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Ein spannender historischer Roman um Kaiser Otto III., den ersten deutschen Papst Gregor V. und einen jungen Boten, der einen Mord aufklären will und dabei die Liebe seines Lebens findet.
Im Jahre des Herrn 996: König Otto III. zieht mit seinem Hofstaat über die Alpen, um in Rom die Kaiserkrone zu empfangen. Die Vorfreude auf die großen Ereignisse wird jäh unterbrochen, als ein Höfling des Königs in Verona von Unbekannten ermordet wird. Ottos Freund, der Königsbote Alexius, beginnt mit Nachforschungen, die ihn bald nach Rom führen, in die Hauptstadt der Christenheit. Dort besteigt gerade ein neuer Papst den Thron: Gregor V., der erste deutsche Papst der Geschichte.
Plötzlich schlug die Stimmung um. Eben waren die Höflinge des Königs noch gemütlich schwatzend unter dem Doppelbogen des römischen Stadttors von Verona durchgeritten. Als sie den Hauptplatz mit der gedrungenen Kirche erreichten, starrten die Leute ihnen feindselig entgegen.
Breitbeinig pflanzten sich Bauern und Handwerker vor den jungen Reitern auf. Einige prächtig gekleidete Landadlige traten aus ihren mit antiken Reliefbalken verzierten Palazzi, fingen Blicke von unschlüssig wartenden Kleinbürgern auf.
Carolus, Sigibert und Hodo bemerkten erstaunt, wie immer mehr Männer aus den Gassen zur Mitte des Platzes strömten. Der Höfling Alexius ritt eine Pferdelänge voraus und sah über die Menschenköpfe hinweg zum gewaltigen Amphitheater. Unter den Steinbögen sprangen Leute hin und her, warfen einander Lanzen und Schwerter zu. Wild gestikulierend stürmte der Haufen plötzlich aus dem Schatten der tausend Jahre alten Mauern auf den sonnenüberfluteten Platz mit dem monumentalen Brunnen.
Schlagartig erfasste Alexius die Absicht der bewaffneten Schar. Als er seine Freunde warnen wollte, war es zu spät.
»Fort mit den Fremden!«, übertönte eine schneidende Stimme das Menschengemurmel. »Niemand hat König Ottos Heer nach Verona gerufen.«
Ein Stück Lehm flog durch die Luft und verklebte sich in Hodos Bart. Wie durch unsichtbare Hand gelenkt, bildete das bäuerliche Fußvolk einen Ring um die deutschen Ritter. Mütter schoben ihre Töchter aus der Menge in die sicheren Hauseingänge, während aufgebrachte Männer sich immer dichter zusammenrotteten. Ein Betagter stieß Schimpfworte aus, jüngere Bauern hoben drohend ihre Fäuste. Willig teilte sich die Menschenschar, als die gepanzerten secundi milites sichtbar wurden. Die Männer mit Schwertern bahnten sich den Weg zu den jungen Höflingen. Hinter ihnen schrie und gestikulierte jene Horde, die sich im römischen Amphitheater gesammelt hatte.
»Unser König will keinesfalls ein Gemetzel«, rief Alexius seinen Begleitern zu. Er führte seinen nervös tänzelnden Fuchshengst dicht neben Carolus, sodass die Köpfe ihrer Pferde sich berührten. Leiser sagte Alexius zu seinem Freund: »Los, versuchen wir zu entkommen. Falls wir uns verlieren, wollen wir uns in der Schänke neben dem Tor der Abtei treffen.«
Carolus nickte, straffte die Beine in den Steigbügeln und gab seinem Rappen einen Schlag. Das Tier galoppierte an den hastig zurückweichenden Stadtbewohnern vorbei Richtung Kloster.
