Ein außergewöhnlicher Roman über Migration und Exil - eindringlich, bewegend und höchst aktuell
Drei unterschiedliche Frauen - Dima, eine aus wohlhabenden Verhältnissen stammende Syrerin, Chochana aus Nigeria und Semhar aus Eritrea - finden sich an Bord eines Kutters wieder, vereint in der gleichen Hoffnung auf ein neues Leben in Europa.
Dima lebte ein privilegiertes Leben in Aleppo, bis die ersten Autobomben zu explodieren begannen. Die unternehmungslustige und ehrgeizige Chochana stammt aus einer jüdischen Igbo-Gemeinde in Nigeria. Sie war dazu bestimmt, Jura zu studieren, bevor Dürre und Armut sie zwangen, das Studium aufzugeben und aus ihrem Land zu fliehen. Semhar träumte davon, Lehrerin zu werden, bevor sie zum endlosen nationalen Dienst in der eritreischen Armee eingezogen wurde, wo sie sich weigerte, ihre Jugend zu verlieren.
Louis-Philippe Dalembert zeichnet ebenso einfühlsame wie unbeschönigende und humorvolle Porträts der drei Protagonistinnen. Während der schrecklichen Fahrt auf dem behelfsmäßigen Boot zeigen sie eine Solidarität, die ihre so verschiedenen Herkünfte nicht hätte vermuten lassen.
Inspiriert von der Tragödie eines Bootes mit illegalen Einwanderern, das 2014 von einem dänischen Öltanker gerettet wurde, legt Dalembert hier einen eindringlichen Roman über Migration und Exil vor.
Rezensionen / Stimmen
»Was >Die blaue Mauer< aber besonders lesenswert macht, ist, dass der Autor jenen Menschen, die in der Regel als anonyme >Flüchtlings-Masse< wahrgenommen werden, Gesichter, Geschichten, Stimmen und starke Charaktere verleiht. Am Beispiel von Chochana, Semhar und Dima erfahren wir, wie schwer die Entscheidung ist, die Heimat hinter sich zu lassen und ins Ungewisse aufzubrechen.
Dem Autor gelingt es zudem, die Schreckensfahrt übers Mittelmeer höchst eindringlich nachvollziehbar zu machen - auch, weil er mit immer neuen Worten auf beklemmende Weise beschreibt, wie die verängstigten Flüchtlinge in ihrer Nussschale der Naturgewalt des Mittelmeers hilflos ausgeliefert sind.
Victoria Eglau, Deutschlandfunk Kultur, Buchkritik, 15.06.2021
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ISBN-13
978-3-312-01209-1 (9783312012091)
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