Schweitzer Fachinformationen
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Lernziele:
In diesem Kapitel sollen folgende Fragestellungen beantwortet werden:
Wie kann Sportökonomie definiert werden und welche Probleme treten bei einer Definition auf?
Wie ist die Sportökonomie in den Kontext anderer Wissenschaften einzuordnen?
Welche ökonomisch bedeutsamen Besonderheiten weist der Sport auf?
Wie hat sich die sportökonomische Forschung entwickelt und welche Schwerpunkte können identifiziert werden?
Wie ist der Sportmarkt aufgebaut?
Welche Anwendungsmöglichkeiten bietet die Sportökonomie?
Zur Konkretisierung des Gegenstandsbereichs einer Wissenschaft, in diesem Fall der Sportökonomie, lassen sich zwei Wege unterscheiden:
Die Definition des Gegenstandes: Definitionen unterliegen dabei dem Problem, entweder zu weit oder zu eng gefaßt zu sein. Weitere Spezifikationen der Definitionen führen meist nur zu einer Ausweitung ihres Umfangs, ohne inhaltlich an entsprechender Konkretisierung zu gewinnen.
Die Beschreibung des Gegenstandes: Auch eine Beschreibung des Gegenstandes, also die Darstellung von Problemkategorien, Fragestellungen oder Theoriegebieten innerhalb einer Wissenschaft, ist notgedrungen selektiv (Popper 1987, S. 62).
Bei der Konkretisierung der Sportökonomie kann es also nicht darum gehen, die Sache selbst zu erklären, also das Wesen des Begriffs "Sportökonomie" herauszustellen, sondern eine zweckmäßige Festsetzung des Sprachgebrauchs zu liefern. Der Sinn der Konkretisierung verbleibt also rein auf der semantischen Ebene (Popper 1987, S. 23).
Exkurs: Ontologie, Semantik, Explikation
Im Rahmen einer Wissenschaft werden regelmäßig drei Aspekte berührt: der ontologische, der semantische und der explikatorische. Gegenstand der Ontologie sind die Grundstrukturen der Realität; es wird also versucht, die Frage zu beantworten, welchen Objekten (Entitäten) Existenz sui generis zuzuordnen ist. Beispielsweise gehört dazu die Frage, ob etwa die Gesellschaft eine Entität an sich und damit als eine den Individuen übergeordnete Seinsgegebenheit zu begreifen ist, oder eben nur als ein begriffliches Konstrukt. Die Semantik ist die Lehre von der Bedeutung der sprachlichen Ausdrücke. In diesem Kontext geht es darum, die Begriffe und deren Bedeutung festzulegen, die die jeweilige Wissenschaft verwendet. Beim explikatorischen Aspekt steht die Erklärung des beobachteten Sachverhalts im Vordergrund; das sind die Theorien, die zur Erklärung desselben Anwendung finden. Siehe hierzu auch Meran (1979) und Speck (1980).
Das Wissenschaftsverständnis der Sportökonomie kann folglich nicht richtig oder falsch sein, sondern mehr oder weniger zweckmäßig. Wie es die Definitionstheorie im Zusammenhang mit der Adäquatheit einer Definition fordert, sollte damit die Konkretisierung des Begriffs zum einen nahe am Alltagsgebrauch liegen und zum anderen präzise sein, um möglichst wenig Zweifelsfälle hinsichtlich des Gegenstandsbereichs der Sportökonomie zu lassen.
Vor diesem Hintergrund erfolgt die Konkretisierung des Gegenstands üblicherweise über das Forschungsobjekt - bei dem zwischen Erfahrungsobjekt und Erkenntnisobjekt unterschieden werden kann (Amonn 1911) - sowie den Forschungs- respektive Erkenntniszielen der Wissenschaft. Das Erfahrungsobjekt beschreibt den Bereich der Wirklichkeit, der in der wissenschaftlichen Arbeit betrachtet werden soll. Da sich verschiedene Wissenschaften mit den gleichen realen Erscheinungsbildern auseinandersetzen, stellt das Erkenntnisobjekt einen Teil des Erfahrungsobjekts dar, der mit Hilfe eines (normativen) Abgrenzungskriteriums ausgewählt und isoliert betrachtet wird. Ein solches Auswahlprinzip wird auch als Identitätsprinzip bezeichnet, weil es der Wissenschaft seine eigene Identität verleiht. Die Verwendung der gewonnenen Aussagen über das Erfahrungsobjekt können entweder einem theoretischen Erkenntnisziel, also der Entwicklung von Theorien, oder einem praktischen Erkenntnisziel, d. h. der Gestaltung und Verbesserung der Wirklichkeit, dienen.
