Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
DER BESTSELLER AUS GROSSBRITANNIEN Becca und Rachel sind keine richtigen Schwestern. Nur Stiefschwestern, wie Rachel stets betont. Tatsächlich könnten die beiden unterschiedlicher nicht sein: Während der erfolgreichen Rachel das Glück nur so zufliegt, schlittert Becca von einer Katastrophe in die nächste. Aber dann ist Rachel plötzlich verschwunden. Und Becca lässt alles stehen und liegen, um sich um Rachels Familie zu kümmern. Doch als sie Rachels vermeintlich perfektes Leben betritt, wird schnell klar, dass hier nichts ist, wie es scheint. Sie macht sich auf die Suche nach Rachel und lüftet nach und nach die Geheimnisse ihrer Schwester, die sie auch ihr eigenes Glück überdenken lassen ...
»Wir erreichen in Kürze Manchester Piccadilly Station. Von dort haben Sie Anschluss an Züge nach London Euston, Liverpool Lime Street und Edinburgh International. Der Zug hält in etwa zwei Minuten in Manchester Piccadilly Station. Alle Passagiere bitte aussteigen.«
Als der Zug den Bahnsteig erreichte, brach im Waggon hektisches Treiben aus: Taschen wurden aus den Gepäckfächern über den Sitzen gezerrt, eselsohrige Zeitungen auf den Plätzen zurückgelassen, Telefone in Taschen verstaut. Rachel Jackson war bereits einen Schritt weiter, stand in der Schlange vor der Tür und stolperte gegen eine Gepäckablage, als der Zug hart abgebremst wurde und ruckartig zum Stehen kam.
»Manchester Piccadilly, hier ist Manchester Piccadilly. Bitte alle aussteigen. Alle Passagiere bitte aussteigen.«
Das war's. Sie hatte es geschafft. Adrenalin strömte durch ihren Körper, als die Türen entriegelt wurden und sich der Strom der hektisch drängenden Passagiere auf den Bahnsteig ergoss. Wie benommen folgte sie der Menge und merkte kaum, dass jemand ihr seinen Koffer an die Beine rammte. Hallo Manchester, dachte sie beim Aussteigen. Ich bin hier, weil ich ein paar Antworten brauche. Hast du welche für mich?
Verglichen mit Hereford kam ihr der Bahnhof riesig vor, ein höhlenartiges Gebilde, dessen Dach auf einem komplizierten Gitternetz aus Trägern und Streben ruhte. Um sie herum hallte die Stimme aus der Lautsprecheranlage. Es war Anfang Juni, und während der morgendlichen Fahrt zur Schule hatte es ausgesehen, als würde bald fahler Sonnenschein durch die Wolken sickern, doch nun war die Luft kalt, und Rachel zog den blassgrauen Cardigan fester um den Leib, als sie inmitten der anderen Reisenden den Bahnsteig hinunterging. Ihre Nerven kribbelten. Nun, da sie hier war, fühlte sie sich überfordert. Ihr Vorhaben kam ihr plötzlich so ungeheuerlich vor, es erschütterte sie mit der ganzen Gewalt zunehmend lauter und stärker werdender Trommelschläge. Wollte sie die Wahrheit überhaupt noch erfahren?
Ja, ermahnte sie sich eisern und schritt voran. Ja, das will ich. Nach all den Lügen, die ihr vorgesetzt worden waren, musste sie es wissen. Sie musste das durchziehen.
Vor den Drehkreuzen staute sich die Menge. Murren wurde laut. Eine Gruppe japanischer Touristen schien die Fahrkarten verloren zu haben, und ein älteres Paar versperrte den anderen Durchgang, weil ihr Einkaufstrolley an der elektronisch gesteuerten Schranke hängen geblieben war. Der Unmut war ansteckend, und Rachel spürte, wie ihr eigener Zorn zunahm. Kommt schon, kommt schon. Beeilt euch. Wenn sie noch lange hier herumstand, würde sie es sich womöglich doch noch anders überlegen. Sie musste in Bewegung bleiben, musste ihre Entschlossenheit behalten.
