Schweitzer Fachinformationen
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Ein Reiterschwarm galoppierte, von Panik getrieben, an der Hecke vorüber, hinter der Thomas, Eleanor und Vater Hobbe sich versteckten. Ein halbes Dutzend Pferde war reiterlos, und bei mindestens zwanzig Tieren ragten blutverschmierte Pfeile aus dem Körper. Hinter den Reitern folgten dreißig oder vierzig Männer zu Fuß, einige humpelnd, andere ebenfalls von Pfeilen gespickt, und ein paar von ihnen trugen Sättel auf dem Arm. Unter einem erneuten Pfeilhagel liefen sie an den brennenden Bauernhäusern vorbei, als Hufgetrappel sie herumfahren ließ. Aus dem Nebel kamen Reiter in Kettenpanzern hervorgedonnert, und die Verfolgten rannten unbeholfen davon, was die Beine hergaben. Dicke Lehmklumpen flogen von den Hufen der Pferde auf. Die Hengste wurden abrupt gezügelt, damit die Reiter auf ihre Opfer zielen konnten, dann bekamen sie wieder die Sporen und wurden auf die Flüchtenden zugetrieben. Eleanor stieß einen Schrei aus, als die mächtigen Schwerter niederstießen. Ein paar der Fliehenden fielen auf die Knie und hoben die Arme, als Zeichen, dass sie sich ergaben, doch die meisten versuchten sich zu retten. Einer duckte sich hinter einen galoppierenden Reiter und rannte auf die Hecke zu, doch als er Thomas mit seinem Bogen erblickte, machte er kehrt und lief direkt einem anderen Reiter in die Arme, der ihm seine Schwertspitze ins Gesicht stieß. Der Mann riss die Hände hoch und sank zu Boden, den Mund aufgerissen, als wolle er schreien, doch es kam kein Laut, nur Blut, das ihm zwischen den Fingern hindurchlief. Der Reiter, der weder Helm noch Schild trug, wendete sein Ross und beugte sich aus dem Sattel hinunter, um dem Mann mit einem Schwertstreich in den Nacken den Todesstoß zu versetzen, wie einem Rind, das geschlachtet wurde - was auf merkwürdige Art passte, denn Thomas sah, dass der Reiter auf dem kurzen, ärmellosen Leibrock, den er über seinem Kettenpanzer trug, das Abzeichen einer braunen Kuh hatte. Der Leibrock war zerrissen, blutbefleckt und so ausgeblichen, dass Thomas das Abzeichen im ersten Moment für einen Bullen hielt. Der Reiter schwenkte auf Thomas zu, hob drohend sein blutiges Schwert, bemerkte dann jedoch den Bogen und zügelte sein Pferd. «Engländer?»
«Und stolz darauf?», antwortete Vater Hobbe an Thomas' Stelle.
Ein zweiter Reiter kam herbei, dieser im weißen Leibrock mit drei schwarzen Raben. Drei Gefangene wurden auf die beiden Reiter zugeschubst. «Wie zum Teufel seid ihr so weit nach vorne gekommen?», fragte der neu Hinzugekommene Thomas.
«Nach vorne?»
«Vor uns.»
«Wir sind zu Fuß gegangen», sagte Thomas. «Von Frankreich aus. Oder zumindest von London.»
«Von Southampton!», berichtigte Vater Hobbe ihn überflüssigerweise.
«Frankreich?» Der erste der beiden Männer, mit zotteligem Haar, wettergegerbtem Gesicht und einem so starken nördlichen Akzent, dass Thomas ihn kaum verstand, klang, als höre er das Wort zum ersten Mal. «Ihr wart in Frankreich?»
«Ja, mit dem König.»
«Jetzt bleibst du bei uns», sagte der zweite Mann drohend, dann musterte er Eleanor eingehend. «Hast du die Kleine von da mitgebracht?»
«Ja», erwiderte Thomas kurz angebunden.