Sofort schloss sich der Menschengürtel um die drei zurückgebliebenen Ritter. Alexius war verzweifelt, als er Carolus aus den Augen verlor. Gewaltsam wollte er sein Pferd vorwärts treiben, aber niemand ließ ihn durch. Hass wogte dem entsetzten Höfling entgegen. Plötzlich rückte die Gefahr seine Sorgen um Carolus in den Hintergrund. Nun musste er an sich selber denken. Rund um ihn blitzten Schwerter im Sonnenlicht. Alexius hob seine Waffe und wehrte den Hieb eines gepanzerten Reiters ab. Erschrocken sah er, wie drei Waffen gleichzeitig auf ihn losschlugen. Instinktiv zuckte der Höfling mit dem Kopf nach hinten. Es gelang ihm, den Angriffen auszuweichen. Ein unberittener Handwerker benutzte den Augenblick und schlug mit seinem Stock auf Alexius ein. Betäubt griff dieser an seinen Mund, fühlte das warme Blut aus der verletzten Lippe fließen. Er riss sich die gelbe Mütze vom halblangen dunkelbraunen Haar und drückte sie gegen die Wunde.
Das Fußvolk wurde zurückgedrängt, als die gepanzerten Reiter unvermutet eine Gasse bildeten. Wiehernd bäumte sich Alexius' Pferd, fand den Weg aus der Menge. Sigibert und Hodo ritten dicht dahinter. Die golddurchwirkten Bänder ihrer Beinkleider hingen in Fetzen hinunter.
Der Aufstand gegen die deutschen Ritter verebbte so schnell, wie er entstanden war. Unbehelligt lenkten die drei Gefolgsmänner des Königs ihre Pferde ans Ende des Platzes.
Sigibert drehte sich im Sattel um. »Wo nur Carolus bleibt? Könnt ihr ihn sehen?«
»Mach dir keine Sorgen! Wir haben uns beim Klostertor verabredet. Carolus erwartet uns bestimmt schon.« Alexius ritt seinen Freunden voran. Zwischen zwei gedrungenen Steinbauten fanden sie einen Durchgang. In der schattigen Gasse hinter dem Platz wurde es stiller um sie.
Die Schänke neben dem Tor des Klosters von San Zeno war ein alter Fachwerkbau mit Ziegeldach. Aus den Fensteröffnungen strömte der schwarze Rauch der offenen Feuerstelle, denn das Loch in der Decke war nur ein kläglicher Abzug. Grölende Stimmen dröhnten den Neuankömmlingen entgegen.
»Carolus ist noch nicht da. Ich kann seinen Rappen nirgends sehen. Warten wir lieber hier draußen auf ihn.« Alexius glitt aus dem Sattel. Da er seine Besorgnis nicht zeigen wollte, kehrte er seinen Freunden den Rücken zu. Er strich dem Fuchshengst beruhigend über die Nüstern und band ihn im Schatten der Klostermauer an einen Ring. Dann ging er zum Ziehbrunnen neben der Schänke, um frisches Wasser nach oben zu ziehen. Sorgfältig tupfte Alexius seine Wunde ab. Das kühle Nass tat gut. Unvermutet machte sich ein Schwächegefühl in seinen Beinen bemerkbar, er musste sich auf einen Steinbrocken neben dem Ziehbrunnen setzen.
Alexius richtete seine Augen nach oben und sah die Stadttürme von Verona, die sich rötlich vom blauen Himmel abhoben. Sie kamen ihm nach der überstandenen Gefahr viel bedrohlicher vor als am Tag ihrer Ankunft. Entmutigt ließ der Höfling seinen Blick an der massiven Klostermauer vorbei zu den Holzhütten neben der Schänke schweifen.
Sigibert und Hodo hatten ihre Pferde neben dem Karren des Wirts angebunden und traten zum Brunnen. Erleichtert stellte Alexius fest, dass der kräftig gebaute rothaarige Hodo keinen Kratzer abbekommen hatte. Sein grüner Mantel mit den kostbaren silbrigen Bordüren war zerrissen und wehte im Nachmittagswind. Hodo bespritzte sich das gerötete sommersprossige Gesicht mit Wasser, griff an seinen Hals. Der Torquis, sein liebster sächsischer Halsschmuck, war intakt.
