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Die bezaubernde Geschichte einer lebensverändernden Begegnung von Mensch und Tier
Stellen Sie sich vor, Sie könnten ein Hasenbaby halten und mit der Flasche füttern. Es lebte unter Ihrem Dach, räkelte sich nachts auf dem Boden Ihres Schlafzimmers. Nach über zwei Jahren eilt es immer noch vom Feld herbei, wenn Sie es rufen. Genau das ist Chloe Dalton passiert. »Hase und ich« erzählt diese wahre, herzerwärmende Geschichte einer außergewöhnlichen Freundschaft zwischen einer Frau und einem Feldhasen.
Während des Corona-Lockdowns zieht sich die vielbeschäftigte Chloe aufs Land zurück. In der Nähe ihres Hauses findet sie eines Tages einen verwaisten Junghasen - allein und nicht größer als ihre Handfläche. Sie nimmt ihn zu sich, versorgt ihn und beschließt nach anfänglichem Zögern, den Hasen aufzuziehen und seine Rückkehr in die Wildnis vorzubereiten: Doch »Hase«, wie ihn Chloe nennt, bleibt bei ihr - zu seinen eigenen Bedingungen. Er ist nicht zahm, lässt sich nicht streicheln und liebt seinen Freiraum. Wir werden Zeugen eines unwahrscheinlichen Bandes von Vertrauen, geschildert mit einer einnehmenden Stille, Gefühl und Respekt vor einem wilden Geschöpf der Natur. Mehr als ein Memoir ist diese Geschichte ein lebensphilosophisches Meisterwerk, das über das Miteinander von Mensch und Tier nachdenkt, eingebettet in eine wunderschöne, nahezu poetische Sprache.
»Dalton beschreibt die Ess-, Schlafgewohnheiten und anderen Charaktereigenschaften der Häsin mal mit akribischer Wissenschaftssprache, mal mit wunderbarer Poesie, wenn sie beispielsweise das sich ständig verändernde Fell des Muttertieres beschreibt, das ihr manchmal vorkam wie ein lebendig gewordener Dürer-Hase. Und sie ergänzt ihre persönlichen Beobachtungen mit einer Fülle an Fakten und Mythen über Hasen aus Wissenschaft, historischen Schriften, Märchen und Sagen.«Martin Scholz, Die Welt, 17. März 2025
»Mit lyrischer Zärtlichkeit geschrieben ... ein wunderschönes Buch.« Angelina Jolie
»Ein umwerfendes Buch. Es regt zum Nachdenken darüber an, wie wir die natürliche Welt um uns herum so oft ausblenden. Chloe Dalton verbindet ... die Leser mit der Wildnis, die wir Menschen einst so gut kannten.« Matt Haig
»Dies ist eine große und wichtige Geschichte für unsere Zeit.« Michael Morpurgo
»Ein Liebesbrief an die Natur.« The Times
»Daltons klare, umsichtig geschriebene Prosa [sorgt .] für ein wenig Trost in einer Welt, die sich nun in einem noch hektischeren Zustand befindet.« The New York Times
2.
Erste Bande
Alle sind sie wild; der Hase in den Feuchtwiesen, der Hase auf dem Kleehügel und der Hase droben in den kalten Bergen, wild wie der Ruf des Kiebitzes und der wehmütige, einsame Flug des Reihers.
Ian Niall, The Poacher's Handbook, 1950
Im frühen Morgenlicht eilte ich mit einem mulmigen Gefühl im Bauch die Treppe hinunter und stellte fest, dass sich der kleine Hase im Gras ein Nest gebaut hatte, kaum größer als er selbst. Als ich mich neben ihn setzte, reckte er seine winzigen Ohren in die Höhe, als wäre er nun bereit für die Welt.
Meine Schwester hatte mir wie versprochen schon einen Behälter Milchpulver für Kätzchen besorgt, zusammen mit einer 50-ml-Flasche, die sich laut Packungsbeschreibung für »Kätzchen, Hundewelpen, Kaninchen und Igel« eignete. Wie ich feststellen musste, stand da kein Wort von Hasen.
Ich wusch mir die Hände, sterilisierte die Flasche und bereitete alles vor, um den Hasen ein zweites Mal zu füttern. Ich hatte bereits das schwarze T-Shirt übergezogen, das ich am Tag zuvor getragen hatte, in der Hoffnung, dass es vertraut roch, und hielt den Hasen locker in dasselbe Staubtuch gewickelt. Mein Herz schlug höher, als er etwa einen Teelöffel voll Milch zu sich nahm. Entgegen meinen Erwartungen war er am Leben, und er trank seine Milch. Später saß ich still da, wie gebannt von der kleinen, warmen Kreatur auf meinem Schoß. Es war ein ruhiger, geräuschloser Morgen, und ein kleiner Hase schmiegte sich an meinen Bauch.
