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Spanien, 1812. Captain Richard Sharpe marschiert mit Lord Wellingtons Armee in Salamanca ein. Doch diesmal ist nicht die fliehende französische Armee sein Feind, sondern ein einzelner Franzose: der sadistische Oberst Leroux. Denn dieser hat die wahre Identität von El Mirador herausgefunden, Englands wichtigstem Spion, und muss so schnell wie möglich gefasst werden. Zusammen mit seinen Männern macht Sharpe sich auf die Suche - ohne zu ahnen, dass ihr Weg in eine tödliche Falle führt ...
Der Reiter war ein Mörder.
Er war groß, kraftstrotzend und unbarmherzig. Einige fanden, dass er zu jung für einen Colonel in Napoleons Kaiserlicher Garde war, aber niemand unterschätzte ihn deswegen. Ein Blick aus seinen sonderbar blassgrauen Augen mit den hellen Wimpern, Augen, die seinem markanten Gesicht etwas Eisiges, Tödliches verliehen, reichte aus, um Colonel Leroux zu respektieren.
Leroux war der Mann des Kaisers. Er wurde von Napoleon ausgesandt und erfüllte die Aufträge seines Herrn erfolgreich und gnadenlos.
Jetzt war er in Spanien, wohin ihn der Kaiser persönlich geschickt hatte, und Colonel Leroux hatte soeben einen Fehler begangen. Er wusste es, er verwünschte sich deswegen, aber er war entschlossen, sich aus der selbst verschuldeten Zwangslage wieder zu befreien.
Er saß in der Falle.
Leroux war mit einer Kavallerie-Eskorte in ein elendes Dorf am Rand der großen Ebene von Leon geritten und hatte dort den gesuchten Mann, einen Priester, gefunden. Er hatte den Geistlichen gefoltert, ihm bei lebendigem Leib die Haut Zoll um Zoll abgezogen, und am Ende hatte der Priester natürlich geredet. Alle erzählten Colonel Leroux letzten Endes, was er wissen wollte.
Doch diesmal hatte er sich zu viel Zeit genommen. Im Augenblick seines Sieges, als der Priester die Schmerzen nicht mehr ertragen konnte und den Namen hinausschrie, den Leroux wissen wollte, sprengte die deutsche Kavallerie in das Dorf. Männer der Deutschen Legion des Königs, die in diesem Krieg für Britannien kämpften, machten die französischen Dragoner mit ihren Säbeln nieder, und der Hufschlag trommelte den Takt zu den Todesschreien. Colonel Leroux blieb nur die Flucht.
Zusammen mit einem Capitaine der Kavallerie-Eskorte ritt er verzweifelt nach Norden, kämpfte sich den Weg durch eine Gruppe Deutscher frei, und nun, eine Stunde später, hielt er mit dem Capitaine am Rande eines Wäldchens, durch das ein reißender Bach floss, der in den Rio Tormes mündete.
Der Dragoner-Capitaine spähte zurück. »Wir haben sie abgehängt.«
»Das haben wir nicht«, widersprach Leroux. Sein Pferd war mit weißen Schaumflocken bedeckt, die Flanken des Tiers zitterten, und der Colonel spürte die schreckliche Hitze der Sonne durch seine prächtige Uniform hindurch; durch den roten, mit goldenen Schleifen verzierten Uniformrock und die grüne Hose, die mit Leder verstärkt und an den Beinen mit silbernen Knöpfen verziert war. Seine schwarze Feldmütze aus Pelz, dick genug, um einen Säbelhieb an den Kopf abzufangen, hing an seinem Sattelhorn. Sein schweißnasses blondes Haar klebte am Kopf und bewegte sich nicht in der leichten Brise. Plötzlich lächelte er seinen Gefährten an. »Wie heißen Sie?«
Der Capitaine war erleichtert, als er das Lächeln sah. Er fürchtete sich vor Leroux, und diese plötzliche, unerwartete Freundlichkeit war ein willkommener Wechsel. »Mein Name ist Delmas, Colonel. Paul Delmas.«
Leroux lächelte voller Charme. »Nun, Paul Delmas, wir haben bis jetzt Großes geleistet! Sehen wir zu, dass wir sie endgültig abschütteln können, ja?«
Delmas war geschmeichelt bei diesen vertraulichen Worten, und er erwiderte das Lächeln. »Jawohl, Colonel.« Er schaute wieder zurück, und abermals konnte er keine Verfolger auf der Ebene entdecken, die in der Hitze lag. Nichts bewegte sich außer dem Gras, das im Wind wogte, und einem einsamen Falken am wolkenlosen Himmel.
