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Unterhose - oder keine Unterhose? Kaum eine Frage scheint Comicfans weltweit mehr zu beschäftigen. Filmproduzent und -regisseur James Gunn hat sie im Februar 2023 bei Twitter zur Abstimmung gestellt - im Original "Trunks" oder "No trunks"? Tausende Male wurde kommentiert, eine halbe Million Mal wurde abgestimmt, sechs Millionen Menschen haben sich den Wahnsinn angeschaut. Ergebnis: 59,3 Prozent wollen die Unterhose. Eine rote Unterhose aus dem Jahr 1938.
Diese rote Unterhose gehört natürlich Superman. Zum ersten Mal zu sehen war er auf dem Cover des heute legendären Action Comics #1, erschienen im April 1938. In der Mitte des Bildes sehen wir Superman im ikonischen blauen Ganzkörperanzug mit einem goldenen Dreieck auf der Brust, einem roten S auf diesem Dreieck und natürlich mit roter Unterhose über dem blauen Strampler. Er stemmt ein grünes Auto in die Luft. Aber er scheint sich dabei kaum anstrengen zu müssen, der tonnenschwere Wagen ist für ihn federleicht. Er zerschmettert das Auto mit der Motorhaube voran an einem Fels am rechten Bildrand. Die Stoßstange verbiegt sich, Autoteile fliegen durch die Luft, die Scheiben bersten, und sogar der Felsen splittert. Die ganze Szene hat eine irre Dynamik: Auf horizontaler Achse fegt Superman regelrecht durchs Bild, sein rechtes Knie ist wie im Vollsprint bis hoch zur Hüfte gezogen, sein rotes Cape, das er damals auch schon hatte, weht vor lauter Tempo waagerecht zur linken Seite weg. Im Hintergrund sehen wir einen Schurken panisch davonrennen, einer kauert zu Supermans Füßen und guckt ziemlich hilflos aus der Wäsche, und ein Dritter ist am vorderen linken Bildrand zu sehen, quasi in Nahaufnahme. Er rauft sich die Haare und stürzt mit verzerrtem Gesicht auf uns Betrachter zu, seine Krawatte steht genauso waagerecht in der Luft wie Supermans Cape. Superman und das Auto über seinen Schultern sind obendrein noch von einem gelblichen Kranz gegen einen roten Hintergrund umrandet: Explosion, Feuer, Licht, Sonne, was auch immer es sein soll, es verleiht der ganzen Szenerie noch mehr Action. Das Cover hält also schon mal, was der Titel verspricht: "Action Comics" steht in roten zackigen Lettern quer über dem gesamten oberen Drittel der Seite. Daneben der kleine Hinweis "10c". Zehn Cent hat die Ausgabe damals gekostet, selbst inflationsbereinigt immer noch ziemlich günstig, wenn man bedenkt, dass das Heft zuletzt im guten Zustand für etwa 3,3 Millionen Dollar verkauft wurde. Es gibt Marktanalysten, die glauben, dass das Heft heute über zehn Millionen Dollar wert sei. Dazu passt ganz gut das letzte interessante Detail dieser Coverseite: Oben rechts steht in kleineren schwarzen Buchstaben "June, 1938". Dabei ist der Comic schon im April 1938 erschienen. Hier versteckt sich ein einfacher Trick der Verlage, die Comics länger frisch zu halten. Man druckte ein späteres Veröffentlichungsdatum aufs Cover, damit die Comics an den Kiosken und Zeitungsständen auch noch nach zwei oder drei Monaten neu und nicht wie der letzte Ladenhüter wirkten. Denn keiner hätte gedacht, dass Action Comics #1 ein Erfolg werden, geschweige denn jemals über drei Millionen Dollar kosten würde.
Dass es so gekommen ist, liegt am Mann mit der roten Unterhose. Dabei spielte sich Supermans berühmte Origin Story, seine Entstehungsgeschichte, die jeder echte Superheld haben muss, nur auf den ersten dreizehn Seiten von Action Comics #1 ab. Das Heft war keine reine Superman-Show, sondern ein Sammelsurium von Geschichtchen und Charakteren, die ansonsten heute nur noch Hardcorenerds ein Begriff sein werden. Supermans Origin Story ist auf nur eine einzige dieser Seiten und gerade mal neun Panels kondensiert. Das erste Bild auf Seite eins zeigt einen untergehenden Planeten und eine einzelne schmale Rakete, die startet, um zu entkommen. BOOOM! An Bord: Baby-Superman.
As a distant planet was destroyed by old age, a scientist placed his infant son within a hastily devised space-ship, launching it toward earth!
Die Basics waren also schon da: Superman ist letzter Überlebender eines untergegangenen Planeten und von seinen Eltern auf die Erde geschickt worden, um hier eine zweite Chance zu haben. Was keiner ahnen konnte, war, dass dieses Kind auf Erden übermenschliche Kräfte entwickeln sollte. Schon in Panel Nummer drei sehen wir, wie Baby-Superman noch in Windeln mit dem heimischen Mobiliar jongliert. Und mit dem Erwachsenwerden lernt er dann, zwanzigstöckige Gebäude zu überspringen, Stahlträger einhändig zu heben und schneller zu rennen als ein Zug. Gott sei Dank kommt dieser Superman nicht auf die Idee, seine Kräfte für das Böse einzusetzen, sondern er will der Menschheit helfen, den Schwachen und Unterdrückten.