Mein Haus ist eine niedrige, aus Stein gemauerte Scheune, die in einer Senke zwischen drei aneinandergrenzenden Feldern steht. Das Land ringsum, das von verschiedenen Familien bewirtschaftet wird, ist dicht bestellt mit Weizen und anderem Getreide, mit Ausnahme eines Waldes unmittelbar hinter dem Haus. Von diesem Wald und einigen alleinstehenden Eichen abgesehen, die in weit entfernten Hecken stehen, gibt es hier nur wenige Bäume, unter denen man Schutz suchen könnte. Das Land ist offen, aber keineswegs flach. Es hebt und senkt sich, mit sanften Hügeln, Buckeln, steilen Böschungen, gut getarnten Gräben und sumpfigen Wiesenstücken. Der Himmel hängt tief und der Wind bläst kräftig. Überall fließt unterirdisch Wasser und tritt in prustenden, gurgelnden Bächen zutage, die sich durch ein Band aus niedrigen Holunder-, Weiden- und Birkenzweigen schlängeln, eilig im Winter und gemächlich im Sommer.
Aus der Vogelperspektive ist die alte Scheune kaum zu erkennen, wie sie dort inmitten dieser Patchworkdecke aus dunklen Wäldern, stillen Feldern und Wegen liegt, mit ihren Mauern aus grobgehauenen, grauen Steinen, die aus einem Steinbruch in der Nähe stammen oder auf den umliegenden Feldern gesammelt wurden. Auf Landkarten aus dem 18. Jahrhundert ist sie bereits verzeichnet, sie könnte aber auch noch älter sein. Nichts an ihrer Bauweise oder ihrer ursprünglichen Nutzung ist von nennenswerter Bedeutung: Sie wurde für die Separierung und Inspektion von Schafherden gebraucht, für die Lagerung des handgeschnittenen Heus für die Winterfütterung und als Unterschlupf für kranke Lämmer. Zu diesen Zwecken wurde ein dreiseitiges, niedriges Gebäude errichtet, das ungefähr die Form eines Hufeisens hatte und von einer Mauer umschlossen war, wodurch ein verschließbarer Schafpferch entstand, in den man die Tiere treiben konnte.
Als ich das heruntergekommene Haus kaufte, begriff ich es als eine Art Zukunftsprojekt, auf das ich bei Bedarf zurückgreifen konnte, denn so interessant und spannend mein Job auch war, so unbeständig und anfällig zeigte er sich im Falle von politischen Richtungswechseln. Als ich das Haus übernahm, war es eine Ruine: Es stand voller Brennnesseln, überall lagen herabgestürzte Balken und mittendurch pfiff der Wind, der ohne Unterlass durch dieses einst von einem Eiszeitgletscher ausgeschabte Tal peitscht. Um die Scheune bewohnbar zu machen, mussten die eingestürzten Wände neu aufgebaut, isoliert und verfugt werden, neue Dachbalken und Verstrebungen angebracht und das gesamte Dach neu gedeckt werden. Nach mehreren Jahren ist auf diese Weise ein einstöckiges Haus entstanden, das nur auf einer Seite - in der Mansarde unter dem Dach, wo früher das Heu aufbewahrt wurde - ein kleines Schlafzimmer beherbergt, von dem man talaufwärts dem Wind entgegenblickt. Nach Abschluss der Bauarbeiten kam ich meist nur für wenige Tage am Stück hierher, schließlich musste ich stets in der Nähe meiner Arbeit in der Stadt bleiben.
Direkt vor dem Haus, wo sich früher der Schafpferch befand, liegt ein kleiner, von der alten Steinmauer abgegrenzter, innerer Garten. Dahinter verläuft rundum ein wieder nutzbar gemachter Wiesenstreifen, der heute den Hauptgarten darstellt und von der Umgebung durch eine Mischung aus Trockenmauer, Lattenzaun und Kaninchengitter abgetrennt ist. Entlang führt eine Hecke, die als Windfang dient.
Nachdem der kleine Hase die Nacht überlebt hatte, musste ich ihm nun ein Zuhause schaffen, das dauerhafter war als der Platz am Hinterausgang. Ich brachte ihn in ein leerstehendes Schlafzimmer ganz hinten in der Scheune, wo er weitgehend ungestört war. Der Raum hatte einen Ausgang, der in den inneren Garten führte, so konnte ich ihn bedenkenlos ins Freie lassen. Ich schnitt ein Loch in eine Seite der Schuhschachtel, damit der Hase ein- und ausgehen konnte, wie es ihm beliebte.