«Der Kerl lügt», sagte eine neue Stimme, und ein dritter Reiter schob sich nach vorn. Er war schlaksig, etwa dreißig Jahre alt, und sein knochiges Gesicht war so rot und rau, als hätte er sich beim Rasieren nicht nur die Stoppeln abgeschabt, sondern die Haut gleich mit. Sein dunkles Haar war lang und im Nacken mit einem Lederband zusammengefasst. Das Pferd, ein mit Narben übersäter Rotschimmel, war ebenso mager wie sein Reiter und rollte nervös die Augen, dass das Weiße zu sehen war. «Ich hasse gottverdammte Lügner», sagte der Mann und starrte Thomas an. Dann warf er einen rachsüchtigen Blick auf die Gefangenen, von denen einer ein rotes Herz auf seinem Leibrock trug. «Fast so sehr, wie ich Douglas und seine gottverdammten Anhänger hasse.»
Der Reiter trug statt eines Kettenpanzers einen Gambeson, einen gesteppten, ledernen Waffenrock, wie ihn ein Bogenschütze tragen würde, wenn er sich nichts Besseres leisten konnte, und doch stand er offensichtlich weit über einem Bogenschützen, denn um seinen Hals lag eine Goldkette, ein Schmuck, der nur Adligen erlaubt war. An seinem Sattelknauf hing ein verbeulter Helm mit schnauzenförmigem Visier, sein Schwert steckte in einer einfachen Lederscheide, und über der linken Schulter trug er einen weiß gestrichenen Schild mit dem Abzeichen einer schwarzen Axt. Außerdem war an seinem Gürtel eine zusammengerollte Peitsche befestigt. «Die Schotten haben auch Bogenschützen», sagte der Mann, zu Thomas gewandt. Dann wanderte sein Blick zu Eleanor. «Und Frauen.»
«Ich bin Engländer», wiederholte Thomas.
«Wir sind alle Engländer», sagte Vater Hobbe mit Nachdruck, ohne daran zu denken, dass Eleanor aus der Normandie stammte.
«Ein Schotte würde auch behaupten, er sei Engländer, wenn ihn das vor dem Aufschlitzen bewahrte», entgegnete der rotgesichtige Mann sarkastisch. Die beiden anderen Reiter waren ein Stück zurückgewichen; offenbar fürchteten sie sich vor dem Hageren, der jetzt seine lederne Peitsche vom Gürtel löste und ihre Spitze mit einer lässigen Bewegung einen Fingerbreit vor Eleanors Gesicht knallen ließ. «Ist sie Engländerin?»
«Nein, Französin», sagte Thomas.
Der Reiter schwieg einen Moment und musterte Eleanor ausgiebig. Die Peitschenschnur erbebte unter dem Zittern seiner Hand. Er sah ein hellhäutiges, zierliches Mädchen mit goldenem Haar und großen, angsterfüllten Augen. Ihre Schwangerschaft zeichnete sich noch nicht ab, und an ihr war eine Zartheit, die außergewöhnlichen Genuss versprach. «Schottin, Engländerin, Französin - was macht das schon für einen Unterschied? Sie ist eine Frau. Fragst du danach, wo ein Pferd geboren ist, bevor du es reitest?» Im gleichen Augenblick wurde sein eigenes Pferd nervös, weil der Wind beißenden Rauch in seine Nüstern trieb. Unruhig tänzelte es ein paar Schritte seitwärts, bis der Mann ihm die Sporen so brutal in die Flanken hieb, dass sie sich durch die gepolsterte Schabracke bohrten und der Hengst zitternd vor Angst stehen blieb. «Wo sie herkommt», sagte der Mann zu Thomas und wies mit dem Peitschengriff auf Eleanor, «ist mir gleich, aber du bist ein Schotte.»
