Schweitzer Fachinformationen
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Prolog
Der Entschluss, dieses Buch Die Rose von Tibet zu nennen, wurde erst zu einem späten Zeitpunkt gefasst, und zwar auf Geheiß des Geschäftsführers unseres Verlages, Mr. Theodore Links. Ich bin seit acht Jahren bei diesem und bei anderen Verlagen als Lektor tätig. Mein Name ist Lionel Davidson.
Es scheint notwendig zu sein, all das vorauszuschicken, da das, was folgt, wie einer der Gutachter des Manuskripts geschrieben hat, ». etwas abwegig .« ist. Es ist jedoch weitgehend wahr: Aber gerade, weil es nur weitgehend wahr ist, sind ein paar einleitende Worte erforderlich.
Charles Duguid Houston verließ am 25. Januar 1950 England, um nach Indien zu reisen, und er kehrte am 16. Juni 1951 zurück. Der interessierte Leser kann einen Bericht über das letztere Ereignis in den Ausgaben von Sunday Graphic und Empire News vom 17. Juni finden, den beiden einzigen Presseorganen, die von seiner Rückkehr Kenntnis genommen haben. Er kehrte auf einer Tragbahre zurück und hätte eine sensationelle Geschichte zu erzählen gehabt, wenn ihn jemand dazu gebracht hätte, sie zu erzählen. Der Umstand, dass niemand es tat, ist vielleicht weniger auf seine eigene Diskretion zurückzuführen als auf die anderen interessanten Dinge, die in diesem Monat in der Welt geschahen.
Im Juni 1951 waren die damals recht dünnen Zeitungen bemüht, lückenlos über den Korea-Krieg zu berichten, über das Sinken des U-Boots Affray, die Suche nach Burgess und Maclean und die Freveltaten des Dr. Mossadeq, dessen Regierung damit beschäftigt war, die Ölraffinerien von Abadan zu verstaatlichen. In England erholte sich König George VI. von einer Operation, auf Capri verbrachte König Farouk seine Flitterwochen mit Narriman, und in Westminster spekulierte der Ernährungsminister über eine Preiserhöhung der Fleischration auf zwei Shilling vier Pence. Mehrere Morde wurden begangen. Die britischen Festspiele strahlten tapfer durch den Regen. Der Marquis von Blandfort ging eine Verlobung ein.
Angesichts einer solchen Qual der Wahl hatten die Zeitungen nur wenig Raum für Houston übrig, und soweit es sich nachprüfen ließ, wurde, nachdem die beiden Sonntagszeitungen die Meldung aufgegriffen hatten, nirgends eine Fortsetzung gebracht. Die Meldung war nicht uninteressant. Sie informierte darüber, dass man den neunundzwanzigjährigen Charles Houston, früher Kunstlehrer, wohnhaft Baron's Court, London W, mit Verletzungen, die er sich bei den jüngsten Kämpfen in Tibet zugezogen hatte, auf einer Tragbahre aus dem Flugzeug aus Kalkutta gebracht hatte.
Nicht einmal die West London Gazette dachte daran, einen Vertreter in die London Clinic, in die Houston vom Flughafen aus direkt eingeliefert worden war, zu schicken, um sich nach dem Befinden dieses früheren Mitbürgers zu erkundigen.
Während seine rastlosen Zeitgenossen die Bühne für sich beanspruchten, war es Houston möglich, den Monat recht ruhig zu verbringen. Der rechte Arm wurde ihm abgenommen. In den Morphinen suchte er Erlösung von schmerzlichen Erinnerungen. Nur gelegentlich machte er sich Sorgen um den Verbleib seiner halben Million Pfund.
Der Umstand, dass es um eine halbe Million Pfund ging, sollte jedoch später noch recht vielen Menschen Kopfzerbrechen bereiten: Das ist einer der Gründe, warum dieses Buch nur weitgehend der Wahrheit entsprechen darf.
»Warum so heikel?«, steht in Mr. Theodore Links' Handschrift auf der Hausmitteilung, die vor mir liegt. »Ich sagte bereits, dass es mir gefällt, und es gefällt mir immer noch. Aber R. B. wird erst zufrieden sein, wenn wir die unterstrichenen Absätze irgendwie >bearbeiten< können. Außerdem habe ich entschieden das Gefühl, dass wir aus denselben Gründen eine Art literarischen Titel suchen sollten. Was ist gegen >d< einzuwenden? Er ist weitaus zugkräftiger als die sachlichen. Und wer setzt sich hier über O.s Wünsche hinweg? Ich glaube, mich nur an einen missachteten Wunsch zu erinnern! Aber wenn es Ihnen so ernst ist, schreiben Sie doch ein Vorwort, in dem Sie das Buch und die Hintergründe erklären .«
Wenn wir uns die Abkürzungen der Reihe nach vornehmen, ist R. B. Rosenthal Brown, unsere Anwaltskanzlei, »d« ist der derzeitige Titel - Die Rose von Tibet -, und O. . O. ist Mr. Oliphant. Ohne Mr. Oliphant gäbe es das Buch nicht.
Ich weiß nicht, wann Mr. Oliphant ursprünglich damit angefangen hat, sein Latein-Lehrbuch für Anfänger zu schreiben, aber im ersten seiner beiden Briefe, die ich in meinem Ordner habe, schreibt er: »Es handelt sich um das Ergebnis vieljähriger, sorgfältiger Arbeit, und es sind, wie Sie sehen werden, die meisten der nützlichen Vorschläge aufgenommen worden, die Sie die Güte besaßen, mir vor einiger Zeit zu unterbreiten.«
Dieser Brief erreichte mich, gemeinsam mit dem Lehrbuch, im Mai 1959.