»Schaut meine Beinkleider an«, schimpfte der zierliche Sigibert und fixierte seine zerfetzten gelben Hosen und die schmutzigen Stiefel. »Eigentlich schade, dass König Otto ausgerechnet in diesem Frühling in Regensburg beschlossen hat uns neu auszustaffieren.« Er wippte mit dem Kopf, machte die anderen auf seine golddurchwirkte Mütze aufmerksam, unter der die brünetten Locken hervorquollen. Sie kontrastierte gut zum blauen Mantel mit den roten Borten. Lachend klopfte Sigibert auf sein Schwert. Der verzierte Griff aus Gold wog mindestens drei Pfund. »Wenigstens haben die neuen Waffen heute gute Dienste geleistet.«
»Wir können froh sein, dass der Herrscher nicht mit uns ausgeritten ist«, warf Hodo ein. »Weshalb ist er eigentlich im Kloster geblieben?« Die Frage war an den achtzehnjährigen Alexius gerichtet.
»Während der Fastenzeit dehnt er die Gebetsstunden in die Länge und will nichts von Ausritten wissen. Wer sich in diesen Tagen wohl mehr dem Herrn zuwendet, der König oder sein frommer Vetter Brun?« Alexius lächelte seinen Freunden warmherzig zu. Er fühlte sich wohl in der Gesellschaft der Sachsen. Als Sohn eines byzantinischen Vaters und einer Grafentochter aus Reims war er überall zu Hause. Die zwei Jahre am deutschen Königshof hatten zu einer tiefen Freundschaft mit dem fünfzehnjährigen König Otto III. und dessen jüngsten Gefolgsleuten geführt. Alexius betrachtete es als Auszeichnung, dass er nun im Frühling des Jahres 996 mit dem Königshof nach Italien reisen durfte.
»Was sollte eigentlich der Aufruhr?« Sigibert warf seinen Freunden fragende Blicke zu.
»Das ist doch offensichtlich«, antwortete der bärtige Hodo. »Die Kleinbürger, Bauern und Berittenen waren sich vorhin alle einig. Sie haben uns angegriffen, weil sie den fahrenden Hof hassen.«
»Aber weshalb?«
»Weil der Bischof von Verona und seine Leute ganz vom deutschen Königtum abhängen. König Ottos Vetter, der Herzog von Kärnten und Markgraf von Verona, ist weltlicher Gerichtsherr der Stadt. Ein den Stadtbewohnern völlig Fremder, ein Teutone, darf anno Domini 996 hier Recht sprechen. Außerdem sind die Veroneser wütend, dass sich Hof und Heer aus ihren Getreidespeichern verköstigen.«
Alexius hörte nur mit halbem Ohr zu, ging vor dem Ziehbrunnen unruhig auf und ab. Weil die ungewöhnliche Frühlingshitze drückte, streifte er seinen violetten Mantel ab. Schließlich gab er seiner Ungeduld nach und fragte: »Wo Carolus nur so lange bleibt?«
»Gehen wir ihn suchen«, schlug Hodo vor, besann sich aber anders und blickte zum Himmel. »Nein, wir wollen noch etwas warten. Wenn der Schatten des Klostermauerturms den Brunnen erreicht, wollen wir uns einzeln auf den Weg machen.«
Nach kurzer Zeit fröstelte Alexius plötzlich. Er schüttelte den staubigen Mantel aus und befestigte ihn erneut mit der byzantinischen Agraffe, einem Erbstück von seinem Großvater. Um die Zeit zu vertreiben, nahm der junge Grieche das Gespräch wieder auf. Er richtete seine haselnussbraunen Augen auf Hodo. »Papst Johannes hat den König nach Rom gerufen. Aber werden wir dort willkommen sein?«
»Der Pontifex ist in Schwierigkeiten.« Hodo zog ein Honigplätzchen aus der Tasche, schob es in den Mund. »Deshalb hat er am Ende des letzten Sommers seinen Legaten über die Alpen geschickt. Papst Johannes hofft, dass König Otto ihm gegen seinen römischen Bedrücker Crescentius Nomentanus hilft.«
»Unsere teutonische Kraft wird den frechen Befehlshaber vernichten«, bemerkte Sigibert. »Otto muss Crescentius Nomentanus zeigen, wer der Herr Roms ist.«
»Schön! Wir reisen mit einem König nach Rom und werden als Gefolgsmänner eines Kaisers zurückkehren.« Alexius hatte einen sonnigen, offenen Charakter und suchte immer das...
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