Schweitzer Fachinformationen
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Sport hat mich gelehrt, was wir mit einem starken Willen und mit Disziplin in unserem Leben erreichen können. Bodybuilding und Fitness sind mehr als Sport. Sie sind eine Einstellung. Und mit dieser Einstellung habe ich schon Tiefschläge verarbeitet - und mir meine Träume erfüllt. Der Weg bis dorthin war allerdings hart.
Sport hat mein Leben verändert. Er hat es in die richtige Richtung gelenkt, sogar schon zweimal. Ich stamme aus Westanatolien und wachse in einfachen Verhältnissen auf. Wir haben nicht viel, und doch habe ich eine schöne Kindheit. Fußball ist meine Leidenschaft. Meine Heimatregion ist so hügelig, dass die Kinder aus der Nachbarschaft und ich keine ebene Fläche zum Kicken haben. Also spielen wir auf der Straße, die Torpfosten bauen wir uns aus ein paar Steinen. Immer wenn ein Auto kommt, müssen wir unser Spiel unterbrechen. Doch ich liebe es.
Als ich zehn Jahre alt bin, wandern meine Mutter Sultan und mein Vater Ismail mit mir nach München aus. Sie versprechen sich in Deutschland ein besseres Leben. Für mich ist die erste Zeit hier sehr schwierig. Wenn sich die Kinder in der Schule und auf dem Spielplatz unterhalten, verstehe ich kein Wort, ich kann ja noch kein Deutsch. Doch ich kann Fußball spielen und meine Eltern melden mich in einem kleinen Verein an. Schnell wird der TSV 1860 auf mich aufmerksam und verpflichtet mich. Wegen meiner langen schwarzen Haare nennen mich die anderen Kinder Ruud Gullit, denn dieser niederländische Fußballstar hatte damals auch so eine Frisur. Später wechsle ich zum großen FC Bayern und beginne parallel eine Ausbildung zum Bäcker. Doch als ich 15 bin, reißt mir in einem Spiel das Kreuzband. Damals, in den 80er-Jahren, ist die Medizin längst nicht so weit wie heute, die Verletzung lässt meinen Traum, Fußballprofi zu werden, von einem auf den anderen Tag platzen. Ich bin am Boden.
Und wieder hilft mir der Sport aus meinem Tief heraus. Diesmal ist es jedoch nicht der Fußball - sondern Bodybuilding. Nach meinem Kreuzbandriss muss ich eine Reha machen und in der Klinik lerne ich eine Physiotherapeutin kennen, die mich aufbaut: »Du musst weitermachen! Du musst trainieren, Ercan! Geh in ein Fitnessstudio und melde dich dort an.« Gesagt, getan.
Ich brauchte Jahre, um meinen Körper zu formen. Dieses Foto zeigt mich in meinen Anfängen als Bodybuilder.
Das Training gefällt mir sofort. Ich kann an meine körperlichen Grenzen gehen, ohne mein lädiertes Kreuzband zu sehr zu belasten. Ich fühle mich im Training total lebendig und genieße es, zu spüren und zu sehen, wie meine Muskeln wachsen und ich in dem Sport besser und besser werde. Mein türkischer Nachname Demir bedeutet auf Deutsch »Eisen«, und vielleicht bin ich einfach zum Stemmen von Eisen, von Hanteln und Gewichtsscheiben, geboren. Auf jeden Fall liebe ich den Kraftsport schon bald.
Bereits nach einem Jahr Training nehme ich an meinem ersten Wettkampf teil, der Münchner Stadtmeisterschaft. Und ich gewinne. Kurz danach gewinne ich auch die Süddeutsche Meisterschaft. Ich erkenne, dass ich Talent habe, und entwickle einen enormen Willen und Ehrgeiz. Ich will mehr! Mein großes Ziel ist es, Jugendweltmeister zu werden - der Beste des Planeten. Meine Eltern sehen das skeptisch: Ich solle lieber Geld verdienen, sagen sie, schließlich wollen sie irgendwann zurück in ihr geliebtes Anatolien. Doch ich will meinen Traum leben und fliege im Alter von 19 Jahren zur Weltmeisterschaft nach São Paulo in Brasilien, starte für die Türkei - und gewinne. Die Jury bewertet mich mit der Idealnote 10.
Ich steigere mein Körpergewicht in dieser Zeit durch hartes Training und disziplinierte Ernährung von 100 auf 123 Kilogramm. Eine meiner Stärken sind meine Beinmuskeln, viele nennen mich »Mister Oberschenkel«. Ich treffe die zu dieser Zeit besten Bodybuilder, unter anderem Andreas Münzer aus Österreich und Dorian Yates aus England. Aber ich will noch mehr erreichen und werde Europameister, Vizeweltmeister und gewinne achtmal die türkische Meisterschaft.
Während dieser Zeit arbeite ich für Siemens in der Mikrochip-Abteilung in der Nachtschicht. Das bedeutet, dass mein Arbeitstag um 22 Uhr abends beginnt und um 6 Uhr morgens endet. Danach lege ich mich bis mittags schlafen, esse im Anschluss und fahre um 17 Uhr zum Training. Danach wieder essen und zurück zur Arbeit. Mein Tag ist auf die Minute durchgetaktet. Wenn ich mit dem Auto auf dem Weg zum Training mal keine grüne Welle erwische, bedeutet das für mich, dass ich entweder nur kürzer trainieren kann oder schneller duschen muss.