In der Zwischenzeit hatte ich eine Website gefunden, die sich mit dem Schutz von Feldhasen befasste und Ratschläge zur Aufzucht der Tiere gab. Dort las ich zum Beispiel, dass ein Feldhasenjunges in der freien Natur nur einmal am Tag von der Mutter gesäugt wird. Ich hingegen solle ihm dreimal am Tag zu trinken geben, um die Chancen zu erhöhen, dass es genug Milch zu sich nahm, auch wenn das möglicherweise nicht von Anfang an klappte. Feldhasen werden mit je zwei gebogenen Nagezähnen im Ober- und Unterkiefer geboren, die ganz vorne im Maul liegen. Die Zähne stoßen in der Mitte zusammen und bilden eine unüberwindbare Barriere, wenn der Hase das Gebiss geschlossen hält. Hat das Hasenjunge Angst, presst es den Kiefer fest zu und verweigert das Trinken, selbst wenn das für ihn bedeuten würde, zu verhungern. Daher solle man die Flasche beim Füttern am unteren Mundwinkel positionieren und alles daransetzen, das Junge nicht zu erschrecken, zumal die häufigste Todesursache bei Feldhasen in Gefangenschaft Stress durch Lärm oder zu häufige Störungen sei. Doch auch das andere Extrem, nämlich dass der Hase an der Milch erstickt oder zu viel davon schluckt und eine Aspirationspneumonie entwickelt, sei eine Gefahr, die es zu beachten gelte. Nach etwa acht Wochen, wenn der Hase entwöhnt sei und feste Nahrung zu sich nehmen könne, solle er wieder in die freie Natur entlassen werden. Bis dahin sei es für ihn lebensnotwendig, in einer möglichst ruhigen Umgebung zu leben, außerdem solle ihn außer mir niemand sonst berühren.
Ich horchte hinaus in die Natur. Es war so still, dass man hören konnte, wie der Wind verspielt über die Ebene sauste und mit einem Brausen in den Wald hineinfuhr; so still, dass man die Rufe einzelner Vögel erkennen konnte, sobald der Wind abflaute. Es war eine Klanglandschaft aus Himmel, Wald und Erde, nicht jenes künstliche Lärmen und Poltern einer menschlichen Behausung. Und so beschloss ich, von nun an viel achtsamer zu sein, wenn ich mit Töpfen klapperte, Wasserhähne aufrauschen ließ oder die Stimme erhob, und darauf Rücksicht zu nehmen, wie laut diese Geräusche wohl für den kleinen Hasen klingen mussten.
Meist war das Hasenjunge mucksmäuschenstill. Doch als es ein paar Tage alt war, begann es, einen zarten, kaum hörbaren Laut von sich zu geben, wenn es in meiner Nähe war oder das Zimmer erforschte: tschip-tschip. Es klang, als klapperte es ganz leise mit den Zähnen oder schlüge die Kiefer aufeinander, und ich konnte nur hoffen, dass es damit Entspannung signalisierte. Wenn es Zeit für die Fütterung war, hob ich den warmen, kleinen Körper mit der hohlen Hand aus seinem Nest und manövrierte den Sauger in seinen Mund. Um das Tier nicht zu erschrecken, wiederholte ich jedes Mal, wenn ich ins Zimmer kam und mich ihm näherte, dieselben beruhigenden, singenden Worte. Während der kleine Hase trank, sammelten sich die Milchtropfen unter seinem Kinn und liefen ihm den Hals hinunter, sodass meine Kleider bald ganz verkrustet waren. Eingewickelt in das Staubtuch schloss er beim Trinken die Augen, bewegte ganz langsam den Kiefer und erweckte manchmal den Eindruck, als wäre er mitten im Essen eingeschlafen. Wenn er fertig getrunken hatte, blieb er noch lange auf meiner Hand liegen und schmiegte sich an meine Brust.
Am Ende der ersten Woche begann er, immer kräftiger zu trinken. Seine winzigen elfenbeinfarbenen Pfoten hielten die Flasche umklammert oder kneteten mit pulsierender, milchseliger Verzückung die Luft, während die kurzen, hinter dem Kopf angelegten Löffel zitterten, das samtige Polster seiner Hasennase in einem fort zuckte und seine aufgefächerten Tasthaare mich an den Händen und im Gesicht kitzelten, wenn ich mich über ihn beugte.
Dabei bot sich mir die seltene Gelegenheit, das Hasenjunge aus nächster Nähe zu betrachten. Auf den ersten Blick wirkte sein Fell dunkelbraun - ein Ton, der an nasse Erde erinnerte -, doch bei genauerem Hinsehen schien jede Strähne eine andere Zusammensetzung von dunklen und hellen Schattierungen aufzuweisen. Das erstaunte mich, bis ich las, dass die sogenannte »Agouti-Färbung« - eine verschiedenfarbige Maserung der einzelnen Haare - bei Feldhasen und vielen anderen Wildtieren einen lebensnotwendigen Tarnungsvorteil darstellt, der über die Jahrtausende durch natürliche Auslese zustande kam. Denn Tiere, die über eine weniger effektive Tarnung verfügten, wurden aller...
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