Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
In unseren Coachings und Beratungen beginnen wir in der Regel mit einer Betrachtung aus einer Art Vogelperspektive, der Metaebene, und geben theoretischen Input. Als Ausgangspunkt zeigen wir auf, was alle Unternehmerfamilien dieser Welt eint: ein fragiles Gefüge von unternehmerischer Stärke, inhaberischer Kraft und familiärer, emotionaler Dynamik.
Daher möchten wir Sie auch an dieser Stelle einladen, sich selbst und Ihre Familie einmal von einer höheren Warte aus wahrzunehmen. Aus dieser Perspektive fällt es leichter, die Komplexität des Gefüges besser zu verstehen. Schon oft durften wir erleben, dass diese Betrachtungsweise zu großer Erleichterung in den Familien führt: nämlich zu der Erkenntnis, dass die Schwierigkeiten und Herausforderungen, vor denen sie selber als Personen stehen, nichts Einmaliges sind. Wir bezeichnen diese Dynamiken daher als systemimmanent, weil sie in jedem Familienunternehmen die Grundstruktur von Familie, Unternehmen und Inhaberschaft ausmachen.
Nutzen Sie die Impulse dieses Kapitels, um mit Ihrer Familie den gleichen Kenntnisstand über diese Zusammenhänge herzustellen. Diskutieren Sie darüber, inwieweit diese auf Ihre Familie zutreffen oder wie abstrakt Ihnen unsere Inhalte erscheinen. Bestenfalls entdecken Sie gemeinsam Neues. Das ist in jedem Fall unser Anliegen.
Impuls 1 Kümmern Sie sich um das Wesentliche
Die Kraft Ihrer Familiengemeinschaft
Vermutlich werden Sie bei der Überschrift unseres ersten Impulses sofort einen für Familienunternehmer typischen Gedanken gehabt haben: "Das Wesentliche ist, dass unser Unternehmen gut funktioniert und die Existenz unserer Familie und die unserer Angestellten gesichert ist!" Ebenso typisch wäre der Gedanke: "Unser Familienfrieden soll unbedingt bewahrt bleiben, das Unternehmen ist zweitrangig!" Egal, bei welcher dieser beiden Aussagen Sie sich eher wiederfinden: Beide sind "richtig", denn hier gibt es kein Entweder-oder sondern ein anspruchsvolles Sowohl-als-auch.
Bevor wir darauf näher eingehen, möchten wir Sie mit unseren Definitionen2 von Familienunternehmen und Unternehmerfamilie vertraut machen, die die Basis für unsere Impulse in diesem Buch darstellen.
Was macht ein Familienunternehmen aus?
Ein Unternehmen ist für uns dann ein Familienunternehmen, wenn es ganz oder teilweise im Eigentum einer Familie bzw. eines Familienverbandes steht, wenn diese aus einer unternehmerischen Verantwortung heraus die Entwicklung des Unternehmens maßgeblich bestimmen und sie die Fortführung des Unternehmens in die nächste Generation anstreben.
Was Familienunternehmen also ausmacht, ist die Inhaberschaft und die damit einhergehende geteilte Verantwortung für ein erfolgreiches Wirtschaften sowie der generationsübergreifende Fortbestand des Unternehmens.
Was macht eine Unternehmerfamilie aus?
Eine Familie ist für uns dann eine Unternehmerfamilie, wenn ein einzelnes, mehrere oder alle Familienmitglieder das Eigentum an einem oder mehreren Unternehmen halten, wenn zudem die Entwicklung der Familie von dem Eigentum am Unternehmen maßgeblich geprägt wird und wenn der Wille erkennbar ist, das Unternehmen an die nächste Generation zu übergeben.
Unternehmerfamilien unterscheiden sich also von "normalen" Familien durch die Existenz des Unternehmens, das aus dieser Familie hervorgegangen ist.
Familie oder Business - worauf liegt die Priorität?
Unsere Erfahrung zeigt uns, dass die Einschätzung in Unternehmerfamilien, was als vorrangig angesehen wird - die Familie oder das Business -, höchst individuell ist. Wir erleben Familienunternehmerinnen und Familienunternehmer, die ganz im Zeichen des Wirtschaftens handeln und alle menschlichen und emotionalen Fragestellungen als zweit- und sogar drittrangig behandeln (meist noch nach den steuerlichen Aspekten). Sie folgen dem Business-first-Ansatz, der die Interessen des Unternehmens in den Mittelpunkt stellt. Dann wiederum finden sich Familien in unseren Begleitungen ein, die insbesondere die Harmonie zwischen den Angehörigen sichern wollen und den Familienfrieden als zentral ansehen. Für sie gilt der Family-first-Ansatz, der insbesondere die Interessen der Familienangehörigen fokussiert.
