Schweitzer Fachinformationen
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In diesem Kapitel werden die theoretischen Grundlagen der Untersuchung und der Status Quo des Forschungsgebiets skizziert (Kap. 2.1) um das Thema im Folgenden theoretisch einzugrenzen und die Forschungsfragen herauszuarbeiten (Kap. 2.2). Anschließend werden die theoretischen Hintergründe sowie Anwendungshinweise zu den NLP-Grundannahmen aufgezeigt (Kap. 2.3) und ein theoretischer Brückenschlag zwischen den Grundannahmen in der Rhetorik und den NLP-Axiomen durchgeführt (Kap. 2.4). Weiterhin werden hier die wichtigsten NLP-Fachtermini genannt und erklärt (Kap. 2.5), ebenso wie alle im Rahmen der Untersuchung wichtigen NLP-Techniken (Kap. 2.6). Schließlich erfolgt im Fazit dieses Kapitels noch eine Zusammenfassung der zentralen theoretischen Grundlagen, Forschungsfragen und Thesen (Kap. 2.7).
Neuro-Linguistisches Programmieren - schon der Name verdeutlicht, dass die sprechsprachliche Kommunikation ein zentrales Element dieser Technik ist. Warum genau die Optimierung sprechsprachlicher Kommunikation heute wichtiger denn je ist und in welcher Weise NLP hierbei von Nutzen sein kann, wird in diesem Kapitel eruiert.
Dabei wird zuerst auf den aktuellen Bezug der sich verändernden Kommunikation (Kap. 2.1.1) eingegangen, um anschließend den möglichen Nutzen von NLP für die Kommunikation (Kap. 2.1.2) zu betrachten. Grundlegende technische Überlegungen zur Bedeutung der Sprache und des Sprechens im NLP (Kap. 2.1.3) werden ergänzt durch praktische Betrachtungen der Anwendungsgebiete von NLP (Kap. 2.1.4), um schließlich den wissenschaftlichen Hintergrund und das Potential (Kap. 2.1.5) von NLP anzureißen und die theoretische Basis von NLP als interdisziplinärer Wissenschaftsdisziplin (Kap. 2.1.6) zu erörtern. Schließlich werden noch bestehende und mögliche zukünftige Ansätze für Anwendungs- und Forschungsmöglichkeiten von NLP in der Sprechwissenschaft (Kap. 2.1.7) erfasst.
Differenziertere Betrachtungen unter stärkerem Einbezug der Untersuchungsergebnisse finden sich zu einigen dieser Themen in Kapitel 4.
Die zwischenmenschliche Kommunikation hat sich im Lauf der Kulturgeschichte ständig verändert und weiterentwickelt, sowohl in ihrer Bedeutung und ihrer Funktion als auch in ihrer Vielfalt und Reichhaltigkeit. Die Entwicklung der neuen Medien in Kombination mit der Beschleunigung unserer Lebensweise sorgt für eine sprachliche Verknappung und die Bildung neuer sprachlicher Codes, wie Abkürzungen (z. B. LOL), Symbolen (z. B. Smileys) und Neologismen (z. B. Arschfax). Gleichzeitig steigen im Kommunikationszeitalter an vielen Stellen des Berufs- und Privatlebens die Anforderungen, Informationen auf verbalem Weg zielgerichtet und effektiv zu vermitteln. Mit ihren auf Verknappung ausgerichteten Kommunikationsfähigkeiten werden viele den kommunikativen Anforderungen im Berufs- und Privatleben nicht mehr gerecht. Der Widerspruch liegt in den Anforderungen und der Bedeutung, die die Gesellschaft dem Thema Kommunikation beimisst. Trotz massiv steigenden Anspruchs an die Kommunikationsfähigkeiten des Einzelnen (z. B. Umgang mit Kommunikationspartnern aus anderen Kulturen, angemessene Reaktion auf sensible Themen), ist das Thema mündliche Kommunikation immer noch ein Nebenschauplatz der schulischen und beruflichen Ausbildung.
Das führt zu Stress und Überlastung bei den Betroffenen und dem Drang, sich selbst mit der Weiterbildung auf diesem Gebiet zu befassen. Der Weiterbildungsmarkt reagiert auf diese Entwicklung mit einem stetig wachsenden Angebot an Seminaren, Workshops, Software und vor allem Ratgeberliteratur (vgl. Bachmann/Flothow 1990; Isert 1996; Dilts 1997; O'Connor 1999; Blickhan 2007; Schmidt-Tanger/Stahl 2010).
Auch Coaching wird in allen Bereichen der beruflichen und privaten Kommunikation angeboten, mit teilweise fantastisch klingenden Versprechen über den möglichen Effekt. Die Wirkung all dieser Angebote ist jedoch in vielen Fällen umstritten, weil trotz aller Behauptungen über eine Vielzahl zufriedener Kunden ein grundlegender wissenschaftlicher Beleg fehlt (vgl. Nixdorf 2009, 29; Schwertfeger 2014a, Abs. 10; Schwertfeger 2014b, Abs. 9).
