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Tilda kann es nicht fassen: Erst soll ihr gemeinnütziger Flohmarkt dem noblen Neubaugebiet nebenan weichen, dann schnappt ihr Noah Berger, ehemaliger Soap-Darsteller und Möchtegernrapper, auch noch die neuen Räumlichkeiten vor der Nase weg, um dort ein Theater zu eröffnen. Doch so schnell gibt Tilda sich nicht geschlagen, erst recht nicht von einem schnöseligen Schauspieler! Bald jedoch zeigt sich, dass sie nur gemeinsam gewinnen können. Aber wie finden zwei Menschen zusammen, die rein gar nichts verbindet?
»Und?« Neugierig sah Kaja mich an, als ich mein Telefon auf den Küchentisch legte. Nachdem wir nach Hause gekommen waren, hatte sie uns Jota gekocht - einen slowenischen Eintopf, dessen Rezept sie noch von ihrer Großmutter aus Bled kannte. Kaja war in dem kleinen slowenischen Städtchen geboren und mit ihren Eltern und ihrem Zwillingsbruder nach Köln gekommen, als sie zwölf Jahre alt war. Ihre Eltern waren beide Köche und hatten ein lukratives Jobangebot im Hotel Savoy angenommen. Das Talent am Herd hatte Kaja von ihnen in die Wiege gelegt bekommen, weshalb ich ihr Jota verschlungen und gleich noch einmal nachgenommen hatte. Als ich endlich satt war, nötigte sie mich so lange, Herrn Penczeks Nummer zu wählen, bis ich schließlich seufzend hinausgegangen war und ihn angerufen hatte.
Er war sofort am Apparat gewesen, und ich hatte mich umständlich vorgestellt. »Vielleicht kennen Sie meine Mutter?«, war ich mit der Tür ins Haus gefallen. »Monika Riefenbach. Sie war .«
»Oh ja, natürlich. Ich kenne sie. Sie war eine großartige Schauspielerin«, hatte er gesagt und wissen wollen, wo sie steckte und wie es ihr ging. »Ich denke, gut«, hatte ich ausweichend geantwortet und war dann auf das alte Theater zu sprechen gekommen. Da hatte er eine Weile in Erinnerungen geschwelgt, und ich hatte erwähnt, dass ich mich wie heute an »Die Zauberflöte« erinnerte, in der er ja höchstselbst den Papageno gespielt hatte. Herr Penczek erinnerte sich auch noch an das Stück, und an viele andere, die im Südstadttheater aufgeführt worden waren. Dann erzählte er mir von seinem Schlaganfall, der ihn während einer Vorstellung ereilt hatte. »Es war Brechts >Kreidekreis<, ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen. Danach bin ich nie wieder richtig auf die Beine gekommen.«
»Das tut mir sehr leid«, hatte ich geantwortet und mich unbehaglich gefühlt.
»Nun wissen Sie, warum das Theater leersteht. Ich habe keine Kraft mehr.«
»Aber es gehört noch Ihnen?«, hatte ich mich da zu fragen getraut.
»Ja«, sagte er, und dann kriegte ich endlich die Kurve in Richtung Flea Market und berichtete von der geplanten Erweiterung des Park Quartiers und von der misslichen Lage, in der wir uns deshalb befanden.
»Die reißen die Knopffabrik ab?«, hatte Penczek empört in den Hörer gerufen und gemeint, dass man das verhindern müsse, da es sich immerhin um ein geschichtsträchtiges Ensemble handele, und dass die Stadt Köln städtebaulich wirklich eine absolute Katastrophe sei. Da hatte ich einmal tief durchgeatmet und beschlossen, frei heraus die Frage zu stellen, die mir so sehr auf der Seele brannte: »Könnten Sie sich vorstellen, das alte Theater an Flea Market zu vermieten?«
»Und?« Kaja lauschte gespannt meinen Ausführungen und goss mir nun ein Glas Wein ein. »Jetzt sag schon. Was hat er geantwortet?« Ungeduldig wischte sie ein paar Krümel vom Küchentisch und blickte mich dann wieder neugierig an.