Colonel Leroux ließ sich von der Leere nicht täuschen. Er hatte dieses verlassene Terrain auf dem Herritt entdeckt, und er wusste, dass die Deutschen, die ihr Handwerk verstanden, draußen in der Ebene waren und den Kordon enger zogen, um die Flüchtenden in Richtung Fluss zu treiben. Er wusste ebenfalls, dass die Briten ostwärts marschierten und einige ihrer Männer dem Fluss folgen würden, und er rechnete damit, dass er und sein Gefährte in einen Hinterhalt getrieben wurden. Nun denn. Er saß in der Falle, stand gegen eine Übermacht, aber er war noch nicht geschlagen.
Er konnte gar nicht geschlagen werden. Das war noch nie geschehen, und nun musste er mehr denn je in die Sicherheit der französischen Armee gelangen. Er war dem Erfolg so nahe gekommen, und wenn er die Mission zu Ende brachte, dann würde er den Briten einen Schlag versetzen, wie sie ihn selten in diesem Krieg erlitten hatten. Bei diesem Gedanken stieg Freude in ihm auf. Bei Gott, er würde ihnen gewaltigen Schaden zufügen!
Er war nach Spanien entsandt worden, um die Identität von El Mirador herauszufinden, und an diesem Nachmittag hatte er Erfolg gehabt. Jetzt brauchte El Mirador nur noch in irgendeine Folterkammer gesteckt zu werden. Dann würde man aus dem britischen Spion die Namen aller Kontaktleute in Spanien, Italien und Frankreich herauspressen, die ihre Botschaften an El Mirador schickten. El Mirador sammelte Informationen in Napoleons gesamtem Kaiserreich, und obwohl die Franzosen seit Langem den Kodenamen kannten, war es ihnen nie gelungen, seine Identität herauszufinden.
Leroux hatte das geschafft, und deshalb musste er dieser Falle entkommen, nach Frankreich gelangen, und dort würde er das Netz der britischen Spione zerstören, die alle für El Mirador arbeiteten. Aber zuerst musste er entkommen.
Er trieb sein Pferd in das kühlere Grün des Waldes. »Kommen Sie, Delmas! Wir sind noch nicht fertig!«
Er fand, was er suchte, nur ein paar Meter waldeinwärts. Eine gefällte Buche, deren Stamm verfault war, lag vor einem Gewirr von dornigem Gestrüpp und Laub vom letzten Herbst, das der Wind herangetrieben hatte. Leroux zügelte das Pferd und saß ab.
»An die Arbeit, Delmas!« Es klang optimistisch und heiter.
Delmas hatte keine Ahnung, was Leroux vorhatte. Er getraute sich nicht, zu fragen, und folgte Leroux' Beispiel und zog den Uniformrock aus. Dann half er dem Colonel, eine freie Fläche hinter dem Baumstamm zu schaffen. Ein Versteck. Delmas fragte sich, wie lange sie in dem dornigen Versteck ausharren mussten, bis die Deutschen die Verfolgungsjagd aufgaben. Er lächelte Leroux zaghaft an. »Wo verstecken wir die Pferde?«
»Abwarten«, überging Leroux die Frage.