Eines der am stärksten beworbenen Weiterbildungsangebote auf dem Gebiet der Kommunikation ist das Neuro-Linguistische Programmieren (NLP). Gleichzeitig ist NLP wohl auch eines der am kontroversesten diskutierten Verfahren, werden doch immer wieder diverse Vorwürfe, allen voran der der Unwissenschaftlichkeit, erhoben (vgl. Kapitel 2.2.4). Diesen Vorwürfen zum Trotz wächst - so zeigen es die im Rahmen dieser Arbeit durchgeführten Experteninterviews wie auch persönliche Gespräche mit NLP-Anwendern und -Interessenten auf dem Kongress des Deutschen Verband für Neuro-Linguistisches Programmieren e. V. (DVNLP) 2012 - das Interesse an NLP stetig, sowohl in verschieden Wirtschaftszweigen als auch bei Privatpersonen, die an ihren persönlichen Kommunikationsfähigkeiten arbeiten möchten.
NLP "ist ein psychologisches Kommunikationsmodell, welches [...] bei der genauen Analyse der Arbeit erfolgreicher Therapeuten [...] [von] [...] dem Mathematiker Richard Bandler und dem Linguisten John Grinder entwickelt" wurde (Grochowiak 1996, 2). Bandler und Grinder gingen bei der Entwicklung empirisch vor und begründeten ihre Theorien hauptsächlich auf der Beobachtung und Befragung der erwähnten Therapeuten, im Wesentlichen Fritz Perls, Virginia Satir, Milton Erickson (O'Connor/Seymour 2009, 25 f.). Im Weiteren wurden die praktischen Anwendungsmöglichkeiten der entwickelten Muster im Rahmen von Seminaren und Untersuchungssettings mit Studierende der University of California in Santa Cruz überprüft und vertieft. Das Ziel war die Herausarbeitung von maximal wirksamen, auf ein Ziel (z. B. therapeutische Intervention) ausgerichteten Kommunikationstechniken. "Sensorische Erfahrungen sind aber nur die Grundlage. Deren Struktur, zu der sie weiterverarbeitet werden, ist das eigentliche Thema des NLP." (Mohl 2006a, 68; vgl. a. Bachmann 1999).
Mohl unterscheidet im Folgenden zwei große Felder im NLP, die Wahrnehmung und die Informationsverarbeitung (ebd., 68 ff.). Das erste dient der Aufnahme von Signalen aus der Umwelt und das zweite der Umsetzung dieser in das sog. Modell der Welt in Anlehnung an Alfred Korzybskis Landkartenmetapher (ebd., 60 f.), die besagt, dass jeder Mensch, ähnlich einer unter bestimmten Gesichtspunkten erstellten Landkarte (z. B. Abbildung industrieller oder landwirtschaftlicher Strukturen), sein eigenes, individuelles Bild der Realität erzeugt. Ziel der Kommunikation mit NLP-Methoden ist es, das Modell der Welt des Gegenübers zu verstehen und dieses mittels des gezielten Einsatzes der entsprechenden Techniken und Muster anzusprechen. Ein ausgebildeter NLPler bewegt sich also mit wachsender Flexibilität auf der Landkarte seines Gegenübers, denn er entwickelt im Lauf des Gesprächs ein immer tieferes Verständnis für die den verbalen Äußerungen zu Grunde liegenden Denkstrukturen.
Eine Optimierung der Kommunikation ist jedoch nicht nur bei einer absichtsmotivierten Kommunikation (z. B. Therapiegespräch, Verkaufsverhandlung) sinnvoll; ganz allgemein können durch das bessere Verständnis des Gegenübers Kommunikationsvorgänge optimiert und es kann so Missverständnissen vorgebeugt werden.
Unter Berücksichtigung von Watzlawicks Axiom "Wir können nicht nicht kommunizieren." (Watzlawick et al. 2011, 53) ist davon auszugehen, dass eine menschliche Interaktion ohne Kommunikation generell unmöglich ist, eine Optimierung derselben daher umso wichtiger.
"Einer der Grundsätze des NLP lautet, dass wir permanent kommunizieren. Zum einen natürlich durch Sprache, aber auch durch unsere Mimik, unsere Gesten und unseren Tonfall. Was ist die Botschaft und wie drücken wir sie aus? Ist das, was wir mitteilen wollen, auch das, was unser Gegenüber tatsächlich versteht? Wenn nicht, wie erkennen wir die entsprechenden Hinweise, und wie können wir diese bei der Interaktion berücksichtigen? NLP bietet hier eine Vielzahl praktischer Werkzeuge für effiziente Kommunikation." (Tomas et al. 2009, 7).
Für den weiteren Verlauf dieser Arbeit und die Auswertung der Untersuchungsergebnisse ist es zunächst wichtig, die Begriffe Sprache und Sprechen zu unterscheiden. Grundlage soll die Differenzierung nach Ferdinand de Saussure sein:
"So bedeutet deutsch Sprache sowohl 'langue' (Sprache) als 'langage (menschliche Rede); Rede entspricht einigermaßen dem 'parole' (Sprechen) fügt dem aber noch den speziellen Sinn von 'discours' hinzu." (Saussure et al. 2001, 17)
Wagner (1997) führt diese Differenzierung in seinen Betrachtungen der Erkenntnisse de Saussures noch etwas weiter aus:
"Die Sprache (langue) ist der gemeinsame Besitz einer Sprachgemeinschaft und ist ihrem Wesen nach gesellschaftlich bedingt und vom einzelnen Individuum unabhängig. Sie ist...
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