»Er hat gesagt, dass das Theater in Teilen sanierungsbedürftig ist und er weder das Geld noch die Kraft hat, es wiederherzustellen. Wenn wir das auf eigene Kosten übernehmen würden, könnten wir darüber reden.«
»Waaas? Echt?« Kaja sprang von ihrem Stuhl auf. »Das ist doch . super!«
»Wir müssen erst mal gucken, wie viel man reinstecken müsste. Er hat einen Wasserschaden erwähnt. Andererseits, allzu schlimm kann es eigentlich nicht sein. Wir können ja viel selbst reparieren.«
»Eben!«, rief Kaja. »Das klingt, als wäre es die perfekte Lösung.«
»Ja, aber .«
»Sag's nicht!«
»Was?«
»Dass es zu schön ist, um wahr zu sein.«
»Das wollte ich gar nicht sagen«, log ich und zog ein beleidigtes Gesicht.
»Sondern?«
»Dass ich nächsten Dienstag um siebzehn Uhr einen Termin bei ihm habe. Und dass wir den erst mal abwarten müssen. Und auch, wie viel Miete er verlangt. Aber er hat gesagt, dass wir uns da schon irgendwie einig werden. Also, im Grunde .«
»Im Grunde sieht es gut aus?«
»Im Grunde . ja.«
»Dann würde ich sagen: Auf Herrn Penczek!« Sie setzte sich wieder, hielt mir strahlend ihr Weinglas entgegen, und wir stießen an.
»Gibt's was zu feiern?«
»Hi, Jonte«, sagte ich. »Wo kommst du denn her?« Ich hatte gar nicht gehört, dass unser Mitbewohner die Küche betreten hatte.
»Aus dem Zoo.« Er deutete auf die Weinflasche. »Kann ich auch was?«
Kaja und ich nickten. Jonte nahm sich ein Glas und setzte sich zu uns an den langen, alten Holztisch. Ich schenkte ihm ein und musterte ihn. Er wirkte müde und gestresst, aber das konnte auch Einbildung sein. Wir kannten ihn noch nicht so lange, er wohnte erst seit knapp drei Monaten bei uns. Kajas Zwillingsbruder Milan war kurz zuvor zu seiner Freundin nach Nippes gezogen. Somit war eines unserer vier WG-Zimmer frei geworden, und wir hatten per Laternenpfahl-Aushang einen Nachmieter gesucht. Es hatten sich fünfundsiebzig Leute gemeldet. Einer von ihnen war Jonte gewesen.
»Zum Wohl«, sagte ich, und wir stießen noch einmal an. »Weiß einer von euch, wo Mia steckt?«
Kaja und Jonte schüttelten unisono die Köpfe.
»Seit gestern Morgen hab ich sie nicht mehr gesehen«, erklärte Kaja.
Ich seufzte.
»Sie wird bei einer Freundin sein«, beruhigte mich Jonte.
»Ich wette, sie liegt mit einem Typen im Bett, den sie bei Tinder aufgerissen hat. Oder sonst wo«, vermutete Kaja.
»Na, spitze«, murmelte ich. Vermutlich hatte sie recht. Es wäre nicht das erste Mal gewesen und . na ja, typisch Mia.
»Sie ist erwachsen.« Kaja trank einen Schluck Wein.
»Sie ist gerade erst achtzehn geworden. Und meine Schwester«, erwiderte ich.
»Mach dir nicht so viele Gedanken. Ihr geht es gut, glaub mir.« Kajas Miene verfinsterte sich. »Außerdem haben wir jetzt andere Sorgen.«
Jonte horchte auf. »Nämlich?«
»Flea Market steht auf dem Spiel«, sagte Kaja wie aus der Pistole geschossen, und dann erzählten wir ihm von Ziegler und Pöll und schließlich auch von der Aussicht, möglicherweise das alte Südstadttheater zu mieten.
