie entdeckte. Als er durch den Flur zu seinem Büro ging, zerriss er sie in kleine Stücke und warf sie in einen Abfallschlitz. Seine Reaktion auf die Entlassung kam intensiv, überwältigend und direkt. Sie unterschied sich von der Reaktion der ihn Umgebenden in einem bedeutsamen Punkt: Er war glücklich, dass sein Eid gelöst wurde. Seit dreizehn Jahren hatte er jede legale Strategie probiert, um seinen Lehenseid mit Oiseau-Lyre aufzuheben.
Zurück in seinem Büro, verschloss er die Tür, schaltete den Inter-Plan-Schirm von Visual Industries ab und stellte einige rasche Überlegungen an. Es brauchte nicht mehr als eine Stunde, um seinen Handlungsplan zu entwickeln, und dieser Plan war einfach.
Gegen Mittag erhielt er von der Außendienst-Abteilung von Oiseau-Lyre seine Geltungskarte zurück, was obligatorisch war, wenn ein Eid von oben aufgehoben wurde. Es war sonderbar, die Karte nach so vielen Jahren wiederzusehen. Er hielt sie einen Moment lang unbeholfen in der Hand, bevor er sie sorgfältig in seine Brieftasche steckte. Sie stand für eine Chance unter sechs Milliarden in der großen Lotterie. Dies war die vage Möglichkeit, durch die zufällige Bewegung der Flasche in die Klasse-Eins-Position zu kommen. Politisch gesprochen, war er um dreiunddreißig Jahre zurückversetzt - die G-Karte wurde im Augenblick der Geburt codiert.
Um 2.30 Uhr löste er seine verbliebenen Lehensverbindungen zu Oiseau-Lyre; sie waren unbedeutend und betrafen hauptsächlich ihn als Lehnsherrn und andere als Gefolgsleute. Gegen 4.00 Uhr hatte er seine Besitzanteile eingezogen, diese auf Notfall-Basis zu Geld gemacht (wobei er einen hochprozentigen Verlust durch den schnellen Umtausch in Kauf nahm) und ein Erste-Klasse-Bilett für den öffentlichen Transport erworben. Vor Einbruch der Nacht war er auf seinem Weg von Europa direkt zum indonesischen Empire und dessen Hauptstadt.
In Batavia mietete er ein billiges Zimmer in einer Pension und packte seinen Koffer aus. Der Rest seiner Habe war immer noch in Frankreich; falls er Erfolg hatte, konnte er sie später holen, falls nicht, waren sie nicht mehr wichtig. Sonderbarerweise blickte sein Zimmer auf das Hauptgebäude des Direktoriums. Schwärme von Menschen krochen wie emsige tropische Fliegen durch seine vielen Zugänge ein und aus. Alle Straßen und alle Weltraumschneisen führten nach Batavia.
Seine Geldbestände waren nicht allzu hoch - er konnte nur eine begrenzte Zeit inaktiv bleiben, dann wurde Handeln unumgänglich. Aus dem öffentlichen Informationszentrum nahm er sich mehrere Armvoll Bänder und einen Betrachter mit. Im Lauf der Tage baute er ein Informationsarsenal über alle Stadien der Biochemie auf, das Gebiet, in dem er seine Originalklassifikation erworben hatte. Während er las und paukte, ging ihm ein grimmiger Gedanke nicht aus dem Kopf: Bewerbungen um Positions-Lehenseide an den Quizmeister wurden nur einmal behandelt, wenn er beim ersten Versuch scheiterte, war er erledigt.
Dieser erste Versuch würde etwas Besonderes sein. Er war frei vom Hügel-System, und er würde nicht zurückkehren.
Während der nächsten fünf Tage rauchte er pausenlos Zigaretten, schritt unzählige Male in seinem Zimmer auf und ab und suchte schließlich im gelben Abschnitt des Interplan-Verzeichnisses die örtlichen Bett-Mädchen-Agenturen. Seine Lieblingsagentur hatte ein Büro in der Nähe - er rief an, und innerhalb einer Stunde gehörten die meisten seiner psychologischen Probleme der Vergangenheit an. Zwischen der schlanken Blondine, die die Agentur geschickt hatte und der eleganten Cocktail-Bar unten konnte er es noch weitere vierundzwanzig Stunden aushalten. Aber weiter konnte er es nicht hinausschieben. Die Zeit zum Handeln war gekommen - es hieß: jetzt oder nie.