Im folgenden soll versucht werden, eine knappe Konkretisierung der Sportökonomie als Wissenschaft vorzunehmen und deren Erfahrungs- und Erkenntnisobjekt sowie deren Erkenntnisziele aufzuzeigen, um sie so im Verhältnis zu anderen Wissenschaften einzuordnen.
Sportökonomie als Wissenschaft soll wie folgt verstanden werden:
Sportökonomie ist die Anwendung des betriebswirtschaftlichen und volkswirtschaftlichen Instrumentariums auf einzelne Bereiche des Sports.
Sportökonomie bedeutet also, sowohl das Phänomen Sport respektive das Handeln der dabei relevanten Akteure und die daraus resultierenden Handlungsergebnisse mit Hilfe ökonomischer Theorien zu beschreiben, zu erklären und zu prognostizieren, als auch die dabei gewonnenen Erkenntnisse technologisch - also im Sinne von Ziel-Mittel-Beziehungen - zu nutzen.
Das Phänomen Sport ist hierbei in seiner gesamten Erscheinungsvielfalt zu verstehen. So ist Sport primär eine Form menschlicher Betätigung und weist offenbar die folgenden konstitutiven Merkmale auf (Heinemann 2007, S. 56 f.):
körperliche Bewegung
Leistungsvergleich
sportartenspezifisches Regelwerk
Unproduktivität
Jedoch sind diese Merkmale nicht unstrittig; vielmehr ergeben sich Abgrenzungsschwierigkeiten, woraus insbesondere resultiert, daß nicht alle Eigenschaften zwingend dem Sport zuzuschreiben sind. So ist die körperliche Bewegung kein wesentliches Charakteristikum in Sportarten wie z.B. Dart oder Schach. Betrachtet man den Leistungsvergleich in Form des Wettkampfes als eines der Hauptmerkmale des Sports, ist auch hier festzustellen, daß sich dieses Merkmal nicht auf alle Bereiche des Sports projizieren läßt. Der Wettkampfcharakter kommt gerade im Gesundheitssport und teilweise im Fitneßsport nicht zum Tragen. Ferner unterliegt nicht der gesamte Sportbereich sportartspezifischen Regelwerken. So ist im ungebundenen Freizeitsport der Aufwand zur Einhaltung der expliziten und impliziten Regelungen durch Entscheidungsorgane oft zu groß und das Interesse zu gering bzw. sind Regelwerke erst gar nicht vorhanden wie etwa beim frühmorgendlichen Jogging. Grundsätzlich ist sportliche Betätigung unproduktiv und ohne Wert außerhalb des Sportbereichs. Mit der zunehmenden Professionalisierung und Kommerzialisierung des Sports ist jedoch zum einen das aktive Sporttreiben als Produkt anzusehen, das vermarktet werden kann, und zum anderen sichern sich professionelle Sportler mit ihrer sportlichen Betätigung ihren Lebensunterhalt. Folglich ergibt sich auch hier ein Problem der Abgrenzung in bezug auf das Merkmal der Unproduktivität des Sports.
Darüber hinaus erweist sich das soziale Phänomen Sport als sehr ausdifferenziert. Vor diesem Hintergrund lassen sich Einzelerscheinungsformen des Sports nach den folgenden Kriterien klassifizieren:
Sportziel
Sportart
Akteursqualifikation
Angebotsform
Während das Ziel im Leistungs-, Fitneß- sowie im Ausgleichssport das aktive Teilnehmen am Sport etwa durch körperliche Bewegung ist,1 partizipiert der Zuschauer dagegen passiv vom Sporttreiben. Dieses Sporttreiben kann dem Zuschauer in verschiedenen spezifischen Sportarten angeboten werden. Dabei wird etwa der Mannschaftssport vom Individualsport durch die Anzahl der Teilnehmer unterschieden. Auch lassen sich die Sportarten nach Sport mit oder ohne Körperkontakt differenzieren. Verschiedene Sportarten werden auch durch ihre unterschiedlichen Ausübungsorte charakterisiert. So zählen z.B. Tennis und Bahnradfahren zum anlagengebundenen Sport, Badminton und Squash hingegen zum Hallensport, während Wellenreiten und Crossrennen in der freien Natur ausgeübt werden. Während sich hinsichtlich des Kriteriums Akteursqualifikation Freizeit-, Breiten- oder Leistungssport unterscheiden lassen, erlaubt das Kriterium Angebotsform eine Differenzierung nach obligatorischem (z.B. Schulsport oder Wehrsport), selbstverwaltetem (z.B. Freizeit- oder Spaßvereine), fremdverwaltetem (z.B. kommerzielle Fitneßstudios) oder nichtverwaltetem Sport (nichtorganisierte Freizeit).
Tabelle 1: Differenzierung des Sports nach unterschiedlichen Kriterien.
Quelle: Eigene...
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