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Tariq Shakir ist einer der mächtigsten Männer Nordafrikas, und sein Traum von einem neuen ägyptischen Reich, das selbst das der Pharaonen in den Schatten stellt, ist zum Greifen nah. Denn in der Stadt der Toten wurde eine Pflanze entdeckt, deren Saft das Leben beenden, aber auch den Tod besiegen kann. Kurt Austin und sein NUMA-Team setzen alles daran, die Wahrheit hinter den Legenden aufzudecken. Aber um das zu erreichen, müssen sie der größten Legende Ägyptens gegenübertreten: Osiris, dem Herrscher der Unterwelt.
PROLOG
IN DER TOTENSTADT Abydos, Ägypten 1336 v. Chr., im siebzehnten Jahr der Herrschaft des Pharaos Echnaton
Der Vollmond warf einen bläulichen Schimmer auf den ägyptischen Wüstensand, verlieh den Dünen die Farbe von Schnee und machte aus den verlassenen Tempeln von Abydos Bauwerke aus Alabaster und Knochen. Das helle Licht des Nachtgestirns erzeugte Schatten, die gerade über die Säulen und Mauern glitten, als eine Prozession von Eindringlingen durch die Totenstadt wanderte.
Sie bewegten sich mit langsamen, feierlichen Schritten durch die Nekropole, dreißig Männer und Frauen, die Gesichter von den Kapuzen wallender Gewänder verhüllt, die Augen auf den Weg gerichtet, der vor ihnen lag. Sie passierten sowohl die Grabkammern, in denen die Pharaonen der Ersten Dynastie ruhten, als auch die Schreine und Monumente, die während des Mittleren Reiches zu Ehren der Götter errichtet worden waren.
An einer Kreuzung, wo der Treibsand den erhöhten Fußweg bedeckte, kam die Prozession schweigend zum Stehen. Ihr Anführer, Manu-hotep, blickte in die Dunkelheit, den Kopf lauschend zur Seite geneigt, und fasste den Speer mit festerem Griff.
»Hast du etwas gehört?«, fragte eine weibliche Stimme hinter ihm.
Sie gehörte seiner Frau, die jetzt über seine Schulter blickte. Hinter ihnen warteten mehrere andere Familien und ein Dutzend Diener, die Bahren trugen. Auf ihnen lagen die Kinder einer jeden Familie, alle von der gleichen rätselhaften Krankheit dahingestreckt.
»Stimmen«, sagte Manu-hotep. »Ein Flüstern.«
»Aber die Stadt ist verlassen«, sagte die Frau. »Die Nekropole zu betreten, ist laut dem Erlass des Pharaos ein Verbrechen. Selbst wir riskieren den Tod, indem wir uns hier aufhalten.«
Er schlug die Kapuze seines Mantels zurück. Zum Vorschein kamen ein glatt rasierter Schädel und eine goldene Halskette, die ihn als Mitglied von Echnatons Hofstaat auswies. »Niemand ist sich dessen deutlicher bewusst als ich.«
Über Jahrhunderte hatte Abydos, die Totenstadt, in voller Blüte gestanden, bevölkert von Priestern und gläubigen Anhängern von Osiris, dem Herrscher des Totenreichs und Gott der Fruchtbarkeit. Die Pharaonen der früheren Dynastien waren dort begraben worden, und obgleich zahlreiche Könige der jüngeren Zeit an anderen Orten die ewige Ruhe fanden, hatten sie doch gerade dort immer wieder neue Tempel und Monumente zu Osiris' Ehren errichtet. Alle - mit Ausnahme von Echnaton.
Fünf Jahre nachdem er seinem Vater Amenophis III. als Amenophis IV. auf den Thron gefolgt war, hatte er etwas Unvorstellbares getan: Zuerst hatte er seinen Namen in Echnaton geändert, und dann hatte er die alten Götter abgeschafft, hatte ihre Anzahl per Dekret erst drastisch reduziert und dann den ägyptischen Götterhimmel zerschlagen und durch einen einzelnen Gott seiner Wahl ersetzt. Dies war Aton, der Sonnengott, dem die Priester und Untertanen von nun an huldigen mussten.
