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Washington, D.C. Nationales Militärzentrum Pentagon 14:10 Uhr
Sie waren nur eine kleine Gruppe, aber eine mächtige.
Charles VanderMissen, Direktor der National Intelligence, hatte sie kurzfristig einberufen, um eine lästige geheimdienstliche Angelegenheit zu besprechen.
»Worum geht es, Chuck?«, wollte General Mason wissen. »Was soll das ganze Theater?«
VanderMissen und Robert Pershing, der Direktor der Central Intelligence Agency, tauschten einen schnellen Blick aus. In seinem dreiteiligen Anzug und mit seiner Rolex sah Pershing ganz wie der Konzernchef aus, der er auch war. VanderMissen setzte sich und begrüßte die restlichen Anwesenden.
Lieutenant-General Walter Sleshing, Leiter der DIA. Konteradmiral Colin Paulus, Chef der Marineaufklärung. Brigadegeneral Francis K. Mason, Vorsitzender der Joint Chiefs. Arlene Rabin, die Außenministerin. Roger Thorogood, Verteidigungsminister. Und Gus Costello, der nationale Sicherheitsberater. Sie alle waren hochrangige Mitglieder des nationalen Sicherheitsrates. Jeder von ihnen repräsentierte die absolute Macht in seinem Bereich. Darüber hinaus waren keine weiteren Berater anwesend, keine Stellvertreter, nur Personen, die das Sagen hatten.
VanderMissen seufzte. »Nun, an diesem Punkt sollte jeder von Ihnen mit der Lage in Syrien vertraut sein, besonders in der östlichen Wüste und der Verbindung islamistischer Extremisten und unserem alten Freund, dem iranischen Präsidenten Ahmadineschad.«
Das waren sie. Es handelte sich um ein Thema, über das sie immer wieder berieten, jedoch aufgrund der heiklen politischen Lage nicht zu einer Lösung gekommen waren. Im Grunde genommen war der Irak seit dem Ende des Krieges von fortwährenden Auseinandersetzungen zwischen Sunniten und Schiiten destabilisiert worden, während der Rest der Bevölkerung den Kopf einzog und darauf wartete, von welcher Seite der nächste Angriff kommen würde. Tatsächlich wussten die Geheimdienste aber bereits sehr genau, von welcher Seite dieser zu erwarten war: Syrien. Während des Krieges war es kein Geheimnis gewesen, dass Syrien für die im Irak kämpfenden Mudschaheddin den wichtigsten Verbindungsweg darstellte, und als die Vereinten Streitkämpfe die Infrastruktur der al-Qaida dezimiert hatten, zogen sich die Mudschaheddin über die Grenze in die syrische Wüste zurück, ein seit jeher bekannter Zufluchtsort für Schmuggler, Gesetzlose und Staatsfeinde. Und genau hier sollte unter der Führung eines gewissen Sa'ad al Khalafari, einem ägyptischen Nationalisten und charismatischen Führer in dschihadistischen Kreisen, ein Schulterschluss mit dem Iran zementiert werden. Was genauso wenig überraschend kam. Die Iraner waren der Hauptexporteur staatlich gesponsorten Terrors in dieser Region. Sie hatten Geld, Waffen und ausländische Extremisten in den Irak-Konflikt geschleust. Seither war Scheich Sa'ad wiederholt Gast in den Trainingseinrichtungen der Pasdaran gewesen, der iranischen Revolutionsgarde, und von deren Quds, einer Spezialeinheit, welche die Hisbollah, die Hamas, den Islamischen Dschihad Palästinas und diverse militante schiitische Gruppierungen im Irak unterstützte und trainierte, logistische Unterstützung bekommen. Während der letzten acht Monate hatte Scheich Sa'ad die syrische Wüste in eine Art Sicherheitszone verwandelt und sein lückenhaftes al-Qaida-Netzwerk mit baathistischen Separatisten und Separatisten der Dschunud asch-Scham zu einer schlagkräftigen Terrorarmee zusammengeschweißt, wieder mit Unterstützung aus dem Iran und dem ISIS-Kalifat. Es hatte mehrere Zusammenstöße zwischen den syrischen Sicherheitskräften und Scheich Sa'ads zusammengewürfelter Organisation gegeben, doch dank des Schutzes des Muchabarat, des syrischen Geheimdienstes, waren sie immer wieder davongekommen.
Niemand zweifelte daran, dass Scheichs Sa'ads großes Ziel nicht nur die Destabilisierung westlicher Einflüsse in der Region war, sondern der Sturz Israels - ein Vorhaben, das von vielen Syrern aktiv unterstützt wurde.
All das war VanderMissen und den anderen im Raum natürlich bekannt, aber nun hatte sich ein neues Problem aufgetan.
»In dieser Wüste geht etwas vor sich«, erklärte er. »Etwas, worin Scheich Sa'ad involviert sein könnte . möglicherweise zufällig, aber eine Situation, die er sich mit Unterstützung der islamischen Revolutionsgarde zunutze machen könnte.«
Gus Costello hob eine Augenbraue. »Und das wäre?«
»Wir kennen den Bastard gut. Wir wissen, wo sich seine Lager befinden«, sagte General Mason auf die für ihn typische ruppige Art. »Ich war vor sechs Monaten schon dafür, ihn auszuräuchern. Ein sauberer Luftangriff, und wir hätten einen verdammten Windelkopf weniger auf der Welt.«
»Der Präsident hält das nicht für besonders ratsam«, warf Arlene Rabin ein.
Mason starrte sie nur an, als wäre sie ein naives Gör.