Endlich war sie an der Reihe. Mit klammen Fingern zog sie ihr Ticket durch und trat in die Haupthalle, in der bunter Trubel herrschte. Es wimmelte von Menschen, die Koffer schleppten, in Telefone bellten und zu ihren Zügen eilten. Eine Frau auf mörderisch hohen Highheels und mit einem Aktenkoffer rannte Rachel beinahe über den Haufen, scheinbar ohne es wahrzunehmen, denn sie hielt kaum inne. Ein Klingelton dröhnte aus den Lautsprechern, Mütter zerrten ihre kleinen Kinder mit sich, eine Gruppe skandinavisch aussehender Teenager mit riesigen Rucksäcken und beneidenswert gebräunten Beinen beugte sich eifrig diskutierend über eine Karte.
Rachel hatte das Gefühl, klein, still und anonym in der Masse unterzugehen, während sie nach Schildern Ausschau hielt, die ihr den Weg zum Ausgang und zum Taxistand weisen konnten. Meilen entfernt von den grünen Hügeln und dem Ackerland, das ihr Zuhause umgab, war hier niemand, der sie kannte oder auch nur ahnte, dass sie diese Reise gemacht hatte. »Ein Meeting«, hatte sie nur vage zu Sara von gegenüber gesagt, als sie sie gebeten hatte, Luke und Scarlet am Nachmittag von der Schule abzuholen. »Ich bin spätestens um fünf zurück.« Nur eine Stippvisite. Vom Zug aus hatte sie angerufen, um sich zu vergewissern, dass Violet an diesem Tag bei der Arbeit war. »Ja, sie ist da, ich stelle Sie durch«, hatte eine nette Dame zu ihr gesagt, aber Rachel hatte sofort mit wild klopfendem Herzen aufgelegt. Nein. Nicht am Telefon. Es musste von Angesicht zu Angesicht stattfinden, denn sie wollte der Frau in die Augen blicken und sich die ganze Geschichte anhören.
Oh Gott. Es war so beängstigend. Was würde Violet ihr erzählen?
Vielleicht sollte sie erst noch einen Espresso trinken, überlegte sie beim Anblick eines nahen Coffeeshops, von dem ein verlockender Duft von Zimt, Kaffee und Vanille ausging. Immerhin hatte sie mehr als genug Zeit, und sie konnte etwas brauchen, das sie dazu brachte, sich den letzten Ruck zu geben, den sie vielleicht noch brauchte. Ein Schluck kräftigen Kaffees, dann wäre sie bereit, mit dem Herumeiern aufzuhören, in ein Taxi zu steigen und diese Sache hinter sich zu bringen Pack es an, Kleines, wie ihr Dad zu sagen gepflegt hatte.
Sie stellte sich in der Schlange an. In ihrem Kopf herrschte wieder einmal ein wildes Durcheinander kummervoller Gedanken, die alle um den Zeitungsbericht kreisten, den sie entdeckt hatte. Und bei dem Gespräch nach der Bestattungsfeier für ihren Vater, mit dem diese ganze verworrene Geschichte angefangen hatte. Hat Ihr Vater . mich je erwähnt? Nun wünschte sie, sie wäre Violet nie begegnet. Und plötzlich kam es ihr überaus unbesonnen vor, dass sie hergekommen war. Was, wenn das alles gar keinen Sinn hatte?
Aus ihren Gedanken gerissen zuckte sie zusammen, als eine männliche Stimme hinter ihr sagte: »Entschuldigen Sie, Verehrteste?«
Während sie sich überrascht umwandte, packte auf der anderen Seite jemand ihre Handtasche. »Hey!«, schrie sie und versuchte hastig, die Tasche festzuhalten, aber im nächsten Moment versetzte ihr jemand von hinten einen Stoß, und sie verlor das Gleichgewicht und fiel, fiel, fiel .
Ihr blieb gerade genug Zeit, um vage wahrzunehmen, dass ihr die Handtasche entrissen wurde und jemand davonrannte, ehe sie mit dem Kopf auf dem Boden aufschlug. Dann wurde es schwarz um sie.
»Sie ist was? Verschwunden?«, wiederholte Becca am Telefon und wandte sich von ihrer Mitbewohnerin ab, die am anderen Ende des Sofas saß und an den Saiten einer Laute herumzupfte. Meredith gehörte einer Gruppe an, die sich dem Lebensstil des Mittelalters verschrieben hatte, und verbrachte die meisten ihrer Wochenenden in dem entsprechenden Outfit. Das Lautespiel war ein neuer und unwillkommener Nebenaspekt ihres Hobbys. »Sagen Sie das bitte noch mal«, bat Becca und legte ihr angebissenes Stück Pizza weg, um sich besser auf das Gespräch konzentrieren zu können.