Deshalb wurde die Totenstadt aufgegeben, und Priester und Anbeter hatten sie schon vor langer Zeit verlassen. Jedem, der innerhalb ihrer Grenzen angetroffen wurde, drohte die Todesstrafe. Jemandem wie Manu-hotep jedoch, der zum Hofstaat des Pharaos gehörte, drohte noch Schlimmeres: unbarmherzige Folter, bis er seine Verfehlung ausdrücklich bereute und darum bat, getötet zu werden.
Ehe Manu-hotep weitersprechen konnte, nahm er eine Bewegung wahr. Aus der Dunkelheit stürmten drei Männer Waffen schwingend auf die Gruppe zu.
Manu-hotep stieß seine Frau in die Schatten zurück, benutzte den Speer in seiner Hand als Lanze und stieß zu. Er traf den Anführer des Trios in der Brust und spießte ihn auf. Aber der zweite Mann kam hinter ihm hervor und griff Manu-hotep mit einem bronzenen Dolch an.
Als er sich wegdrehte, um der Klinge auszuweichen, geriet Manu-hotep ins Straucheln und stürzte. Im Sand liegend, riss er den Speer an sich und stieß ihn dem zweiten Angreifer entgegen. Er verfehlte ihn zwar, aber während der Mann zurückwich, drang eine zweite Speerspitze durch seinen Körper und ragte in Magenhöhe aus seinem Leib, als einer der Diener in den Kampf eingriff. Der verwundete Mann sank auf die Knie, schnappte keuchend nach Luft und schaffte es nicht einmal mehr, einen Schmerzenslaut von sich zu geben. Als er sich im Sand ausstreckte, hatte der dritte Angreifer bereits kehrtgemacht und rannte um sein Leben.
Manu-hotep erhob sich und schleuderte den Speer mit einer kraftvollen Körperdrehung. Er verfehlte sein Ziel nur um wenige Zentimeter, und der flüchtende Angreifer verschwand in der Nacht.
»Grabräuber?«, fragte jemand.
»Oder Spione«, sagte Manu-hotep. »Ich habe schon seit Tagen das Gefühl, dass wir verfolgt werden. Wir müssen uns beeilen. Wenn er es schafft, dem Pharao Meldung zu machen, werden wir den nächsten Morgen nicht erleben.«
»Vielleicht sollten wir diesen Ort lieber verlassen«, drängte seine Frau. »Ich glaube, dass das, was wir vorhaben, ein Fehler ist.«
»Echnaton zu folgen, war ein Fehler«, sagte Manu-hotep. »Der Pharao ist ein Ketzer. Weil wir ihn unterstützt haben, bestraft uns Osiris jetzt. Gewiss hast du bemerkt, dass nur unsere Kinder in den tiefen Schlaf gefallen sind, aus dem sie nicht mehr aufwachen; nur unser Vieh ist auf der Weide verendet. Wir müssen Osiris um Gnade bitten. Und wir dürfen keine Zeit mehr verlieren und sollten es so bald wie möglich tun.«
Während dieser Worte festigte sich Manu-hoteps Entschluss. In den langen Jahren der Regentschaft Echnatons war jeglicher Widerstand mit Waffengewalt gebrochen worden, aber die Götter hatten begonnen, selbst Rache zu üben, und jene, die dem Pharao gefolgt waren, traf es am schlimmsten.
»Hier entlang«, sagte Manu-hotep.
Sie drangen nun tiefer in die verlassene Stadt ein und erreichten schon bald das größte Bauwerk der Nekropole, den Tempel des Osiris.
Breit und mit einem flachen Dach versehen, das seine Weitläufigkeit unterstrich, war der Tempel von hohen Säulen umgeben, die wie riesige steinerne Pflanzenschösslinge aus mächtigen Granitblöcken in den nächtlichen Himmel wuchsen. Eine breite Rampe führte zu einer Plattform aus sorgfältig geglätteten Steinplatten hinauf. Roter Marmor aus Äthiopien wechselte sich mit blauem Lapislazuli aus Persien ab. Den Eingang zum Tempel bildeten zwei mächtige bronzene Torflügel.