Ein kalter Hauch lag auf ihm, als er an diesem Morgen aufstand. Quizmeister Verricks Einstellungssystem war in das Grundprinzip von Minimax integriert: Positionseide wurden offensichtlich auf zufälliger Grundlage vergeben. In sechs Tagen war Benteley nicht imstande gewesen, ein Muster zu erkennen. Es war unmöglich, zu erkennen, welcher Faktor - falls es überhaupt einen gab - zu erfolgreichen Bewerbungen führte. Er schwitzte, nahm eine kurze kalte Dusche und schwitzte wieder. Trotz seines tagelangen Paukens hatte er nichts gelernt. Er würde blind antreten. Er rasierte sich, zog sich ah, zahlte Lori ihr Honorar und schickte sie dann zurück zur Agentur.
Einsamkeit und Angst machten ihm schwer zu schaffen. Er gab sein Zimmer auf, brachte seinen Koffer unter und kaufte sich der größeren Sicherheit wegen ein zweites Glücksamulett. In einem öffentlichen Waschraum verbarg er das Amulett unter seinem Hemd und zog sich für zehn Cent Luminal aus dem Automaten. Das Beruhigungsmittel entspannte ihn ein wenig; er ging hinaus und winkte einem Robottaxi.
»Hauptdirektoratsgebäude«, sagte er zu dem Fahrer. »Und lass dir Zeit.«
»In Ordnung, Sir oder Madam«, antwortete der MacMillan-Roboter und fügte hinzu: »Was immer Sie wünschen.« MacMillans waren zu feinen Unterscheidungen nicht fähig.
Warme Frühlingsluft strömte in den Wagen, als er über die Dächer dahinhuschte. Benteley achtete nicht darauf. Sein Blick war auf den größer werdenden Gebäudekomplex vor dem Taxi fixiert. Gestern Nacht waren seine schriftlichen Arbeiten übermittelt worden. Er hatte die richtige Zeit abgewartet - sie mussten jetzt auf dem Tisch des ersten Prüfers der unendlichen Reihe von Direktoratsangestellten auftauchen.
»Wir sind da, Sir oder Madam.« Das Robottaxi sank herab und hielt. Benteley bezahlte es und trat aus der geöffneten Tür.
Überall hasteten Menschen. Die Luft summte in unaufhörlichem aufgeregtem Gemurmel. Die Spannung der letzten Wochen hatte den Siedepunkt erreicht. Tippgeber boten >Methoden< an, gar nicht teure, todsichere Theorien, die garantiert die Bewegungen der Flasche vorhersagen und das ganze Minimax-Spiel schlagen konnten. Sie wurden von den hastenden Menschen ignoriert - jeder, der über ein echtes Vorhersagesystem verfügte, würde es benutzen und nicht verkaufen.
Benteley hielt auf einem der Hauptfußgängerwege inne, um sich eine Zigarette anzuzünden. Seine Hände zitterten nicht, nicht wirklich. Er klemmte seine Aktenmappe unter den Arm, und steckte die Hände in die Taschen, während er weiter auf die Bearbeitungshalle zuging. Er schritt unter dem schweren Prüfbogen durch und war drinnen. Vielleicht würde er nächsten Monat um diese Zeit unter Lehenstreue zum Direktorat stehen . er blickte hoffnungsvoll auf den Bogen und berührte eines der Amulette unter seinem Hemd.
»Ted«, erklang eine leise eindringliche Stimme. »Warte.«
Er blieb stehen. Mit wippenden Brüsten drängte sich Lori durch die dichte Menge und kam rasch näher. »Ich habe was für dich«, sagte sie atemlos. »Ich wusste, dass ich dich hier finde.«
»Was?«, fragte Benteley angespannt. Er war sich bewusst, dass das Te-Pe-Korps des Direktorats in der Nähe war, und er war nicht besonders daran interessiert, dass achtzig gelangweilte Telepathen seine intimen Gedanken kannten.
»Hier.« Lori griff ihm um den Hals und ließ einen Verschluss zusammenklicken. Die Vorübergehenden grinsten in verständnisvollem Amüsement - es war ein weiteres Glücksamulett.
Benteley sah es sich genauer an. Das Amulett sah teuer aus. »Du glaubst, dass es mir helfen wird?«, fragte er. Lori wiederzusehen gehörte nicht zu seinem Plan.
»Ich hoffe.« Sie berührte kurz seinen Arm. »Danke, dass du so nett warst. Du hast mich wegexpediert, bevor ich es dir sagen konnte.« Sie zögerte wehmütig. »Glaubst du, dass du eine große Chance hast? He, wenn du genommen wirst, bleibst du vielleicht hier in Batavia.«
Gereizt antwortete Benteley: »Du wirst te-ped, also telepathisch erfasst, während du hier stehst. Verrick hat seine Telepathen hier überall verteilt.«
»Das macht mir nichts«, sagte Lori versonnen. »Ein Bett-Mädchen hat nichts zu...
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