Der Verteidigungsminister seufzte. »Das ist hoffentlich nicht der Grund, weshalb Sie uns einbestellt haben, oder, Chuck? Das haben wir doch schon alles durchgekaut.«
Admiral Paulus sah auf die Uhr. »Gott, und dafür habe ich mein Essen mit dem russischen Botschafter abgesagt. Alles, was ich über diese verdammten Idioten zu sagen habe, habe ich bereits gesagt.«
Pershing hob seine Hände. »Könnten wir uns wieder beruhigen?« Er wandte sich an VanderMissen. »Die Bühne gehört Ihnen, Chuck.«
Die anderen warteten.
»Womit wir es hier zu tun haben«, fuhr VanderMissen fort, »ist weitaus schlimmer als eine zusammengewürfelte Armee, die Autobomben in Bagdad hochgehen lässt. Das fragliche Gebiet wurde abgeriegelt und nicht einmal syrischen Zivilisten ist der Zutritt mehr gestattet.«
»Nicht schon wieder diese Flachwichser von der ISIS«, stöhnte Mason.
»Schlimmer.«
»Soll heißen?«, fragte Sleshing.
»Lassen Sie es mich Ihnen erklären.« VanderMissen erhob sich und lief zu dem Plasmabildschirm an der Wand. »Das ist, wie Sie sehen können, eine Karte des westlichen Iraks und des östlichen Syriens. Das Areal, welches uns Sorgen bereitet, befindet sich hier.« Er deutete auf einen Bereich kurz hinter der jordanischen Grenze. »Die Badia-Wüste. Dieses, mit einem blauen Rechteck markierte Gelände wurde vom Militär abgeriegelt. Niemand kommt dort hinein oder wieder hinaus. Alles, was wir aus Botschafter Khassim herausbekommen konnten, ist, dass es dort den Ausbruch einer viralen Krankheit gegeben hat.«
Sleshing leckte sich über die Lippen. »Welche Art von Krankheit?«
»Das sagte er nicht. Er behauptet, dass seine Regierung es als internes Problem ansieht und die Sache daher auch landesintern klären wird.«
»Was soll's?«, fragte General Mason. »So, wie die Leute dort leben, ist das kein Wunder. Sie befinden sich mitten in einem Bürgerkrieg, verflucht nochmal.«
»Bitte, General«, maßregelte ihn die Außenministerin.
»Irgendwelche Gerüchte?«, fragte Thorogood.
»Nichts.« VanderMissen tippte auf den Bildschirm und eine körnige Aufnahme erschien. »Aber wir haben ein paar Satellitenbilder. Nicht viel, aber genug, um sich Sorgen zu machen.«
Gus Costello, der nationale Sicherheitsberater und einzige Schwarze in dem ansonsten exklusiven weißen Klub, sah einfach nur zu und lauschte. Hin und wieder kaute er auf seiner Oberlippe, mehr aber auch nicht. Irgendetwas war faul an der Sache, das spürte er.
»Dieses Areal . von welcher Größe sprechen wir da?«, wollte Rabin wissen.
»Etwa fünfzig Quadratmeilen«, erklärte VanderMissen.
Sleshing zog seine Stirn noch mehr in Falten, sein Blick verfinsterte sich.
»Wenn ich mich recht entsinne, müsste das die gleiche Örtlichkeit wie Nkudbkah auf der irakischen Seite sein, oder täusche ich mich da?«
Admiral Paulus verstand, worauf er hinauswollte. »Oh bitte, die ganze Geschichte ist doch schon beschissene sechs Jahre her. Unmöglich, dass sie noch aktiv ist, oder, Chuck?«
VanderMissen antwortete nicht. »Nkudbkah liegt östlich dieses Areals.«
»BioGen«, sagte Thorogood und sah aus, als würde er kurz vor einem Weinkrampf stehen.
Costello und Außenministerin Rabin blickten einander nur an. Sie hatten keine Ahnung, wovon die beiden sprachen.
»BioGen?«, fragte Costello und schüttelte den Kopf. »Das sagt mir nichts.«
VanderMissen seufzte. »Nein, Gus, weder Sie noch Arlene waren damals im Amt. Der Rest von uns mehr oder weniger schon. Wir waren in BioGen involviert. Wir alle. Der Präsident wollte sie jetzt hinzuziehen.«
VanderMissen erklärte, was BioGen war und wofür es benutzt wurde, und es dauerte nicht lange, bis der Sicherheitsberater und die Außenministerin denselben gequälten Ausdruck im Gesicht trugen wie die anderen Anwesenden.
»Was in Gottes Namen haben Sie sich dabei gedacht?«, stellte Rabin sie zur Rede.
»Offenbar zu wenig«, räumte Paulus ein.
Danach herrschte Schweigen.
Die Männer blickten einander nicht an. Sie starrten auf ihre Hände, kauten Kaugummi, aber ihre Blicke trafen sich nicht. Hätte VanderMissen ihnen eben mitgeteilt, dass man den Präsidenten ermordet hatte, hätte das Schweigen nicht vollständiger, dichter, von Entsetzen durchtränkter sein können.
Thorogood musste seine Hände verschränken, um nicht zu zittern.
»Ich hatte mich die ganze Zeit über gefragt, welche Auswirkungen es haben würde. Heilige Mutter Gottes«, sagte der Verteidigungsminister.
»Jetzt reißen Sie sich mal zusammen«, murrte General Mason und zündete sich eine Zigarette an, obwohl das Rauchen in Regierungsgebäuden untersagt war. Niemand wagte es, ihn darauf...
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