»Das wäre wirklich Glück im Unglück.« Jonte setzte sein Glas an und leerte es in einem Zug. »Ich habe auch Sorgen«, eröffnete er uns dann und fuhr sich mit der Hand durch das rotblonde Haar. »Saskia ist krank.«
»Wer ist Saskia?« Kaja schenkte ihm nach.
»Eine Waldohreule. Sie wurde uns gestern von einer Frau gebracht, die sie im Park gefunden hat. Saskia hat einen gebrochenen Flügel, also haben wir beschlossen, sie im Zoo wieder aufzupäppeln. Aber letzte Nacht muss sie im Eulengehege angegriffen worden sein. Vielleicht von Gernot. Der ist in letzter Zeit unheimlich aggro.«
»Und wer ist jetzt wieder Gernot?« Kaja rollte mit den Augen.
»Die alte Schleiereule«, erklärte ich. »Stimmt doch, oder, Jonte?«
Er nickte.
»Sie wird schon wieder«, sagte ich und legte tröstend meine Hand auf seinen Rücken. Ich wusste, wie sehr ihn das Schicksal seiner Tiere immer mitnahm. »Bei dir ist sie ja in guten Händen.«
»Hoffentlich«, erwiderte er zweifelnd.
Ich mochte unseren neuen Mitbewohner, obwohl Kaja natürlich nicht ganz unrecht hatte, wenn sie ihn als Vogelnerd bezeichnete. Jonte studierte Tiermedizin im fünften Semester und arbeitete nebenbei im Kölner Zoo, wo er hauptsächlich für die gefiederten Bewohner zuständig war. Einen besseren Nebenjob hätte er nicht finden können, denn er interessierte sich für Vögel aller Art, seit er zehn Jahre alt war und von seinen Eltern die Wellensittiche Chi und Cago geschenkt bekommen hatte.
»Was findest du nur an diesem ganzen Federvieh?«, fragte Kaja und machte ein angewidertes Gesicht.
»Es sind faszinierende Tiere!« Jonte klang fast ein wenig trotzig.
»Find ich ja nicht«, erklärte Kaja. »Sie haben kein kuschliges Fell und doofe Füße. Und sie sind irgendwie überhaupt nicht . süß!«
»Natürlich sind sie süß.« Jonte sah sie empört an. »Hast du dir jemals ein Weißkopfadlerküken aus der Nähe angesehen?«
»Äh . nein?!«
»Oder ein Falkenbaby?«
»Nope.«
»Dann solltest du das dringend nachholen.« Er nahm sein Handy, tippte etwas und hielt uns ein Foto von einem schneeweißen flauschigen Etwas unter die Nase. »Falkenbaby. Süß, oder?«
»Joaa«, sagte Kaja. »Schon. Weil es ein Küken ist. Aber wenn die groß sind .«
». sind es überaus beeindruckende Tiere«, dozierte Jonte und steckte sein Handy wieder ein. »Unheimlich klug, schnell und hervorragende Jäger. Wusstet ihr, dass in arabischen Ländern jeder, der etwas auf sich hält, einen Falken besitzt?«
»Nein, wusste ich nicht.« Kaja trank noch einen Schluck Wein. »Statt Hund, oder wie?«
»Nein, Falken sind da keine Haustiere, sondern Familienmitglieder. Sie werden behandelt wie ein Sohn oder eine Tochter.«
»Echt jetzt?« Ich musste lachen bei der Vorstellung.
»Ja, kein Witz. Die wohnen im Wohnzimmer, schlafen im selben Raum wie ihre Besitzer und haben ihren eigenen Platz im Auto.«
»Das ist komplett verrückt.« Kaja schüttelte den Kopf. »Wenn ich demnächst in unser Wohnzimmer komme, und da lümmelt ein Falke in meinem Sessel herum, dann haben wir zwei aber ein ernstes Problem, Jonte.«
»Keine Sorge. Ich hab nicht vor, einen weiteren Mitbewohner einzuschleusen. Aber irgendwann gehe ich nach Abu Dhabi, um an der berühmten Falkenklinik zu...
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