«Ich bin Engländer», wiederholte Thomas noch einmal. Etwa zehn weitere Männer mit dem Abzeichen der schwarzen Axt waren dazugekommen und starrten Thomas und seine Gefährten an. Sie hatten sich um die drei schottischen Gefangenen geschart, die den Mann mit der Peitsche offenbar kannten und nichts Gutes ahnten. Andere Bogenschützen und Soldaten sahen zu, wie die Bauernhäuser abbrannten, und lachten über die Ratten, die aus den Überresten der eingestürzten Strohdächer flüchteten.
Thomas nahm einen Pfeil aus seiner Tasche, und sofort taten vier oder fünf Bogenschützen mit dem Abzeichen der schwarzen Axt dasselbe. Die anderen grinsten erwartungsvoll, als ob sie das Spiel kannten und sich darauf freuten. Doch bevor es losgehen konnte, wurde der Reiter von einem der schottischen Gefangenen abgelenkt, der das vorübergehende Interesse seiner Häscher an Thomas und Eleanor nutzte, um davonzulaufen. Er war noch keine zwanzig Schritt weit gekommen, als einer der englischen Soldaten ihn mit seinem Pferd niederritt. Der Hagere, amüsiert über den verzweifelten Fluchtversuch des Schotten, deutete auf eines der brennenden Häuser. «Heizt dem Bastard ein», befahl er. «Dickon! Beggar!», rief er zwei seiner Fußsoldaten zu. «Passt auf die drei hier auf.» Er wies mit dem Kopf auf Thomas. «Lasst sie ja nicht entkommen!»
Dickon, der Jüngere von beiden, hatte ein rundes, grinsendes Gesicht, aber Beggar war ein Schrank von einem Kerl, ein schlurfender Riese, dessen Gesicht so behaart war, dass man in dem zotteligen, verkrusteten Wust, der unter dem rostigen Eisenhelm hervorspross, nur noch Nase und Augen erkennen konnte. Thomas maß sechs Fuß, genau wie sein Kriegsbogen, aber neben Beggar, dessen massige Brust beinahe den ledernen Plattenrock sprengte, wirkte er wie ein Zwerg. Um den Bauch des Riesen hingen, an zwei Seilen befestigt, ein Schwert und ein Morgenstern. Das Schwert hatte keine Scheide, seine Klinge war gekerbt, und einer der Dorne an dem Morgenstern war verbogen und mit Blut und Haaren beschmiert. Der drei Fuß lange Griff der Waffe schlug gegen die nackten Beine des Riesen, als er auf Eleanor zutrottete. «Schön», brummte er, «schön.»
«Beggar! Bei Fuß, alter Junge, bei Fuß!», befahl Dickon scherzhaft, und Beggar schwenkte gehorsam ab, ließ Eleanor jedoch nicht aus den Augen und stieß ein kehliges Knurren aus. Dann erklang ein Schrei, und er wandte sich zu dem nächststehenden brennenden Bauernhaus um, wo der Schotte, mittlerweile nackt, für einen ersten Vorgeschmack ins Feuer gestoßen worden war. Sein langes Haar brannte, und er rannte unter dem Gelächter seiner englischen Häscher panisch herum und schlug auf die Flammen ein. Die beiden anderen schottischen Gefangenen kauerten daneben, von Schwertspitzen auf den Boden gedrückt.
Der hagere Reiter sah zu, wie einer der Bogenschützen dem Gefangenen ein Stück Sacktuch über den Kopf warf, um die Flammen zu ersticken. «Wie viele seid ihr?», fragte er.
«Tausende!», erwiderte der Schotte herausfordernd.
Der Reiter beugte sich über seinen Sattelknauf. «Wie viele Tausend, Nichtsnutz?»
Der Schotte, dessen Haar und Bart rauchten und dessen Haut verkohlt und aufgeschlitzt war, bemühte sich nach Kräften, stolz auszusehen. «Mehr als genug, um dich in einem Käfig nach Hause zu schleifen.»
«So etwas sollte er zu Vogelscheuche besser nicht sagen!», feixte Dickon. «Das mag er gar...
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