Der Colonel schien das Versteck abzumessen. Er zog seinen Säbel und stocherte im Dornengestrüpp herum. Delmas schaute den Säbel an. Es war ein Exemplar hervorragender Handwerkskunst, ein schwerer Kavalleriesäbel mit gerader Klinge, hergestellt in Klingenthal wie die meisten Säbel der französischen Kavallerie, aber dieses Stück war für Leroux vom besten Handwerker von Klingenthal angefertigt worden. Der Säbel war länger als die meisten, auch schwerer, denn Leroux war ein großer, starker Mann. Die Klinge glänzte stählern im gedämpften grünlichen Licht des Waldes, und Griff und Stichblatt waren aus demselben Stahl. Der Griff war mit Silberdraht umwickelt, die einzige Verzierung, doch trotz der Schlichtheit war es eine schöne, ausgezeichnet ausbalancierte Waffe.
Leroux richtete sich auf und wirkte zufrieden. »Jemand hinter uns, Delmas?«
Der Dragoner-Capitaine wandte sich um. Nichts störte den Frieden der Buchen und Eichen. »Nein, Colonel!«
»Halten Sie weiterhin Ausschau. Die Verfolger sind nicht weit hinter uns.«
Leroux schätzte, dass er zehn Minuten Zeit hatte, was mehr als genug war. Er lächelte, schätzte die Distanz zu Delmas, der ihm den Rücken zuwandte, und machte einen Ausfall.
Dieser Mord sollte schnell, schmerzlos und mit einem Minimum an Blutvergießen geschehen. Leroux wollte nicht, dass Delmas aufschrie und irgendjemanden aufmerksam machte, der vielleicht tiefer im Wald war. Die Klinge, so scharf wie am ersten Tag, durchbohrte Delmas' Nacken. Leroux hatte mit gewaltiger Kraft zugestoßen. Delmas stieß ein leises Seufzen aus, brach zusammen und stürzte vornüber.
Stille.
Leroux rechnete mit seiner Gefangennahme, und er wusste nur zu gut, dass die Briten Colonel Leroux nicht gegen einen britischen Colonel austauschen würden, der von den Franzosen gefangen genommen worden war. Leroux wurde gesucht, und dafür hatte er selbst gesorgt. Er machte sich die Furcht der Leute zunutze, verbreitete Schrecken in seinem Namen, und all seine Opfer zeichnete er nach ihrem Tod mit seinem Namen. Er ließ ein Stück Haut unberührt, und darauf ritzte er zwei Worte ein: Leroux fecit. Wie ein Bildhauer sich eines feinen Werkes rühmt, hinterließ er sein Zeichen: »Das tat Leroux.« Wenn Leroux in Gefangenschaft geriet, konnte er keine Gnade erwarten. Die Briten würden sich jedoch einen Dreck um einen Capitaine Paul Delmas scheren.
Er tauschte, schnell und geschickt wie immer, die Uniform mit der des Toten, und dann schob er seine Uniform und Delmas' Leiche in das Versteck. Er bedeckte sie rasch mit Blättern und Dornengestrüpp und überließ die Leiche den Aasfressern.
Dann trieb er Delmas' Pferd tiefer in den Wald hinein, setzte Delmas' hohen Messinghelm auf, schwang sich auf sein eigenes Pferd und ritt nordwärts zum Fluss hin, wo er mit seiner Gefangennahme rechnete. Er pfiff dabei vor sich hin und versuchte nicht, seine Anwesenheit zu verbergen. An seiner Seite hing der perfekte Säbel, und in seinem Kopf war das Geheimnis, das den Briten einen entscheidenden Schlag versetzen würde. Niemand konnte Leroux besiegen.
Zwanzig Minuten später wurde Colonel Leroux gefangen genommen. Britische Grünröcke, Riflemen, tauchten plötzlich aus der Deckung im Wald auf und umzingelten ihn. Einen Augenblick lang glaubte Leroux, einen schrecklichen Fehler begangen zu haben. Die Briten wurden, wie er wusste, von Offizieren und Gentlemen befehligt, die Ehre ernst nahmen, aber der Offizier, der ihn gefangen nahm, wirkte so hart und unbarmherzig wie er selbst. Der Offizier war groß, sonnengebräunt, und schwarzes...
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