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Als düsterer Schatten ragte der steile Burgberg von Sardes in den Nachthimmel, während tief unten am Fuß des Berges Flammen loderten, die die strohgedeckten Gebäude am Rand der Stadt verschlangen. General Mazares, von König Kyros II. von Persien abkommandiert, als ihn die Nachricht von der Revolte erreichte, war mit einer Einheit der schweren Kavallerie die ganze Nacht hindurch geritten. Aufgrund der Meldung des königlichen Boten hatten die ionischen Söldner die Absicht, im Morgengrauen zur Rebellion aufzurufen.
Offenbar hatten sie es aber nicht erwarten können und in ihrer Ungeduld früher als geplant losgeschlagen.
»Diese Narren!«, übertönte Artaban, der Leutnant, mit seinem Ruf das Trommeln der Pferdehufe, während sie sich den Stadttoren näherten. In der Nähe der Goldschmelze explodierte ein hölzerner Bau. »Erkennen sie denn nicht, dass Kyros sie zermalmen wird?«
»Da ist nicht mehr viel zum Zermalmen übrig«, antwortete Mazares. »Ich wundere mich schon, dass überhaupt noch etwas vorhanden ist, das in Brand gesetzt werden kann.«
Dies war das zweite Mal, dass sie nach Sardes marschiert waren. Beim ersten Mal hatte die Armee von König Kyros die Belagerung der reichen lydischen Hauptstadt beendet, ihren König, Krösus, gefangen genommen und danach ihre unermesslichen Schätze geplündert. Hätte er auf Befehl des Königs diese Revolte nicht niederschlagen müssen, so hätte Mazares in diesem Augenblick die von Krösus zusammengetragenen Reichtümer nach Ekbatana, der Hauptresidenzstadt von Krösus II., begleitet.
»Je schneller wir diese Rebellion im Keim ersticken, desto eher können wir nach Hause zurückkehren.« Er ließ den Blick über die Flammen wandern, die von mehreren Gebäuden außerhalb der Stadtmauer hochloderten.
Während sie auf das wabernde Inferno vorrückten, erkannte Mazares den Zweck dieser Feuerhölle. Er und seine Männer wurden nahezu vollkommen geblendet. Die Aufständischen, die mit dem Rücken zum Feuerschein auf die Angreifer warteten, hatten zumindest vorübergehend jeden Vorteil auf ihrer Seite. Wie aus dem Nichts wurde Kyros' Kavallerie von einem Schattenheer mit Speeren, Streitäxten und Schwertern bewaffneter Soldaten angegriffen.
Mazares teilte seine Männer in zwei Gruppen auf, die den Feind von den Flanken aus angreifen sollten. Er selbst führte die linke Gruppe, Artaban befehligte den Kavallerieverband auf der rechten Seite. Das ohrenbetäubende Klirren von Metall auf Metall hallte durch die Nacht, als seine Krieger, von den Flammen geblendet, den unsichtbaren Feind bestürmten. Eine bewaffnete Silhouette drang auf Mazares ein. Er wehrte sich instinktiv, und seine Klinge traf auf einen soliden Widerstand: den Schild des Rebellen. Mit einem lauten Ruf befahl Mazares seinen Männern, die linke Flanke der Rebellenformation anzugreifen, während Artaban das Gleiche auf der rechten Seite tat und seine Reiter hinter die Rebellen dirigierte, die sich plötzlich zwischen beiden Flanken eingekeilt sahen. Indem er seinem Pferd die Sporen gab, damit es hochstieg, wehrte er den Stoß einer Lanze ab und bohrte seinem Gegner die Klinge durch einen zu schwachen Brustpanzer ins Herz.
Er zog das Schwert heraus, lenkte sein Pferd nach rechts, holte mit seiner Streitaxt aus und fällte den nächsten Widersacher.
So abrupt und heftig die Kampfhandlungen begonnen hatten, so schnell endeten sie. Die Aufständischen ergriffen die Flucht. Das Feuer, das zwischen den Holzbauten gewütet hatte, fand keine Nahrung mehr und begann schon zu erlöschen, als ein von Rauchschwaden getrübtes Morgenrot die glimmenden Überreste der fehlgeschlagenen Revolte erhellte.
Mazares betrachtete die Leiber der Gefallenen - soweit er erkennen konnte, war keiner seiner Männer unter ihnen. Das Tempo, mit dem es ihnen gelungen war, den Aufstand niederzuschlagen, bereitete ihm Kopfzerbrechen, während er mit seinem Stellvertreter zusammentraf. »Verrate mir eines, Artaban, ist es nicht auch dir seltsam verdächtig vorgekommen, dass sich die Feuersbrunst nur auf die äußere Stadtmauer beschränkte? Und dass unsere Feinde sofort nahezu geschlossen zurückwichen und sich zerstreuten, sobald wir die Ausläufer der Stadt erreichten?«
»Warum sollten sie nicht auf diese Art reagieren?« Artaban deutete mit einem Kopfnicken auf ihre Soldaten, die sich hinter ihnen formiert hatten und nun auf weitere Befehle warteten. »Was hätten sie - eine zahlenmäßig unterlegene Gruppe schlecht bezahlter Söldner - schließlich gegen einen Angriff von Kyros' unsterblicher Kavallerie ausrichten können?«
Unsterblich waren die berittenen Krieger zwar nicht - aber die Leichtigkeit, mit der sie diese Auseinandersetzung, die kaum die Bezeichnung »Schlacht« verdient hatte, für sich entschieden hatten, würde der Legende von ihrer Unsterblichkeit gewiss weitere Nahrung geben.