»Fünf Uhr, hat sie gesagt«, erklärte die Anruferin ein wenig atemlos und ziemlich ungehalten. »Fünf Uhr spätestens! Und jetzt geht sie nicht an ihr Telefon, die Kinder haben keine Ahnung, wo sie sein könnte . Ich meine, das passt einfach nicht zu ihr, nicht wahr? Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Soll ich die Polizei rufen? Bei Ihnen ist sie nicht, oder?«
All diese Informationen zu verarbeiten, die wie ein Sperrfeuer auf sie einprasselten, fiel Becca nicht leicht, ganz besonders, solange Meredith unmelodisch vor sich hin musizierte. »Nein, bei mir ist sie nicht«, entgegnete sie, stand vom Sofa auf und ging durch den Raum zum »Küchenbereich«, wie ihr Vermieter die Kochnische recht euphemistisch genannt hatte. Mit der freien Hand fegte sie ein paar Toastkrümel von der Arbeitsplatte und gelobte im Stillen, morgen gründlich sauber zu machen. »Ich weiß nicht .«
»Na ja, es war Mabels Idee, dass wir Sie anrufen, das ist alles. Ich wusste einfach nicht, bei wem ich es sonst versuchen könnte! Wie es scheint, werden die Kinder nun wohl etwas länger als geplant bei mir sein, nur wollten Alastair und ich eigentlich ausgehen, und ich - ach, entschuldigen Sie, das ist mein Mann. Wir haben die Theaterkarten schon vor einer Ewigkeit besorgt, und ich weiß nicht, ob der Babysitter mit drei weiteren Kindern neben meinen beiden zurechtkommt. Außerdem können sie hier sowieso nicht schlafen. Alastair hat das Gästezimmer mit seiner Sportausrüstung belegt. Ich habe ihm gesagt, er soll das Zeug wegräumen, mehrfach, aber Sie wissen ja, wie Männer sind .«
Becca hielt das Telefon ein Stück vom Ohr weg. Die Frau - Sara, hatte sie gesagt? Oder Sandra? - hatte eine schrille Stimme und sprach sehr laut. Außerdem schien sie fähig zu sein, ununterbrochen zu reden, ohne zwischendurch Luft zu holen. Beeindruckendes Lungenvolumen, dachte sie und legte die gebrauchten Teebeutel neben die Spüle. »Ja«, sagte sie, als doch endlich eine Pause eintrat. Nach all dem wusste sie nicht recht, was sie sonst sagen sollte. Es war ja schön und gut, dass ihre Nichte Mabel der Frau ihren Namen genannt hatte, aber Becca hatte Rachel seit über einem Jahr nicht mehr gesprochen. Die Beziehung zwischen ihr und ihrer Stiefschwester war nicht unbedingt so symbiotisch wie die siamesischer Zwillinge.
»Also, was meinen Sie, wann können Sie hier sein?«
Woah. Ohne Vorwarnung war Sara plötzlich zum Kern der Sache gekommen. »Dort sein? Was meinen Sie, warum .?« Mist. War das ihr Ernst? Beccas Schicht im White Horse begann in vierzig Minuten, und sie hatte noch nicht einmal ihren Tee getrunken, ganz zu schweigen davon, sich einigermaßen anständig zurechtzumachen.
»Mabel fand, wir sollten Sie anrufen. Sie wären die beste Wahl. Weil Sie doch zur Familie gehören...
Dateiformat: ePUBKopierschutz: Wasserzeichen-DRM (Digital Rights Management)
Systemvoraussetzungen:
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet - also für „fließenden” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Mit Wasserzeichen-DRM wird hier ein „weicher” Kopierschutz verwendet. Daher ist technisch zwar alles möglich – sogar eine unzulässige Weitergabe. Aber an sichtbaren und unsichtbaren Stellen wird der Käufer des E-Books als Wasserzeichen hinterlegt, sodass im Falle eines Missbrauchs die Spur zurückverfolgt werden kann.
Weitere Informationen finden Sie in unserer E-Book Hilfe.