Manu-hotep blieb vor ihnen stehen und zog sie mit erstaunlicher Leichtigkeit auf. Der Geruch von Weihrauch wallte ihm entgegen, und der Anblick von Feuer vor dem Altar sowie lodernden Fackeln in Wandhalterungen überraschte ihn. Im flackernden Lichtschein waren Sitzbänke zu erkennen, die man zu einem Halbkreis angeordnet hatte. Tote Männer, Frauen und Kinder lagen darauf, umringt von schluchzenden und Gebete flüsternden Angehörigen ihrer Familien.
»Anscheinend sind wir nicht die Einzigen, die sich über Echnatons Verbot hinwegsetzen«, stellte Manu-hotep fest.
Einige der im Tempel Anwesenden wandten sich zu ihm um, zeigten darüber hinaus jedoch keinerlei Reaktion.
»Schnell«, trieb er seine Diener zur Eile an.
Sie kamen im Gänsemarsch herein und legten die Leiber der Kinder überall dort ab, wo sie Platz fanden, während sich Manu-hotep dem prachtvollen Altar des Osiris näherte. Dort kniete er mit gesenktem Kopf neben dem Feuer nieder und verbeugte sich, um ein Gebet zu sprechen. Aus den Falten seines Mantels zog er zwei Straußenfedern hervor.
»Gebieter der Toten, in tiefer Not kommen wir zu dir«, flüsterte er. »Unsere Familien wurden von großem Leid heimgesucht. Unsere Heime sind verflucht, unsere Äcker und Weiden sind unfruchtbar und wertlos. Wir bitten dich, hab Erbarmen mit unseren Toten und nimm sie gnädig im Jenseits auf. Dich, der du das Tor des Totenreiches bewachst, der du über die Wiedergeburt des Korns aus der gefallenen Saat gebietest, flehen wir an: Gib unseren Heimen und unserem Land das Leben zurück.«
Ehrfürchtig legte er die Federn nieder, streute eine Mischung aus Quarzsand und Goldstaub darauf und trat vom Altar zurück.
Ein Windstoß wehte durch den Altarraum und bog die Flammen zur Seite. Ein dumpfes Dröhnen folgte und brach sich als vielfältiges Echo an den Wänden der Tempelhalle.
Erschreckt fuhr Manu-hotep herum und konnte gerade noch sehen, wie die mächtigen Torflügel am Ende des Tempels zuschlugen. Beunruhigt bemerkte er, dass die Fackeln an den Wänden heftig flackerten und zu verlöschen drohten. Aber dann beruhigten sie sich und brannten gleich wieder so hell wie zuvor. In ihrem Licht gewahrte er die Umrisse mehrerer Gestalten hinter dem Altar, wo vor einem Augenblick noch niemand gestanden hatte.
Vier von ihnen waren in schwarze und goldene Gewänder gehüllt - Priester des Osiris-Kults. Der Fünfte jedoch war anders gekleidet, so als sei er der Herrscher der Unterwelt persönlich. Seine Arme und Hüften waren mit dem Stoff umwickelt, in den gewöhnlich die Mumien der Toten eingehüllt wurden. Armreifen und Halsketten aus Gold funkelten auf grünlich schimmernder Haut, und eine Krone aus geflochtenen Straußenfedern schmückte seinen Kopf.
In der einen Hand hielt diese Gestalt einen Schäferstab, in der anderen einen goldenen Flegel, um den Weizen zu dreschen und das lebendige Korn von der toten Spreu zu trennen. »Ich bin der Bote des Osiris«, sagte dieser Priester. »Das Abbild von dem Großen Herrscher des Totenreichs.«
Die Stimme war tief und volltönend und hatte einen nicht mehr irdischen Klang. Jeder der im Tempel Anwesenden verneigte sich, und die Priester zu beiden Seiten des Altars traten vor. Sie...
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