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Carrie
Mein Vater hatte mir einst davon erzählt, wie schön die Kollision zweier Sterne sei. Er meinte: »Carrie, wenn Sterne kollidieren, ist es das schönste Feuerwerk, das du dir vorstellen kannst!« Ich erinnerte mich daran, dass mich der Gedanke damals abschreckte, bedeutete Kollision für mich doch stets Zerstörung. »Aber zerstören die Sterne einander dann nicht selbst?«, hatte ich ihn gefragt.
Mein Vater jedoch hatte nur gelächelt und weiter in den Himmel gesehen. »Nicht ganz, Carrie, entweder die beiden Sterne überleben als Einzelsterne, sie verschmelzen zu einem einzigen Stern oder sie zerstören einander vollkommen . Mit der Kollision zweier Sterne ist es eigentlich wie mit der Liebe.«
Und in dem Moment, als Evan Black mir in die Augen sah, war es, als prallten zwei Sterne aufeinander. Auch wenn ich wohl die Einzige war, die es spüren konnte, fühlte es sich an, als erschütterte eine massive Druckwelle die Erde, als würde sie Erzittern unter dem Zusammenstoß zweier Sterne - Evan und mir.
Blieb nur eine Frage im Raum stehen, in welcher Form würden wir überleben? Jeder für sich, gemeinsam, oder würden wir einander zerstören?
»Carrie?« Mel schob sich in mein Sichtfeld. »Hey, alles okay?« Sorge spiegelte sich in ihrem Blick, und sie schaute mich aufmerksam aus ihren blauen Augen an. »O nein, du weinst ja .«, murmelte sie, bevor sie ein Taschentuch aus ihrer Hosentasche zog und mir die Tränen abtupfte. »Schon gut, alles wird gut«, flüsterte sie beruhigend.
Und wie ich ihn dort stehen sah, um Worte ringend, ergriff Panik Besitz von mir. Ich sprang von dem Hocker und griff nach meinem Mantel.
»Was kriegst du von mir?«, fragte ich Mel, die mich ansah, als wäre ich ein Kind, das einfach nicht hören wollte.
»Du wirst jetzt nicht gehen, Carrie!«
Ich ignorierte sie, genauso wie ich den Lärm und die Menschen um mich herum ignorierte.
»Mel, bitte . diskutier nicht weiter mit mir und mach die Rechnung fertig!« Ich hörte selbst, wie meine Stimme laut wurde, aber es war mir egal. Mir lief die Zeit davon. »Mel .«, flehte ich, doch sie bewegte sich keinen Zentimeter, betrachtete mich mittlerweile, als wäre ich ein verfaultes Stück Fleisch, das zu lange in der Sonne gelegen hatte.
»Wenn du jetzt gehst, wird er dir das nie verzeihen. Und ich dir ebenso wenig. Keiner von uns.«
Einen Moment sah ich sie an, focht einen stummen Kampf mit den leisen Zweifeln aus, die sich in meinem inneren Gehör verschaffen wollten - dann drehte ich mich um und eilte zur Tür. Mein Herz schlug so schnell, dass ich befürchtete, mir würde jeden Moment der Brustkorb auseinanderbrechen. Ich musste hier raus, brauchte frische Luft. Die Menge um mich herum wurde unruhig, Stimmen laut - doch ich blendete all das aus. Einen Schritt nach dem nächsten. Einen Schritt nach dem nächsten.
Ich hatte die Tür schon fast erreicht, als mich jemand am Arm packte, grob zurückzog und in eine feste Umarmung zwang.
»Geh nicht.« Es waren nur zwei Worte, doch von der richtigen Person gesagt, löste sich alles andere in Bedeutungslosigkeit auf.
»Killian«, hauchte ich nur, bevor ich mich gegen seine Brust sinken ließ, dem Druck seiner Umarmung nachgab, mich an ihm festkrallte, als würde ich sonst untergehen.
Tränen brannten in meinen Augen. War ich für all das wirklich bereit? Nein, aber fragte das Leben je danach, ob man bereit war? Schön wär's, dachte ich sarkastisch.
Als ich mich langsam von ihm zu lösen begann, ließ er mich frei, wischte mir die Tränen weg und drückte mir einen sanften Kuss auf die Wange.
»Danke«, flüsterte er noch, bevor er sich umsah.
Um uns herum war es leise geworden, die Fans flüsterten sich aufgeregt etwas zu, Frauen drehten sich zu mir um, erstaunte Laute hallten durch den kleinen Pub.
Killian zog mich leicht zu sich, dann drehte er sich um.
»Wir sollten hinter die Bühne gehen, sonst bricht hier gleich die Hölle aus.«
Während das Publikum noch zu überlegen schien, ob es tatsächlich Killian war, der mitten zwischen ihnen stand, schleifte dieser mich bereits auf eine Holztür zu. Als wir sie erreichten, hörte ich jemanden, der seinen Namen schrie, doch Killian drehte sich nicht einmal um. Stattdessen stieß er die Tür mit derart viel Schwung auf, dass sie gegen die Wand knallte, bevor er mir mit einem Kopfnicken symbolisierte, dass ich hineingehen sollte.
Ich drehte mich noch einmal um, fing die Blicke gaffender Frauen auf, nahm den Geruch von Schweiß und Bier wahr, speicherte die letzten Sekunden meines alten Lebens genau ab, dann machte ich einen schnellen Schritt und lief meiner Zukunft entgegen.
»Wenn das nicht Carrie Abernathy ist«, hörte ich Lawrences Stimme. In ihr schwang ein merkwürdiger Unterton mit. Es war eine Mischung aus Hohn, Spott, aber auch Freude. Kurz zögerte ich, wägte ab, was ich tun sollte, tat schließlich, was mir am absurdesten erschien: Ich lächelte.