Ihre verblüffende Überlegenheit brachte es jedoch nicht fertig, Mazares' Sorgen zu zerstreuen.
Ihn störte mehr als nur die kampflose Aufgabe der Stadttore. Sein Unbehagen nahm noch zu, während er ein Kontingent berittener Krieger in die Stadt führte.
»Eine Falle?«, fragte Artaban.
»Ich befürchte etwas ganz anderes.« Mazares hob eine Hand, als seine Männer die Agora - den Versammlungsplatz in der Stadtmitte - erreichten und er in die menschenleeren Straßen blickte, die sternförmig von dem Platz wegführten. Bevor Kyros II. die Hauptstadt des Königreichs Lydien - Sardes - verließ, nachdem er sie nach einer zwei Wochen dauernden Belagerung eingenommen hatte, hatte er Tabalus zum Satrapen seiner neuen Eroberung bestimmt. »Die Wachen des Tabalus hätten diese Revolte, die schließlich kaum von Bedeutung war, bereits im Ansatz niederschlagen müssen. Daraus ergibt sich die Frage: Weshalb haben wir bis jetzt keinen seiner Wächter auf den Straßen angetroffen?«
»Vielleicht ist der Gouverneur heimlich an dem Aufstand beteiligt?«
»Hoffen wir, dass dies nicht der Fall ist. Magos, übernimm das Kommando. Sollten die Rebellen sich sammeln und neu aufstellen, dann mach dem ein Ende. Und du, Artaban, sieh zu, dass du einen dieser Rebellen zu mir bringst. Und zwar lebendig.«
»Und was tust du währenddessen?«
»Ich versuche herauszufinden, ob der König einen Fehler gemacht hat, als er Tabalus diesen wichtigen Posten anvertraute.«
Während sich seine Offiziere in entgegengesetzte Richtungen entfernten, ritten Mazares und eine Handvoll seiner Getreuen weiter zum Burgberg, wo sie feststellen mussten, dass die Palastwachen in ihrem Blut verstreut vor dem mächtigen Palasttor lagen, dessen mit kunstvollen Schnitzereien versehene Flügel aus Zedernholz weit offen standen.
»Alle tot«, sagte Mazares. »Sucht Tabalus.« Er stieg über die gefallenen Palastwächter hinweg, schritt durch eine weitläufige Vorhalle und gelangte schließlich in den Thronsaal. Er brauchte nicht lange zu warten, bis zwei seiner Offiziere zurückkehrten, zwischen sich den vor Angst schlotternden Gouverneur.
Nur mit seinem Nachtgewand bekleidet und noch nicht einmal ganz wach, schien Tabalus bemüht, wenigstens den Anschein von hochherrschaftlicher Würde aufrechtzuerhalten, während er die Stufen zum Thron hinaufstolperte und sich darauf niederließ. »Gut, Euch endlich hier zu sehen, General Mazares. Ich hatte gehofft, dass Ihr rechtzeitig eintreffen würdet«, sagte er.
»Wer steckt hinter dieser Verschwörung?«
»Das konnte ich bis jetzt nicht in Erfahrung bringen. Meine Spione sind offen angegriffen worden, einer wurde sogar gepfählt. Ehe die Rebellen den Burgberg belagerten, habe ich es im letzten Augenblick noch geschafft, einen Boten auszusenden, dem es tatsächlich gelang, die Stadt unbehelligt zu verlassen.«
Einer von Mazares' Männern nickte. »Der Gouverneur sagt die Wahrheit. Als wir ihn gefunden haben, lag er gefesselt und geknebelt in seinem Bett, und die Tür seines Schlafgemachs war von außen versperrt. Die restlichen Männer der Palastwache sind in der Schriftrollenkammer eingeschlossen gewesen.«
»Aber nichts von alledem ergibt einen Sinn.« Mazares ging auf dem polierten Marmorboden nachdenklich auf und ab und versuchte, die Ereignisse miteinander in Einklang zu bringen. Er war sicher, dass sie irgendetwas übersahen. Als Artaban dann zurückkehrte, bekam er so etwas wie eine Antwort auf seine unausgesprochene Frage. Artaban hatte einen Rebellen in seiner Gewalt, den er nun auf den Stufen des Thronpodests fallen ließ. »Berichte deinem Gouverneur, was hier heute Abend stattgefunden hat.«
Der Mann, der auf Händen und Knien zu Füßen des Throns kauerte, hob den Kopf und wagte es kaum, dem um seinen Schlaf gebrachten Gouverneur in die Augen zu blicken. »Wir sind dafür bezahlt worden - und zwar besonders großzügig -, die Reste der Gebäude in der Nähe des Stadttors in Brand zu setzen.«
Mazares registrierte die Rußspuren im Gesicht und auf der Kleidung des Mannes. »Wer hat euch bezahlt?«
»Ich kenne die Männer nicht.«
Artaban zückte sein Messer und legte es an die Kehle des Rebellen.
»Ich schwöre«, jammerte dieser mit flehendem Blick. »Eins weiß ich aber genau - sie sind nicht aus Sardes gekommen. Sie waren noch nicht einmal Lyder.«
»Wie kommst du darauf?«, fragte Mazares.
»Einer hatte die Tätowierung eines Eberkopfs auf dem Oberarm.«
»Eines Eberkopfs?«, fragte Mazares nach. »Bist du ganz sicher?«
Der Wachsoldat...
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