Early, Clark decided he must turn his titanic strength into channels that would benefit mankind. And so was created . SUPERMAN! Champion of the oppressed. The physical marvel who had sworn to devote his existence to helping those in need.
Und das alles auf einer Seite - wow! Danach geht es im hohen Tempo weiter. Superman rettet eine Frau vor ihrem gewalttätigen Ehemann; wir lernen, dass er eine bürgerliche Identität als schüchterner Zeitungsreporter Clark Kent hat; er befreit seine Kollegin Lois Lane, in die er unglücklich verliebt ist, aus den Händen von Kidnappern (das sind die Typen vom Cover, deren grünes Fluchtauto Supes zu Klump haut) und geht einer Verschwörung in Washington, D. C., auf den Grund. Die löst er dieses Mal aber noch nicht, denn klar, wir brauchen noch einen guten Cliffhanger für die nächste Ausgabe.
And so begins the startling adventures of the most sensational strip character of all time: Superman! A physical marvel, a mental wonder, Superman is destined to reshape the destiny of a world! Only in Action Comics can you thrill at the daring deeds of this superb creation! Don't miss an issue!
Superman ist bestimmt, die Welt zu verändern. Verpassen Sie keine Ausgabe! Da spricht das geballte Selbstvertrauen zweier blutjunger Künstler, die ihren großen Durchbruch geschafft haben.
Joseph "Joe" Shuster und Jerome "Jerry" Siegel sind die beiden Erfinder Supermans. Ihre Namen stehen im ersten Bild auf der ersten Seite der Erstausgabe von Action Comics gleich neben der kleinen Rakete, in der Baby-Superman seinen Heimatplaneten verlassen muss. Und Supermans Origin Story ist gewissermaßen auch ihre eigene. Sie hat sogar selbst das Potenzial, wie eine Superheldengeschichte gelesen zu werden, weshalb sie schon in Romanen, Dokumentationen und natürlich auch schon in einem ausgezeichneten Comic von Autor Julian Voloj erzählt wurde. Allerdings - spoiler alert - ohne Happy End. Die Geschichte beginnt in Russland.
Ida Katharske war wahrscheinlich noch Teenagerin, als sie sich entschied, ihre Heimat zu verlassen. Wie alt sie genau war und wann genau sie gegangen ist, lässt sich nicht mehr nachvollziehen. Idas Geschichte ist in den Irrungen und Wirrungen ihrer Zeit verschütt- gegangen, und sie selbst soll nie von der alten Heimat erzählt haben. Dabei fängt mit ihr alles an. Es wird zu Beginn des 20. Jahrhunderts gewesen sein, dass Ida sich entschied, ihre Heimat Kiew und damit das Russische Reich zu verlassen. Kiew war damals noch eines der kulturellen Zentren des Zarenreiches. In diesem Russland war für Ida Katharske allerdings kein Platz mehr, denn Ida stammte aus einer jüdischen Familie. Und spätestens seit den sogenannten Mai-gesetzen im Jahr 1882 war das Leben in Russland für Jüdinnen und Juden kaum noch zu ertragen.
Im Jahr zuvor, 1881, hatte eine Geheimorganisation und Terrorgruppe namens Narodnaja Wolja den russischen Zaren Alexander II. ermordet. Alexander II. soll gerade den Michailowski-Palast in Sankt Petersburg verlassen haben und in seine Kutsche gestiegen sein, als die Terroristen einen Anschlag auf ihn verübten. Während der erste Versuch mit einer selbst gebauten Dynamitstange noch scheiterte, warf dem Zaren danach ein junger polnischer Mathematikstudent einen zweiten Sprengsatz vor die Füße. Beide starben an den Folgen der Explosion. Auf Alexander II. folgte dessen Sohn Alexander III., der auf dieses Attentat mit zwei Maßnahmen reagierte: Erstens ließ er an Ort und Stelle, wo sein Vater ermordet worden war, die heute weltberühmte Auferstehungskirche bauen, auch Blutskirche genannt. Und zweitens verhängte er die schon erwähnten Maigesetze: ein ganzer Katalog von antijüdischen Verordnungen, die eigentlich nur kurzfristig in Kraft treten sollten, de facto aber bis zum Ende des Zarenreiches Bestand hatten. Im Kern wurde Jüdinnen und Juden verboten, sich außerhalb von Städten niederzulassen und außerhalb von Städten Verträge zu schließen und Geschäfte zu machen. Jüdisches Leben sollte aus den ländlichen Regionen vertrieben werden. Nur: Was hatte der Anschlag einer Terrorgruppe mit den Jüdinnen und Juden in Russland zu tun? Aus heutiger Sicht kann man sagen: nichts. Aber die wirtschaftliche, soziale und religiöse Gemengelage in Russland brachte eins zum anderen. Schon lange kursierten auch im Zarenreich die ewig gleichen antisemitischen Erzählungen. Die Juden würden das russische Volk ausbeuten, unterwandern, seien eigentlich fremd und würden Ritualmorde begehen. Und als dann nach dem Anschlag und dem Tod des Zaren ziemliches Chaos...
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