Heute höre ich von Menschen, die eine bessere Figur bekommen wollen, oft: »Ich kann mich nicht an den Ernährungsplan halten und nicht trainieren, denn ich arbeite im Schichtdienst.« Das ist eine Ausrede! Auch mit einem Alltag voller Schichtarbeit steht einer bewussten Ernährung und regelmäßigem Training nichts im Weg. Ich kann das aus eigener Erfahrung sagen, ich habe trotz Nachtarbeit die Europameisterschaft gewonnen.
Schon damals, als in Deutschland noch niemand das Wort »Meal Prep« kennt, bereite ich mir mein Essen jeden Tag vor und nehme es mit zur Arbeit. 6000 Kilokalorien nehme ich täglich zu mir, denn ich will zulegen und Muskeln aufbauen. Ich setze auf natürliche Lebensmittel, esse viel Reis, Quark und Eiklar. Wo ein Wille, da ein Weg.
Ich trete in dieser Zeit häufig auf, zum Beispiel in Diskotheken oder auf Festen, und verdiene mit meinem Sport gutes Geld. Doch dann habe ich erneut Verletzungspech: Beim Training erleide ich einen Gewebeschaden am Bizeps. Das Gewebe sinkt ein und es ist zu spät für eine Operation. Die Symmetrie meines Körpers, mit das wichtigste Kriterium im Bodybuilding, ist nicht mehr so schön wie vorher.
Vorerst beende ich meine Wettkampfkarriere und schlage ein neues Kapitel in meinem Leben auf. Ich übernehme das Studio im Münchner Dreimühlenviertel, in dem ich mit dem Trainieren angefangen habe. Es ist das zweitälteste Studio in München. Ich nenne es »Ercans Body Gym«. Für mich wird dieses Gym mehr als ein Studio voller Hanteln, es wird mein Leben, mein zweites Zuhause. Jeden Tag bin ich hier, helfe Menschen und lerne von Menschen - seit 1999. Meine jüngsten Mitglieder sind Teenager, meine ältesten über 70 Jahre alt. Der Sport verbindet uns. An der Hantelstange sind wir alle gleich.
2010 kehre ich auf die Wettkampfbühne zurück. Ich nehme an der Seniorenweltmeisterschaft in meiner Heimat, der Türkei, teil und schaffe es auf den zweiten Platz - mit 40 Jahren. Mein Freund Michael Reithmeier dreht einen Dokumentarfilm über meine Vorbereitungen auf diesen Wettkampf und die Zeit danach. Pumping Ercan läuft sogar in einigen Kinos und wird mit Preisen ausgezeichnet.
Damals bringe ich nicht nur mich in Topform, sondern auch andere Hobbysportler und Athleten. Männer jeden Alters, die an Bodybuilding-Wettkämpfen teilnehmen wollen. Nahezu alle schaffen es auf die ersten Plätze. Ich merke, dass sich meine Vorbereitung der Athleten für diese auszahlt und dass es mir wiederum unheimlich viel Freude bereitet, für andere den perfekten Ernährungsplan und das ideale Trainingssystem zu erstellen. Ich arbeite dabei mit meiner Erfahrung und meinem Auge, weniger mit Computern oder Apps. Bei einem Formcheck sehe ich sofort, wo die Stärken und Schwächen des Sportlers oder der Sportlerin liegen und wie wir daran arbeiten können. Jeder von uns hat ein Talent mit auf seinen Lebensweg bekommen, meine Fähigkeiten als Trainer ist meines.
Dann, eines Tages im Jahr 2014, passiert etwas, aus dem etwas Großes entstehen sollte. Ein junger Mann kommt in mein Studio, im Schlepptau hat er seine Freundin. »Schau mal, Ercan, das ist die Sophia. Sie trainiert seit kurzer Zeit und sie kann mit deiner Hilfe sicher viel erreichen, oder? Würdest du sie trainieren?« Seine Freundin ist damals noch recht schüchtern. Sie spricht wenig und schaut sich erst mal alles zurückhaltend an: mein Gym, mein Büro, die Bilder der muskelbepackten Männer an den Wänden, die ich trainiert habe. Doch trotz ihrer Schüchternheit spüre ich sofort, dass dieses Mädchen ein ganz besonderer Mensch ist, ein Mensch mit großem Potenzial. »Klar, wir können gern mal gemeinsam trainieren und sehen, wo du stehst«, sage ich zu Sophia.
Wer am meisten gelitten hat, siegt! Wettkämpfe in ganz Europa forderten mir alles ab.
Sophia erzählt mir, dass sie den Kraftsport erst vor Kurzem für sich entdeckt und durch ihn sehr viel abgenommen habe. Sie sei lange übergewichtig gewesen, habe sich vor allem von Pommes und Schokolade ernährt und zu ihrer »schwersten« Zeit 80 Kilogramm gewogen. Diäten hätten nichts geholfen, immer wieder machte der berühmte Jo-Jo-Effekt alles wieder zunichte. Schluss sei damit erst gewesen, als Sophia das Krafttraining und die cleane Ernährung entdeckte. Sie zeigt mir beeindruckende Vorher-Nachher-Fotos von ihrer Transformation. Und gleich im ersten Training merke ich, was Sophia auszeichnet. Dieses Mädchen hat Power, Willen, Ehrgeiz, Disziplin. Alles, was es braucht, um in diesem Sport viel zu erreichen.
Wir vereinbaren, dass ich sie von nun an regelmäßig trainiere. Wenige Monate später nimmt Sophia an ihrem ersten Wettkampf teil, den Süddeutschen Meisterschaften. Auf Anhieb belegt sie den dritten Platz. Ihre Karriere nimmt rasant Fahrt auf: Das ProSieben-Magazin Galileo berichtet über sie, Sophia postet...
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