Aus unserer Sicht gilt hier nicht das Entweder-oder-Prinzip. Wir erleben immer wieder, dass Familien dann besonders erfolgreich sind, wenn sie beide Ansätze miteinander verbinden und ihr Handeln entsprechend der situativen Erfordernisse anpassen. Basis dafür ist stets eine resiliente und professionell organisierte Unternehmerfamilie: eine Familie, deren Mitglieder positiv aufeinander bezogen sind, die dialogfähig ist und Konflikte als Chance für Weiterentwicklung ansieht. Diese krisenresistenten Unternehmerfamilien verstehen es, mit gemeinschaftlichem Wirken und wirtschaftlichem Geschick, ihre Unternehmen über Generationen durch anspruchsvolle Wirtschaftsphasen zu lenken. Das ist das Wesentliche!
Wie gelingt ihnen das? In diesen Familien existiert ein besonderer Familien-Spirit3, ein gemeinsamer Geist. Wir verstehen darunter eine starke familiäre Bindung, die auch dazu beiträgt, das Unternehmen zusammenzuhalten und zu festigen.
Was diese Familien auszeichnet ist, dass sie sich darüber bewusst sind, gemeinsam mehr erreichen zu können als die einzelnen Familienmitglieder für sich allein. Diese Familien sind in der Lage, ein Gemeinschafts- und Zusammengehörigkeitsgefühl zu entwickeln, ohne dass die einzelnen Mitglieder an Individualität verlieren. Charakteristisch für diese Familien ist, dass sie sich nicht über ihre Firma definieren, als wäre sie der Klebstoff, der die Familie zusammenhält. Stattdessen sehen sie das Unternehmen als Mittel zum Zweck, um ihr Leben und die Gesellschaft zu gestalten und so viel Vermögen zu schaffen, dass die Familie weiter wachsen kann. Im Mittelpunkt des Geschehens steht also die Unternehmerfamilie und nicht das Unternehmen, das lediglich als ein Teil des Familienvermögens angesehen wird.
Das Familienleben gestaltet sich in diesen Familien auf besondere Weise: Allen Angehörigen ist bewusst, dass es in der Unternehmerfamilie um die Erfüllung von sozialen und emotionalen Bedürfnissen geht. Das Miteinander ist solidarisch und kooperativ. Und jedes einzelne Familienmitglied übernimmt über Generationen und die Grenzen der Kernfamilien hinweg persönliche Verantwortung für das Zusammenleben.
So gelebt, entfaltet der Familien-Spirit seine besondere Kraft, nämlich die Fähigkeit, auf jede Situation angemessen reagieren zu können, unabhängig davon, ob ein Impuls von innen, also aus der Familie kommt, oder von außen, aus dem gesellschaftlichen oder wirtschaftlichen Umfeld.
Auf den Punkt gebracht
Kümmern Sie sich um das Wesentliche - das bedeutet mehr, als sich allein auf den wirtschaftlichen Erfolg oder den Familienfrieden zu fokussieren. Der wahre Erfolg entsteht, wenn Sie beides miteinander in Einklang bringen. Entwickeln Sie einen starken Familien-Spirit, der Generationen verbindet, Konflikte als Chancen begreift und Ihr Unternehmen sicher durch Herausforderungen führt. Fragen Sie sich selbst: Wie resilient, dialogfähig und zukunftsorientiert ist unsere Unternehmerfamilie? Nutzen Sie Ihre gemeinsame Stärke und sehen Sie Ihr Unternehmen als Werkzeug, um Ihre Visionen für Familie und Gesellschaft zu verwirklichen.
Impuls 2 Verstehen Sie Ihr Familienunternehmen systemisch
Die Gemengelage zwischen Familie und Unternehmen
Der erste Impuls hat es bereits gezeigt: Ein Familienunternehmen ist mehr als nur eine Organisation. Es ist ein einzigartiges Konstrukt, das die engen Bindungen einer Familie mit den betriebswirtschaftlichen Gegebenheiten eines Unternehmens vereint. Das verrät auch schon der Name: Im Familienunternehmen treffen "Familie" und "Unternehmen" aufeinander und verbinden sich.
In dieser Konstellation stoßen zwei Systeme aufeinander, die für viele Menschen in ihrem Alltag strikt voneinander getrennt sind: Sie haben ihre Arbeitswelt und ihr Familienleben. Nicht so in Familienunternehmen, denn hier überschneiden sich beide Systeme sogar. Wer aus einer Unternehmerfamilie stammt, der weiß, wie häufig dies geschieht, wenn zum Beispiel am Mittagstisch oder auf Familienfeiern ständig über das Familienunternehmen gesprochen wird. Und es wird sogar noch komplexer.
Das Familienunternehmen als 3-Kreise-Modell
Um das Konstrukt "Familienunternehmen" und die darin agierenden Personen noch besser verstehen zu können, ist die Betrachtungsweise in Systemen unseres Erachtens sehr hilfreich. Schaut man etwas genauer hin, zeigt sich, dass das "System Familienunternehmen" nicht nur aus den Sub-Systemen Familie und Unternehmen besteht, sondern darüber hinaus noch aus dem Sub-System Inhaberschaft/Eigentum. Diese drei Unter-Systeme und ihre Verschränkungen im Familienunternehmen werden in dem sogenannten 3-Kreise-Modell für Familienunternehmen4 zusammengefasst und grafisch dargestellt:
Abb. 1: Drei-Kreise-Modell für Familienunternehmen nach...
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