Einen Moment sah Lawrence mich an, dann schüttelte er den Kopf, machte einige große Schritte, zog mich in seine Arme und hob mich hoch.
»Fuck.« Er sagte es, als prostete er jemandem zu und nicht, als benutze er ein Schimpfwort. »Du bist uns echt eine Erklärung schuldig«, murmelte er, ehe er seine Umarmung etwas lockerte, mich schließlich freigab.
Tränen brannten in meinen Augen, als ich ihm zunickte.
»Aber zuerst sollte sie zu ihm gehen«, bemerkte Killian, dessen Blick nervös in Richtung einer weiteren Tür zuckte.
»Da hat er recht«, mischte sich nun auch Matt ein, der mich ebenfalls in eine herzliche Umarmung zog.
Ein seltenes Gefühl breitete sich in mir aus - sanft, und kraftvoll zugleich. Warm und wohlig. Fühlte es sich so an, nach Hause zu kommen?
»Gut siehst du aus«, stellte Matt fest, als er sich von mir löste. Gern hätte ich ihm ebenfalls gesagt, dass er gut aussah, aber mein Gehirn arbeitete nicht mehr richtig, meine Augen stellten nicht mehr scharf, und mein Mund konnte keine Worte mehr formen. Alles in mir wollte durch diese Tür gehen und fürchtete sich zugleich davor.
»Nun lasst sie in Frieden. Er dreht wahrscheinlich .«, Killian fuhr sich mehrfach hintereinander durchs Haar, ». gerade durch.«
»Ich würde sagen, wir warten bei Mel und verteilen ein paar Autogramme. Das könnte jetzt etwas dauern.«
Kilian nickte nur, dann ließen sie mich stehen und verschwanden hinaus in das überfüllte Pub, wo sogleich Gekreische laut wurde.
Einen Moment schaute ich auf die hölzerne Tür, bis ich mich beinahe in Zeitlupe herumdrehte und den spärlich beleuchteten Gang entlanglief. Es gab nur noch eine Tür. Und es war klar, wohin sie führte.
Während ich langsam losging, schlug mein Herz mit jedem Schritt schneller, schien sich regelrecht zu überschlagen.
Als ich vor der Tür zum Stehen kam, legte ich meine Hand auf die Klinke, schloss einen Moment die Augen. Das kühle Metall tat meinem viel zu erhitzen Körper gut, ließ mich für den Bruchteil einer Sekunde entspannen. Diesen nutzte ich, um noch einmal tief Luft zu holen, ehe ich die Klinke herunterdrückte und eintrat.
Sowie mein Fuß die Türschwelle überschritten hatte, rückte alles in den Hintergrund. Meine Umgebung, die Geräusche um mich herum, die Gerüche, mein ganzes Sein verschwamm zu einer unbedeutenden Masse. Ich war Komparse in meinem eigenen Leben. Alles, was ich wahrnahm, war Evan.
Er saß auf einem dunkelbraunen Ledersessel, hielt in der einen Hand eine Zigarette und in der anderen ein niedriges Glas, in dem er eine bräunliche Flüssigkeit kreisen ließ - Whiskey, vermutete ich.
Ich schloss die Tür hinter mir und sperrte die restliche Welt aus. Sorgte dafür, dass es nur uns beide gab. Mich und ihn. Erschuf meinen ganz eigenen Mikrokosmos. Erst als ich mich von der Türklinke löste, bemerkte ich das unerbittliche Zittern meiner Hände.
Er sah mich an. Seine Augen waren schwarz.
Ich rang um Atem, zwang mich, den Kloß in meinem Hals hinunterzuschlucken. Das Verlangen zu fliehen, war nahezu übermächtig. Ich fühlte mich wie ein Ast, der in der Strömung eines reißenden Stroms hing und versuchte, nicht dem tonnenschweren Zug des Wassers nachzugeben, das unbarmherzig versuchte, ihn mit sich zu zerren.
»Evan?«, fragte ich so leise, dass ich befürchtete, er hatte mich nicht verstanden. Unsicher schwankte ich, machte einen kleinen Schritt auf ihn zu.
Er schaute auf, und als sich unsere Blicke schließlich begegneten, hielt ich sofort inne. Ich wagte es nicht einmal, einen weiteren Schritt auf ihn zuzugehen. Das war nicht der Evan, den ich einst gekannt hatte. Der Ausdruck, der sich da in seinen Augen widerspiegelte, war so unendlich traurig und wütend, voller Schmerz und ungestillter Sehnsucht - es war, als wütete eine alles verzehrende Kraft in dem sonst so ruhigen, friedlich dahinplätschernden Fluss.
Und dennoch hielt ich seinem Blick stand, wich nicht zurück. Er trank den letzten Schluck des Whiskeys, wobei er mich nicht aus den Augen ließ, ehe er sich aus dem Sessel hochdrückte. Eine Weile standen wir so da, starrten einander nur an, dann machte er einen Schritt auf mich zu.
Ich hielt die Luft an, nur noch ein paar Zentimeter . Bevor ich realisieren konnte, was geschah, fand ich mich plötzlich in seiner Umarmung wieder. Ich konnte seinen Geruch nach Holz und Jasmin wahrnehmen, die Wärme seiner Schultern unter meinen Fingerkuppen spüren.
Und plötzlich brach ich in Tränen aus und verlor sämtlichen Halt. Als wäre ich eine Gummipuppe, knickten meine Beine ein. Evan hielt mich fest,...
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