Ich sagte zu meiner Sekretärin: »Miss Marks, wer ist F. Neil Oliphant, und wann habe ich ihm irgendwelche Vorschläge für einen lateinischen Grundkurs gemacht?«
Miss Marks blickte von ihrer Schreibmaschine auf und fing an, mit ihren Fingerspitzen leicht auf ihrer Stirn herumzutrommeln - eine Angewohnheit, die durchkommt, wenn sie sich mit irgendwelchen Sorgen herumquält, aber nicht will, dass ich es bemerke.
Sie sagte: »Ach so. Ja. Das waren nicht Sie. Das war Mr..« - einer meiner Vorgänger.
»Haben wir jemals lateinische Lehrbücher verlegt?«
»Nein. Er hat geglaubt, wir würden es vielleicht tun wollen - ich meine, Mr. Oliphant. Er hat eine neue Methode des Lateinunterrichts entwickelt.«
»Wer ist Mr. Oliphant?«
»Ein Lateinlehrer.«
Miss Marks' Gesicht war bei dieser einwandfreien Aussage eine Spur von Rosa angelaufen.
Ich sagte: »Wo unterrichtet er?«
»Er war früher an der Mädchenoberschule in der Edith Road in Fulham.«
»An der was?«
»An der Schule in der Edith Road . Das ist eine ganz ausgezeichnete Schule«, sagte Miss Marks. »Es ist eine der besten Schulen für Mädchen im ganzen Land. Die humanistischen Kenntnisse, die dort vermittelt werden, sind ausgezeichnet.«
»Ich war selbst auch in dieser Schule«, sagte sie schließlich und bestätigte damit meine Vermutungen.
»Ach was, tatsächlich?«
»Ja ., sehen Sie, es tut mir leid«, sagte Miss Marks, und sie errötete mehr und mehr. »Ich habe immer wieder zwischendurch Kontakt zu ihm gehabt. Er ist ein netter alter Mann. Zufällig hat er einmal erwähnt, dass er dieses Buch schreibt, und er wusste nicht das Geringste über das Verlagswesen und sonst etwas . Ich meine, ich habe ihm natürlich gesagt, dass ich nicht in einer Position bin, in der ich ihm dafür garantieren kann .«
»Schon gut, Miss Marks. Haben wir eine Kopie des vollständigen Briefwechsels?«
»Die müsste Mr. Links haben. Er hat sie übernommen, als Mr.. gegangen ist.«
»Ach. Und warum?«
»Weil das Ganze eigentlich seine Schuld war«, sagte Miss Marks.
Sie erklärte mir, warum.
Es schien so, als sei Mr. Oliphants Lehrbuch 1955 erstmals im Hause eingegangen. Mr.. hatte das Buch prompt abgelehnt, und damit wäre die Sache erledigt gewesen, wäre nicht T. L. zufällig ins Zimmer gekommen, als das Buch noch bei den Ausgängen lag. T. L. hatte sich zu diesem Zeitpunkt einer seiner vielzähligen und keineswegs ungewöhnlichen Schwärmereien hingegeben; diesmal hatten sie dem geistig erzieherischen Nutzen einer der alten Sprachen gegolten. Er fand, Mr. Oliphants Buch habe etwas. Das Buch war an einen Spezialisten weitergegeben worden, der anderer Meinung war. Dennoch hatte T. L. Mr. Oliphant eine ganze Anzahl von Verbesserungsvorschlägen gemacht. Das überarbeitete Buch war 1957 wieder aufgetaucht. Inzwischen hatte sich T. L.s Enthusiasmus gelegt, doch er hatte das ungute Gefühl, in gewissem Sinne die Verantwortung dafür zu tragen, dass Mr. Oliphant zwei weitere Jahre in diese Arbeit gesteckt hatte. Wäre das Buch in seiner überarbeiteten Form auch nur ansatzweise druckreif gewesen, so hätte er es verlegt. Aber das war es nicht. Es war mit weiteren Vorschlägen an den Autor zurückgeschickt worden.
Das waren die Vorschläge, die Mr. Oliphant in seiner letzten Fassung berücksichtigt hatte.
Glücklicherweise entdeckte ich einen erfreulichen Haken an dem Buch. Drei aufeinanderfolgende Kapitel trugen die Überschrift Was der Schulabgänger vor dem Universitätseintritt wissen muss - (I), (II) und (III). Obwohl ich wenig über dieses Thema wusste, war sogar mir klar, dass die Studienanfänger in einigen Bereichen kein Latein zu können brauchten; erst kurz zuvor hatte sich darüber eine beachtliche Diskussion in der Presse entsponnen, und Mr. Oliphants Latein lehrende Kollegen hatten ein paar starke Geschütze aufgefahren.
Ich sagte: »Ihr Mr. Oliphant ist wohl nicht allzu sehr auf dem Laufenden«, und ich erklärte ihr, warum.
»Ach, du meine Güte«, sagte Miss Marks betrübt, »der arme alte Mann.«
»Wie alt ist er?«
»Er muss jetzt auf die Achtzig zugehen.«
»So, so.«
Es schien so auszusehen, dass Mr. Oliphant zum Umschreiben jeweils zwei Jahre brauchte. Wenn man von der natürlichen Ordnung der Dinge ausging, war es unwahrscheinlich, dass ihm das noch allzu oft gelingen würde.
Ich sagte: »Sehen Sie, Miss Marks, schreiben Sie ihm doch einen Brief.«
Das sollte gar nicht nötig werden. Noch am selben Nachmittag rief Mr. Oliphant an. Vielleicht...
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